Konzert:
Most Precious Blood, Turmoil, Commando, Ritual - Bremen, Wehrschloß
Konzert vom Nach der furiosen "Merciless”-Scheibe zum Jahresausklang 2005 war ich gespannt, ob MOST PRECIOUS BLOOD die Wucht der Platte auch live zur Geltungen bringen könnten. Der 2004er Gig im Hamburger Hafenklang hat mir schon bewiesen, dass die New Yorker in einem kleinem Club eine echte Granate sind - heuer also das Bremer Wehrschloss. Nicht ganz so klein und siffig wie die Hamburger Spelunke, aber ähnlich voll. Beinharte Hardcoler, ein paar Punks und sogar vereinzelte Metaller gesellten sich zu dem üblichen Haufen Stylos und sorgten für einen optische bunte Mischung.
Kurz nach acht legten die Newcomer RITUAL los und versuchten die Anwesenden zu ersten Zappelaktionen vor der Bühne zu verleiten. Das klappte nur bedingt, da so ziemlich niemand mit dem punkig angehauchten Hardcore der Band vertraut zu sein schien. Die ließen sich davon aber nicht weiter beeindrucken und zockten ihre High Energy-Show einfach weiter. Besonders beeindruckend war die Sicherheit des Sängers beim Mikroschwingen, gerade angesichts der Jugend der Mucker. Keiner der Herren schien älter als 20 zu sein, wusste aber schon, wie man post und generell cool wirkt. Wenn nicht die roten Apfelbacken gewesen wären… Musikalisch gab’s eine flotte Mischung aus brutalem Hardcore und ein wenig Punk-Einflus, was ziemlich gut ins Ohr ging und auch sauber gespielt war. Konnte sich hören lassen und hätte ich gerne mal in der heimischen Anlage. Für einen Opener waren RITUAL verdammt gut.
COMMANDO aus dem schönen Braunschweig spielen altersmäßig schon zwei Klassen höher (da, wo im Fußball kein U mehr vor der Mannschaft steht) und rekrutieren sich u.a. aus A TRAITOR LIKE JUDAS-Leuten. Eine Scheibe haben die Jungs bisher nicht veröffentlich, sind aber dafür natürlich bei MySpace zu finden. Die Routine, die wenigstens ein Teil der Combo mitbrachte, merkte man zu jeder Sekunde: die Breaks saßen, die Gitarren sägten und der Sänger gab den aggo-Brüllwürfel in Reinkultur. So erinnerte das Ganze ziemlich an Bands wie HATEBREED und deutlich brutaler als der Opener. Durch das gekonnt Songwriting wurde es nicht langweilig, was ja bei Mid Tempo-Heavies oft der Fall ist. Da kommt eben die Erfahrung zum Tragen. Die Show selbst war ok, auch wenn die Band bis auf den Sänger recht verhalten war. Der gute Mann am Mikro hatte dafür nen guten Tag erwischt und kommunizierte ordentlich mit dem Publikum und forderte sie sogar zum Stagediven auf - einer Aufforderung, der nur sehr wenig Leute nachkamen, auch wenn im Pit vor der Bühne einiges los war. Dem Opener waren COMMANDO mindestens ebenbürtig und setzen die Messlatte für TURMOIL hoch an.
Philadelphias härteste Band sind laut eigener Einschätzung TURMOIL. Von den altgedienten Metalcorlern hat man lange Zeit nicht viel gehört, aber jetzt sind sie zurück und mit neuem Album im Gepäck auf Europa-Tour. Nach fast 15 Jahren wissen die Jungs, was eine gute Show ausmacht und so gab es jede Menge Action auf (und vor) der Bühne und einen redseligen Sänger, der die Leute pausenlos zu mehr Action animierte - oder wahlweise zum Kauf der neuen Scheibe. Nebenbei machte er am Mikro einen guten Job und brüllte sowohl alte auch neue Songs mit einer Angst machen Aggressivität ins Mikro, während seine Siedekicks metallische Riffs und fettes Drumming beisteuerten. Der Gitarrensound und so manche noisig angehauchte Passage haben mich an alte Relapse-Helden wie SOILENT GREEN erinnert, sehr schön. Das war eine Lehrstunde in Sachen metallischem HC, Metalcore, Crossover, wie auch immer man das nennen will. TURMOIL sind zurück und in Bestform!
