Earache scheint sich mehr und mehr darauf zu verstehen, bis dato unbekanntere Bands mit größtem Potential zu finden. Nach den Finnen FARMAKON sind FRANTIC BLEEP die nächste überraschend gute Band aus dem hohen Norden. Die drei Norweger zaubern hier mit einer Selbstverständlichkeit ein Debut aus dem Hut, das auch verwöhnte Ohren aus den Latschen hauen wird. "The Sense Apparatus" sollte mit allen Sinnen und vor allem einem wachem Geist gehört werden. Ob man jede Note analysieren will oder sich einfangen lässt von einer skurillen Mischung aus organischen Harmonien und steril kalten Sounds muss jeder für sich entscheiden. Die Musik von FRANTIC BLEEP erträgt sicherlich beides. Und sie reicht von cineastischem Instrumental in ULVER Manier ("Mausolos") über fast schwermetallisches ("Mandaughter") oder schräge und harte Klänge ("Curtainraiser") bis zu eher progressiv metallischen Tracks ("Sins Of Omission"). OPETH bis GREEN CARNATION als Vergleiche zu bemühen ist müßig wenn auch teilweise angebracht aber tut beiden Seiten unrecht. FRANTIC BLEEP weben aus feinen Fäden ein ungeheuer dichtes Netz dass den Hörer fast zu ersticken scheint. Vor der Kulmination dessen entlassen sie den Hörer aber statt den finalen Stoß zu versetzen in oft fast beängstigende Leere, Samplelandschaften, schockierend dünne Melodien und entfremdete Vocals. Bei diesen songwriterischen Geniestreichen versteht sich ein hohes technisches Niveau von selbst. Hervorzuheben bleibt der klare Gesang, der ohne starke Akzente zu setzen sich wunderbar in das Auftreten der Band integriert. FRANTIC BLEEP verstehen es vorzüglich zu fordern ohne zu überfordern und bringen progressiv avantgardistisches in einem für ein Debut unglaublich hochwertigen Format an den Mann und die Frau die nicht genug von leicht melancholischer Musik dieser Art bekommen können. Denn die Luft in dieser Regionen der Musik ist dünn und Bands dieses Kalibers selten.
Dass Polen Heimat vieler erstklassiger Death Metal-Combos ist, ist nun keine wirkliche Neuigkeit, auch wenn viele dieser Bands nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. LOST SOUL sind ein schönes Beispiel - ihr letztes Album "Übermensch" ging im allgemeinen Veröffentlichungswahn schlicht unter. Hoffen wir, dass es den Polen mit "Chaostream" besser ergeht und sie in einem Atemzug mit VADER oder BEHEMOTH genannt werden. Verdient hätten sie es, denn "Chaostream" bietet technisch hochklassigen Death Metal ganz im Stile von MORDBID ANGEL und VADER. Da werden Frickel-Riffs in Massen auf den Hörer losgelassen und in einer wahnwitzigen Geschwindigkeit brutale Metalsongs runtergerotzt, dass einem Angst und Bange wird. Unwillkürlich fragt man sich, ob polnische Drummer ein Extra-Gen für Highspeed-Drumming in Perfektion haben (ähnlich wie afrikanische Langstreckenläufer auch irgendein besonderes Gen haben müssen…), so gnadenlos und trotzdem genau Drummer Adam sein Kit verdrischt. Wer war noch mal Doc? Die Ähnlichkeit oder besser gesagt Beeinflussung durch MORBID ANGEL tritt an vielen Stellen deutlich zu Tage. "Christian Meat" erinnert am Anfang an selige "Where The Slime Lives"-Zeiten und Sänger Jacek generell sehr an die "Domination". Als man noch nicht wusste, dass David Vincent politisch bescheuerte Meinungen vertritt. Das einzige Manko ist die Eintönigkeit, die auch durch das schleppende "Christian Meat" (das in Sachen Wucht mit AMON AMARTH konkurrieren kann) nicht genügend aufgelockert wird. Hauptgrund sind die recht eintönige Stimme Jaceks (ein Schicksal, dass VADER und BEHEMOTH in meinen Ohren auch haben) und die Ermüdung nach fast konstantem Highspeed-Geprügel , mag es auch technisch noch so faszinierend sein. Wer aber YATTERING, VADER oder eben MORBID ANGEL permanent hört, sollte sich "Chaostream" zulegen und so einem weiterem polnischen Metal-Export die ihm gebührende Aufmerksamkeit zukommen lassen.
