Konzert:
Tunes of Death IV - Krugsdorf/Pasewalk, Campingplatz
Konzert vom Nach einer Nacht wie im Eisberg - die Temperaturen erreichten frostige Temperaturen am Gefrierpunkt – geht das Tunes in die zweite Runde. Auch am Samstag gibt es wieder jede Menge Underground-Death-Metal. Lecker. Den Anfang machen DISEASED GHOUL aus Berlin. Deren Sänger Markus sieht zwar mit baggy_Jeans auf halb acht und Fernfahrer-Cap eher aus wie ein Ghetto-Rapper aus Marzahn – bellt, gurgelt und frischquiekt sich aber naturgetreu duch die „Ghoulish Death Metal“ der gar charmant-grindigen Kapelle. Sie haben zwar einen „Decubitus“ mit, wirken aber an sich recht gesund – wie die „Brutality-EP“ wohl klingt, wenn man den lustigen Mann dabei nicht sieht?
CORPORATE PAIN haben aus dem schönen Baden-Würtemberg wohl die weiteste Anreise und können zu allem Überfluss alleine keine Zelte aufbauen. Dank norddeutscher Hilfe klappt das dann aber auch und schon können sich die noch recht wenigen und immer noch durchgefrorenen Menschen an einem guten Auftritt erfreuen. Zwar leidet das Stageacting zum einen an der Fußballverletzung des Fronters Danny, zum anderen reisen die Ludwigsburger mit Aushilfsbassisten an. Trotz der – wie schon öfter auf dem Tunes – etwas steifen Performance können CP mit Songs von „Death In Mind“ tüchtig punkten. Vor allem „Corporate Pain“ rockt die Scheiße mit gelungenen Thrash-Death – hört mal rein in die Scheibe der sympathischen Band, die wohl immer noch einen Basser suchen.
Dann erwärmen. PIKODEATH aus Tschechien die Gemüte rund sorgen mit einer etwas ausgefalleneren Show für etwas mehr Abwechslung. Brennende Fackeln, fette Schwerter, eklige Gasmaske und künstliches Blutspucken – dazu ein Fronter der aussieht wie ein riesiger Gimli und ein bisschen Angst macht. Jedenfalls traut sich keiner direkt vor die Bühne – und das liegt nicht an der Mucke der Osteuropäer. Die ist zwar nicht so freakig wie die Show, amüsant aber allemal. „Nasurowo“ Alter? Auch, wenn ein Lied „Anal“ heißt, verleiht die tschechische Sprache dem Ganzen einen gehörigen Exotenbonus.
Gar witzig geht es weiter. Mit LANGOBARDEATH aus Italien. Außer der letzten Silbe des Band-Namens haben die Mailänder auf dem Tunes eigentlich nix zu suchen, machen eher Cover-Metal. „Ace Of Spades“ oder „I Wanna Be Somebody“ gibt’s auf Italienisch, ferner noch AC/DC und Tankard. Das ist lustig, wie die Rock’n’Roll-Asis vom hinterm Brenner herumprollen, vor allem, weil sie die Happy Hour ausrufen und die begeisterten Fans mit Billig-Fusel weiter abfüllen. Na dann Prost: Schlachtruf des Tages: „Polenta Violenta“.
Danach wird den angetütelten jeglicher Wind aus den Segeln genommen. Die erfahrenen technischen Deather NECROSIST spielen solide aber vollkommen unbewegt. Fronter Ron muss mit einem einem angeschlagenen Mitstreiter auskommen, der leider den ein oder anderen Riff auslassen muss wegen der Schmerzen. So haben die weniger Anwesenden Mitleid und bleiben da – schade, denn eigentlich sind die Jungs aus dem benachbarten uckermärkischen Prenzlau eine recht gefestigte Undergroundgröße.
