Interview DEATH BEFORE DISCO - irgendwie ein komischer Name für eine Band, finde ich. Warum habt gerade den gewählt? Hasst ihr alle Discos?
Es klang cool. Es ist kein stereotyper Name. Es sticht heraus. Das waren die Hauptgründe, warum wir den Namen genommen haben. Und außerdem hatten die Namen, die wir vorher hatten, einfach nur gesaugt und wir blieben bei dem hängen. Eigentlich mag auch jeder von uns hin und wieder mal eine Disco-Party.
Unser Drummer hat sogar mal in einer Disco-Coverband gespielt. Tja. Wir mussten es irgendwann zugeben *lacht*
Euer Debut "Party Bullet" ist endlich auch in Deutschland erhältlich, nachdem es in Belgien via Goodlife schon länger erhältlich war. Wie sind denn die Reaktionen aus dem Ausland bisher gewesen?
Bisher waren die Reaktionen sehr gut. Das Album war durch Goodlife erhältlich, das stimmt. Aber es hatte nie einen vernünftigen Vertrieb außerhalb der Benelux-Länder und somit woanders nur durch Underground-Kanäle zu bekommen.
Aber ja, bisher haben wir nur gute Reaktionen für die CD bekommen. Die Leute scheinen es zu mögen, da es so anders als der meiste Kram ist. Wir sind sehr glücklich, dass viele Leute es mögen, das wir uns anfangs nicht sicher waren, wie die Hörer auf unsere Musik reagieren würden. Es ist einfach keine leichte Musik, von daher sind die guten Reaktionen sehr cool.
Wie seit ihr mit Ed und Goodlife in Kontakt gekommen?
Ich arbeite für Goodlife, von daher kannte ich Ed schon eine Weile länger.
Wenn man an die Beneluxstaaten und gerade an Belgien denkt, fällt einem doch irgendwann heftiger Metalcore ein, wie ihn z.B. BORN FROM PAIN machen. Warum nicht auch ihr?
Weil wir darin scheisse sind. We’re not tough *lacht*. Eigentlich sind wir tough, aber nicht so tough, dass wir ein Beatdownriff nach dem nächsten spielen könnten. Ehrlich gesagt wäre ich auch ziemlich gelangweilt. Immer nur die gleiche Art von Riffs spielen. Und außerdem sind BORN FROM PAIN aus Holland *lacht*.
Wie ist es um die belgische Szene bestellt? Gibt es viel Kommunikation untereinander?
Die "größeren” Bands in der Szene kommen ziemlich gut miteinander aus. Wir spielen viele Shows miteinander, da ist es nur normal, dass man ins Gespräch kommt. Die belgische Szene ist momentan sehr cool.
So war zum Beispiel vor einigen Wochen die CD-Release-Show einer Band namens SEVERANCE, zu der 850 Leute gekommen sind. Da haben vier lokale Bands gespielt, alle aus verschiedenen Genres. Es ist wirklich verrückt, die ganzen Kids zu einer HC-Show kommen zu sehen. Und so scheint es überall hier zu sein. Die Leute unterstützen einfach die Bands, die ihnen gefallen und kümmern sich nicht, ob es Hardcore, Punkrock oder Metal ist. Wenn sie was damit anfangen können, untertützen sie die Band.
Und genau so sollte es sein.
Wie würdest du eure Musik beschreiben? Metalcore spielt ihr ja nicht, dass haben wir ja schon geklärt.
Ich denke, unsere Musik passt in die gleiche Schublade wie die DEFTONES, GLASSJAW, THRICE, THURSDAY oder EIGTHEEN VISIONS. Ich weiß nicht, was das genau ist und ich passe höllisch auf, nicht zu behaupten, dass wir so gut wie diese Bands sind, aber es gibt eine Idee, wie wir klingen…
Gibt es Bands die euch beim Songschreiben beeinflussen? Plant ihr eure komplexen Songs, in denen viele Style vermischt werden, oder "passieren" die einfach so?
Es passiert einfach. Wir setzen uns nie hin und sagen sowas wie "ok, lasst uns probieren, ob das und das passt”. Wir proben einfach und versuchen, Songs zu schreiben. Es sind viele Stile in der Musik enthalten, aber keiner kommt abrupt oder sehr verrückt. Es verschmilzt einfach. Und das ist das Wichtigste.
