Konzert:
With Full Force 2007 - Samstag
Konzert vom DAGOBA
Die Kommunikation war etwas unglücklich, aber wohl die Essenz des
ganzen: "Das Festival hat keinen Kontakt zur Band und sie ist nicht erschienen". So wurde die Abwesenheit von DAGOBA erklärt. Die Geschichte dahinter ist konfus genug: DAGOBA sollten am Vortag auf einem Festival in Bilbao spielen, ergab die Internet-Recherche der sitzen gelassenen WFF-Organisatoren. Diese Reisestrecke wäre nur mit einem Porsche als Band-Mobil machbar gewesen. Aber anstatt abzusagen, kamen DAGOBA einfach nicht, und weder in der Booking-Agentur noch bei der Band gab es irgendeine Reaktion auf Anrufe und Emails... (laetti)
ZUUL FX waren die Nutznießer der Kommunikationspanne und konnten ihren am Vortag ausgefallenen Gig nachholen. Highlight der Franzosen um den ex-SCARVE-Sänger war ein gelungenes Cover von "Demanufacture", das mit einem großen Pit gewürdigt wurde.
BENEDICTION
Bei den alten Herren von der Insel werden immer Erinnerungen an die selige Schulzeit wach, als BENEDICTION mit Dave Ingram arschgeil waren. Ist Geschichte, seit in paar Jahren ist ein anderer Dave am Mikro - der kann seinen Job sehr gut, ist symphatisch und kündigt ein neues BENEDICTION-Album für den Herbst an. Ansonsten gab es Bewährtes, die alten Klassiker solide gezockt. Grauhaarig sind sie geworden über die Jahre, die Herren, ein wenig angestaubt die Songs. Aber Spass macht es immer noch und das ist die Hauptsache!
LAMB OF GOD
LAMB OF GOD haben in Deutschland immer noch den Status eines blutjunger Newcomer - diese Einschätzung schillert im Gegensatz zu den grauen Bärten, die die Saiten-Fraktion in schönster ZZ Top-Manier dort schüttelt. Und dann steht dem neugierigen Teil des Publikums der Mund Scheunentor-weit offen, denn die fünf aus Richmond hauen eine unglaubliche Energie aus den Klampfen-Hälsen. Wer bis eben noch geglotzt hat, wird jetzt von Sänger Randy Blythe zum Tanzen, Moshen und Ausrasten angefeuert. Randy selbst rennt wie Rumpelstilzchen pausenlos von einem Ende der Bühne zum anderen, redet, growlt und shoutet - ein manischer Entertainer, der immer die passende Ansage zum nächsten Song hat. Sei es nun "Now You´ve Got Something to Die For" oder "Walk With Me In Hell", der Ode an die Techniker der Roadcrew. Auch passend wird zu jedem Song ein anderes, passendes Backdrop entblättert. Diese Band will ich öfters sehen! (laetti)
BACKFIRE!
BACKFIRE! sind auch so ein Dauergast beim WFF, den man sonst selten zu Gesicht bekommt. So war die Hardbowl ordentlich gefüllt, als die Herren Belgier pünktlich loslegten und ein HC-Brett par exellence raushauten.
SWORN ENEMY
Beim Pressure hatten SWORN ENEMY einen guten Gig hingelegt, den sie an diesem Nachmittag auf der Hardbowl noch toppen wollten. Hochmotiviert zeigte sich der New Yorker Haufen, was sich auf das Publikum übertrug, das einen großen Pit vor der Bühne startete. Natürlich war die Setlist unverändert zum Pressure, allerdings machten SWORN ENEMY soviel Stimmung, dass sie für eine Zugabe auf die Bühne zurückgeholt wurden - Sieg auf ganzer Linie!
WALLS OF JERICHO
Gegen das, was dann bei WALLS OF JERICHO abging, waren SWORN ENEMY nur ein laues Lüftchen. Candace und ihre Mannen haben jedes Publikum von der ersten bis zur letzten Sekunde im Griff. Die Luft vibrierte vor Energie, die von den Musikern als auch den Fans ausging. Während Erstere wie unter Hochspannung über die Bühne liefen und einen Knallersong nach dem anderen zockten, tobten Letztere vor der Bühne und gaben der Security ordentlich zu tun. Wie gehabt bildete "With Devils Amongst Us All" den Schwerpunkt des Sets, der von "Revival Never Goes Out Of Style" beendet wurde, bei dem jeder im Zelt aus voller Kehle mitsang. WALLS OF JERICHO haben in diesem Jahr wohl nicht eine schwache Show abgeliefert, dazu sind sie mittlerweile viel zu gut und schlicht unglaublich intensiv!
