Eigentlich liegt es ja recht Nahe was eine Band zu tun hat, die seit unzähligen Jahren durch die Szene geistert. Nach fast 20 Jahren erwartet wohl keiner mehr den harschen Sound eines "Firewalker" und so gehen GIRLS UNDER GLASS ähnlich entspannt an die Sache wie beim letzten Album "Minddiver". Doch "Zyklus" ist mehr als der Vorgänger plus einige Jahre Reife. Die Gitarren bringen eine manchmal fast klassische Gothrock Atmosphäre ("Touch Me") in die Musik der Hamburger, der Einsatz von Elektronik verzichtet auf die großen, harten Hämmer. Und so treffen sich hier die Songstrukturen, die man auch als rührselig angestaubt bezeichnen könnte, mit einem State Of The Art Ambiente und Sound sowie gefühlvollen Einsatz von Keyboard und Samples. Nicht umsonst hatte man sich für die Maxi "Ohne Dich" Schützenhilfe vom Mithanseaten Peter Spilles (PROJECT PITCHFORK) geholt. Ebendiese und GIRLS UNDER GLASS sind stilistisch oft gar nicht so weit entfernt und man unterscheidet sich manchmal primär im Härtegrade. "Whatever Makes You Happy" als locker rockender Track mit leicht melancholischer Schlagseite und dominanten Gitarren im Chorus lässt auch diesen Ohrwurm in Erinnerung bleiben. GIRLS UNDER GLASS bewegen sich sehr sicher in all den verschiedenen Stilrichtungen und so wirken Balladen wie "Under My Skin” genauso glaubwürdig wie die Tatsache, dass man deutsch wie englisch singt. "Feuerengel" erinnert phasenweise fast fatal an REFLEKTOR:FALKE und damit an die düsteren Ausflüge einer anderen deutschen Band, der Opener "In Die Einsamkeit" wird der Szene gefallen, stellt aber musikalisch keinen Höhepunkt des Albums dar. Augenscheinlich wurde lange an den Songs gearbeitet, Ausrutscher gibt es keine. Latente Härte verbindet sich auf "Zyklus" mit gelungen elektronischer Umsetzung ohne auch nur einmal in simple Electrobeat Gefilde driften zu müssen. "Zyklus" ist eine eindeutig runde Sache geworden.
Immer dieses Bewerfen mit Bandnamen, in denen Mitglieder der aktuellen Combo schon gelärmt haben. DEADSOIL scheinen gar niemanden lange in ihren Reihen halten zu können - oder wie soll man verstehen, dass scheinbar in jeder zweiten deutschen Metalcoreband ex-Deadsoil auftaucht? SINCE THE DAY können sich diesem "Trend" nicht entziehen, jedenfalls behauptet das Info, dass einer der Mucker in den illustren Kreis der toten Erde gehört. Egal. Trendverweigernd (und schreibunfreundlich) sind sie beim Plattentitel in feinem spanisch; bei den Texten geht es aber in Englisch weiter. SINCE THE DAY machen Metalcore. Das würde eigentlich schon reichen, um das Review zu beenden. Vor zwei Jahren hätte ich gesagt, dass es melodischer Death Metal ist, aber heutzutage heißt das eben Metalcore. Dann passen auch die ruhigen Passagen besser ins Bild. Parts wie am Ende von "Lunar Eclipse" sind für mich aber auch weiterhin reiner Black/ Death Marke No Fashion. SINCE THE DAY machen ihre Sache dabei ziemlich gut und haben eine sehr abwechslungsreiche Metal(core)-Platte zurecht gezimmert, die Fans von HEAVEN SHALL BURN und UNEARTH sicher nicht enttäuschen wird. Die Platte ist gespickt mit exzellenten, weil schön melodischen, Riffs und einem wirklich guten Sänger, der im Wechsel von Shouts und cleanem Gesang voll zu überzeugen weiß. Ein schönes Beispiel für die gelungene Gitarrenarbeit ist "Powder Keg", wo die Saiten im Mid-Tempo ordentlich Brutalität verbreiten, aber trotzdem schön melodisch bleiben - und bei SLAYER klauen wie blöd. Da die neun Songs eine Menge Abwechslung bieten und die Produktion (aus dem Kohlekeller Studio) voll in Ordnung geht, kann man sich als Fan melodischen Metalcores die Scheibe ohne Bedenken zulegen. Und selbst für Anhänger des alten Schwedensounds könnte "El Mensajero No Es Importante" was sein.