Was ist eine Party Bullet?
Eine Party Bullet kann vieles sein? Jeder Song auf dem Album ist eine Party Bullet. Jeder Song, der dich dazu bringt, dich zu bewegen, ist eine Party Bullet.
Party Bullet steht in Zusammenhang mit Death Before Disco - man muss nur die Verbindung finden *lacht*.
Danke, das bringt mich jetzt so richtig weiter… Ihr habt kürzlich eine Show für CONVERGE in Paris eröffnet. War das gleichzeitig auch euer erster Trip aus Belgien raus?
CONVERGE ist eine unglaubliche Band, daran gibt es keinen Zweifel. Sie sind ein großer Einfluss für uns. Aber leider sind sie nicht mehr länger. Es war unglaublich genial, diese Gelegenheit zu bekommen. Es war aber nicht unser erster Trp aus Belgien raus. Wir sind im letzten Sommer einen Teil der SHAI HULUD-Tour mitgefahren und einige Tage mit JAIRUS unterwegs gewesen. Wir haben schon in Deutschland, Frankreich, Holland und sogar Irland gespielt. Meistens natürlich kleine HC-Shows, aber wir sind glücklich, zu spielen wo immer wir können.
Kommt ihr denn wieder auf Tour?
Aber sicher! Touren ist eigentlich das, was wir am meisten mögen. Spielen, von einem Ort zum nächsten fahren, neue Leute kennenlernen und jede Nacht deine Musik spielen. Das ist großartig. Gerade gestern sind wir für die StrungOut-Tour bestätigt worden, die vom 18 bis 25 Mai geht. Es ist wirklich toll, diese Möglichkeit zu bekommen und wir sind den Leuten von StrungOut sehr dankbar, dass sie uns ausgesucht haben und mit auf Tour nehmen.
Dann habt ihr auch keinen 8-5-Job, oder?
Unser Drummer ist Produzent und kann sich seine Termine passend legen. Unser Basser arbeitet in einem Skateshop und kann da sicher auch eine Lösung finden. Unser Gitarrist ist arbeitslos, für den ist alles gut. Unser Sänger ist wirklich Jurist, aber er hat die Einstellung "wenn ich touren muss, kein Problem, lass es uns tun". Und ich bei Goodlife kann sicher eine Einigung mit Ed erzielen.
Was wäre denn dein persönliches Tourpackage?
Man, harte Frage. Wie viele Bands können denn spielen *lacht? Ich würde sagen STRUNG OUT, DEFTONES, GLASSJAW, CAVE IN, THRICE und wir. Und HEAD AUTOMATICA für die Afterparty.
Weißt du noch, warum ihr DEATH BEFORE DISCO gestartet habt?
Unsere vorherigen Bands haben sich in DEATH BEFORE DISCO verwandelt. Fred und ich sind die einzigen Originalmitglieder aus der Zei. Ace kam vor drei Jahren dazu, Ioan und Yannick letztes Jahr. Alle waren in Bands aktiv, Ace bei einer Punkband mit dem Namen BETTERFOOD und Yannick probte mit seiner Band neben uns. Sie hassen uns immer noch dafür, dass wir ihn geklaut haben. Ich scherze nicht. Die müssen ernsthaft darüber hinwegkommen.
Hast du selbst noch was anderes neben DEATH BEFORE DISCO?
Ich habe in einer Projektband gespielt. SLEDGEHAMMER, zusammen mit Dwid (INTEGRITY), Tim (CONGRESS) und den beiden LIAR-Leuten Matthias und Hans. Es war geraderaus. Wir haben ungefähr achtmal geprobt und eine 4-Song-EP aufgenommen. Und uns dann aufgelöst *lacht*.
Jetzt spiele ich Drums bei CROSSFIRE. Einfach Metalcore, nichts Besonderes. Aber ich wollte schon immer mal Drummer in einer Band sein. Es ist aber auch schon Monate her, dass wir geprobt haben, jeder hat so viel um die Ohren mit seinen anderen Band, dass keine Zeit bleibt.
Projekte neben DEATH BEFORE DISCO sind eben nicht so wichtig. Und die Band ist ein echter Zeitfresser.
