Konzert:
2. Sureshot-Woche: Illdisposed, My Darkest Hate, Ophis - Hamburg, Headbangers Ballroom
Konzert vom Den Auftakt zum flotten letzten Abend der interessanten und abwechslungsreichen "SSW" machen die Künstler der verzweifelten Langsamkeit aus Hamburg.
OPHIS heißt die junge Band aus der Hansestadt, die im eigenen Städtchen schon einen erstaunlich guten Ruf genießt. Und so gehen die Fans im bereits gut gefüllten Ballraum ertaunlich intensiv mit - was natürlich bei Deathhhh-Doooom anders aussieht als bei den folgenden beiden Acts - auch, wenn Torn-To-Pieces-Member Olli sicher mehr bewegt als die ultradoomen Kollegen. Alles in allem schmiedet die Band ein heißes Eisen, transportiert Frust und Melancholie mittels harter Klänge und erinnert nicht selten an eine frisch-fiese Version My Dying Brides. Nur die etwas schüchterne cleane Teile der Ansagen sind einfach noch nicht verzweifelt genug. Aber das müssen sie ja eigentlich auch nicht, angesichts der erfreulichen Qualität der Musik und der entgegenkommenden Reaktionen. (memme)
Setlist:
The Mirror Never Lies
Dead Inside
Funeral
Kennel Of Estrangement
Caressing The Dead
Convert To Nihilism
Pazuzu
Nachdem Tränen getrocknet waren und weder jemand zum Nihilismus übergetreten ist oder aber sich sogar zum Tode gestürzt hat, gab’s die pure Death-Dröhnung. Aus Süd kam die Wand des Sounds ruckezucke an die Elbe. Alte Scheiße, watt’n Brett. Was ich (ganz persönlich) auf Platte zwar gut aber nicht aufregend finde, das entfaltet auf der engen HB-Bühne ihren ganzen Charme. Den eines Panzers, der mit voller Wucht über eine Staukolonne teurer PKW brettert. Heidewitzka., Herr Kapitän! Selbst die mörderische Hitze hält die Jungens nicht von ihrem Siegeszug ab, auch wenn nicht nur Drummer Klaus Sperling nach dem Gig mal so richtig, also so richtig richtig, kaputt ist. Songs von ihren drei Scheiben (plus "Bow Before Me") warf die Besatzung des dunklen Hassmonsters in die Schlacht, immer und immer wieder erstatteten die süddeutschen Death-Metal-Soldaten Bericht vom Krieg. Kommandant Knittel zeigte dazu die Fratzen-of-Death, Soldat Sperling knüppelte von hinten mit aller Macht und Propaganda-Pfeiffer zerstörte mit tiefem Grunts das, was noch über blieb. Ganze Arbeit, mit MY DARKEST HATE gelingt es Death-Metal-Schlachten zu gewinnen. Jetzt aber geht es hoch zur Death-Metal-Dampframme aus Nord. (memme)
Setlist:
As Ye Have Sewn
No Wonder
I´m At War
God Am I
Blood Pounding Black
Tank
Voyeur
Eye For An Eye
Now And Forever
Bow Before Me
Bleed For Me
Scars
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War
ILLDISPOSED lassen sich Zeit dabei, auf die Bühne zu gehen und starten mit einem ellenlangen Intro im Stil von LAIBACH oder TIAMAT, bringen sich in Stellung - und springen los. Nach wenigen Sekunden Bedenkzeit steht Sänger Bo Summer auf der Abgrenzung und gibt Gas. Natürlich fragt er: "Hamburg, seid ihr bereit?!" Beim DSF-Doppelpass müssten ILLDISPOSED dafür ins Phrasenschwein einzahlen, hier im Headbangers Ballroom ernteten sie ein müde-mildes Nicken. Und Bo bekommt den Bogen und entgegnet ein "Wir auch nicht." Ha! Augenzwinkernd straft die Band seine Worte lügen - ILLDISPOSED pumpen und pumpen, Bo gurgelt - und bewegt sich wie ein Gockel, seine nicht allzu kurzen Haare wippen hinter dem Takt hinterher wie ein Hahnenkamm. ILLDISPOSED sind voll wie die Amtmänner, Bo schafft es aber irgendwie immer noch, auf deutsch die Songs anzusagen und die Band vorzustellen - das gibt dicke Sympathiepunkte. Denn die "schwulen Nutten aus dem Norden" gehen mit dem Groove einer Dampfwalze direkt und umpf und stumpf auf den Solarplexus, so dass die Beine nachgeben und dass Haupthaar wackelt - so soll das sein. "Schwul" scheint überhaupt die liebste Selbstbeschimpfung bei Bo zu sein, mit demselben Attribut und einem unverständlichen, weil schwedischen, Redeschwall ehrt er AT THE GATES ("Near The Gates"). "Wake Up Dead" sei bei MEGADETH geklaut, ILLDISPOSED kokettieren mit ihren Vorbildern, aber sie machen keine Gefangenen, schon ist der nächste