Eine grundsätzlich ganz interessante Mischung aus Black- Death- und Viking Metal liefern uns DARKNESS ABLAZE aus Ludwigsburg, die ihr selbst betiteltes Debüt ordentlich produziert haben und zum Glück nicht ganz so wild auf der immer noch grassierenden Nordlichter-mit-Hörnern-Grippe herumreiten, sondern ihre Wikinger-Einflüsse recht geschickt in die Songs integrieren. Leider wirkt das Album ein wenig, als habe man mit aller Macht alles in die Suppe rühren wollen, was noch in der Küche zu finden war: blackmetallische Eruptionen, monotone Death-Grunts, fieses Gekreische und Keyboards, das alles garniert mit diversen Soli und Breaks/Tempowechseln… alles zusammen wirkt auf mich reichlich überladen und konstruiert und kommt leider kaum richtig auf den Punkt. Nicht falsch verstehen: Songs wie „Lonely March“ oder „Once Called For Redemption“ zeigen gute Ansätze und sind mitunter recht hörenswert, doch setzen DARKNESS ABLAZE für meine Begriffe zu wenige bis gar keine Highlights und lassen ihre konfuse Suppe einfach dahinköcheln. Nur habe ich die nicht unbegründete Befürchtung, dass die Küche, bedingt durch zu wenig Aufmerksamkeit, in Kürze kalt werden wird…
Glaubt man Fenriz´ Linernotes im wieder mal sehr geil aufgemachten, fetten Booklet, dann ist ihm das Riff zur kultigen Hymne „Hiking Metal Punks“ beim Wandern im Wald in den vernebelten Sinn gekommen (womöglich noch hinter ´ner Tanne beim Abseilen eines Maximalpigmentierten, aber das lassen wir mal dahingestellt…), während das ebenfalls geile „Hanging Out In Haiger“ von seinem Trip nach Deutschland zu seinen Kumpels und jetzigen Labeluntergebenen OLD handelt… für einige alte Fans der Band mag das alles die totale Lächerlichkeit sein, aber ich nenne es künstlerische Freiheit. Selten bis nie zuvor hat eine Band dem Musikzirkus so schweinecool das nackte Gesäß gezeigt und gleichzeitig eine derart brillante Hommage an die Anfänge der Schwarzen Szene abgeliefert. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass sich das Duo gerne mal wiederholt, denn die Mischung aus alten HELLHAMMER-Sounds, rotzigem, riffbetontem Punk und einer gehörigen Prise Rock´n´Roll macht immer noch ordentlich Laune und überzeugt in seiner Authentizität um Längen mehr als das nur noch indiskutable Selbstabfeiern einer Band wie MANOWAR. Ein kleiner Unterschied zum Vorgänger „F.O.A.D.“ ist der einen Tick „bessere“ Sound auf „Dark Thrones And Black Flags“, der nicht mehr ganz so knarzig daherkommt, für Normalhörer aber nach wie vor ungenießbar ist. Und auch mit „The Winds They Called The Dungeon Shaker“, „Grizzly Trade“ oder dem grandiosen „Launchpad To Nohingness“ findet man erwartungsgemäß weitere richtig schön dreckige Granaten, die genauso erwartungsgemäß wieder für Diskussionen unter den Fans sorgen werden, ob das nun noch Black Metal sei oder nicht oder wie auch immer. Den Totalabschuss findet man übrigens auf der „Limited Edition“ in Form zweier kleiner Filmchen, die die beiden beim grenzdebilen Rumblödeln im Proberaum zeigen. Ich vergebe da gerne erneut den „Tipp“ für alle „Hiking Metal Punks“ und halte es mit der Meinung aller Anderen dazu ähnlich wie Nocturno Culto und Fenriz: ich setze mich da mit meinem fetten Arsch drauf!
Konzert vom OOMPH! sind seit eingien Jahren eine konstante Größe in der deutschen Musikalandschaft, so kontrovers die Band aus diskutiert werden mag. Für ihre Herbstour hatten sie sich mit ALL ENDS einen passenden Support besorgt, mit dem sie an einem kalten Donnerstag in Bremen Station machten. Das Aladin ist zwar nicht der coolste Clubs Bremens, aber dafür recht groß – und das braucht es, denn es ist voll. Ziemlich voll sogar, vom Landei bis zum Gruftie hat sich allerlei Volk eingefunden.
Und wurde gegen 20 Uhr von ALL ENDS begrüßt, die souverän auf die Bühne kamen und ihren Set eröffneten. Bei den Schweden gibt es vieles im Doppelpack: zwei Sängerinnen und zwei Gitarristen, wobei letztere auch optisch sehr nach beieinander sind. Basser und Drummer sind leider nur in einfacher Ausführung, hier ein Doppel, das wär’s was. Während der Felldrescher in bester Glamrockmanier auftrat und ordentlich poste, erfüllte der Tieftöner alle Klischees und stand fast schon verschämt hinter den anderen Musikern. Eingerahmt von den beiden (natürlich ordentlich posenden) Gitarristen führten die Sangesdamen durch den Abend, wobei öfter die Frage aufkam, warum da gleich zwei Frauen singen müssen, wenn die Stimmen so oft so ähnlich klingen. Optisch machen beide was her, auch wenn das Hotpants-Outfit von Frau Gelotte nicht vorteilhaft gewählt war. Sympahtisch sind sie beide und singen können sie auch, da ging alles in Ordnung. Die Songs waren stellenweise berechenbar und mit viel Pop-Appeal, kamen damit aber beim Publikum gut an, auch wenn die Chose auf Platte heftiger klingt. Störte aber niemanden und als Anheizer machten ALL ENDS einen guten Job.