Letzte Worte?
thanks a lot for your webspace to promote our little band...
Aber immer doch!
InterviewIhr habt für eure aktuelle CD "We Live In Paradise" endlich einen Plattendeal ergattern können - wie fühlt man sich dabei und wie kam es letztlich dazu?
Alev: Es fällt einem natürlich eine Last vom Herzen endlich mal eine CD im Laden, darauf haben wir ja schließlich hingearbeitet, und eine Aussicht auf Erfolg. Wir haben auf jeden Fall ein kleines Ziel schon mal erreicht. Allerdings kommen natürlich neue Aufgaben auf einen zu. Gerade die Aufgabenverteilung, wenn man alles aus der Hand gibt (vorher haben wir ja von Merchendising bis CD Verkauf, Booking alle selber gemacht), birgt neuen Kontrollstress. Läuft auch alles richtig? Macht jeder seinen Job? Was könnten wir noch tun?
Patrick: Zum Plattenvertrag sind wir durch unsere Promotionagentur Brainstorm, zu der wiederum durch unsere Managerin, gekommen. Eines Tages riefen die uns an und erzählten uns von einer neuen Plattenfirma, die auf Künstleraufbau und künstlerische Freiheit setzt und auch den Kopierschutz in unserem Zeitalter für Schwachsinn hält. Wir fanden dass interessant, setzten uns zusammen und wenige Wochen später stand der Deal.
Für die Aufnahmen habt ihr euch relativ unbekannte Leute ins Boot geholt, warum seid ihr dabei nicht in die Vollen eventuell mit einem bekannten Producer gegangen?
Patrick: Wir haben ja niemanden ins Boot geholt, sondern alles, wie auch schon bei "Broken" und "Breakable", selbst produziert. Ich habe ja ein Studio (Lungfull Studios) und hab mit Martin zusammen schon diverse Produktionen für Labels gemacht, unter anderem z.B. Monogamy von den EMILL BULLS, aber auch LACRIMAS PROFUNDERE, DARKSEED und andere. Und so konnten wir unseren Sound, was uns gerade fürs Debutalbum wichtig erschien, nach unseren Wünschen gestalten und uns von niemanden reinreden lassen, gerade wenn der Produzent selber Teil der Band ist, und die Kontrolle behalten. Wir hatten alle Freiheiten unseren Sound erst mal zu definieren, dank unserem Label die uns diese auch ließ. Es kann aber gut sein, dass wir bei den nächsten Alben auch einen anderen Produzenten zu Rate ziehen.
Alev: Ja und Rick Rubin hatte halt leider keine Zeit.
Auf der CD wurden auch einige ältere Sachen mitdraufgepackt, warum seid ihr denn so verfahren und nach welchen Kriterien habt ihr die Songs denn ausgewählt?
Martin: Da gab es eigentlich nie großartige Auswahlkriterien, wir waren uns irgendwie alle schon im Klaren, welche Songs aufs Album kommen. Da gab es wohl eine mentale Übereinstimmung, welche uns am besten gefallen, bzw. welche Songs wir fürs erste Album am repräsentativsten halten.
Habt ihr an den Arrangements bzw. an den Songs an sich noch mal was geändert?
Patrick: Nein absolut nichts!
Ihr hattet ja bisher schon zwei eigene selbst produzierte und wie ich finde sehr gute CD’s aufgenommen und jetzt der erste Profistudioaufenthalt - wie lange ward ihr damit beschäftigt und was sind die größten Unterschiede bzw. Erfahrungen aus diesem Aufnahmeprozess?
Patrick: Vielen Dank erst mal (wg. "Breakable" sowie "Broken"). Wir sind natürlich beim Debüt wesentlich penibler gewesen, allein für den richtigen Bassdrum Sound haben wir uns zwei Tage Zeit genommen. Ansonsten waren wir insgesamt 2-3 Monate, mit leider vielen Unterbrechungen, da wir viele Konzerttermine hatten.
Martin: Wir haben aber auch aus den letzten Produktionen gelernt. "Breakable" z.B. war zu clean, das haben wir ja mit "Broken" dann halbwegs wieder wett gemacht. Und das Debüt sollte dann am besten unseren Livesound wiedergeben: rough und ehrlich. Vor allem ein ehrlicher Sound war uns wichtig!