Song dran, mit "Richard Scarry" wird das vorherige Album "Kokainum" bejubelt. Mein persönliches Lieblingslied "Dark" hat auf Platte sicher die meisten und interessantesten Effekte, hier wird er genauso zerstückelt wie der Rest. Auch gut. Wer jetzt noch nicht schwitzt und sifft wird spätestens in diesem Moment vom schwitzenden Nachbarn in den Arm genommen und selig angelächelt. Laut Uhr haben ILLDISPOSED bis hier 40 Minuten gespielt, die gefühlte Uhrzeit aus Schweiß, Laktose im Muskel und Alk-Promille zeigt aber schon eine deutliche Stunde später, und Bo weht ein enthusiastisches, aber entkräftetes Lüftchen entgegen, als er zur Zugabe fordert, noch einmal so laut zu schreien, dass seine Mutter in Kopenhagen es auch hört. Würde sagen, die sympathischsten Proleten zwischen Kopenhagen und Kiel haben soeben Altona erfolgreich an Dänemark zurück erobert. Diese Band hat es verdient, dass der alte Paul Speckmann von MASTER auf der ganzen Tour als Merchandiser mitfährt... (laetti)
Setlist:
Psychic Cyclus
Still Sane
Submit
Near The Gates
Purity of Sadness
I Believe In Me
We Lie In The Snow
Reversed
Wake Up Dead
When You Scream
A Warm Welcome
Richard Scarry
Dark
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In Search Of Souls
Die Kingdom
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Interview
Vor fast genau 11 Monaten saßen wir beide auch schon einmal hier. An den meisten Abenden dieser elf Monate habt Ihr Konzerte gespielt und im Anschluss an diese Tour werdet Ihr direkt in den USA weitermachen. Macht es da noch Spaß, auf der Bühne zu stehen?
Aber klar! Gestern Abend haben wir in Berlin gespielt, und es war großartig.
Im Sommer habt Ihr ja auch auf diversen Open Air Festivals gespielt. Was gefällt Dir besser, Festival- oder Club-Gigs?
Ich mag beides, beides ist im Grunde gleich gut. Die Club-Gigs sind natürlich persönlicher und intensiver. Festivals sind auch intensiv, aufgrund der großen Menge an Menschen, denn da sind fünf bis zehn mal so viele, also kannst Du da auch Intensität erreichen. Festivals sind auf ihre eigene Art cool, denn normalerweise finden sie im Sommer statt, und es spielen noch jede Menge andere Bands, von denen man manchmal selbst Fan ist, und Du kannst sie treffen und mit ihnen abhängen und Dir ihre Konzerte ansehen. Zu einem Clubkonzert kommen die Leute nur um Dich zu sehen, dadurch ist es exklusiver. Das hält sich genau die Waage.
Im November warst Du ja auf einer Spoken Word-Tour. Woher kam die Idee dazu? Haben Dich Henry Rollins und Jello Biafra dazu inspiriert?
Ja, natürlich. Beide machen das schon seit über 20 Jahren, und niemand anders hat das je auf diese Art gemacht. Sicher, da gab es auch noch Markey Ramone, Jim Eppard, Jim Carrol, Lenny Kay... aber niemand hat es in der Art von diesen beiden gemacht. Sie haben immer sehr politische Spoken Words gemacht, und bei den anderen waren es nur einmalige Sachen. Die Idee dazu kam aber eigentlich durch die Radio-Show, die ich mache ("The Magical World Of Rock With Dank Jones" - Anm. d. Red.), und dadurch, dass ich mich immer wohler dabei fühlte, über irgendwelchen Kram zu reden, vor allem über Rock. Von da aus war es nur eine natürliche Entwicklung, dass ich Lust bekam, das auch live vor Publikum zu machen, und zu sehen, ob ich das überhaupt kann. Also habe ich es einfach getan, und es hat mir Spaß gemacht, so dass wir eine kleine Tour organisiert haben. Die Shows haben wir aufgenommen und dann die CD herausgebracht (trägt denselben Titel wie die Radio-Show - Anm. d. Red.), worauf wir eine weitere 2-wöchige Tour auf die Beine gestellt haben, in deren Rahmen ich u. a. auch in Hamburg war. Und ich hatte dabei jede Menge Spaß! Es geht nur darum, über Rock zu reden, es gibt dabei nichts Kopflastiges oder Intellektuelles - es ist einfach nur Rock. Und ich glaube, viele Leute - genauso wie ich selbst - hören sich gerne eine gute Road- oder Rock ´n Roll-Story an. Also musste ich das einfach machen, denn vielleicht gab es Leute, die sich das auch gerne anhören würden und es cool fänden.
