Konzert:
Summer Breeze 2006 - Samstag
Konzert vom Die erste Band des letzten Festivaltages waren für mich
Legion Of The Damned. Die niederländischen Death/Thrasher trieben sich zuvor unter dem Namen OCCULT in der Szene herum, konnten jedoch nie viel reißen. Die Debütscheibe von LEGION OF THE DAMNED, schlug jedoch wie eine Bombe in der Szene ein. Auch auf dem Summer Breeze ließen die Jungs nichts anbrennen und bolzten drauf los, als ob sie auf der Flucht wären. Den Fans gefiel die Vorstellung der agilen Holländer. Die Songs frästen sich munter in die Herzen der Headbanger und machten Bock auf mehr…
NECROPHAGIST boten daraufhin eine Lehrstunde in Sachen Gefrickel-Death Metal. Nur schwer nachvollziehbar zelebrierten die deutschen Instrumentenwizards ihre Version von Death Metal. Daher waren auch mehr fassungslos dreinschauende Gesichter als moshende Zeitgenossen im Publikum. Mit zunehmender Spieldauer machte sich bei mir allerdings Kopfweh breit, weswegen ich es vorzog ein wenig über das Gelände zu flanieren. Die Band hat meine Hochachtung, mehr Eingängigkeit würde die Songs jedoch griffiger machen. Not exactly my cup of tea…
Was ich während meiner Erkundungstour auf dem Metalmarket von
Carnal Forge so mitbekam war ganz passabel. Moderner Thrash Metal in Richtung THE HAUNTED, der mich allerdings nicht wirklich vom Hocker riss. Anscheinend war ich da aber nicht der einzige, der nicht so angetan von den Schweden war.
Totenmond hinterließen bei mir einen eher zwiespältigen Eindruck. Von Spielfreude war bei Pazzer und Co. nicht viel zu bemerken. Vielmehr kümmerten sich die Musiker darum, wie man Bierflaschen aufkriegt und die ersten Reihen mit Wodka zu versorgen. Von Spielfreude war demnach nicht so viel zu merken. Der Gig schien der stilistisch schwer einzuordnenden Band eher lästig zu sein und mit Sprüchen wie "Hey ihr bayerischen Wichser! Wir sind nicht zum Spaß hier!" wurde jeglicher überspringende Funke im Keim erstickt. Auch der Himmel öffnete seine Schleusen ob der Darbietung des Schwabentrios und ließ mich Schutz vor der Nässe suchen.
Doch zum Glück gibt es Bands wie
Psychopunch, die es lieben live so richtig die Sau rauszulassen. Rotziger Punk’N’Roll stand auf dem Programm und auf den Fahnen der schwedischen Sunnyboys. Das feierwütige Publikum hatte richtig Spaß bei den Partyhymnen wie "Poison Alley Groove" los und ließen den Regen vergessen. Zum wiederholten Male genossen PSYCHOPUNCH eine Art Ausnahmestatus, da Punkrock nicht unbedingt zu den bevorzugten Musikrichtungen des Festivals zählt. Den Leuten gefiel das Ganze aber außerordentlich und nahmen PSYCHOPUNCH als willkommene Abwechslung. Sehr echt und erdig kamen Songs wie die neue Single "Everlasting", "Nothing Ever Dies", oder auch "Fingerlicking Good". Ebenso echt kamen auch Ansagen wie "You want some more? Pay me!" rüber. Beim "Black River Song" fehlten nur noch die Feuerzeuge und der abschließende Knaller "Back In The Days" ließ eine jubelnde Meute zurück.
Ein krasser Gegensatz dazu waren die folgenden
Corvus Corax, die ein riesen Aufgebot an mittelalterlichem Instrumentarium an den Start gingen. Man fühlte sich glatt auf einen Mittelaltermarkt versetzt. Es gab Sackpfeifen, Pauken und verschiedenes anderes Gebläse und Tam-Tam-Gedöns, welches CORVUS CORAX auch vorzüglichst beherrschten. Gesang spielte dabei eine eher untergeordnete Rolle, vielmehr trommelte und trötete man sich ins kollektive Nirvana. Auch die farbenfrohe Kostümierung der Spielleute machte ordentlich was her und unterstützte den auditiven Eindruck vortrefflich. Nach ein wenig Anlaufzeit freundete sich auch das Publikum mit den mittelalterlichen Relikten an und ließ sich einfach mitreißen.