Nachdem das Publikum sich spätestens bei TURMOIL gut ausgetobt hatte, mussten bei MOST PRECIOUS BLOOD die letzten Reserven aktiviert werden. Das klappte wie auf Knopfdruck, als das quasi-Intro von "Shark Ethics" begann, wurde es vor der Bühne eng und mit den ersten Riffs setzte der Mob sich in Bewegung. MOST PRECIOUS BLOOD zeigten sich motiviert bis in die Haarspitzen und stellten selbst die Energiebündel von TURMOIL in den Schatten in Sachen Bewegungsfreude. Davon ließ sich das Publikum zu noch mehr Action anstacheln und schon war die schönste HC-Show auf und vor der Bühne im Gange. So soll das sein. MOST PRECIOUS BLOOD spielten einen munteren Querschnitt durch ihre Alben und konnten mit jedem Song überzeugen, egal ob’s vom "Merciless"-Kracher kommt oder seinem nicht minder coolen Vorgänger "Our Lady Of Annihilation". Mein persönlicher Favorit "The Lantern" war auch dabei, also war ich eh’ glücklich. Und damit nicht allein, bis weit in die hinteren Reihen bewegten sich die Leute zum NYHC Marke MOST PRECIOUS BLOOD. Viel zu schnell waren die Jungs (und Gitarristin Rachel, die vor der Show noch in aller Seelenruhe häkelte (!)) am Ende des Sets angelangt und mussten natürlich für eine Zugabe zurück auf die Bühne kommen. Dann war es vorbei und die Erkenntnis, gerade einen verdammt gelungenen Konzertabend erlebt zu haben, entließ die Besucher glücklich in die kalte Bremer Nacht.
InterviewHi! Von wo rufst Du an?
Ich bin gerade in Los Angeles, Kalifornien.
Hier in Deutschland ist der Name BLEEDING THROUGH noch nicht so verbreitet. Was kannst Du uns über die Band erzählen?
Ich hoffe, dass wir Euch in diesem Jahr öfter heimsuchen werden! Wir sind superheavy und super angepisst! Das ist alles, was ich dazu sagen kann, hahaha! Aber gut, wir haben vor etwa fünf Jahren in Orange County angefangen und wir vermischen Metal, Hardcore und Crossover!
Du hast es schon angedeutet: wie würdest Du denn die Musik von BLEEDING THROUGH charakterisieren? Ist es Deiner Meinung nach eher Thrash Metal oder Hardcore oder Metal…?
Ich denke, die Musik hat von Allem etwas. Es ist all das und mehr! Wir beziehen unsere Einflüsse aus vielen Quellen und haben ein sehr breites Spektrum, eine Musik - Bibliothek quasi, haha!
Ihr mischt Growls mit cleanen Vocals und harte Riffs mit sehr melodischen Harmonien. Denkst Du, der Begriff "Metalcore" passt ganz gut?
Ja, das kommt hin!
Fühlt Ihr Euch der Metalcore - Szene zugehörig?
Ja, definitiv! Wir haben schon alles Mögliche gespielt, aber in der Metalcore - Szene fühlen wir uns heimisch. Wir sitzen in einem Boot mit Bands wie LAMB OF GOD, KILLSWITCH ENGAGE oder HATEBREED.
In meinem Info steht, dass Eure Wurzeln bei Johnny Cash und Henry Rollins liegen. Stimmt das???
Das stimmt in der Tat! Wir lieben Metal, aber auch andere Arten von Musik. Johnny Cash ist großartig und Henry Rollins ist unser Held!
Seht Ihr Eure Einflüsse auch bei traditionellen Bands wie etwa IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST, oder bezieht Ihr Euch ausschließlich auf andere Vorbilder?
