Die Faröer Inseln sind ja schon quasi per definitionem – Vorsicht, ich benutze
das böse Wort - unglaublich
true. Nicht nur Heimat von Bands wie TYR sondern in alten Zeiten noch jene von (echten) Wikingern – und dazu auch landschaftlich wie kulturell ein sehr eigenes Fleckchen Erde. Scheinbar auch eines, welches sehr eigene Musik verlangt.
HAMFERD (oder auch: HAMFERÐ), eine 2008 auf eben diesen Inseln gegründete Truppe, versucht die düstere Atmosphäre ihrer Heimat mit tiefgehenden, in der Heimatsprache der Insel geschriebenen Texten im Gewand von Doom Metal rüber zu bringen und haben in der Vergangenheit auch einige Erfolge mit eben diesem künstlerischen Ansatz zu verbuchen: Die Band hat mittlerweile reichlich Tour- und Live-Erfahrung, wurde zum Gewinner des Wacken Metal Battle 2012 gekürt und spielte Anfang diesen Jahres ein bemerkenswertes Konzert, indem sie in der älteste Kirche der färöischen Haupstadt Tórshavn als Konzerthalle wählten. Wer sich das Spektakel anschauen will, der kann das übrigens auf
dem YouTube Kanal der Band tun.
Aber zum Thema: „Evst" ist das Debut der Truppe und vor allem eines: Ziemlich schlecht in Worte zu fassen. Und nein, es liegt nicht an den Texten in der mir unverständlichen, vielleicht aber auch gerade daher umso mystischer wirkenden Heimatsprache der Band – es liegt im musikalisch-textlichen Gesamtkonzept. In 6 langen Songs wird eine Geschichte erzählt die mit viel künstlerischer Hingabe musikalisch untermalt wird – es anders rum zu formulieren würde der Atmosphäre nicht gerecht.
Im Opener „Evst" wird mit schepperndem, düsteren Doom-Metal mit Einflüssen aus den Bereichen des Death und Black (letzteres insbesondere beim Chorus-Riffing) die Geschichte eingeleitet: In den Bergen bricht ein Sturm über einen Sohn und seinen Vater los, worauf ersterer verschwindet. Im Verlauf des Albums tauchen Geister auf um mit ihm seinen Sohn zu suchen...
Diese Geschichte wird in den kommenden Songs untermalt: Bei „Deyðir varðar" schraubt sich das musikalische mehr ins depressive, insbesondere im Zusammenspiel von Stimme und melodischem Gitarrenriff und die hier eingestreuten Growls verursachen Gänsehaut. „Við teimum kvirru gráu", ein Titel der besonders die traumhaft klare Stimme von Frontmann Jón Alderá in Kontrast zu seinen so klagend klingenden, mit passenden Riffs hinterlegten sonstigen Gesangsparts bringt, führt dies fort, streut akustische Elemente ein und wird vom akustischen, ruhigen „At jarða tey elskaðu" abgelöst der eben diese klare, traurige Stimme mit einigen wenigen Gitarrenakkorden begleitet.
„Sinnisloysi" wird mit bösen Growls und einem ebenso bösen Kontrast zum Vorgänger eingeleitet und kriegt im Verlauf des Titels Unterstützung von der färöischen Sängerin Eivør Pálsdottir und zeichnet ein unglaublich kraftvolles, musikalisches Bild – und auch ein sehr reales Bild, welches ich an dieser Stelle einfach
verlinken muss um die Wirkung ansatzweise rüber zu bringen. Das Outro „Ytst" beendet die Scheibe in einem 10-Minuten langen Suizid in der Story – und klingt auch so.
Als Fazit: „Evst" ist ein wirklich extrem spannendes und atmosphärisches Album. Man merkt die Überlegung und Hingabe der Band (die übrigens einen großen Plattenvertrag ausschlug) – und daher auch meine expliziten Empfehlung, sich über Story und Zusatzinfos der Truppe schlau zu machen, beispielsweise mit den Konzept-Zeichnungen über die einzelnen Titel des Albums auf ihrer Facebook-Seite. Wer das tut – und sich auf wirklich ganz böse-düsteren Faröer-Doom einlassen mag – wird mit HAMFERÐs „Evst" ein besonderes, den Zuhörer wirklich einnehmendes Album erleben können.
