Das tschechische Grind-Urgestein INGROWING meldet sich mit "Cloned & Enforced" kurz nach der Split mit EXHUMED mit einem Longplayer zurück. Wie nicht anders zu erwarten, gibt es auch auf auf diesem Silberling eine heftige Abrissbirne - da wird gewohnt hochklassig gekeift, gelitten und gepürgelt. Wer mit psychopathischen Sängern, Blastbeats und einem gewissen Mass an musikalischer Brutalität nichts anfangen kann, sollte die Finger von INGROWING lassen. Grindfans kommen dafür voll auf ihre Kosten, da die Tschechen genügend Abwechslung in ihrem Sound haben und auch vor Mid Tempo-Parts nicht zurückschrecken ("Ionized Fluid Being"), was "Cloned & Enforced" auch über längere Zeit hörbar macht. Nach so vielen Jahren wissen INGROWING einfach, was der geneigte Grinder will und geben es ihm bereitwillig. Schön.
Mit DEGREE ABSOLUTE betritt ein Newcomer die Bildfläche, der 1999 von dem amerikanischen Multiinstrumentalisten Aaron Bell gegründet wurde. Verstärkt um Basser Dave Lindeman und Drummer Doug Beary, hat sich der Gitarrist, Elektroniker und Sänger dem progressiven US Metal verschrieben, der aber mit zunehmender Spielzeit immer mehr ins Artrockige und Experimentelle driftet. Stellenweise erinnert mich das Trio an jüngere DREAM THEATER (etwa zu "Six Degrees Of Inner Turbulence" - Zeiten - ob der Bandname Zufall ist???), besonders, was die sperrigen Songaufbauten und die dröge Produktion betrifft. An die "Originale" kommen DEGREE ABSOLUTE aber zu keiner Sekunde heran, obwohl sich ein paar gute Ideen auf diesem Debüt verstecken - allen voran der starke Opener "Exist". Wären alle Songs so hochklassig, dann würde das Album als wirklich gutes Erzeugnis durchgehen, aber Stücke wie die ewig vor sich hindudelnde Soundcollage "Distance", das fast schon bekiffte, spacige Instrumental "HalfManHalfBiscuit" (watt´n Titel!) oder das ebenfalls eher als Füller funktionierende "Pi" sind trotz ihrer technisch zweifelsohne ansprechenden Qualitäten einfach nur sinnlos und ziehen die Scheibe wie Kaugummi in die Länge. Gegen Ende wird es mit "Ask Nothing Of Me" und dem überlangen, atmosphärischen "Ergo Sum" wieder etwas stärker, aber der Vogel wird auch hier nicht abgeschossen. Auch der Rest des Albums, die Stücke "Laughing Alone", "Questions" und "Confession", strebt eher gegen Langeweile, denn gegen mitreißendes Songwriting; hinzu kommt, dass der gute Aaron über weite Strecken arg ausdruckslos singt. Zugegeben, es mag wohl schlechtere Platten in diesem Genre geben, aber auch eine ganze Latte bessere. Da muss noch nachgelegt werden!
Das selbstbetitelte Debüt - Album der finnischen Doomer, das vor etwa zwei Jahren erschien, wollte bei mir nicht so recht reinlaufen, da das Songwriting über die meisten Strecken etwas unausgegoren wirkte und die Scheibe nicht recht zünden wollte, obwohl teilweise echt gute Ansätze zu erkennen waren. Spätestens mit "Fallen" hat man jedoch einen Großteil der Schwächen des Debüts ausgemerzt, und ein neues Label hat man ebenfalls im Rücken. Stilistisch tendiert man heute etwas mehr in die Epic Doom - Richtung als noch zuvor, was SPIRITUS MORTIS stärker ins Fahrwasser von Bands wie CANDLEMASS oder COUNT RAVEN befördert. Dabei klingen sie aber immer noch sehr erdig und rockig, was auch ein Verdienst von Sänger Vesa Lampi ist, dessen leicht an Eric Wagner erinnernde Schneidbrennerstimme einfach tadellos zu den Songs passt. Mit VP Rapo ist auch ein Keyboarder an Bord, der allerdings sehr geschickt integriert wurde und keine kitschigen Teppiche ausbreitet. Die größte Steigerung hat die Band aber in Sachen Songwriting gemacht und gleich ein paar coole Nummern auf "Fallen" platziert; das Sabbath - lastige "New Age", den subtil - bombastischen Stampfer "Leave Me", das flotte "Divine Wind", das atmosphärische "Something Came And Killed", den Groover "Beware Of The Quiet One", den Hit "Sleeping Beneath The Lawn" (klingt wie eine Doom - Version von "South Of Heaven"!), das hymnische "Wasteland" oder die sehr gelungene "Piano" - Ballade "Goodbye". Man sieht schon: die meisten Songs auf "Fallen" sind weit überdurchschnittlich bis sehr gut, so dass das Album schon fast in "Tipp" - Regionen driftet. Zieht man als Vergleich etwa die aktuellen Werke von CANDLEMASS oder THUNDERSTORM heran, erreichen SPIRITUS MORTIS deren Level jedoch noch nicht ganz, aber mit dem legendären "dritten Album" dürfte auch diese Hürde genommen werden. Stark!
Als Mix aus Frank Zappa und MESHUGGAH bezeichnet der Bostoner Gitarrist Joshua Craig seinen Stil, den er im Laufe der Jahre verfeinert und auf seinem Debüt "Modes Of Alienation" perfektioniert hat. Unterstützt wird er dabei von Bassist Dave Ellefson und Drummer Craig Nielsen, die dieses Instrumentalalbum mit ihren spieltechnischen Raffinessen verfeinern. Am Ende steht dabei ein äußerst progressives und arg verspieltes Werk, bei dem kein Gesang im Vordergrund steht, sondern Craigs Sechssaitige, die er ohne Frage beherrscht! Rein technisch ist "Modes Of Alienation" ein Leckerbissen und sicher ein gefundenes Fressen für Klampfentüftler aller Art, aber für "Ottonormalmetaller" dürfte das Gebotene eine Ecke zu wirr und wenig nachvollziehbar sein, da das Trio in Sachen Verschachtelung bis zum Äußersten geht. Stellenweise geht es richtig thrashig zur Sache, dann wieder in frickelig - rockiger Weise, alles miteinander zu zehn schwierigen Kompositionen zusammengefügt. Ich persönlich vermisse ein wenig "echte" Songs, da das Ganze für mich eher wie eine lange Jam - Session unter Ausnahmetalenten klingt. Wer sich trotzdem gerne die Ohren auskugeln möchte, sollte sich als Anspieltipps den Opener "Replihate" oder das harte, durchaus coole "Self" zu Gemüte führen, wobei es eigentlich keiner Anspieltipps bedarf, denn entweder man mag THE ALIEN BLAKK oder man findet sie weitgehend überflüssig. Ich für meinen Teil habe gewählt, nun seid Ihr dran!
FROST nennnt sich eine neue Formation des britischen Songwriters sowie Produzenten Jem Godfrey (Atomic Kitten, Ronan Keating) wobei er allerdings hierbei eine völlig andere Richtung einschlägt.
Neben Godfrey selbst (Gesang & Keys) werden John Mitchell (ARENA, KINO/Gitarre und Gesang), John Jowitt (IQ/Bass) und Andy Edwards (IQ/Schlagzeug) bei dieser neuen Prog "Supergroup" aktiv sein. Schon vor Veröffentlichung des Debüts "Milliontown" über InsideOut, ist die Nachfrage so stark, dass FROST (ursprünglich als reines Studioprojekt geplant) - bald auch live zu sehen sein sollen.