Seit knapp zehn Jahren treiben MITHRAS im britischen Underground ihr Unwesen und haben bereits drei Alben auf dem Buckel. Von einer echten "Band" zu sprechen, wäre aber zuviel des Guten, denn obwohl in den ganzen Jahren diverse andere Musiker gekommen und gegangen sind, handelt es sich hierbei lediglich um das Duo Rayner Coss (Gesang, Bass) und Leon Macey (Gitarren/Drums), das vornehmlich auf den Pfaden von MORBID ANGEL, DEATH, aber auch VADER oder DYING FETUS wandelt. MITHRAS geben sich hochtechnischem Death Metal hin, der mitunter auch "grindige" Züge enthält und nur sehr schwer ins Ohr geht. Während Vorbilder wie Eric Rutan, David Vincent oder Chuck Schuldiner stets bestrebt waren, ihre Mörderriffs und Ideen songdienlich einzusetzen, wirkt bei MITHRAS alles irgendwie wirr und lose zusammengeklebt. Innerhalb eines Songs wechselt das Duo von langsam auf schnell, von brutal auf melodisch und von Riffgeschrubbe zu Soli schneller als die Jungs in der "Formel 1" in Hockenheim die Gänge wechseln. Das ist anfangs noch atemberaubend und lässt den Unterkiefer auf die Auslegeware donnern, doch spätestens nach drei, vier Songs nervt dieser hochnervöse Cocktail zunehmend. Hin und wieder schimmert ein wenig Struktur durch (etwa beim Doppelschlag "Behind The Shadows" und "Awaken Man And Stone"), und dann sind MITHRAS auch wirklich gut bei der Sache, aber über die gesamte Distanz gesehen ist "Behind The Shadows Lie Madness" eher eine nervliche Zerreißprobe als ein Hörgenuss im Sinne der oben genannten Vorbilder. Falls die beiden Herren dieses Problem aber irgendwann in den Griff bekommen sollten, könnten MITHRAS eine echt starke Band werden.
CATHEDRAL Mastermind Lee Dorian ist dafür bekannt für sein eigenen Label Rise Above nur ausgewähltes und besonderes zu verpflichten - Musik für die "Minority" wie er schon mal sagt. Das Londoner Trio WINTERS passt zweifelsohne zu dieser Minderheitenausrichtung. Bassist Nigel Ingram, Schlagzeuger Andy Prestidge und Sänger / Gitarrist Paul Fyfe frönen dem langsamen Sound, verwurzelt in den Siebzigern, irgendwo zwischen BLACK SABBATH und JIMMY HENDRIX, zwischen Doom, Blues, Psychedelic und hartem Rock (um mal nicht die allgegenwärtigen Stoner Vergleiche zu ziehen). Der wehleidige Gesang erinnert zuweilen an Kurt Cobain, erreicht aber dessen emotionale Tiefe nicht obwohl er recht deutlich im Vordergrund steht. Nicht von ungefähr sind WINTERS Lieblinge Bands wie Kiss, The Kinks, The Creation, Witchfinder General, The Young Gods, Godflesh, Pale Saints, Low, Elliot Smith und Magic Dirt. Dementsprechend schwer zugänglich präsentieren sich die elf Trauersongs und dabei könnte eine gewisse Neigung zum Rauchen nicht handelsüblicher Substanzen durchaus hilfreich sein; das Cover ist definitiv nur mit einer Portion intus als gelungen zu sehen. Dem eher zähen "Fried", das zum Teil wie NIRVANA auf 25 Upm klingt (Vinyl-Freunde wissen was ich meine) folgt mit dem traurig schönen"Aftershown" ein Track, dessen Melodie und Riff aber schon eine unverschämt deutliche BLACK SABBATH Ader hat. Mit "Oh No" haben WINTERS dann sogar einen, wiederum an die Doomväter angelehnten, etwas über 2-minütigen doch recht flotten Gassenhauer am Start. Ähnlich gelagert, zum Teil etwas metallischer kommt das melancholisch träge "Endless Fight" daher. So spielen sich die Briten durch das Album, ohne das es so voll zünden will - gewollt langsame Einförmigkeit. So geht dem Album trotz vieler guter Momente und eines furiosen Starts gegen Ende doch etwas die Luft aus. Genreliebhaber dürften trotzdem, oder gerade wegen der gelebten Monotonie auf ihre Kosten kommen. Mir fließt der Lavastrom einfach zu gleichmäßig.
