Review: Live in St. Petersburg
Ich leg’ mich gleich fest, diese erste DVD "Live in St. Petersburg" von Tastenvirtuose ERIC NORLANDER and Friends ist nicht der wirkliche Bringer geworden und aus meiner Sicht daher hauptsächlich für Retrofans und Keyboardfreaks ein lohnenswertes Ereignis. Selbst für Otto Normalhörer mit vorausgesetztem Faible für etwas (zu) selbstverliebte Tastengurus sowie ausreichend Progtoleranz, dürfte es hier letztlich schwer werden einen Kaufgrund zu finden.
Die Aufnahmen stammen bereits aus dem Jahr 2004, sind also nicht mehr ganz so taufrisch, der fast schon zu gute Sound (nachbehandelt oder nicht?!) ist für eine Liveaufnahme äußerst klar und transparent geworden. Das Publikum ist dabei meists recht weit weg, man hat selten dass Gefühl einer wirkliche Liveatmosphäre.
Die Gründe für meine eher durchwachsene Begeisterung sind vielfältig, klar der Chefe steht mit seinen Tastenburgen natürlich meistens im Mittelpunkt aber auf dem letzten klasse Album "Music Machine" hat die Mischung gerade mit den Gitarrenparts doch deutlich besser funktioniert. Hier fehlt des öfteren der Widerpart für musikalische Reibungspunkt oder auch schlichtweg dass Livefeuer. Es geht alles sehr getragen und gediegen zu - wohlig satter Symphonic Rock der 70er Jahre mit vielen melancholischen Momenten, erweitert durch kleine Progsprenkel und ganz viel Klassik Spirit - ja so kann man die Mucke zusammenfassend beschreiben. Zu Hause vor dem CD Spieler läßt sich dies wesentlich besser anhören (die dazugehörige Audio CD ist bis auf zwei Songs identisch) als sich diese Geschichte "live" per DVD anzusehen, denn da ist nur sehr wenig Spannendes dabei. Das nicht vorhandene Bühnenbild (noch nicht mal ein Logo ist zu sehen), die lahmen Kamerawechsel und das leicht unscharfe Bildmaterial sorgen nicht für große Begeisterung. Die beteiligten Musiker sind allesamt hervorragende Instrumentalisten egal ob der stimmgewaltige Kelly Keeling (Voc./Bass), Peer Verschuren (Guitar) und Schlagzeuger Ernst Van Ee - sie machen einen soliden bis sehr guten Job, es groovt sogar hin und wieder mal richtig aber der Funke will nie so recht überspringen. Zu stark pflastert dann meistens der gute Erik mit seinen omnipräsenten Keyboardteppichen den Rockcharakter wieder glatt. Insbesondere die Songmischung stimmt von Beginn an ist eher unglücklich, die ersten 14 Minuten rein ohne Gesang erschlagen einen fast. Schöne Instrumentals hin oder her, live auf der Bühne sind sie nicht gerade stimmungsfördernd und auch beim dem getragenen "Mariner" kommt zwar endlich mal eine spährliche Gitarre zum Einsatz, aber so richtig funzt es einfach nicht. Optisch wird enbenfalls nicht viel geboten, was die Musik irgendwie unterstützen könnte, da kommt (bei mir) schnell gepflegte Langweile auf. Die ersten 20 Minuten mit ellenlangen Keyboardsolos und sonstige Synthieorgien und dann werden gleich zwei opulente Balladen auf die Petersburger losgelassen, irgendwie ist da schon fast die Luft raus. Klar, die Coverversion von PROCOL HARUM’s "A salty Dog" ist in ihrer dynamischen Eleganz sowie bombastischen Pomp (komplett ohne das verstaubte Ambiente des Originals auskommend) schon wirklich gut gemacht aber trotzdem wirkt der aufgemotzte Symphonic Rock in all seiner epischen Breite mit kistenweise Sounds nicht selten ins spacige gehend, doch etwas zu aufgesetzt steril in seiner Mischung.