Junkfood ist ungesund, was ja allgemein bekannt sein dürfte. Dass die umstrittene Nahrung nun auch den Weg in unsere Ohren findet, dürfte manchen Ernährungsexperten in den Wahnsinn treiben. Zumindest ist "Junkrock" keine akustische Kalorienbombe geworden, sondern eher eine gemäßigte Diätmahlzeit. Genau: Diät für die Ohren! Der leicht punkige Rock’n’Roll des Trios haut leider nicht in die Kerbe solcher Größen wie GLUECIFER, den BACKYARD BABIES oder den HELLACOPTERS. Weniger aggressiv, dafür stärker orientiert an den Klassikern, wird hier gerockt. Schaut man sich auf der Homepage der Band um, entdeckt man so illustre Einflussgeber wie Brian Setzer, Angus Young oder Jimi Hendrix. Nicht, dass diese Herren keine brillanten Musiker seien, aber JUNKFOOD kommen nicht darüber hinaus, alte Pfade neu auszulatschen. Neue Akzente zu setzen und den überragenden Vorlagen ihren eigenen Stempel aufzudrücken, schaffen sie dabei jedoch nicht. Zu altbacken und wenig dynamisch klingt "Junkrock" und nahezu jeden Part auf dem Album hat man schon in besserer Form gehört. Zudem nerven die Jungs oft mit banalen 08/15 - Refrains ("Ain’t You Got The Balls" oder "Losin’ Grip" - gähn!). Nach Ablauf des letzten Stückes "The Song" dauert es satte zehn Minuten, bis ein - nein, wie geil! - "Hidden Track" das Licht der Stereoanlage erblickt, der dann auch noch außer recht belanglosem, wenn auch heiterem, Gitarrengequietsche nicht viel zu bieten hat. Für Alt - Rock’n’Roller, die vielleicht auch den Anfängen des Punk etwas abgewinnen können, ist "Junkrock" eventuell keine so üble Sache, für alle Anderen aber gilt: langweilig!
Das Sänger und Produzent Yogi Lang sich in den letzen Jahren mit östlichen Lehren beschäftigt hat spiegelt sich auch im neusten Werk der Freisinger Pink Floyd-Jünger RPWL wieder. "World Through My Eyes” kommt nicht nur in einer äußerst farbenfrohen Gestaltung daher - die Einbindung indisch anmutender Klänge und Soundcollagen war zwar schon im letzten Album "Trying To Kiss The Sun" zum Teil vorhanden, wurde aber auf dem neuen Longplayer erweitert und fließend in den Gesamtsound integriert. Der zwischen jenen fernöstlich sphärischen Parts und rockenden Passagen wechselnde Opener "Sleep" ist dafür ein ausgezeichnetes Beispiel. Oder auch das beste Stück des Albums, dass über 10-minütige Titelstück "World Through My Eyes”. Der Song kommt mit einem Wahnsinnsstart aus Sitar, Gesang, Samples und Schlagzeug daher (dreht da bloß die Anlage auf) um dann in ein atmosphärisch dichtes und melancholisches Gesamtkunstwerk hinübergeführt zu werden - kann man getrost als ganz großes Kino betrachten. Dagegen fallen die anderen Tracks der zweiten Hälfte der Scheibe leicht ab - kommen nicht ganz so auf den Punkt. Echt stark der Start des Albums: neben dem bereits genannten Opener "Sleep", dem nachfolgenden "Start The Fire" (typischer RPWL-Song mit starkem Oldie-Einschlag) und der (fast zu) relaxten Ballade "Everything Was Not Enough" ist mit "Roses" noch ein richtig kleiner Hit mit am Start. Der Song klingt stark nach den späten Genesis, was kein Wunder ist, wurde er doch von Ex-Genesis Sänger Ray Wilson, welcher dem Song