Ich denke, etwas von beidem! Natürlich haben auch Bands wie SLAYER, IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST einen großen Einfluss auf uns.
Was sind denn Deine persönlichen Lieblingsbands?
Ohhh, haha! Ich mag SLAYER am Meisten, glaub ich. Ja, ich mag SLAYER! Und ich mag ihre Texte!
Seid Ihr denn mit Eurem neuen Album "The Truth" zufrieden?
Ja, sind wir absolut! Wir können kaum die Veröffentlichung abwarten! Es ist das beste Album, das wir bisher aufgenommen haben und wir lieben die Scheibe!
Was sind denn die Unterschiede zu Euren letzten Alben, wenn Du mal vergleichst?
Oh, es gibt nicht einmal sehr viele Unterschiede, aber "The Truth" ist uns einfach gelungen. Wir haben mehr Zeit darauf verwendet und mehr Arbeit investiert, und das Album ist so etwas wie ein Meisterwerk für uns!
Gibt es bei den Songs einen durchgehenden roten Faden, also ein Konzept? Oder stehen sie für sich alleine?
Jeder Song hat schon seine eigene Bedeutung, aber das Album heißt ja "The Truth", und darum dreht es sich bei allen Stücken um Ehrlichkeit und Realität. Das sind die Dinge, für die wir stehen und so möchten wir auch herüberkommen.
Und warum habt Ihr Euch für Rob Caggiano als Produzenten entschieden? Wie seid Ihr an ihn gekommen?
Wir haben Rob durch CRADLE OF FILTH kennen gelernt, denn wir haben mit ihren zusammen getourt. Rob hat ein paar Alben für sie produziert, und wir waren sehr angetan von dem Sound, den er dort kreiert hatte. Wir denken, dass er großartige Arbeit macht, und als wir dann zusammengearbeitet haben, haben wir erkannt, dass er die richtige Wahl für den Job war.
Ihr und CRADLE OF FILTH zusammen auf einer Tour?! Das klingt sehr seltsam, weil Ihr stilistisch überhaupt nicht zusammen passt. Auf der einen Seite Metalcore, auf der anderen Seite so etwas wie Black Metal?!
Ja, aber es hat sehr gut funktioniert! Ich denke, die Tour mit ihnen war gut, denn so konnten wir zwei völlig unterschiedliche Haufen an Fans zusammenführen. Das machte die ganze Angelegenheit größer und es war ein Spaß, sowohl für CRADLE OF FILTH, als auch für uns. Und wir haben dadurch wohl auch ein paar neue Fans gewinnen können, denke ich.
Glaubst Du denn, dass die Black Metal - Fans Eure Musik mochten?
Natürlich nicht alle, aber einige von ihnen schon. Wir gaben unser Bestes und konnten uns einige Erfolge erspielen.
Siehst Du denn im Verhalten der Metalcore - Fans weltweit irgendwelche Unterschiede?
Meistens ist es überall das Selbe. Wo auch immer man in der Welt ist, gibt es immer eine andere Kultur und Sprache, aber im Großen und Ganzen nimmt es sich nichts!
Ist der Typ auf dem Cover von "The Truth" echt oder aus dem Computer entstanden?
Es ist ein Bild von unserem Sänger Brandan auf dem Cover, aber es wurde per Computer nachbearbeitet. Es ist sehr cool, finde ich!
Spielt Ihr lieber in Hallen oder auf Open Airs?
Definitiv in Hallen! Open Airs sind immer etwas seltsam, weil der Sound in alle Himmelrichtungen verläuft und man nicht alles gut hören kann. Es hört sich draußen live einfach nicht toll an.
Kannst Du schon etwas dazu sagen, wie die Zukunft von BLEEDING THROUGH aussehen wird?
Wir werden sehen, wie viel wir mit dem neuen Album touren und wie die Verkäufe aussehen werden. Wenn es anfängt abzuebben, dann werden wir uns um einen Nachfolger zu "The Truth" bemühen. Wir schreiben immer Songs und bereiten auch immer neues Material vor!
Seiten