WE CAME AS ROMANS haben bei Equal Vision unterschrieben und werden mit Joey Sturgis (THE DEVIL WEARS PRADA, EMAROSA, BEFORE THEIR EYES) ihr Debütalbum aufnehmen.
Als Warm-Up für das Groezrock Festival wurde der Stop der COMEBACK KID-Tour in Münster ausgewählt und damit auch der kultigen Sputnikhalle wieder mal ein Besuch abgestattet. 2005 waren BANE und COMEBACK KID schon mal auf Tour, was ihnen offenbar sehr gut gefallen hat, denn COMEBACK KID haben diese Tour selbst organisiert und da wird ja keine Band mitgenommen, die einem unsymphatisch ist. Allerdings wurde dank nur semi-optimaler persönlicher Planung OUTBREAK verpaßt, BANE machten somit den Auftakt des langen Konzertwochenendes.
Und wie sie das machten! Die Amis um Sänger Aaron gehören zu den älteren Semestern unter den Hardcore-Bands, aber was sie an Einsatzfreude, an Herzblut, an Leidenschaft mitbrachten, hat kaum eine andere Band. Gerade von den jüngeren, bei denen es oft so wirkt, als würden sie Hardcore nur als Job machen. Das ist bei BANE definitiv nicht der Fall, was durch die intelligenten Ansagen unterstrichen wurde - BANE sind integer und leben was sie predigen. In der gut gefüllten Halle kam da schnell Stimmung auf und wurde Aaron das Mikro immer wieder an enthusiastische Fans los, die sich um das gute Stück balgten. Und selbst wer die vielen Klassiker nicht mitsingen konnte, wurde von der Spielfreude der Musiker und dem Charme der Songs gefangen genommen, so dass am Ende die ganze Halle ihren Spaß hatte und BANE nach einer halben Stunde mit viel Applaus die Bühne verließen - natürlich nich, ohne sich bei den Leuten für den gelungenen Abend zu bedanken.
ARCHITECTS schlugen musikalisch in eine andere Kerbe und gaben 40 Minuten brutalen Metalcore zum Besten, der sich von der Konkurrenz durch intelligent geschriebene Songs absetzt, die auch Ungeübten ins Ohr gehen und mehr sind als nur aneinandergähngte Beatdown-Parts. Aber auch wenn die Briten ordentlich Einsatz zeigten, konnten sie den Symphatiefaktor von BANE nicht erreichen, dafür wirkten sie (noch) zu grün hinter den Ohren. Da erwartete dann auch niemand Ansagen über "Kauft unser Merch" und "der nächste Song heißt" hinaus.
MISERY SIGNALS wurden zugunsten der Nahrungsaufnahme ausgelassen, so dass dann schon COMEBACK KID auf die Bühne stiefelten und mit "Partners In Crime" ohne große Umschweife loslegten. Der Song brauchte nur Sekunden, um beim Publikum zu klicken und die ersten mitsingen zu und andere im Pit toben zu lassen. Die Kanadier machten mit einer Setlist, die ihren Schwerpunkt auf "Wake The Dead" hatte (mit "Broadcasting"-Songs nur knapp weniger) alles richtig und hatten das Publikum voll in der Hand. Dank des sehr guten Sounds kamen die Trademark-Melodien bestens rüber und machten es den Leuen leicht, zu den Songs zu pogen, die obligatorischen Circle Pits zu machen und mitzusingen. Andrew Neufeld wird seinen Vorgänger zwar nie ganz das Wasser reichen können (die alten Songs brüllt er stellenweise unpassend in Grund und Boden), hat sich aber zu einem sehr guten Entertainer entwickelt, der mit Feuereifer bei der Sache ist. Einzig das Fehlen längerer Ansagen und das etwas abrupte Ende verhinderten, dass COMEBACK KID ihre Reisekollegen BANE das Wasser reichen konnten. Aber das kann ja beim nächsten Mal kommen, die Bands sind ja hoffentlich 2013 wieder zusammen auf Tour.
Bereits aus 2006 scheint das selbstbetitelte Debüt der aus Südkalifornien kommenden Formation STEREOFLUX zu stammen, welches erst jetzt den Sprung nach Europa schafft. Die Band setzt dabei einerseits auf den bekannten meist austauschbaren Collegerock, denn sie aber oft nur andeutet und in ihren Kompositionen mit melancholischen Melodien und Einflüssen von INCUBUS würzt. Kennzeichnend dabei die eher spärliche Instrumentalisierung im Vergleich zu Bands wie BLINK 128 & Co. Anspieltipps: der College-Rocker „Photograph”, das mit U2-Gitarren versehene „Unstoppable“, das cool entspannte „You Don’t Owe Me“ (Sommerhitpotential) und das mit Seventies Retro Flair ausgestattete „Miles Above You“ - die 14 Songs sind dabei noch recht authentisch abgemischt, was „Stereoflux“ eine gewisse altmodische Attitüde verpasst, die dem Quartett aber gut steht. Die beiden als Bonus gedachten Unplugged-Versionen der Albumtracks „I Saw It Coming“ und „Photograph” haben darüber hinaus Charme und atmen Eigenständigkeit. Alles in allem ist STEREOFLUX ein Album gelungen, welches dank der eigenen Note aus der Masse ähnlich gelagerter US-Indie und Alternative-Rock Veröffentlichungen herauslugt. Manchesmal ist weniger halt doch mehr.