Ein Song ist auf türkisch eingesungen - wie hat sich denn dass ergeben? Mittlerweile gibt es sogar neben eurem deutschen einen rein türkischen Fanclub, dass kann sicher nicht jede Band von sich erzählen, was war hier der Auslöser, habt ihr eine besondere Affinität zur Türkei?
Alev: Wir wollten schon lange Zeit mal einen Song auf türkisch machen, weil uns allen der Sprachfluss, gerade zur Rockmusik, irgendwie zugsagte. Wir haben vor dem Debüt auch im Übungsraum schon ein, zwei Nummer auf türkisch probiert, aber erst bei "If We Ever” ist irgendwie der Funke übergesprungen.
Der türkische Fanclub hat sich nach unseren 5-tägigen Türkeipromoreise, bei der wir unter anderem in der größten Fernsehshow der Türkei zu Gast waren, ergeben. Eine weitere besondere Affinität besteht nicht, aber da ich halbe Türkin bin, und auch Saner Türke ist, war da einfach schon immer eine Verbindung. Die hat uns dann durch den türkischen Song auch in türkische Landen verschlagen.
Thema Songwriting - wie läuft dass denn bei Euch genau ab, gibt’s da feste "Regeln" bzw. Personen die sich darum kümmern?
Saner: Feste Regeln gibt es da nicht. Mal kommt einer mit einem komplett fertigen Song am Computer an, mal ist es nur ein Riff, das einer im Übungsraum vor sich herspielt - da wir die selbe musikalische Sprache sprechen entsteht dann gemeinsam immer ein ALEV Song. Jeder bringt sich mit ein.
Du hast ja quasi mit deinem Namen ALEV die Bandfirmierung "vorgegeben" wie sind denn deine Eltern darauf gekommen und hat er eine bestimmte Bedeutung?
Alev: Meine Mutter wusste schon immer dass ich so heißen soll, hat sie mir zumindestens erzählt… mein Namen bedeutet "Flamme". Meine Mutter hat auch gesagt dass sie genau deshalb diesen Namen gewählt hat, weil sie wusste wie ich mal werde… es sollt einfach Alev sein.
Konntet ihr euch sofort auf diesen Bandnamen einigen oder waren da auch noch andere kreative Vorschläge im Raum?
Martin: Ganz am Anfang lief einfach unser "Projekt” mit Alev, Patrick und mir unter dem Namen. Als wir dann die Band gegründet haben, ist es einfach dabei geblieben. Ein klein wenig Bequemlichkeit spielt natürlich auch eine Rolle. Wir haben uns schon auch mal andere Namen überlegt, aber wir fanden das erstens ALEV nicht gleich wie ein Vornamen anmutet, einfach und prägnant ist und vor allem auch durch die Bedeutung "FLAMME” gut passt.
Die meisten Texte schreibst ja vornehmlich du, um was geht es denn dabei und wovon läßt du dich eventuell inspirieren?
Alev: Einmal geht es natürlich um mein Seelenleben, aber auch sehr oft um die äußeren Umstände die auch mein Innenleben beeinflussen. Wie ich zu unsere Welt stehe, was alles so passiert, wovor ich Angst habe. Keine direkten politischen Stellungnahmen, dass fände ich zu vermessen, aber eben meine Gedanken zu Lage der Menschheit. Wer meine Texte liest kann sich eigentlich ein ziemlich genaues Bild von meiner Psyche meinen Gedanken machen.
Für viele Schreiber stellt dies ja auch so eine Art persönliche Therapie dar - ist dies bei dir eventuell genauso oder ist dies vielleicht ganz anders?
Alev: Absolute Therapie. Ich schreibe kein Tagebuch und so findet sich eigentlich alles in meinen Texten wieder. Mir fällt es auch schwer sie so nüchtern zu erklären und zu erläutern, weil sie teilweise sehr persönlich sind. Aber beim Singen ist es kein Problem. Ich hab da mal einen schönen Satz gelesen: "I can’t tell you, but I can play it to you”.
Wie seid ihr letztlich mit dem Resultat des Albums zufrieden, es klingt von den Gitarren her eine Spur rauer und aggressiver als die bisherigen Scheiben?