deutlich seine Note aufdrückt eingesungen. Ansonsten gibt es durchweg gewohnt qualitativ hochwertiges aus dem Hause RPWL. Das sie Songs schreiben können (vor allem von Pink Floyd inspiriert) und ihre Instrumente exzellent beherrschen sollte ja mittlerweile bekannt sein. Und das gilt auch für die beiden Neuen an Bord. Denn neben den Urgesteinen Yogi Lang (Keyboard, Gesang) und Karlheinz Wallner (Gitarrist) sind auf "World Through My Eyes” auch Stephan Ebner (Bass) und Manfred Müller (Schlagzeug) erstmals mit dabei. RPWL haben auf "World Through My Eyes” aber darüber hinaus ihr Spektrum erweitert und ihre Stärken weiter ausgebaut. Ihre Songs wirken noch durchdachter, sind ausgezeichnet arrangiert und stimmig bis hin zur ausgezeichnet klaren aber nicht sterilen Produktion (was das Klangerlebnis dann so richtig vollkommen macht). Es wird weiter experimentiert und von Psychedelic über Prog- und Artrock bis härtere Rockparts munter gemischt ("Sea-Nature" lotet da gekonnt die Genres aus). Wer sich was Gutes tun möchte - und zu Hause auch über das entsprechende Equipment verfügt (was bei reinrassigen Prog- Fetischisten ja desöfteren der Fall sein soll) legt sich Selbstverständlicherweise die Special Edition Hybrid-SACD im 5.1 Mix zu (bei "normalen" CD-Playern kommt das Teil in Stereo).
Es wird sie nur auf den NAPALM DEATH-Konzerten am 22. und 25. Januar zu kaufen geben, denn es soll schnell gehen und möglichst wenig Geld an dritte wie den Zwischenhandel oder ähnliches verschwendet werden: NAPALM DEATH, THE HAUNTED und HEAVEN SHALL BURN haben sich zusammen getan und genau 1000 Singles pressen lassen, deren Erlös den Opfern der Flutkatastrophe zu Gute kommen soll. Um die ersten zehn signierten Exemplare wird es ein Wettbieten auf Ebay geben, auf der Homepage von Century Media werden während der Auktionen die Links dazu bereitgehalten.
Von NAPALM DEATH kommt "The Great And The Good" mit Jello Biafra als Gast-Sänger, THE HAUNTED legen "Smut King" dazu (von der Digipak-Version von "rEVOLVEr") und HEAVEN SHALL BURN spenieren das DIE SKEPTIKER-Cover "Strassenkampf". Liner-Notes stehen von allen beteiligten Bands und Jello Biafra drunter.
VELVET REVOLVER gibt mächtig Gas. Gemäss Slash wird die Band nach der aktuellen Tournee gleich mit dem nächsten Album beginnen. "Wir haben Bänder und noch Bänder von Zeugs, das wir beim Soundcheck geschrieben haben. Es sollte mehr als genug Material für ein Album sein. Und dann gibt es noch all die Sachen, die wir vor der ersten CD geschrieben und nie benutzt haben".
Laut Sänger Maurizio Iacono wird die neue Scheibe "In the Arms of Devastation" eventuell erst 2006 erscheinen. Bislang war der 17. Oktober 2005 als Veröffentlichungstermin gesetzt. "Bevor wir keine Gänsehaut beim Hören des neuen Materials kriegen, wird es nicht herauskommen", so die Begründung von Iacono.
Die Extremtruppe um Metal-Maniac Devin Townsend hat den Song "Shitstorm" vom kommenden Album "Alien" online gestellt. Die "Ausserirdischen" wollen am 22. März zur Landung ansetzen. Als Special planen die Jungs zudem ab dem 8. Februar einmal wöchentlich ein Making-Of zum neuen Album im Internet zu veröffentlichen.