ISLE OF MAN sind eine dieser Bands, deren Sound man nicht wirklich einordnen kann, was Reviews ein wenig schwierig und ein Stück weit unzuverlässig machen. "Breathe Plastic" heißt das erste Tonwerk der Holländer und kommt mit einem Videoclip zu "Pigroast" daher, darf sich dann auch Enhanced-EP nennen. Wollte bei mir nicht laufen, aber mein PC-Fu ist auch echt niedrig, bei einem normalen PC-User sollte das Teil ohne Probleme abgespielt werden. Aber die CD lief einwandfrei in meiner Anlage, so kann ich wenigstens was zu den Audio-Eindrücken schreiben. ISLE OF MAN sind irgendwo in der Schnittmenge von Death Metal, vertracktem Kram wie THE DILLINGER ESCAPE PLAN und Hardcore unterwegs, was in einer mal abgedrehten ("Daddy, I Wanna Be A Rockstar") und mal super-eingängigen Parts mündet. Die Holländer verstehen es genauso gnadenlos zu ballern und dabei "Scum" zu zitieren ("24 Hour Armed Response"), können aber auch anspruchsvolle Technik-Freaks zufrieden stellen. Sänger Daan muss auf der Bühne ein echter Derwisch sein, wenn er auch nur einen kleinen Teil seiner Studio-Performance auf die Bühne transportieren kann. Der klingt echt krank, wie eine Mischung abgestochener Sau (Screamo) und angekekstem Death Metler. ISLE OF MAN verwursten auf "Breathe Plastic" eine Menge Ideen und Einflüsse zu einer mehr als viel versprechenden EP. Ich glaube zwar nicht, dass sie die erste europäische Band sind, die den Spuren MASTODONs oder CEPHALIC CARNAGEs folgt, aber sie sind auf jeden Fall ein ganz heißer Tip für Freunden solcher Töne.
Die Griechen machten mal Black Metal und zählten mit Rotting Christ zur Speerspitze der extremeren Musik. Was immer das bedeutet. Mit der Band von "damals" hat das jetzige Line-Up wenig zu tun. Erstens, weil nur noch ein Mitglied übrig geblieben ist und zweitens, weil ein dunkelbuntes Sammelsurium verschiedener Stilrichtungen den reineren Black Metal früherer Tage ersetzt hat. Mal erinnert die Band an eine pompösere Ausrichtung a la COF ohne das typisch-hohe Gekreische der Briten, dann schimmert eine Violine durch und lässt einem eine flotte "My Dying Bride"-Variante durch den Kopf schießen. Manches mutet folkig an, wieder anderes erinnert an Death Metal oder ganz schnöden Heavy Metal oder gibt Klaviersonaten-ähnliche Instrumentals - oder auch ein Film-Sound-Track mäßiges Stück ("Spirit Of The Tomb"). Dann zücken die Griechen Schwerter oder sinnieren geradezu gotisch durch die Gegend - und wenn sie nicht gestorben sind, suchen sie noch weitere Stilausrichtungen ... Sie doomen, sie folken, sie deathen, sie blacken…. Es gibt bei VARATHRON nichts, was es nicht gibt. Und immer folgen sie irgendeiner dunklen Macht, die der Hellas-Band befiehlt, sich zwischen alle Stühle zu setzen. VARATHRON sind sicherlich nicht schlecht und ein Eintopf aus Kraut und Rüben findet sicherlich auch seine Anhänger. Gourmets hingegen dürften etwas klarere Linien bevorzugen. Nicht übel, wie gesagt, aber reichlich unausgegoren.
Spät ist es raus, aber nicht zu spät: THE HAUNTED werden ab Ende Februar das schon bereits großartige Paket aus CRADLE OF FILTH und MOONSPELL verstärken - THE HAUNTED touren also endlich mal wieder mit ihrem ehemaligen Drummer Adrian Erlandsson von AT THE GATES selig - jedenfalls indirekt...
Die norwegischen Electro-Rocker ZEROMANCER haben sich selbständig gemacht und Pleasuredisc Records gegründet. Bisher ist außerdem LJUNGBLUT auf der Künstler-Liste, das Solo-Projekt von Bassist Kim Ljung. Das LJUNGBLUT-Debüt wird noch in diesem Februar erscheinen, ZEROMANCER schreiben gerade an neuen Songs für den Nachfolger von "ZZYXX".
Am kommenden Montag erscheint "Mission erfüllt", die neue Single von SUCH A SURGE. Das Video dazu ist schon fertig und kann auf der Homepage der Band unter "News" runtergeladen werden. Die Band über die Herangehensweise an dieses Video:
"Der Clip zeigt Such A Surge mal ganz anderes. Keine Bühne, keine Performance, keine Backstageszenen und erst recht keine Animationen, sondern eine Bar mit viel Rauch, Whiskey, Bier und einer bedrückenden Katerstimmung. Wir haben lange überlegt, wie ein Clip zu diesem Text aussehen könnte und uns war schnell klar, dass wir kein klassisches Anti-Kriegs Video mit Nachrichtenschnipseln von CNN oder weinenden Frauen, die in den Trümmern ihrer Häuser stehen, wollten. Wir wollten einen ganz anderen Blick auf das Thema werfen und Dinge zeigen, die der Text noch nicht sagt. Wir selbst spielen in diesem Clip nur Nebenrollen."