Martin: wie ich vorhin schon erwähnte, sollten das Album klingen wie wir es live tun. Und live sind wir ja eine Spur rauer und aggressiver. Zufrieden sind wir schon, CD ist rund und es klingt wies klingt und vor der CD ist nach der CD.
Ihr bzw. auch eure Label habt ja eine ganz besondere Einstellung/Meinung zum Thema "Copy kills Music", da unterscheidet ihr euch schon von vielen Bands. Wie geht ihr mit dem Thema in der Praxis um?
Patrick: Wir haben ja unter anderem wegen der Idee "Copy is Right” bei SAD Music unterschrieben. Selbst mit Kopierschutz wir ja immer noch gebrannt. Selbst die harten Strafen bringen nichts, es wir ja sogar noch mehr gebrannt. Es ist eben nun mal so, das uns das Internet Zeitalter Musikaustausch beschert hat. Man muss es mal von der anderen Seite sehen. So kriegen sogar Leute aus Bangladesh unsere Musik zu hören. Und wenn die Scheibe geil ist, dann wird sie ja sowieso gekauft.
Alev: Eminem und METALLICA verkaufen immer noch Millionen. Außerdem verdient ein Künstler an den Tourneen. Und wenn die Leute deine Musik mögen und du live auch dein Bestes gibt’s, kommen sie zu den Konzerten. Ein Live Erlebnis kann man nicht brennen. Aber man muss eben Künstler haben die auch so einen Standart entsprechen. Und die Labels müssen eben wieder Künstler aufbauen und fördern und nicht billig Schrott auf den Markt werfen und sich dann wundern warum der Hit nur gebrannt wird. Die Verluste sollte man nicht nur dem Brennen in die Schuhe schieben. "Copy kills Music” stimmt nicht unbedingt. "Geldmacherei kills Music”.
Patrick: Man kann den Leuten einfach nicht mehr vorschreiben was sie tun sollen, es soll ruhig erlaubt sein drei Sicherheitskopien zu erstellen, jetzt wo doch jeder Mp3 Player, cd Player im Auto usw. hat.
In viele Kritiken, die ich gelesen habe kommen Vergleiche mit den Crossoverjüngern GUANO APES oder auch etwas weniger DIE HAPPY vor - dies kann ich absolut nicht nachvollziehen, o.k. ein ganz klein wenig mit den ersteren vielleicht schon aber von Songs der Marke Marta & Co. seid ihr doch meilenweit entfernt - was denkt ihr bei solchen Geschichten?
Patrick: sehen wir genauso. Aber es braucht halt manchmal Schubladen um erst mal einen Überblick zu bekommen.
Martin: vielleicht sagen sie ja irgendwann mal, he die klingen ja wie ALEV!
Wie ist denn überhaupt so das bisherige Presse Feedback auf die neue CD ausgefallen - erzählt mal ein wenig darüber, ärgert man sich über negativere Äußerungen oder steht ihr da drüber?
Niki: Es gibt ja zum Glück wenig negative Äußerungen…
Alev: Aber auch wenn, ich finde man kann sich auch durchaus die negativen Äußerungen zu Herzen nehmen, vielleicht bringt ja die Kritik auch was?!
Patrick: Man muss halt differenzieren können, Musik ist ja immer noch Geschmackssache
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Martin: Ich hab italienische Verwandte, also Vorsicht!
Ein erstes Video habt ihr ja mittlerweile auch schon abgedreht, um was geht’s denn dabei und wie ist die ganze Sache denn so bei den Aufnahmen so abgelaufen?
Alev: Hört dir den Song an, genau darum geht’s - hoffentlich kann man es auch bald im Fernsehen! Ansonsten haben wir halt einfach den Song tausendmal mit lauter Kameraeinstellungen gedreht.
Martin: Die Aufnahmen waren super lustig, vor allem das Team war echt der Knaller. Die haben sich richtig reingehängt, als wären sie Teil der Band. Sehr beeindruckend, und wir sind sehr dankbar!
Saner: Lange hat’s ja gedauert!
Meine absoluten Favorits auf der CD sind ja die letzten drei regulären Tracks insbesondere "Sweet Lulaby" gibt es irgendwelchen Anmerkungen zu diesen Songs, Balladen sind ja ansonsten bisher eher nicht so sehr euer Ding gewesen?!