Das war doch bestimmt ein seltsames Gefühl, auf einmal ganz ohne den Background Deiner Band alleine vor den Leute zu stehen...
Anfangs war ich schon etwas ängstlich, denn außer Dir ist da niemand, Du hast kein Instrument und es gibt auch keine laute PA, die Deine Fehler verdeckt. Da sind nur Du und das Mikrophon, und alle hören Dir zu. Aber trotzdem hat es auch unglaublich viel Spaß gemacht, es war echt gut.
Betrachten Deine Fans die Spoken Word-CD als "richtiges" DANKO JONES-Album?
Nein, ich denke nicht. Eigentlich ist es gar keine Platte, weil keine Musik drauf ist. Das ist einfach nur eine interessante Sache, die auch ein anderes Licht auf die Band wirft, etwas, das die Leute vorher nicht kannten. Aber ich glaube nicht, dass die CD als ein volles DANKO-JONES-Album angesehen wird. Unsere nächste richtige Platte wird im Oktober erscheinen. Genau genommen haben wir die Aufnahmen unterbrochen, um diese Tour zu spielen. Wir waren zehn Tage im Studio und haben zehn Songs aufgenommen, und am nächsten Tag sind wir aufgebrochen. Wenn wir nächsten Sonntag nach hause kommen, werden wir direkt ins Studio gehen, um die Arbeit am Album wieder aufzunehmen. Ende Mai sollte dann alles fertig sein, und ab der ersten Oktoberwoche wird das Album erhältlich sein. Und DAS ist das ein DANKO JONES-Album. Viele sage, dass es auch Zeit wird, denn wenn es herauskommt, werden zwei Jahre seit dem letzten Studio-Album vergangen sein. Diese Spoken Word-Sache war etwas, das ich gemacht habe, als die Band eine Woche frei hatte, aber das ist nichts, was man allzu ernst nehmen sollte, ich habe das einfach nur aus Spaß gemacht. Aber das "richtige" neue Album kommt im Oktober raus.
Ist DANKO JONES nicht eigentlich eine Ein-Mann-Band? Die Band ist nach Dir benannt, und auf der Bühne stehst Du eindeutig im Mittelpunkt und Damon und John scheinen nicht viel mehr als Background zu sein...
Das ist falsch. Das ist eine richtige Band, wir drei sind eine Band. Die Band trägt lediglich meinen Namen, aber das ist auch schon alles. Dieser Eindruck entsteht vermutlich dadurch, dass ich als einziger hinter dem Mikrophon stehe und dadurch auch das Reden übernehme. Und anstatt irgendeinen Bandnamen zu nehmen, wie THE CUPS oder THE TABLES oder THE CHAIRS, haben wir die Band eben nach mir benannt. So sagen die Leute nicht: "Hey, dieser Typ von den CUPS redet zwischen den Stücken so laut.", sondern können einfacher und schneller fokussieren. Aber wenn wir auf der Bühne stehen, spielen wir alle und wir sind alle gleich wichtig.
Was hat sich während des letzten Jahres verändert? Hast Du irgendeine Art von Entwicklung bemerkt?
Klar, das ist ja nur natürlich. Jeder verändert sich während eines Jahres, egal was er tut. Was sich bei uns verändert hat, können andere Leute wahrscheinlich besser beurteilen, weil wir ja selbst in der Entwicklung drinstecken. Für uns ist es einfach cool, wieder auf Tour zu sein und die neue Platte fertig zu machen. Das ist zur Zeit der aufregende Teil unseres Lebens. Das letzte Jahr bestand eigentlich nur daraus, für die Platten zu touren.
Und verkauft Ihr jetzt mehr Platten...?