Der Auftritt war sehr traurig, was jetzt folgen sollte, war noch schlimmer – für Doom-Deather ein gefundenes Fresse, quasi das letzte Stündlein. Das recht zahlreiche Publikum nahm Hamburger OPHIS anfangs eher verhalten auf – doch nach einiger Zeit schlug die Zurückhaltung in echte Begeisterung um. Die Jungs starten mit „Godforsaken“ mehr als gelungen, präsentieren mit „Suffering Is A Virtue“ einen interessanten neuen Titel und bringen eine ungeheure Intensität ins Bootshaus – auch ohne Sexmassaker in Mexiko… Was bleibt, ist ein wundervoller Gig, der den CORPORATE-PAIN-Drummer Koch derart verzaubertem dass er sich nicht nur sofort die CD kaufte, sondern sich sofort ins Auto setzte, um der Scheibe im dunklen, kalten Auto erneut zu lauschen
PERVERSE, Polen, Problem? Was sucht der Schlagzeuger nur rücklings in der Mitte auf der Bühne? Das schwer befremdliche Bild aber trat wegen der sehr sauberen Death-Metal-Show in den Hintergrund. Totenköpfe und Co. am Mikroständer passen dazu wie die Faust aufs Auge – die ultraschnelle Performance erinnerte nicht selten an Hochleistungssport, der indes dennoch Seele zeigte. Fettes Ding – und irgendwie doch kein Problem.
Das aber hatten GOLEM - mit dem Sound zu kämpfen – der Check dauerte gefühlte 18 Stunde. Das starke Set allerdings entschädigte die Anwesenden, eine routinierte Show rund um den „Dreamweaver“. Trotz aller Konzentration wirken die Berliner sympathisch und nahbar – und das bei unglaublich intensiver Musik - ein Hammergig, auch dank des flotten „Throne of Confirment“ oder des niegelnagelneuen „Pain Amplifier“ oder dem beinahe frickeligen „Starchild“ .
Mehr auffe Omme zielten dann SUFFERAGE aus Hamburg. Straighter Death Metals mit Pfiff in der Hose – dachte sich jedenfalls der neue Sänger Fröhlich, der jede Ansage mit irgendeinem Gefasel von „Pants“ würzte. Ein Geheimnis, was er uns sagen wollte, aber bei dem Namen ist ein gewisser – nicht für jedermann bestimmten – Humor wohl Programm.
„Self Hatred Call“, die Cunt ist jketzt ein prick oder Dick, die Band ist aber irgendwie genauso gut wie früher –vielleicht mit einem Mann am Mirko nicht mehr so außergewöhnlich, was aber an Güte und Sympathie-Bonus nic ändert. Punkt.
Den würdigen Abschluss für das vielleicht letzte TUNES OF DEATH bilden dann die Brutalo-Deathmetaller IMPERIOUS MALEVOLENCE. Vielleicht ein etwas undankbarer Zeitpunkt, aber die Band macht das Beste daraus. Mit Songs wie „The Christcrusher“ besorgen sie es den letzten Standhaften nach allen Regeln der (lauten) Kunst. Das Aggro-Levekl ist verdammt hoch und alles sie Witchhunter mit „Sodomy And Lust“ die letzte Ehre erweisen und sich bei Mille und seiner Crew bedanken, geht ein (beinahe) rundum gelungenes Festival zu Ende. Leider vielleicht für immer – oder Mille? Auf jeden Fall sei ihm und seiner Truppe gedankt für diese kleine, feine Alternative im Festival-Marathon. (Olli/Memme)
Konzert:
Tunes of Death IV - Krugsdorf/Pasewalk, Campingplatz