Alev: Findest du? Ich finde wir sind immer eher melancholisch, balladesk,. Aber "Sweet Lullaby" ist auch mein Lieblingstrack! Er ist so emotional, mir liegt auch sehr viel an dem Song, ich hatte da eine schwere zeit und er erinnern mich auf bittersüße Weise daran.
Patrick: Sehe ich genauso, "Sweet Lullaby" ist mein absoluter Favorit.
Im letzten Jahr gab es vor den Sommerfestivals gleich zwei personelle Wechsel in der Band - erzähl uns doch etwas über die Beweggründe hierzu, wollten die Jungs nicht mehr in eine professionellere Richtung mitziehen oder waren es die viel zitierten musikalischen Differenzen?
Alev: ersteres… Philip war es zuviel, die ganze Zeit unterwegs, keine Freizeit…und beim Jörg wissen wir es bis heute nicht so genau.
Martin: Na, die wollten alle professioneller weiterarbeiten
Auf dem Livesektor seid ihr ja schon vor dem Vertrag eine unheimlich aktive Band gewesen, wie kommt ihr denn dabei an die vielen Gigs habt ihr ein so fähiges Management oder an was liegt’s
Patrick: Klar an uns liegt das!
Wir haben das Booking selber gemacht und für die eigene Sache reist man sich immer noch am meisten den Arsch auf.
Beim letztjährigen Taubertfestival seid ihr ja auch schon auf der Sound For Nature Bühne aufgetreten, wie fandet ihr denn die Location auf der Eiswiese so allgemein und welche wichtigen Erfahrungen konntet ihr dabei sammeln?
Alev: Die Location war sehr geil, vor allem der Backstageraum hat uns umgehauen! Der Service, das lecker Essen… und die Bands haben wir uns natürlich auch angeschaut… geil war’s!
Patrick : Matschig war’s, aber super!
Martin: Erfahrungen? Wenn wir mal berühmt werden sollten, können wir uns Backstage massieren lassen!
Vor den meisten Zuschauern habt ihr bisher wo gespielt und wie war das - träumt man davon oder wie verarbeitet man solche bombastischen Eindrücke?
Patrick: hmmm… in Chemnitz vor Juli und Rock am Stollen, da waren so über Tausend Leute, Und bei Höhlenrock da waren sogar 2000… Super war’s natürlich, das ist unser Traum, vor großem Publikum spielen.
Alev: Verarbeiten muss man das gar nicht, man leckt nur Blut und will immer wieder zurück.
Niki: Ich seh die Leute immer gar nicht von hinterm Schlagzeug!
Viele Fans muß nicht unbedingt automatisch bedeuten viel Stimmung bzw. Intensität oder?
Alev: Nee, ganz und gar nicht, kommt schon z.B. genau drauf an wie das Billing so ist. Wenn du auf einem reinen Punkfestival spielst gehen vermutlich auch 10.000 Leute nicht ab. Aber der Funke muss auch rüberspringen, es gibt Tage da kommt der Kontakt einfach nicht zustande, da ist es dann nicht
ganz so geil und ich bin dann immer total geknickt, aber so isses eben!
ALEV spielen ja in der sogenannten JÄGERMEISTER Rockliga was hat es denn damit genau auf sich und wie funktioniert das, mal davon abgesehen dass ihr wahrscheinlich literweise mit gratis Kräuterlikör zugeschüttet werdet?
Alev: Ähh, kann mich nicht mehr erinnern lol… also außer Alkoholproblemen? Hihi
Patrick: Es bringt echt viel, einmal spielen wir in verschiedenen Städten und könne neue Leute erreichen, auch eben die Fans andere Bands, die vielleicht nicht auf ein ALEV Konzert kommen würden, und zweitens es gibt natürlich Promotion im Lokalen Radio und Plakatwerbung, die immer was bringt, abgesehen davon gibt es natürlich Siegerprämien, je nach Tabellenstand und echt viel Spaß. Bei den Jägermeister Gigs stand bis jetzt immer der Spaß im Vordergrund, nie Konkurrenz!