Ein Musiker wie Derek Sherinian muss sich verwirklichen. Da ihm das bei seinen ehemaligen Arbeitgebern DREAM THEATER nicht gelang, rief er kurzerhand PLANET X ins Leben, bei denen er sich mal so richtig austoben darf. Begleitet wird er dabei von Virgil Donati an den Drums und Rufus Philpot am Bass; auf Gesang muss leider verzichtet werden. Eine zusätzliche Singstimme würde aber auch gar nicht mehr in den Sound von PLANET X passen, da alle Songs auf eine rein instrumentale Basis zugeschnitten sind. Auf dem neuesten Streich "Quantum" werden alle Register progressiver, höchst komplizierter Tonfolgen gezogen, was das Album wieder nur für eine kleine Randgruppe interessant macht. Der handwerklich zwar perfekte, aber nur sehr schwer konsumierbare Artrock des Trios geht wohl als das durch, was im Volksmund als "Mucker-Mucke" bezeichnet wird und dürfte den gemeinen Rockfan hoffnungslos überfordern. Und genau hier frage ich mich, was das eigentlich soll. Derek Sherinian ist ein genialer Musiker, wahrscheinlich einer der besten Tastenakrobaten der Welt, aber er sollte sich mal ernsthaft fragen, warum gerade sämtliche DREAM THEATER-Platten in der Gunst der Fans so weit oben stehen, obwohl diese auch hoch verdichtete Musizierkunst offenbaren. Die Jungs haben es nämlich geschafft, ihre Künste in mitreißenden Songs umzusetzen, und das ist der Punkt, an dem PLANET X letztendlich scheitern. Neun Songs voller Tonleiterüberbeanspruchungen machen vielleicht eine sehr gute, auch außergewöhnliche, aber noch lange keine bezaubernde Platte!
Das von Metal-Inside.de präsentierte Metalmania-Festival hat sich zu einer professionell aufgezogenen Veranstaltung gemausert, die jedes Jahr mich hochkarätigen Acts und einige Monate später jeweils meiner einer ebenso hochwertigen DVD aufwarten kann. 20006 gaben sich u.a. ANATHEMA, MOONSPELL und NEVERMORE auf der Mainstage die Ehre, während auf der Sidestage BELPHEGOR und CENTINEX lärmten. Von der kleinen Stage gibt es nur eine CD, auf der pro Band ein Track zu finden ist, während die Mainstage von echten Profis gefilmt wurde und von den meisten Shows zwei oder drei Titel zu sehen sind. Licht, Ton und Kameraführung sind dabei erste Sahne und fangen die Stimmung sehr gut ein. ANATHEMA sind wie zu erwarten verträumt-sphärig, während 1349 vor lauter frostbitten grimness kaum noch geradeaus gucken können. NEVERMORE zeigen sich physisch und spielerisch topfit, die Band hat man ja auch schon anders erlebt. MOONSPELL haben eine beeindruckende Bühnenpräsenz (natürlich muss "Opium" auf der DVD sein) und THERION sind mit Chor angereist. Ein offensichtlich gelungenes Festival wird mit diesem erstklassigen Package entsprechend gewürdigt. Nebenbei gibt es mit jeder Band der Mainstage ein kurzes Interview, sowie den üblichen Kram wie Fotogalerien.
Mit "I Am A King" eröffnen SIDEBURN ihr neues Werk "The Newborn Sun" fett, fetzig und knarzig in bester Retro-Stoner Manier. Eine volle Breitseite harter 70er mit Orgel und jaulenden Gitarren, welche gegen Ende des Songs in einem fast schon Psychedelic-Akustikpart münden. SIDEBURN lieben den Blues, lieben den Hard Rock vergangener Tage und geben dem ganzen einen deftigen Härtegrad durch Produktion und tief gestimmte Gitarren. Es seien nur mal die lavaförmige Riffwalze "Farmer Joe" und das abschließende, überlange Bombaststück "Riding The Rainbow" mit seinen schwelgerisch sphärischen und sehnsüchtig klingenden Stonerparts zum reinhören anempfohlen. Was dabei sofort auffällt - die Affinität der Stimme von Sänger Jani Kataja zu THE CULT Fronter Ian Astbury prägt weite Teile des Sounds von SIDEBURN (wobei Jani auch Mr. Danzig als Vorbild angibt). Heraushören lassen sich aber auch LED ZEPPELIN (wie beim fast 10-minütigen "A Piece Of Shade"), BLACK SABBATH und die alten DEEP PURPLE, aber auch Neueres wie die legendären KYUSS oder FU MANCHU. Und wenn man schon meist 30 Jahre zurückschaut, dann darf man sich auch Zeit lassen. Und Zeit gelassen hat sich das Quartett ja für die Kompositionen. Das letzte Album der Schweden "Trying To Burn The Sun" datiert immerhin aus dem Jahre 2002. Aber das Ergebnis kann überzeugen; well done kann man da nur sagen. Wer auf gut gemachten Gitarrenrock mit Sonnenbrille, Schlaghose, langen Haaren, Backenbart und einen Groove zwischen Wüste und Woodstock abfährt, weis was zu tun ist.
Sehr von ENTOMBED beeinflusst zeigen sich DAYMARES auf ihrem Erstlingsalbum. Was vor einem Jahr als Jamsession einiger Freunde begann, hat sich mittlerweile zu einer gefestigten Band entwickelt, die auf "Can’t Get Us All" elf Songs präsentiert, die sie im vergangenen Jahr geschrieben haben. Die können zwar nicht wirklich vom Hocker reissen, haben aber einen charmanten Death’n’Roll-Touch und sind abwechslungsreich genug, um nicht zu langweilen. Die Produktion geht in Ordnung, die Gitarren sägen ordentlich und der Drummer macht Druck. Nur das ewig gleiche Gegröhle kann nervend sein, daran sollte der Herr Verbalakrobat noch arbeiten, dann werden Songs wie das schleppende "Falling Down" noch mal ne Ecke cooler. Wie gesagt, kein Überflieger, aber ein solides erstes Album.