Konzert vom Zum vierten Mal luden die Veranstalter ins gemütliche Badeparadies in Krugsdorf bei Pasewalk ein. Wie erholsam: Nach der Fahrt durch das nicht sonderlich einladende, irgendwie verlassen wirkende Pasewalk folgen keine Schilder, die angehenden Konzertbesucher fahren durch die immer wilder werdende Botanik, landen auf einer Panzerringstraßen ähnlichen unbefestigten Piste, die plötzlich im nirgendwo endet: der Zelt- und Parkplatz ist erreicht. Was für ein fabelhaftes Gelände: Auf dem gemütlichen Campingplatz steht eine Bootshalle, die das Team um Mille zum Konzertschuppen umfunktioniert haben. Direkt davor steht eine Gaststätte mit einer Art Biergarten, Kiosk und Grillstelle, es gibt einen Badesee, eine Feuerstelle – Herz, was willste mehr. Nun gut, das Wetter spielte so mittel mit, Frost machte es den zeltenden Gästen echt schwer – was nimmermüde Besoffskis nicht vom Sprung ins kühle Nass abhielt. Es soll aber niemand zu ernsthaften Schäden gekommen sein (von gekenterten Booten und vollgeschlammten Hosen und verbrannten Socken mal abgesehen). „Die Kälte haben die Schweden mitgebracht“, gibt Mille zum Besten und meint damit die Jungs von DEMONICAL. „Ich hab ihnen gesagt sie sollen das lassen, aber sie brauchten sie wohl unbedingt für die Show.“ Und fasst zusammen: „An sich bin ich mit dem Ablauf recht zufrieden. Wir hatten am Freitag Ärger mit dem Bürgermeister, da wir am Freitag überzogen haben. Unsere offizielle Genehmigung ging, wie alle Jahre zuvor, bis 1 Uhr nachts. Allerdings haben wir in den Vorjahren teilweise bis 4 Uhr morgens durchgeballert und es gab nie Probleme. Der Bürgermeister ist aber neu und anscheinend etwas auf Krawall gebürstet, deswegen mussten wir Samstag den Zeitplan ganz genau einhalten, was natürlich viel Arbeit erforderte. Haben es aber geschafft und somit bleib weiterer Ärger aus.“ Ärgerlich hingegen war die Absage von EXECUTION am Tag vor dem Tunes. Ansonsten klappte die Zusammenarbeit prima, „Die Bands waren alle zufrieden, was uns immer besonders wichtig ist, da diese ja letztendlich für die Stimmung sorgen. Aber es waren mal wieder zu wenig Leute da. Wir hatten knapp unter 150 zahlenden Gästen. Böse minus gemacht haben wir nicht, es mußte aber mal wieder draufgezahlt werden. Deswegen steht es auch noch nicht fest ob es eine Fortsetzung geben wird. Es ist schon ein wenig frustrierend, wenn man nach fast einem Jahr harter Vorbereitungsarbeit, wieder nur so wenig Leute auf dem Platz hat. Nach dem Aufwand wären wenigstens 250 Besucher schön gewesen. Aber schieben wir es auf das Wetter und somit auf die Schweden, hehe“, so Mille. Vielleicht lässt er sich durch ein paar E-Mails ja doch noch umstimmen.
Zur Musik, die sich Gastschreiber Olli und Memme zu Gemüte führten -endlich: Mit A.F.C.E. (A Formula Controlled Emotion) springt eine Band aus Rostock kurzfristig ein – und knüppelt voller Herzblut und ein wenig hüftsteif den extremen und recht technischen Death Metal ins noch lichte Rund. Die sehr kurzen Haare und die weißen Schnürsenkel in den Springerstiefeln des Sängers Apophis wecken unschöne Ahnungen, die sich aber anschließend in einem längeren Gespräch mit der Band als unbegründet erweisen. Der ordentliche Auftritt jedenfalls macht durchaus auf die Band Appetit – die Jungs arbeiten gerade im Studio an der Veröffentlichung einer CD. Die „Gates of Hades“ sind jedenfalls ab jetzt geöffnet.