Auf die Viking Metal Krieger
Thyrfing hatte ich mich ja auch schon im Vorfeld gefreut. Jedoch konnten sie an diesem Tag meine Erwartungen nicht erfüllen. Der Sound war mies und optisch machten sie auch nicht viel her. Bis auf ein wenig Dreck im Gesicht und Kunstblut bei Sänger Thomas bevorzugten die Schweden normale Straßenklamotten. Das geht ja gar nicht. Musikalisch war alles so weit im grünen Bereich, für den Sound konnten sie ja nix. Dennoch zog es viele neugierige zur Bühne und sorgten für ein reges treiben.
Den Hype um
Negative kann ich mittlerweile nicht mehr nachvollziehen. Das vornehmlich weibliche Publikum konzentrierte sich jedenfalls voll auf Sänger Jonne und seine androgyne Glam-Sleaze-Gothic Rock Truppe, die mit "Moment Of Our Love" über Nacht einen riesen Erfolg hatten. Pink und weiß waren die amtierenden Farbtöne der Bühnenoutfits - fast wie bei J.B.O., nur irgendwie…enger. Die Schlüpferstürmer gaben sich auch alle Mühe die Mainstage zu rocken. Es wurde viel gepost und ordentlich Fersengeld gegeben. Gegen den nun einsetzenden Regenguss half das aber auch nix, die hartgesottenen Fans störte das aber nicht im Geringsten. Es wurde tapfer den Witterungen getrotzt und NEGATIVE abgefeiert. Hut ab vor den NEGATIVE-Fans…!
Der Auftritt der
Bloodflowerz fiel für mich leider ebenfalls dem Regen zum Opfer, beziehungsweise dem Klamottenwechsel. Und nachdem die klatschnassen Textilien durch trockene ersetzt waren, hatte die Band um die charismatische Sängerin Kirsten bereits das letzte Riff gespielt. Den zufriedenen Gesichtern der Fans nach zu urteilen, haben sie wohl eine gewohnt souveräne Show geboten…
Jetzt wurde es aber Zeit für Power Metal aus Teutonenstahl…
Gamma Ray enterten die Mainstage, die beinahe unter der Last der imposanten Wände aus Gitarrenboxen schlapp machte. Das war natürlich nur eine Befürchtung, denn die Stage stand wie ein Fels. Aber so unbegründet war diese Angst nicht, schließlich hatten die Hanseaten sogar vor dem Drumriser alles mit Stacks zugebaut. Über allem thronte im Hintergrund der Riesenschriftzug der Band. Ein gutgelaunter Kai Hansen wusste an diesem Abend mit Hilfe dem Rest seiner Truppe das Summer Breeze zu rocken wie kein zweiter und machte keine Gefangenen. Für viele waren GAMMA RAY die Band der Stunde, was es für Herrn Hansen natürlich leicht machte, eine superfette Show zu fahren. Der Mann mit der pinken Gitarre hat ja schließlich auch einige Hits am Start, die im Laufe des einstündigen Gigs natürlich auch gespielt wurden. Als das ehemalige HELLOWEEN-Bandmember jedoch "I Want Out" vom Stapel ließ, drehten alle beinahe am Rad. Die Band selber poste und scherzte miteinander, dass es nur so krachte. Hier wurde was fürs Auge und fürs Ohr geboten, was ja leider nicht die Regel bei Liveshows ist. Bei GAMMA RAY stimmte alles und als Zugabe spielten sie noch das überlange "Send Me A Sign" bevor sich die Band zum Abschied mehrere Male vor ihrem Publikum verbeugte. Eine denkwürdig
Unleashed hatte ich eigentlich schon lange nicht mehr auf der Pfanne. Umso mehr bliesen sie nicht nur mich heuer mal so richtig weg. Wer schon immer wissen wollte, wo AMON AMARTH ihre Bezugsquellen haben, wurde bei den alten Schweden fündig. Nach einem atmosphärischen Intro bratzten sie mit "Never Ending Hate" direkt los. Zur hellen Begeisterung ihrer Fans natürlich, für die es nun kein Halten mehr gab. Zwar war die Zeit für UNLEASHED knapp bemessen, dafür wurde dann aber auch auf Füllmaterial verzichtet und ausschließlich Hit an Hit gereiht. "Before The Creation Of Time" - der Hammer! Das war mehr als nur ein "Death Metal Victory", kein Wunder - präsentierte sich die Band um Frontblondine Johnny Hedlund doch in absoluter Höchstform. Eine grandiose Viking-Death Metal Show wurde hier geboten und Fans wie Musiker gaben alles. Einen neuen Song vom kommenden Album gabs auch noch auf die Ohren, welcher sich bestens in die Reihe der Klassiker machte. "Into Glory Ride" sollte der letzte Song sein, jedoch ließ man die Nordmänner nicht ohne eine Zugabe ziehen.