FACELIFT bewegen sich auf ihrem neuen Album „Holon“ noch mehr als auf ihrem Vorgänger „Impossible Somethings“ im Bereich des Gitarrenpop. Die Stimme von Sängerin und Bassistin Andrea Orso kommt dabei angenehm untheatralisch aus den Boxen und es gibt immer wieder mal Anleihen bei Punk und Folk sowie ausreichend Gitarrengeschrammel, aber es scheint darauf geachtet worden zu sein niemanden weh zu tun. Trotzdem zeigen Songs wie das rockende „The Sun Will Shine Again For Us”, die erdig angehauchte Single „Pigs & Cows Are A Girl´s Best Friend“ und der etwas lautere Titeltrack „Holon” wie es gehen sollte, machen Spaß und dürften wohl auch im Radio gut laufen. Dazwischen wird es aber schon mal etwas eintöniger und dann kommt auch noch ein unnötiger Totalausfall wie der 40-Sekunden Stimmbruch-Chor „I Don’t Mind If You Mind!“. „Holon“ ist mehr Pop wie Indie, da hätte ich mir eine bessere Entwicklung der Band nach dem doch recht gelungenen Vorgänger gewünscht. Mit diesem Album sitzen FACELIFT erst mal zwischen den Stühlen von belanglosen Pop und Indie und bewegen sich nicht vorwärts.
Mit „Judas Must Die“ eröffnen die Schweden LION’S SHARE ihr neues Werk „Dark Hours“ doublebasslastig und mit richtig Power. Der Track (zu dem auch ein Video existiert) steht für ein Album, bei dem die Band ihre AOR und Rock-Wurzeln nun endgültig abgelegt hat. Das hatte sich bereits nach der vom einzig verbliebenem Gründungsmitglied und Gitarrist Lars Criss forcierten Reunion in 2007 angedeutet. Es dominiert melodischer, von Riffs und der Rhythmusfraktion getragener, oft hymnenhaftiger Heavy Metal, der seine Wurzeln aus den 80er nicht leugnet. Nur noch punktuell geht man bedächtiger zu Werke, dann aber wie beim überragenden, an BLACK SABBATH erinnernden „Heavy Cross The Bear“ eher düster kraftvoll. Mit dem schön groovenden „The Bottomless Pit“, dem eingängigen „The Presidio 27”, dem geilen Hit „Barker Ranch“ und dem von Riffs dominierten „Napalm Nights“ gibt es weiteres High-End-Futter. Dabei muss man sagen, dass das Album an sich kein Schwachstelle aufweist. Außerdem steht bei LION’S SHARE mit Patrik Johansson (ASTRAL DOORS) ein Ausnahmesänger am Mikro, welcher zwar auch den Gesamtsound mit seinem Ronnie-Organ mit dominiert, aber in den musikalischen Gesamtkontext hervorragend passt - die fette Produktion gibt uns dann den Rest. Neben den Johansson Fans dürfen Anhänger der späten BLACK SABBATH, DIO-Fans, PRIEST-Jünger und Freunde von straightem Melodic Metal an sich bei „Dark Hours“ bedenkenlos zugreifen.
Mahnt das Cover noch einen neuen japanischen Anime an und weckt der aus dem Börsenjargon stammende Bandname COVERED CALL böse Ahnungen zur allgegenwärtigen Finanzkrise so steckt hinter dem Debüt „Money Never Sleeps” des schwedischen Quintetts nichts anderes als melodischer Hard Rock dessen Fundament schon in den Kellern der ersten BON JOVI und DOKKEN Platten zu finden ist. Songs wie das abwechslungsreiche, fett hymnische „All Because Of Me“, der hitverdächtige Titeltrack „Money Never Sleeps” oder die übliche, endlich mal wieder kitschfreie Ballade „Anything You Want“ steigern den Stimmungspegel und geben COVERED CALL Perspektiven. Der angenehm melodische, sich eher in mittleren Tonlagen befindliche Gesang von Thomas Vikström (THERION, CANDLEMASS, BRAZEN ABBOT, STORMWIND) ist auch eine Option auf die Zukunft. Allerdings muss man auch sagen, das einem schon mal ein Déjà-vu bei dem Gebotenen überkommt. COVERED CALL sind damit beileibe kein schlechter Vertreter der Hard Rock Zunft – nur fehlt hier noch etwas Eigenständigkeit, um nicht als Kopie von Bands wie HAREM SCAREM, JOURNEY oder HARLAN CAGE durchzugehen. Ansonsten lässt sich „Money Never Sleeps“ von Fans genannter Acts zweifellos gut durchhören.