Release: 15.11.2013
Evst
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
6
Länge:
45:14 ()
Label:
Vertrieb:
Konzert:
Parkway Drive, We Came As Romans, Memphis May Fire, Like Moths To Flames - Würzburg, Posthalle
Konzert vom
Wenn am Würzburger Hauptbahnhof die Post abgeht, dann ist nicht etwa eine Schlägerei im McDonald’s – der lokalen Flirtbörse – ausgebrochen. Auch unter den Dutzenden Taxifahrern herrscht friedliche Stimmung. Die Post geht stattdessen immer wieder in der gerade mal 50 Meter entfernten Posthalle ab, so auch am 07.11. bei PARKWAY DRIVE, die im Rahmen ihrer Vans Off The Wall-Tour den fränkischen Betonklotz heimsuchten. Mit dabei waren außerdem WE CAME AS ROMANS, MEMPHIS MAY FIRE und LIKE MOTHS TO FLAMES als Opener.
Obwohl an Donnerstagen die Konzerte öfter eher mäßig besucht sind, war die Posthalle schon ordentlich gefüllt, als LIKE MOTHS TO FLAMES um 19 Uhr die vollgestellte Bühne betraten. Viel Platz blieb den Jungs aus Columbus, Ohio, also nicht, um die abwartenden Fans zu überzeugen. LIKE MOTHS TO FLAMES mühten sich redlich und ernteten dafür höflichen Applaus. Von Circle Pits oder Crowdsurfern war am frühen Abend aber noch nichts zu sehen.
MEMPHIS MAY FIRE kämpften mit den gleichen Platzproblemen, denn aufgrund des zusätzlichen Lichts für PARKWAY DRIVE musste auch ihr Drumkit mitten auf der Bühne stehen. Die Texaner taten dennoch alles, um für Action zu sorgen und die Fans zu animieren – mit Erfolg: Die Stimmung wurde besser, gleichzeitig wurde die Halle auch immer voller. Gut, dass mittlerweile die Heizungen an der Decke des Betonbunkers ausgeschaltet wurden, denn die Meute vor der Bühne war mittlerweile auf Betriebstemperatur.
Dass sich bei WE CAME AS ROMANS auffallend viele weibliche Fans in den ersten Reihen drängelten, war abzusehen. Die beiden Sänger Kyle und David suchten denn auch ständig den Kontakt zum Publikum, waren meist am vordersten Bühnenrand aktiv oder stiegen auf die Absperrung, um der Menge noch näher zu sein. Die sang textsicher mit und eröffnete den ersten größeren Circle Pit des Abends. Das Bett war also gemacht für PARKWAY DRIVE.
Waren Licht und Sound bei den Vorbands irgendwo zwischen Naja und Okay angesiedelt, trumpften hier PARKWAY DRIVE als Headliner groß auf. Die Lightshow von Martin Kames war mehr als eindrucksvoll, das Licht passte gut zu den Songs, variierte häufig und wurde durch Konfettiregen ansehnlich ergänzt. Auch der Sound war beeindruckend, sehr fett und gleichzeitig transparent. Die Australier nutzten den frei geräumten Platz auf der Bühne für viel Bewegung, vor allem Sänger Winston und Basser Jia waren pausenlos unterwegs. Im Publikum war ab dem ersten Songs jede Menge los, neben einem riesigen Circle Pit, der fast pausenlos in Heavy Rotation lief, purzelten die Crowdsurfer beinahe im Sekundentakt in die Arme der Security, die alle Fans sicher auffing. Man merkt: Es war ein perfekter Abend, bei dem wirklich alles stimmte. Band, Stimmung, Sound und Licht, Fans und Security – so muss das sein!
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