Hindurch schlüpfen IN DEMISE mit einer ebenfalls technischen, aber auch angegrindeten Spielart des Death Metals. „Pathetic Existence“ beginnt ein guter Auftritt, der vom flockigen Benimm des unreligiösen Sängers Flo lebt. Über „Epic“, „Times of Decay“, das neue „…Ti Iniquity“, „Time Space“, “Uniformed & Broken” und “The Path” geht es zur Zugabe “Norbert“ (Hä?) – die Berliner überzeugen trotz insgesamt doch recht statischer Performance.
Dann wird es lustig, als die Greifswald-Berliner Verbindung PIGHEAD guten Tach sagt. Mit „Anthropophagy“1 starten sie in einen gelungenen Gig, der mit lustigen Titeln wie „Chop The Head Off“ oder „Shotgun Blowjob“ fein gewürzt ist. Die Berliner setzten ein echtes Achtungszeichen backyardischer Brutalität – es geht voll grindig weiter, das Publikum bestechen die Nordostdeutschen außerdem mit Pfeffi und anderen Spirituosen. Die Truppe gurgelt und grunzt sich durch Songs wie „Strangled With A Cablestrap“. Dass (den Olli) der Drumcomputer nervt, interessiert so richtig keinen, denn Laune macht das Affentheater alle mal. Zum ersten Mal wird es richtig voll vor der Bühne und die Fans moshen sich kräftig durch – die Herren Dr. TorsoFuck, Prof.Dr. EvilSlave, Dr. GoreSaw, Dr.dent. Mortischn freuen sich diabolisch.
Richtig steil gehen dann alle, als DEAD REMAINS, die Band von Veranstalter Mille danach gehörig nachlegt: Death-Metal-Tobak ohne Filter. Manch einer findet zwar das etwas übertriebene Gehabe des Sängers etwas anstrengend - aber den meisten Fans gefällt es, die Jungs sind eben insgesamt „low tined and ungay“. Die Band aus Neubrandenburg steigt ein mit „Through The Halls Of Insanity“ und macht anschließend mächtig auf dicke Hose. Synchron-Riffing und –Propellering sorgt für Pluspunkte, Musik und Show sind prima, das vorletzte „Stripped Raped and Strangled“ obligatorisch. Die Leute gehen ab wie Schmidts Stubentiger – so bringt ein Festival ultimativ Spaß, der Mainstream hatte zu diesem Zeitpunkt definitiv fertig, Einziger Kritikpunkt: der Papst bekam keinen Fistfuck.
Die ostdeutschen Veteranen MOSHQUITO scheinen deutlich überschätzt – oder überschätzen sie sich selbst? Mit all ihrer Erfahrung bringen sie tatsächlich gute Laune und ordentlichen Old School Thrash auf die Bühne. Die Meute lässt sich aber nur schwer erwärmen, nimmt die Band aber doch recht wohlwollend auf. Vor allem die lockeren Ansagen von Sänger Michael erheitern sehr, letztlich plätschert der Auftritt so vor sich hin – auch das abschließende, gelungene Death-Cover „Suicide Machine“ ändert nicht an der ungünstig eingeklemmten Position zwischen Gastgeber und Headliner.
Das sind DEMONICAL aus Schweden – und zwar vollkommen zurecht. Die ehemaligen CENTINEXler spielen ihr komplettes „Servants of The Unlight“-Album – Old-School-Death-Metal pur ist angesagt – dazu gibt’s auch noch „America The Brutal“, ein amtliche SFU-Cover. . In den ersten Reihen ist ordentlich Alarm, wie geil ist eigentlich das Cover-Stück „Death Metal“ live? Außerdem ist kaum zu merken, das Drummer Ronnie Bergerstähl (/mit Grave uaf Tour) von Jonas Lindström (Undivine) vertreten wird. Als dann zum Schluss noch „Bloodhunt“ von den unglaublichen und immer sträflich unterbewerteten CENTINEX das Set beendet, kann ein jeder selig in sein Bettchen taumeln. (Olli/Memme)
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