Dass diese Band mal so groß werden würde, war in den Anfangstagen nicht wirklich abzusehen. Umso geiler muss es für die Jungs von
Fear Factory gewesen sein, vor einer derartigen Meute zu zocken. Etwas strange war die Tatsache, dass als Intro "Number Of The Beast" von IRON MAIDEN aus der Konserve serviert wurde. Wenn sie das Stück gespielt hätten - okay, aber so? Los gings dann mit zwei Tracks vom aktuellen Album. Die Nebelmaschine war ständig im Einsatz und unterstützte die Show der Amis, die auch ohne Dino Cazares eine gute Figur machen. Selbst bei den Klassikern der älteren Scheiben wie vom "Demanufacture"-Album konnte man nicht sagen, dass man ihm hinterher trauern würde. Sogar von "Soul A New Machine" wurden Songs gespielt, was nun doch schon ein paar Jährchen zurückliegt. Ebenso wie "Linchpin", der seit längerer Zeit schon nicht mehr im Set gewesen war. Den Schlusspunkt des regulären Sets setzte das geile "Replica", bevor Burton C. Bell nach lautstarken "Zugabe"-Chören "Timelessness" nur von Samples begleitet zum Besten gab. FEAR FACTORY waren für viele Summer Breezer der richtige Headliner, wofür auch der gute Sound sorgte, der aus der PA knallte. Die Band dankte es mit viel Spielfreude und legte sich mächtig ins Zeug. Verdammt gutes Entertainment.
Die letzte Show des diesjährigen Breeze war dann noch ein ganz besonderer Leckerbissen.
MY DYING BRIDE gaben sich die Ehre und beendeten, wie es für Engländer nun mal typisch ist, das Festival mit Stil.
Nach längerer Pause spielte die Band in diesem Sommer bereits einige Festivalshows und durften auch auf dem Summer Breeze nicht fehlen. Für mich war es die erste Gelegenheit, MY DYING BRIDE live beiwohnen zu dürfen, was meine Erwartungen natürlich groß werden ließ. Mit ein paar Abstrichen was die technischen Vorraussetzungen betraf, wurden diese jedoch erfüllt, was ja jetzt auch nicht immer so ist.
Mit ihrem sehr doomigen, gothiclastigen Sound schufen sie eine ganz spezielle düstere Atmosphäre, welche die an sich etwas statische Show wieder wettmachte. Sänger Aaron mag für manche vielleicht etwas zu theatralisch rüberkommen, vermittelte jedoch mit seiner Art sich auszudrücken und zu bewegen genau die richtige Herrangehensweise für die schwermütigen und leidenschaftlichen Songs der Band. Dem Großteil der Fans schien es auch gefallen zu haben, was die heftigen Reaktionen belegten, die allgegenwärtig waren. Ein Highlight war "The Cry Of Mankind", aber auch Songs wie "Like Gods Of The Sun", oder "She Is The Dark" unterstrichen die Wertigkeit der Darbietung und lassen einen schon jetzt den Release der im Oktober erscheinenden, lang erwarteten neuen Scheibe der Avantgarde Doom Metaller herbeisehnen.
Müde und erschöpft, aber dennoch zufrieden wurde daraufhin ein letztes Mal in diesem Jahr das Festivalgelände durchquert um zum Auto zu kommen, welches mit Muskel- und Motorkraft aus der Parklücke gezogen werden musste, damit der Heimreise nichts mehr im Weg stehen konnte (Ich hasse Schlamm!). Doch schon kurz nach dem Startschuss wurden wir von unserem schick uniformierten Freund und Helfer zur "Abfahrtskontrolle" herrausgewunken. Nachdem ich dem netten Onkel aber erfolgreich vermitteln konnte, dass ich weder blau noch high war, stand der weiteren Fahrt nichts mehr im Weg.
Mein Fazit für dieses Jahr lässt sich leicht zusammenfassen: Auch in Dinkelsbühl konnte gut gefeiert werden, für viele kam sicherlich das festivalnahe Campen einem Orgasmus gleich und der Spirit des Summer Breeze wurde ohne merkliche Verluste von Abtsgmünd nach Dinkelsbühl transportiert. Ich bin jetzt schon auf das nächste Jahr gespannt, denn dann wird 10jähriges Jubiläum gefeiert und wie ich den Veranstalter kenne, wird dann sicherlich die eine oder andere Überraschung garantiert sein. Bis dann! Ich freu mich drauf…!!!
(chris)
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