Ja, speziell seit wir diese Tour begonnen haben. Wir haben eben keine Million Dollar, um die Leute dazu zu bringen, uns kennen zu lernen. Alle Bands, die die meisten Menschen kennen, haben dafür schätzungsweise fünf Millionen Dollar investiert, für Werbung, Videos... Diesen Luxus haben wir nicht. Also müssen wir raus und auf Tour gehen. Mögen wir das? Ja, wir mögen es! Natürlich wäre es toll, wenn jeder unsere Platten kaufen würde, ohne dass wir irgendetwas dafür tun müssten. Das wäre wie bezahlter Urlaub. Wer zur Hölle würde das nicht so machen wollen? Ich meine, wie oft spielt Prince? Aber für uns ist es ein bisschen schwieriger, denn wir haben kein Geld für Marketing. Wir müssen rausgehen, denn natürlich verkaufen wir dadurch mehr Platten, als wenn wir zu Hause blieben, auch wenn wir dadurch nicht mehr Platten verkaufen als eine Band, die zwei Millionen Dollar für Werbung und TV-Kampagnen zur Verfügung hat. Für uns ist es eine Notwendigkeit, zu touren.
Auf Deiner Website kann man sich Deine Top 30-Alben des Jahres 2004 ansehen. Ich war etwas überrascht, da ich dort mehr Rock- und Punkrock-Scheiben erwartet hatte, wie die letzten Alben von SOCIAL DISTORTION, GLUECIFER, VELVET REVOLVER oder Lars Frederiksen. Stattdessen fällt auf, dass sich in der Liste extrem viele Metal-Bands befinden, wie EXODUS, DEATH ANGEL, MEGADETH, SLIPKNOT und sogar ICED EARTH...
Ich höre sehr viel Musik. Und nur, weil wir Rock ´n Roll spielen, heißt das nicht, dass ich diese Musik die ganze Zeit höre. Das würde mein Leben langweilig und mich zu einer langweiligen Person machen. Ich höre eine Menge Gitarrenrock, egal, ob es Heavy Metal oder Punkrock ist. Aber wir sind Musiker, also höre ich - und hören wir alle drei - so viele verschiedene Arten von Musik. Zwangsläufig sind wir auf einer Wellenlänge mit den Leuten, die zu unseren Konzerten kommen, und mit Sicherheit besitzen die Leute, die zu unseren Konzerte kommen, Platten, die wir auch hören würden. Das funktioniert also in beiden Richtungen. Aber die Hauptsache ist: Es gibt nur zwei Arten von Musik - gute und schlechte. Egal ob das jetzt GOOD CHARLOTTE ist oder EVANESCENCE - beide halte ich für schlecht - oder SLIPKNOT oder SLAYER. Es ist entweder gut oder schlecht. J. C. (John Calabrese, der Bassist - Anm. d. Red.) ist ein großer SOCIAL DISTORTION-Fan. Es ist nicht so, dass ich sie nicht mag, es ist einfach nur eine Band, die ich nie viel gehört habe. Ich hatte sogar mal Platten von ihnen, aber die habe ich verkauft. Ich kenne nicht mehr viel von SD. Früher schon, aber jetzt nicht mehr...
Was werdet Ihr nach der US-Tour im Mai machen? Urlaub? Entspannen...?
Wir sind noch nicht sicher. Jetzt erscheint erst mal "We Sweat Blood" in den USA, und im Mai folgt die Tour dazu. Danach könnte es noch eine weitere Tour geben, wer weiß das schon...? Bis jetzt ist noch alles offen. Wir werden aber im Sommer nicht wieder in Europa auf Festivals spielen. Bevor die neue Platte erscheint, werden wir sicherlich noch ein paar Konzerte spielen, aber es wird nicht mehr so intensiv sein wie in den letzten zweieinhalb Jahren. Wir werden warten, bis die neue Platte rauskommt. Wir haben zwei Jahre hintereinander bei "Rock am Ring" und "Rock im Park" gespielt, aber wir werden sicherlich nicht schon wieder dafür gebucht werden. Wir würden da gerne wieder spielen, aber auf die neue Platte zu warten, ist für alle am besten: Für das Publikum, die Festival-Organisatoren und auch für uns. Dieser Sommer wird also nur eine Art Warten sein. Die Priorität für die nächsten sechs Monate sind der US-Release und die US-Tour. Aber wenn die neue Platte dann draußen ist, müssen wir unbedingt wieder nach Europa zurückkommen, um mit der neuen Platte zu touren. Die neue Platte ist noch lange nicht fertig, aber sie klingt schon großartig. Wenn alles fertig ist, wird es wie die Ruhe vor dem Sturm sein. Wir werden ein Video für die erste Single drehen und alle Vorbereitung für den Release müssen getroffen werden, das wird alles eine Weile dauern. Das fordert einen nicht so sehr, wie auf Tour zu gehen, aber es ist trotzdem eine Menge Arbeit, da gibt es dann so viele Dinge, die getan werden müssen.. .
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