Andererseits ist dies aber genau die Einstellung Norlanders zu seiner Musik, wie er in den Interviews der DVD mehrfach beton, er mache keine Party Musik sondern er wolle ernsthaften und gefühlvolle Progrock spielen mit Referenz zu seinen klassischen Wurzeln sowie den Bands mit denen er große geworden sein EMERSON, LAKE & PALMER, PINK FLOYD, YES, GENESIS oder KING CRIMSON. So betrachtet macht er wiederum seine Sache nicht schlecht, bloß optisch gibt diese DVD dafür einfach zu wenig her, Zu bieder die Schnitte, kaum Tempo oder irgendwelche stimmigen Einspielungen, das haben die eben erwähnten 70 Jahre Dinos wesentlich ansprechender gemacht. Erst als Norlander’s bessere Hälfte LANA LANE auf der Bühne erscheint und mit eigenem Songmaterial ihr klasse Organ hell erklingen läßt wird es etwas packender. Die Richtung geht natürlich mehr in greifbareren (Mainstream) Prog Rock (wir verzeihen ihr, dass die Zweite Stimme vom Band läuft) aber die Lady hat’s schon drauf und bringt mehr Schwung ins Publikum. Die restliche Band taut dabei ebenfalls sichtlich auf, spielt etwas befreiter von den komplexen Keyboardarien sowie zahllosen Zwischenspielen des Keyboarders und läßt es etwas mehr laufen. Hätte ich fast vergessen, auf der normalen CD wurden noch zwei Neuaufnahmen gepackt dabei covert Lana Lane gewohnt souverän den Song "From Russia with Love" (Titeltrack des zweiten Filmes der James Bond Reihe).
Etwas herausragende Tracks sind das schön abgehende "Beware the Vampires" und der klasse da lässig relaxte Progrocker "One of the Machines". Die recht interessante und recht ausführliche 51-minütige Documentary "The road to Russia" besteht aus Interviews (leider keinerlei Untertitel), privaten Bildern, Konzertfragmenten inklusive eines guten KING CRIMSON Covers "In the Court of the Crimson King" und allerlei Interessantem rund um die Band. Für mich ist die DVD trotzdem eher unspektakulär und verzichtbar, die Audio CD hätte es auch alleine getan, daher empfehle ich für Interessierte lieber das letzte recht gelungene Doppel-Album von Norlander.
Live in St. Petersburg
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
15
Länge:
143:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review: The Day The Earth Shook – The Absolute Power
Der Auftritt von MANOWAR beim Earthshaker Fest 2005 wurde nun schon in jeder erdenklicher Art und Weise erörtert und wahrscheinlich wurde dazu mehr geschrieben als gut war. Um die auf der damaligen Veranstaltung basierenden Veröffentlichung namens "The Day The Earth Shook - The Absolute Power" vernünftig ansehen, anhören und reviewen zu können sollte man sich von dem damalig erlebten und heiß diskutiertem lösen. Kann man aber nicht. Was die 390 Minuten lange Doppel-DVD betrifft, bleibt vorab aber eines festzuhalten: Der Auftritt war für MANOWAR wie für ihre Fans etwas besonderes. Nicht wegen des riesigen Orchesters, das man weder besonders oft hörte und sah, der riesigen Bühne mit Leinwand, den fast 30 Kameras zum Aufnehmen des Gigs, sondern wegen über 25.000 Fans und vor allem deswegen, weil die alten Mitstreiter von Eric Adams (der gesanglich und kreischend eine echt gute Leistung bot - und das über die volle Distanz) und des gewohnt selbstbewusst agierenden Joey DeMaio, das aktuelle Line-Up (Gitarrist Karl Logan und Schlagzeuger Scott Columbus) unterstützen, bzw. bei manchen Klassikern ersetzten. Keyboarder Joe Rozler, die Schlagzeuger Rhino und Donie Hamzik, Gitarrist David Shankle sowie der MANOWAR Mann an Gitarre schlechthin, Ross the Boss kommen bei den erfreulich unhektischen Aufnahmen mit erheblicher Spielfreude rüber. MANOWAR boten ansonsten das, was man erwartet: fetten Heavy Metal, unterbrochen durch Soloeinlagen (gut von manchen Altgedienten, weniger toll von Mr. Logan, und vor allem von Bassist Joey DeMaio), gnadenlos gläubige Fans in den ersten Reihen, mehr oder minder nervtötendes ziehen von Tönen zum Ende der Songs und gewohnt übermäßig viele martialische Ansagen. Dazu eine Setlist, welche nun gar nicht zu bemängeln war. Nach Christopher Lee’s (Band-)Ansage startet das Opener-Duo "Manowar" und "Brothers Of Metal" furios. Im weiteren Verlauf ließen dann "King Of Metal" (mit unglaublichen Fans), "Sign Of The Hammer", "Blood Of Enemies", "Kill With Power", "Metal Warriors", "Metal Daze" (Gänsehautfeeling pur), sowie der gigantische Schluss mit "Warriors Of The World United" (mit Harleys auf der Bühne), "Hail And Kill" und "Black Wind, Fire And Steel" keine Wünsche offen. Die DVD unterschlägt dabei glücklicherweise manches, was beim damaligen Auftritt störte (dazu weiter unten mehr). Den Schluss macht dann ein episches "Battle Hymns", welches wohl tatsächlich so in die Bandgeschichte von MANOWAR eingehen dürfte. Das aktuelle Line-Up und die Ex-Kollegen gemeinsam auf der Bühne, welche allesamt ein Gitarrensolo beisteuern durften (wobei man deutlich mitbekam, wer kann und wer weniger kann) und vor allem die drei auf hohen Podesten platzierten Schlagzeuger im Back geben optisch voll was her. Die fast schon der Ekstase nahen Fans taten ein übriges um einen der Metalsongs überhaupt standesgemäß abzufeiern.