Martin: Das System sieht wir folgt aus: 18 Bands aus 18 Bundesligastädten spielen ausgewählte Spiele, alle Bundesligaspiele waren zu viele, gegeneinander und am Ende entscheidet das Publikum per Dezibelmesser wer gewinnt… das Torverhältnis vergibt die Jury und so ergibt sich dann der Tabellenstand. Ihr müsst alle zu unserem letzten Spiel in Nürnberg im Z-Bau am 21.05 kommen - das wird wieder sehr lustig!
Bei unserem Bundesliga Tippspiel müßte sich also locker ein Experte bei ALEV finden lassen, da müsstet ihr dann halt losen, obwohl mir wäre die weibliche Stimme eigentlich am liebsten, denn die bisherige Frauenquote ist doch ziemlich im Keller!?
Alev: Hä? Willst du jetzt einen Tipp wer Meister wird? (Anm. der Redaktion: Da kennt wohl jemand unser Tippspiel noch nicht!). Also das wissen wir alle nicht so genau und bei der Rockliga sollen die Dimple Minds gewinnen!
Was wünscht ihr Euch denn so konkret und mittelfristig für die Zukunft eurer Band?
Alev: Konkret und langfristig soll es sein, das wünschen wir uns! Wir wollen davon leben und bis zum Ende unserer Tage Musik machen! Viele viel Konzerte, eine Tour und das wir weiterhin so tolle Fans haben! Wir haben nämlich die Besten!
Als nächstes stehen dann welche weiteren Aktivitäten oder Ereignisse an?
Patrick: Konzerte, Konzerte, Konzerte, Konzerte, Konzerte, Konzerte und Songwriting.
Saner: Und ein Festival in der Türkei steht noch an, da freuen wir uns auch drauf!
Sind auch schon wieder Festivalauftritte für 2005 geplant eventuell diesmal auf der großen Hauptbühne des TTOA, verdient hättet ihr das auf alle Fälle?!
Alev: Danke, aber diesmal sind wir nicht auf dem TTOA, leider aber dafür haben wir bisher so um die 15 bestätigte Open Airs und im Herbst ist dann eine eigene Headlinertour geplant!
Patrick: Seh’ ich auch so, dass wir’s verdient hätten!
InterviewWie kommt Ihr zu Eurem Bandnamen?
Ich wollte schon immer eine Band haben, die Ken heißt. Bei Ken sollte es immer darum gehen, dass Leute kommen und gehen können. Ähnlich wie bei den phonetischen Vätern CAN. Es ist eine Art Huldigung.
KEN ist ursprünglich im Umfeld der Bands BLACKMAIL und SCUMBUCKET entstanden. Wie genau kam es zur Idee für dieses Projekt?
Bei BLACKMAIL gibt es diverse musikalische Schranken. Es ist schwer, musikalisch auszubrechen, da es eine feste Band ist und sich der Sound auch über die Musiker definiert. Da es aber immer wieder interessant ist, in neuen Konstellationen zu musizieren und nicht immer bei Null anzufangen, habe ich kurzerhand KEN gegründet, um eine Spielwiese mit wachsendem Fundament zu haben.
Ist KEN immer noch ein Projekt oder ist mittlerweile eine Band daraus geworden?
Von Platte zu Platte ist KEN eine Band. Es ist auch wichtig, dass dieses Gefühl herrscht, da es sonst einen faden Beigeschmack hätte. Eine Band versprüht immer eine gewisse Energie, wobei ein Projekt eher die Kraft einer Jamsession aufbringt. Da aber alle in das Songwriting integriert sind, muss man dieses Gefühl nicht künstlich aufblasen, sondern es geht einen ganz natürlichen Weg.
Wie kommt man auf die Idee, zwei Alben gleichzeitig zu veröffentlichen?
Auf diese Idee kommt man nicht, diese Idee drängt sich irgendwann auf. Ich wollte keine der Coverversionen auf der regulären Platte haben, mochte aber alle und wollte diese irgendwie veröffentlichen. Da die Songs auf der Coverplatte wichtige Songs aus meinem Leben sind, haben sie auch ein vernünftiges und in sich geschlossenes Forum verdient.
Sind Covers nicht eher etwas für B-Seiten?
Als B-Seiten wären diese Songs verpufft. Das Album macht für mich auf jeden Fall Sinn. Es ist wie ein mit Liebe zusammengestelltes Mixtape.
"Stop! Look! Sing Songs Of Revolutions!" habt Ihr in grade mal 10 Tagen eingespielt, was kaum zu glauben ist, da das Album extrem vielschichtig, ausgereift und detailverliebt klingt. Wie habt Ihr das hinbekommen?
Die Chemie hat gestimmt. Jeder hat sich bestmöglichst eingebracht und es herrschte nach den ersten beiden Songs eine sehr ansteckende Euphorie. Da es keine musikalischen Grenzen gab, wurde auch nicht wirklich darauf geachtet, was gehen darf und was nicht. Das hat der Platte und der Arbeit an Ihr ganz gut getan.
Wie ist der Titel des Albums zu verstehen?
Der Albumtitel ist als erstes eine Huldigung an Charles Mingus. Die Aussage des Titels ist lediglich meine derzeitige Aufbruchstimmung. Ich möchte meine eigenen kleinen Revolutionen starten. Ich möchte dabei niemanden mitziehen und ziele auch nicht auf Mitrevoluzzer ab. Es geht lediglich darum, Dinge die mir wichtig sind, mit dem nötigen Respekt anzugehen. Der Albumtitel hilft mir dabei, falls ich das vergessen sollte.
Angeblich seid Ihr mit dem Vorsatz ins Studio gegangen, keine Rockplatte zu machen. Warum? Was ist schlecht an Rockmusik?
Ich wollte damit eigentlich nur zum Ausdruck bringen, keinen Aufguss der ersten Platte zu machen. Auf eine reine Rockplatte hatte ich keine Lust und wollte das durch diese Ansage bremsen. Rockmusik ist nach wie vor großartig und auch immer noch spannend. Die Mischung macht´s.
Für die beiden neuen Alben wart Ihr zum zweiten Mal mit KEN im Studio. Was war anders als beim ersten Mal?
Die Besetzung. Durch die neuen Leute war es ähnlich spannend wie beim ersten Mal. Keiner wusste, ob es funktioniert. Da ich den Schlagzeuger erst am ersten Tag der Aufnahmen kennengelernt habe, war es diesmal besonders aufregend. Ich freu mich jetzt schon auf die nächste, weil es dann wieder andere Leute, wieder andere Vibes geben wird.
Warum erscheinen die Alben nicht wieder bei der WEA, wie das erste Album?
WEA hat uns kurzerhand gedroppt, nachdem wir denen verkündet hatten, mit BLACKMAIL keine Platte mehr bei ihnen machen zu wollen. Es war bei der ersten Platte schon eher so ein Duldungsding. Halt, bevor es ein anderer macht, halten wir lieber die Zügel in der Hand. Da es mir aber nur um die Veröffentlichung ging, konnte ich sehr gut damit leben. Auch der Rausschmiss hat mich jetzt nicht wirklich berührt, da sie mich mit Geschenken zur Tür gebracht haben. Vielen Dank.
Eure Musik klingt angenehm undeutsch und scheint eher von englischen Bands beeinflusst zu sein. Welche genau sind das?
Ich höre sehr viel unterschiedliches Zeug. Ich beschränke mich dabei auch nicht auf Länder. Musik ist universell und daher interessiert mich nicht das Herkunftsland, sondern der Song.
Viele Eurer Songs klingen, als seien sie aus Jams entstanden. Ist das so oder gibt es bei Euch einen oder mehrere Songschreiber?
Es waren prickelnde Jams.
Es muss schwierig sein, mit einem derart charismatischen Sänger wie Dir nicht nach BLACKMAIL zu klingen - aber es ist Euch gelungen. War es schwierig, sich aus dem diesem Kontext zu lösen?
Überhaupt nicht. BLACKMAIL lebt von allen vier Mitgliedern. Jeder bringt seine Note ein und diese kann man nicht mit anderen Leuten kopieren. Will auch keiner von uns. Meine Stimme ist meine Stimme, da kann ich nicht soviel daran ändern.
Was hat die Koblenzer Musikszene außer BLACKMAIL und SCUMBUCKET noch zu bieten?
Ich bekomme von der Koblenzer Musikszene nicht besonders viel mit, da wir ständig unterwegs sind. Habe aber gehört, dass es hier viele belegte Proberäume gibt. Also geht das was!
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