Bei OOMPH! war die Stimmung sofort auf dem Siedepunkt, die Prioriäten des Publikums waren klar verteilt. Eine coole blaue Optik zog die Blicke auf sich, die Band hatte sich derweil gut verteilt und bot eine gute Show, einzig der Drummer hatte die A-Karte und war nicht gut zu sehen. Musste dafür aber auch als Einziger nicht in Gothic-mäßigem Outfit schwitzen. Das Publikum frass den Musikern aus der Hand, sang jeden Song mit und hatte mächtig Spaß. Wie die Songauswahl war, kann aber mangels Detailkenntnisse nicht beantwortet werden – aber so wie die Leute drauf waren, hätten sie auch zwanzigmal „Alle meine Entchen“ abgefeiert. Und solange jeder für seine Kohle Spaß hat, ist doch alle gut.
Konzert vom Früher Konzertauftakt und Spätdienst beisst sich leider viel zu oft, so auch an diesem Tag. LACRIMAS PROFUNDERE waren anscheinend nicht mehr dabei, ihren Ersatz konnte aber auch niemand sehen, der nach 20 Uhr am Bremer Lagerhaus ankam. Oder besser: gegen 21 Uhr. Da war schon alles vorbei und das Publikum draußen beim Rauchen. Immerhin blieb so die Umbaupause kurz, ist doch auch was. Als WEDNESDAY 13 mit seinen Sidekicks die Bühne betrat, tummelten sich die Die-Hard-Fans bereits direkt vor selbiger, was zu einem merkwürdigen Bild führte: 50-60 junge, düster gekleidete Leute drängten sich vor der Bühne, während die restlichen knapp 40 Anwesenden im ganzen Club verteilt standen, somit der Hamburger Graben hinter einem Teil des Publikums began. Wie dem auch sei, von der Bühne aus hat es sicher gut ausgesehen und auch über mangelnden Enthusiamus konnte sich Mr. Wednesday nicht beschweren, in den ersten Reihen war von Anfang bis Ende Stimmung angesagt. Während seine Sidekicks gut posten, konzentrierte sich der charismatische Herr am Mikro auf seinen Gesang und kurze Ansagen, was für das Publikum locker ausreichte. Die wollten ihren Spaß haben, was ihnen mit einer Setlist, die altes wie neues Material im ausgewogenen Verhältnis hatte, leichtgemacht wurde – WEDNESDAY 13-Songs sind live zwar etwas ähnlich, lassen sich aber vorzüglich zum abrockern nutzen. Das wurde von den Fans getan und von den Musikern ebenso, so dass für beide Gruppe der Abend gelungen war.
Das MARDUK-Nebenprojekt DEVILS WHOREHOUSE war lange ruhig, meldet sich jetzt aber mit einer 3-Track-EP zurück. Die Songs gehen zwar noch immer stark in die MISFITS/ DANZIG-Ecke, sind aber einen Tacken härter als das 2004er Album, was einer dezenten Crust-Attitüde geschuldet ist, MOMENT MANIACS sollte da was klingeln lassen. Den groovend-rockigen Charme haben die Songs aber beibehalten, genau wie den sehr am Vorbild angelehnten Gesang (alles andere wäre ja auch Blödsinn gewesen) und da das Songwriting mehr als in Ordnung geht, gibt es an der EP nichts auszusetzen – vor allem der zweite Track ist sehr gut gelungen und schon allein den Kauf des Siberlings wert. Vielleicht haben die Musiker dadurch Blut geleckt und bringen bald ein weiteres Album raus? Zu wünschen ist das nach dieser guten EP.
DEGRADEAD haben sich im Abyss Studio eingeschlossen, um mit Jonas Kjellgren (SCAR SYMMETRY) ihr zweites Album einzuspielen. Auf ihrer MySpace-Seite werden die Schweden regelmäßig ein Studio-Tagebuch posten.
ESCAPE THE FATE haben vor Aufnahmen zu „This Wars Is Ours“ den Sänger gewechselt, Craig Mabbit (ex-BLESS THE FALL) steht seitdem hinter dem Mikro – und passt mit seiner Stimme genauso gut zum poppigen Emocore wie sein Vorgänger. Er bringt zwar eine eigene Note mit, kann sich aber weder groß vom Vorgänger noch von Genre-Kollegen Marke MY CHEMICAL ROMANCE absetzen, womit er zu ESCAPE THE FATE bestens passt, denn deren Auftrag ist es hörbar nicht, experimentell zu sein, sondern massenkompatible Musik zu machen. Zuckersüß-poppig, mit allem was zu Emo anno 2008 gehört (bis hin zum Layout und Bandfoto) kriegt die Zielgruppe zwölf gute Songs, die gut ins Ohr gehen und zum Mitsingen einladen. Gut gemacht, gut produzier, nicht mehr und nicht weniger. Wem das reicht, der kann mit „This War Is Ours“ nicht viel falsch machen – und sich zweifellos an tausend Forendebatten über den Sängerwechsel unterhalten.