TERROR
TERROR ließen sich davon nicht beeindrucken. Scott Vogel, immer noch der unglamouröseste Frontmann im HC-Zirkus, und seine Kollegen kamen auf die Bühne und legten ohne Umschweife los. Eine gelunge Mischung aus alten und neuen Songs wurde präsentiert, zu denen das Publikum austickte und der Security nach WALLS OF JERICHO keine Verschnaufpause gönnte. Eigentlich war es egal, was die LA-Crew zockte, die Fans wären mit allem zufrieden gewesen, solange TERROR es spielen. Einige Adrenalinjunkies im Publikum kamen in der Mitte des Sets auf die Idee, an den Pfeilern des Zeltes hochzuklettern (die Platten, die im unteren Drittel angebracht waren, um genau das zu verhindern erwiesen sich schnell als zu niedrig) und von dort ins Publikum zu springen. Scott animierte die Leute noch dazu, sowas bekommen auch TERROR nicht alle Tage zu sehen. Einziger Schwachpunkt der Show war die arg kurze Spielzeit, die trotz Zugabe nicht auf mehr als vierzig Minuten kam statt der angekündigten vollen Stunde.
AMON AMARTH
Kleinigkeiten können schon eine ganz besondere Show machen: Bei AMON AMARTH hatten sowohl einer der Jomswikinger, die sich gleich nach dem Ertönen des krächzenden Blashörner kunstvoll auf der Bühne bekämpft haben, als auch Drummer Fredrik Andersson hier in Roitzschjora ihren Geburtstag. Das wird nach dem letzten Song "The Pursuit Of Vikings" mit Met/Bier aus dem Horn begossen, und so stehen die Hörner am Anfang und Ende dieses Auftritts. Der führt via Setlist vom Neuen zum Alten. Leider ist der Sound bei "Valhall Awaits Me" und "Runes To My Memory" noch reichlich unausgewogen, aber zu "Death In Fire" bekommen die Gitarren dann endlich die nötigen Höhen. Death In Fire? Richtig! Crew und Band hatten sich ein imposantes Setting von Feuerspeiern und
Pyros ausgedacht, an denen sich Bassist Ted in einer Schrecksekunde fast die Haare verbrannt hat. So wird der komplette Set selbst für Fans, die die DVD und die Band schon auf einigen Festivals mit Wikingershow gesehen haben, nicht langweilig. Mit dem "Victorious March" nehmen AMON AMARTH dann selbst die beinharten Hardcore-Fans ein und strafen die Zweifler Lügen, die noch kurz vor dem Auftritt geunkt hatten, AMON AMARTH seien nichts für dieses Publikum. Denn selbst die Slamdancer
bekamen eine Gänsehaut, als bei "The Pursuit Of Vikings" drei
Jomswikinger mit Fackeln zu diesem unglaublichen Gitarrenriff Wache standen. Eroberung erfolgreich! (laetti)
Setlist AMON AMARTH
Valhall Awaits Me
Runes To My Memory
Death In Fire
Cry Of The Blackbirds
Asator
Where Silent Gods Stand Guard
Victorious March
Pursuit Of Vikings
(laetti)
SICK OF IT ALL
Es ist wahrscheinlich egal, unter welchen Umständen oder mit welcher Art Filmriß man aus dem Zelt kullert und zur Bühne tapst. Wenn sich die Zuschauer der gesamten Hard Bowl auf das Geländer vor der Hauptbühne ergießen und wenige Minuten später dort SICK OF IT ALL als Co-Headliner spielen, kann nur auf dem With Full Force sein. Puh, eine Lücke im Filmriß ist wieder geschlossen. Wer die Running Orders der vergangenen Jahre auswendig kennt, kann wahrscheinlich auch die Uhr stellen. Aber eine Neuerung gab es dann doch: Durch die Platten, die auf dem Bereich des Pits verlegt worden waren, hielt sich die Staubwolke vor der Bühne
in erträglichen Grenzen. Denn eben jener Pit hatte wahnsinnige,
gewalttätige Ausmaße. DAS waren Circles! (laetti)
Überhaupt es ist beeindruckend, mit welcher Energie und Spielfreude die New Yorker dabei waren. Davon können sich viele Jungspunde eine dicke Scheibe abschneiden! Viele von denen standen neben der Bühne und schauten den Idolen ihrer Jugend zu, die auch nach 20 Jahren Feuer im Hintern haben. WALLS OF JERICHO-Fronterin Candace versuchte sich mit Lou Koller an einem Song und brachte das Publikum noch einmal ordentlich auf Touren. Das hatte sich vorher schon nicht geschont und trotz Platten vor der Bühne eine WFF-typische Staubwolke fabriziert. Walls Of Death und Circle Pits waren obligatorisch, ist ja klar.