Der etwas über 130 Minuten lange Konzertmitschnitt darf somit durchaus als hochwertig und gelungen betrachtet werden - und sollte damit auch neben der MANOWAR-Fanschar jeden Metaller gefallen. Ach ja, das abschließende Feuerwerk zu "The Crown And The Ring" (zwar vom Band, aber tausendfach von den Fans mitgesungen) kann nur als gigantisch gut beschrieben werden.
Die angehängten, sogenannten "Historical Moments" umfassen dann an sich grade jene Passagen des Originalauftrittes auf dem Earthshaker Fest welche dafür verantwortlich waren, dass die Partylaune eines großen Teil der anwesenden Fans (und ich weis von was ich schreibe, ich war dabei) während des Auftrittes den Bach runterging. Der auf DVD gebannte Livemitschnitt kommt ohne das unnötige Drumherum (und Manowar hätten bei ihrer Auswahl an Songs und bei dem zu allem bereiten Publikum dies wahrlich nicht nötig gehabt) flüssiger und besser rüber als es damals vor Ort war. Dankenswerterweise hat mal also die Strohofer Jubelarie, den unnötigen Soundcheck während des Auftrittes und was weis ich noch aus dem Auftritt rausgeschnitten. Die "Historical Moments" können getrost mit Nichtbeachtung gestraft werden. Dafür drücke ich lieber bei "Metal Daze", "Hail And Kill" und "Battle Hymn" nochmals die Repeat-Taste.
Soundmäßig kommt das Konzert fett in 5.1 Surround Sound (wahlweise Dolby Stereo 2.0) und Bildmäßig in 16:9 daher (wobei die Bildqualität technisch Maßstäbe setzt und die wahnsinnige Lightshow perfekt einfängt). Die DVD an sich und das Booklet (mit ausführlichen Kommentaren aller Beteiligten) gehen somit voll in Ordnung.
Um die Bonus-DVD allerdings richtig gut zu finden, muss man entweder ein Manowar-Die-Hard-Freak sein oder sich die Fan-Convention selbst angetan haben (wahrscheinlich beides). Ob eine fragwürdige Misswahl (da waren auf dem Zeltplatz mehr hübsche Metal-Girls unterwegs), Rittergetöse, Meet And Greet Schnipsel - das kann man sich echt schenken und überschreitet zum Teil die Grenze zum Peinlichen. Der erste Part der Bonus-DVD, welcher sich um die Aktivitäten rund um den Auftritt in Geiselwind an sich handelt ist aber durchaus interessant.
Fazit: Klasse Livemitschnitt (da für DVD geschnitten) und dafür den Tipp - absolut unnötiger Bonus.
Setlist:
01 The Ascension
02 Manowar
03 Brothers Of Metal
04 Call To Arms
05 Sun Of Death
06 Kings Of Metal
07 Sign Of The Hammer
08 Screams Of Blood
09 Blood Of My Enemies
10 Kill With Power
11 Triumph Of Steel Era Introduction
12 Metal Warriors
13 The Glory Of Achilles
14 Battle Hymns Era Introduction
15 Metal Daze
16 Dark Avenger
17 Outlaw
18 House Of Death
19 Herz aus Stahl
20 Wagner Tribute
21 Prelude To Act III From Lohengrin
22 King Of Kings
23 Hell On Wheels
24 Warriors Of The World United
25 Hail And Kill
26 Black Wind, Fire And Steel
27 Battle Hymn
28 The Crown And The Ring
The Day The Earth Shook – The Absolute Power
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
21
Länge:
130:0 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten