Hamburg hat Bock auf Metal - wie schon bei DIMMU BORGIR/ AMON AMARTH und SOILWORK/ CALIBAN in der Woche zuvor war auch an diesem Abend das "Sold Out"-Schild nötig. Dank eines Blockseminars an der Uni, dass sich recht lange zog, verpassten wir MAINTAIN, die aber die Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Saal bereits in anständige Höhen getrieben hatten.
DEADLOCK gaben von Beginn an mächtig Gas und hatten mit den gut angeheizten Metallern (Corler waren klar in der Minderheit) leichtes Spiel. Sowohl die alten Songs als auch das Material von "Wolves" knallten ohne Ende und kamen wie ein Orkan über die Fans. Sängerin Sabine, über deren Leistung auf dem aktuellen Silberling die Meinungen durchaus auseinandergehen, hat im Laufe der Tour ohrenscheinlich an Stimmkraft zugelegt und sang kraftvoller als bei den Aufnahmen zu "Wolves". Gemeinsam mit ihrem männlichen Counterpart (im formschöen COF-Shirt) bewies sie zudem ausgesprochene Entertainer-Qualitäten, mit denen die beiden fleißig Symphatiepunkte sammelten. Der Rest der Truppe hatte ebenfalls sichtlich Bock auf der Bühne zu stehen und ließ sich auch von der verkleideten MAINTAIN-Truppe, die ziwschenzeitlich auf die Bretter stürmte (war halt der letzte Tag der Tour) nicht aus dem Konzept bringen. Nach einer schweißtreibenden Stunde gingen DEADLOCK ausgepumpt, aber hochzufrieden, mit der Gewissheit von der Bühne, einen verdammt geilen Gig hingelegt zu haben.
Während der erfreulich kurzen Umbaupause vor NEAERA füllte sich der Saal noch etwas mehr, als bei DEADLOCK der Fall, was in kuscheliger Atmosphäre resultierte, positiv ausgedrückt. Immerhin fror niemand. Schon auf der Tour mit KATAKLYSM hatten NEAERA bewiesen, dass sie eine der besten Live-Bands des Landes sind, da war die Headliner-Tour nur logsich - der Zuspruch, die Leistung der Musiker und ihre Entertainmentqualitäten rechtfertigten diesen Status ohne Zweifel. Von Beginn an wurde Arsch getreten und der sprichwörtliche Orkan entfacht, egal ob mit Songs des neuen Knallers "Armamentarium" oder der beiden nicht weniger genialen Vorgänger. Die Band war tight, symphatisch und bestens aufgelegt, was sie mühelos aufs Publikum übertrug, dass ihnen aus der Hand frass und Stagediver im Sekundentakt produzierte. Vom Tropenklima ließ sich niemand vom Bangen abhalten, vor der Bühne tobte die gesamten siebzig Minuten ein großer Moshpit (Fotos machen wurde nur quasi unmöglich), kurzum: es war ein pefekter Gig. NEAERA stellten einmal mehr unter Beweis, dass sie Live mächtig kicken und diese Headliner-Tour völlig zu Recht bekommen haben. Da geht in Zukunft noch Einiges!
Wie bereits im Review zum Re-Release des Vorgängers "The Secrets Of The Black Arts" erwähnt, sind die ersten drei Alben der schwedischen Ausnahme-Black Metaller DARK FUNERAL neu aufgelegt worden. Es mag zumindest klangtechnisch Scheiben geben, bei denen eine Wiederveröffentlichung mehr Sinn machen würde als bei diesen Alben, die bereits in ihren Originalversionen einen für Black Metal-Verhältnisse ultrafetten Sound auffuhren. Auch auf "Vobiscum Satanas" bediente vor gut zehn Jahren niemand anders als Peter Tägtgren (zusammen mit der Band) die Regler, und in der Neuauflage hat diese Produktion nochmals ein Feintuning mittels Remastering erhalten - ein Donnerwetter par excellence! Falls man an "Vobiscum Satanas" irgendetwas aussetzen kann, ist es die Tatsache, dass das Quartett hier fast durchweg Vollgas gibt und die Abwechselung ein wenig zu kurz kommt. Aber gerade im Kickdown-Bereich gibt es kaum eine Band, die in Sachen Intensität und Sounddichte an DARK FUNERAL heranreicht, was Orkane wie "Enriched By Evil", "Evil Prevail" oder der heute noch gerne live gezockte Titelsong eindrucksvoll unter Beweis stellen. Auch wenn das Album insgesamt nicht ganz an seine beiden überragenden Nachfolger heranreicht, ist "Vobiscum Satanas" auch heute noch ein Leckerbissen für alle Qualitäts-Schminktöpfchen mit Hauptaugenmerk auf Hochgeschwindigkeit. Leider gibt es hier keine zweite CD als Bonus, und auch Liner-Notes sucht man im normal aufgemachten Booklet (Songtexte plus Fotos der Bandmitglieder) wieder vergeblich, doch immerhin finden sich vier der Album-Songs in Live-Versionen als Dreingabe, die 1998 auf dem "Hultsfreds Festival" in Schweden aufgenommen wurden. Und auch hier gilt der Umstand, dass ich der alten Version locker den "Tipp" gegeben hätte, den ich diesem gelungenen Re-Release darum ebenfalls nicht vorenthalten will.
TEPHRA haben bereits mit ihrem selbstbetitelten 2005er-Album auf sich aufmerksam gemacht und sich als junge, aufstrebende Postcore-Band einen Namen gemacht, was sie mit "A Modicum Of Truth" zementieren wollen. Die Braunschweiger haben ihren Stil nicht sonderlich verändert, einzig ein größerer Einfluss von MASTODON macht sich in vielen Songs beim Aufbau bemerkbar, außerdem wurde dem Gesang mehr Platz eingeräumt. Wuchtige Soundwände und schädelspaltende Riffwiderholungen sind aber weiterhin ein wichtiger Bestandteil des TEPHRA-Sounds, mit denen viel dunkle Atmosphäre aufgebaut wird, die durch den psychopathisch-leidenden Gesang an Gänsehautfaktor gewinnt. TEPHRA haben mit diesem Album unter Beweis gestellt, dass ihr Erstling keine Eintagsfliege war und in den Köpfen der Mucker noch viele Ideen stecken, die zu erstklassigen Postcore-Songs verarbeitet werden können. "A Modicum Of Truth" ist das gelungene Ergebnis, dass selbst be einer Stunde Spiezeit nie langweilig wird. Schlicht gut. Punkt.
Die "Transworld Ultra Rock" Tour kommt nach Deutschland und mit ihnen die verrückten Japaner ELECTRIC EEL SHOCK! METAL-INSIDE.de schickt zu jeder(!) der Shows in Deutschland eine Person inklusive Begleitung - ihr wollt echten Rock sehen? Dann lasst euch ELECTRIC EEL SHOCK nicht entgehen - auf unserer Startseite findet ihr die Teilnahmebedingungen. Aber beeilt euch, der Einsendeschluss für die ersten beiden Detas ist bereits morgen!
Wenn einem als Redakteur so eine relativ aufwendig, optisch recht ansprechende und sogar irgendwie lustig verpackte Single wie hier einer völlig unbekannten Formation Namens ENDFIELD vorgesetzt wird, ist natürlich erst mal Vorsicht geboten. Und dann ist auch noch so ein renommierter Produzent mit im Boot wie Fabio TRENTINI (u.a. GUANO APES, DONOTS, H-BLOCKX), in der textlichen "Anmoderation" werden solche Hammerbands wie COLDPLAY, die RED HOT CHILI PEPPERS mehr oder weniger als Vergleich genannt, es riecht dabei förmlich schon etwas nach konstruiertem Hype aber weit gefehlt. Diese deutsche Kapelle zeigt auf ihrer 3-track Debütsingle "Good Timing" mit ihrem stark in den 80’ern verwurzelten (Pop) Rock dass man tatsächlich etwas drauf hat und auch das fortgeschrittene Alter der drei Protagonisten, die allesamt in den Enddreißigern befinden spricht gegen ein konstruiertes Kunstprodukt. Wie gesagt eher gestandene aber größtenteils ziemlich unbekannte Musiker (einer war mal bei PINK CREAM 69 aktiv ) in Form eines Börsianers, Gärtners sowie Zahnarztes haben sich hier zusammengetan, um ihren Sound zu präsentieren. ENDFIELD alias Sven C. Hanke, Helmut Medel sowie Glyn mischen typische Sachen aus den 80’er Jahren mit ähnlichen Ansätzen damaliger Bands wie ULTRAVOX, SIMPLE MINDS, A FLOCK OF SEAGULLS, typische U2-änliche Gitarren sowie einen Hauch von FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE (was stellenweise etwas den Gesang angeht) will sagen es wird ein Mix aus Midtempo Rock mit vielen popentlehnten Elementen geboten, so dass die drei Tracks insgesamt recht gefällig aus den Boxen klingen. Es wird dabei ganz klar mit eineinhalb Augen auf die Charts geschielt, dabei kommt man qualitativ (zumindest was die sehr gute Single "Good Timing" betrifft) auch nicht viel schlechter rüber wie viele aktuelle Bands ähnlicher Zielgruppenausrichtung wie z.B. SNOW PATROL oder SUNRISE AVENUE. Die ganze Schose kommt professionell rüber, die Songs sind insgesamt nicht übel. Ob dieser erste positive Eindruck auch ein ganzes Album trägt, wird man sicher demnächst auch beurteilen können.
Auch wenn die Schweden DARK FUNERAL für einige verbohrte Pinguine mittlerweile zu den "kommerziellen" Bands der Schwarzmetallszene zählen, weil sie mehr als fünfkommadreisechssechssechs schlecht produzierte Demos verkaufen, ist es vermutlich gerade die durchweg hohe Qualität der Band, die sie über Jahre hinweg etabliert hat. Dieser Tage werden die ersten drei Alben der Jungs wieder veröffentlicht und enthalten als Bonusmaterial insgesamt fast alles, was seit dem schon genialen Debüt "The Secrets Of The Black Arts" aufgenommen wurde. Ursprünglich 1996 veröffentlicht, hatte das Quartett um Gründer Lord Ahriman bereits ein ungeheures Gespür für mitreißende Dunkelhymnen, die durch das hohe technische Niveau der Musiker und die fette Produktion von Peter Tägtgren einen Einstand nach Maß ergaben, den man problemlos zu den besten und professionellsten Black Metal-Debüts aller Zeiten zählen darf. Granaten wie "The Dawn No More Rises" oder die in den letzten Jahren immer noch live präsenten "My Dark Desires", "Shadows Over Transylvania" und "Bloodfrozen" bollern durch das Remastering dieses Re-Releases noch fetter und erhabener aus den Boxen als zuvor, und mit der Bonus-CD, die acht der elf Stücke des Albums noch mal exklusiv in frühen Versionen (von 1995, aus dem "Uni-Sound"-Studio, mit Dan Swanö als Engineer und von Daniel Bergstrand überarbeitet) beinhaltet, bekommen Fans hier ein ganz besonderes Package. Wer "The Secret Of The Black Arts" noch nicht in seiner Sammlung stehen hat, muss jetzt definitiv zugreifen. Lediglich auf Liner-Notes muss verzichtet werden, aber auch mit "nur" sämtlichen Songtexten und ein paar alten Fotos im Booklet dürfte niemand ernsthaft anzweifeln, dass eine Wiederveröffentlichung kaum vorbildlicher sein kann als diese hier!
1990 gegründet, versuchten sich die Magdeburger ESKIMO BABY zunächst als Punkband, worauf sie nach Umwegen über andere Stilrichtungen und diverse Besetzungswechsel bei ihrem heutigen Sound angekommen sind. Dieser ist nicht so einfach zu beschreiben: Noisige Gitarrensounds treffen auf getragene Gesangslinien, schleppende Beats, komplexe Songstrukturen und den ein oder anderen verschobenen Rhythmus. Egal, wie man das nennen mag, es ist ziemlich gut gemacht. Oft bleibt man an den Gesangslinien von Sänger/Gitarrist Christian Hering hängen, und dazu fabriziert der Vierer zwischendurch auch immer wieder vortrefflichen Lärm. Über die gesamte Spieldauer der Scheibe gibt es zwar auch einige Längen, und manche Passagen dümpeln etwas uninspiriert vor sich hin. Aber das große Potential der Band ist bereits deutlich spürbar.