CHILDREN OF BODOM
Nach dem Mega-Moshpit von SICK OF IT ALL konnte es eigentlich nur noch schlechter werden, oder? Vielleicht für die Security im Graben, denn ab dem ersten Ton surften die Leutchen auf den engen Reihen der Crowd vor ihnen der Bühne entgegen. Die jungen Finnen verteidigten ihre Headliner-Position souverän as Motherfucking Fuck of a Flying Fuck - um mit Fluch-Weltmeister Alexi Laiho zu sprechen. Die CHILDREN OF BODOM feierten im Zeichen ihres neuen Maskottchens - des Plüsch-Aliens "Janis" - eine lustige Party auf der Bühne, und ließen die Fans allein durch ihre überbordende Spielfreude dran teilhaben. Zu den Partygästen auf der Bühne gehörte LAMB OF GOD-Sänger Randy Blythe - der die erste Hälfte des Gigs damit verbrachte, COB-Guitar Tech und ex-HELLHAMMER-Schlagzeuger Neubi anzubeten. Bei "In Your Face" stürmte er dann ans Mikro und übernahm von Alexi das "Flying Fuck"-Fluchen. Außerdem schauten Johan Hegg und Olli von AMON AMARTH zum Drinks mixen vorbei - so dass gerade Bassist Henkka und Keyboarder Janne fast eine dritte und vierte Hand zum gleichzeitigen Spielen und Abwinken der zahlreichen Getränkeangebote brauchten. Als CHILDREN OF BODOM, diese ausgezeichneten Musiker, als Tribut an ihre schwedischen Kollegen dann "The Pursuit Of Vikings" angestimmt haben, stand Johann Hegg dann wie vom Donner gerührt am Bühnenrand. Dabei stand der Tag eigentlich unter ganz anderen Vorzeichen: Nach zu wenig Schlaf
sind COB und ihre Crew in Leipzig angekommen, nur um festzustellen, dass die Hälfte der bestellten Technik gar nicht angekommen war. Nach über 6 Stunden Bastelei, Improvisieren und Plan B kam das Adrenalin Crew und Band schon fast aus den Haarspitzen heraus. Und genau das führte zu einer der besten COB-Shows aller Zeiten! Denn bei brilliantem Sound grinsten die fünf Musiker auf der Bühne um die Wette und lieferten bestes Entertainment. (laetti)
...weiter zum Sonntag
Konzert:
Todtgelichter, Membaris, Asmodi, Odeon - Hamburg, MarX
Konzert vom Gefühlte unendliche zwei Jahre ließen TODTGELICHTER warten - zum einen auf ein neues Album, zum anderen auf ein livehaftiges Wiedersehen. TODTGELICHTER laden also zur Vorstellung ihres neuen Werkes namens "Schemen". Zur Unterstützung bitten sie MEMBARIS, ASMODI und ODEON für die ausgefallenen MØRKRIKET ins Hamburger MarX. Und sie begrüßen auch viele Freunde und Bekannte wie AEBA, von denen ich verlauten lassen darf, dass zum Ende des Jahres das neue Album erscheint, oder Stefan, Organisator des just gelaufenen "AV IS OG ILD"-Festivals in Bad Segeberg und Bandmitglied von KERBENOK.
Nun aber zur Musik: ODEON eröffnen den Abend vor noch nicht ganz vollem Haus. Davon lassen sie sich jedoch nicht einschüchtern und legen bei dem an diesem Abend durchgehend guten Sound gleich gut los. Schwer zu beschreiben ist ihr Stil, von dem man erraten könnte, er läge zwischen alten OPETH und neueren ENSLAVED. Sie zeichnen sich durch Spielfreude und Ideenreichtum aus und ab Mitte des Sets haben auch die meisten Anwesenden verstanden, was hier gespielt wird - und gehen gut mit. Ein guter Auftritt, der technisch für manchen vielleicht zu anspruchsvoll ist, deren Songs "Lethargie", "Urgestein", "Numinosia", "Traumruinen", "Requiem", "Erwache" und "Im Teich Der Toten Gesichter" bestimmt jedoch seine Liebhaber gefunden haben wird.
Pagan Black Metal spielen ASMODI, die vielen bei uns im Norden unlängst bekannt sind durch ihr Demo "Schattenwald" und schon einigen absolvierten Gigs. Und so drängen sich schon mehr Leute vor der Bühne und verteidigen ihr Plätzchen zum Abbangen, denn die wissen, was nun kommt... Teils harscher Black Metal, jedoch stets auf Eindringlichkeit und Atmosphäre bedacht, Songs mit inhaltlicher Tiefgründigkeit, die dem Heidentum die Ehre erweisen. Der Gesang gekonnt variierend, mal unheilvoll grollend, mal fiese Schreie - und dazu die Gitarrenfront mit sehr gutem und abwechslungsreichem Riffing. Ein sehr schöner Gig mit zwei neuen Songs, die erst in dieser Nacht ihre Namen bekamen: "Welke Leere" und "Gift". Zudem hören wir "Chronist der Winde", "Schattenwald", "Wigrid", "Aus blut´ger Mär" und "Dornentanz".
MEMBARIS betreten als nächstes die Bühne. Und die Hörerschaft wartet gespannt, was denn nun kommen würde. Black Metal mit Corpsepaint - und was für eines! Sehr evil wirken die drei Kerle dort oben auf der Stage und unterstreichen dadurch auch noch optisch ihr spielerisches Können. Kratziger Black Metal nach skandinavischer Art, unverfälscht und eigenständig, aggressive Raserei und ein Quäntchen Melancholie. Erstaunte Gesichter, anerkennendes Nicken und ein paar Reihen Banger haben an diesem Abend dieser Band ihre große Leistung attestiert. Hochqualitativer und professioneller Black Metal, von dem wir sicherlich noch mehr bekommen werden als "Mein Schwarzer Augenblick", "Into Nevermore", "Silence", "Forever Burning Flames", "Suicidal Melancholy", "Membaris", "Where No Light Exists...", "Only Ruins Remain..." und "Shades".
Die Vorhalle ist jetzt so gut wie to(d)t, 250 Gäste drängen sich in den Konzertsaal, um den heutigen Gastgeber TODTGELICHTER zu hören und zu sehen. Eben bescheinigte ich fast MEMBARIS das beste Corpsepaint des Abends, muss diesen Titel jedoch an TODTGELICHTER vergeben. Die Bilder sprechen für sich - oder für Mort und auch Frederic. Reifer sind sie, spielerisch und auch die Songs sind tiefgreifender geworden, Abwechslung dominiert und es ist ein großer respektive neuer Schritt zum Vergleich vergangener Jahre, was uns heute geboten wird. Die Bühnenpräsenz hinterlässt enormen Eindruck, die Band steht wie ein Mann, jeder Riff passt, ob nun in wilder Raserei oder ruhigen Passagen. Und über alledem schwebt Mort mit seiner unglaublichen Ausstrahlung und seinem Gesang, der einen entweder erfrieren oder verbrennen lässt. Für 90 Minuten lassen sie uns nicht mehr aus ihren Krallen, doch kommt viel zu schnell der letzte Song - und plötzlich taucht Nachtgarm (NEGATOR) aus dem dichten Nebel auf und übernimmt mit den Gesangspart neben Avatar am Bass.
"Was bleibt..." ist die Erinnerung an einen schönen Abend und eine schemenhafte Reise durch "Larva", "Von Hass und Trauer", "Segen", "Erinnerungen eines Wolfes", "Blutstern", "Für immer Schweigen", "Hort des Todes", "Aschentraum", "Hammer" und "Schlachtenruf"
Alle Bilder zeigen.
(in Vertretung: Christina)
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