“One Step Behind Anger” war cool old school, da machen CHAOSFEAR gerne so weiter und liefern mit “Image Of Disorder” die nächste Thrash-Vollbedienung ab. Weiterhin auf moderne Einflüsse einen Scheiß gebend ballern sich die Brasilianer durch 45 Minuten Thash-Gewitter und lassen das Herz von Bay Area-Jüngern und Deutsch-Thrash-Anhängern gleichermaßen aufgehen. Natürlich zieht die Combo Brasilien und Thrash unvermeidlich SEPULTURA nach sich, an deren Glanztaten CHAOSFEAR zwar nicht ganz rankommen (dafür ist das Songwriting dann doch zu schwach auf der Brust), für einen soliden Platz im Mittelfeld reicht es aber allemal. Und da nur wenige Bands anno 2009 noch so charmant, böse und retro zugleich zu Werke gehen, haben CHAOSFEAR eh leichtes Spiel. Da stören auch die Versuche, cleanen Gesang in die Songs zu bringen oder das zum Ende doch limitierte Songwriting nicht wirklich weiter. Thrash as Thrash can!
CHURCH OF MISERY haben mit Rise Above endlich einen kompetenten Partner gefunden, der die Scheiben der Japaner auch im Rest der Welt erhältlich machen wird. Das erste Baby aus der neuen Verbindung ist „Houses Of The Unholy“, auf dem sich die Doomer from Japan wieder ihrem Lieblingsthema, US-Massenmördern, widmen. Musikalisch wird das Ganze in old schooligen Doom verpackt, mit entsprechend erdiger 70s-Produktion, schweren Riffs (hier bitte BLACK SABBATH und KYUSS als Referenz nennen) und ausschweifende Songs. Interessant wird die Chose durch die vielen chaotischen Abschnitte, in denen CHURCH OF MISERY vom Stoner-Doom-Einerlei abkommen und ihre eigenen Akzente setzen, „Shotgun Boogie“ ist da ein schönes Beispiel. Dadurch bleibt „Houses Of The Unholy“ interessant, gerade die Gegensätze zwischen den monotonen Parts auf der einen und den wirren Einschüben auf der anderen Seite machen da viel aus. Für die Zielgruppe ist das Scheibchen definitiv interessant, vor dem Kauf Probehören sollte aber drin sein.
DEVILS WHOREHOUSE machen nach der letztjährigen EP mit einem kompletten Album weiter, auf dem sie ein Dutzend Mal DANZIG und MISFITS huldigen. Schön räudig klingend, schön düstere Atmosphäre verbreitend, schön groovend – also alles schön? Nicht ganz, denn auf Dauer verliert „Blood & Ashes“ an Charme und Drive. Die ersten paar Songs machen noch Spaß, allen voran das treibende „Wicked One“, aber aud Dauer geht der Scheibe die Luft aus und entpuppen sich die Originale als die besseren Songschreiber. DEVILS WHOREHOUSE haben das Problem, dass ihnen – wie so vielen Hommage-Band – die endgültige Legitimation fehlt, warum sich jemand ihre Scheibe kaufen sollte. Klar können Musiker sich zusammentun, um nach „Dawn Of The Dead“, zwei Kisten Bier und drei MISFITS-Scheiben Songs zu schreiben und eine Platte aufzunehmen, aber wenn das Ergebnis so unspektakulär wird wie in diesem Fall, bleibt ein fader Nachgeschmack.
Der 1957 in Australien geborene NICK CAVE (eigentlich Nicolas Edward Cave) gehört sicher zu den innovativsten und kultigsten Songschreibern. Vor allem in dunklen, meist melancholischen Gefilden beheimatet lässt sich sein Stil kaum beschreiben – eine Mixtur aus Wave, Punk und Blues trifft es wohl noch am ehesten. Und immer dabei die Thematisierung des dunklen, oft nach innen gekehrten Lebens: Vom Anfang zum Tod, von Liebe zu Hass, von Vergeltung zu Versöhnung. Nach der mit seinem Kumpel und Gitarristen Mick Harvey gegründeten Vorgängerbands BOYS NEXT DOOR und BIRTHDAY PARTY und einigen vom Punk und Rockabilly beeinflussten Alben gründete man 1980 NICK CAVE & THE BAD SEEDS, trifft auf Blixa Bargeld (EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN) und erschafft sich einen eigenen Stilmix. Aus dieser von Ideen übervolle Anfangsphase (1984 – 1986) stammen die nun überarbeiteten ersten vier Alben von NICK CAVE & THE BAD SEEDS.
Nach dem in erster Linie vom Underground beachteten Debüt „From Her To Eternity“ folgte bereits in 1985 das zweite Album mit dem Titel „The Firstborn Is Dead”. Mit diesem Werk setzte die Band auch außerhalb der Szene ein Ausrufezeichen – der völlig überdrehte Blues des Albums, zusammen mit seiner fast schon morbid aggressiven Atmosphäre war etwas weniger extravagant als das Vorgängerwerk, wobei dafür vor allem die fast schon eingängige, von Bass und Gesang dominierte, schlagzeugmäßig indianisch anmutende Single „Tupelo“ verantwortlich zeichnet. NICK CAVE & THE BAD SEEDS zeigen sich auf „The Firstborn Is Dead” in lyrischer Höchstform – die zeitlosen Texte lohnen allemal der Beschäftigung; im Mittelteil wird dies mit „Train Long-Suffering“ und „Black Crow King“ sogar in druckvolleres und gitarrenlastigeres gepackt. „Knockin’ On Joe“ sowie „Blind Lemon Jefferson” gehen dann als extreme Auslegung des Düster-Blues durch und das zum Teil wütende BOY DYLAN-Cover „Wanted Man“ setzt der Country-Schlagseite des Album die geniale Krone auf.
Das digital remasterte Album ist wieder mit Linernotes und einer zusätzlichen DVD versehen sowie als hochwertig aufgemachter Digipack zu haben. Die DVD enthält das komplette Album als 5.1 Mix, einschließlich dem Song „The Six Strings That Drew Blood“, die Videos zu „Tupelo“ und „Wanted Man“ sowie den zweiten, fast 40-minütigen Teil der Interviewreihe „Do You Love Me Like I Love You“.
REINXEED aus Schweden legen mit „Higher“ ihr zweites Album vor und bedienen sich mal wieder jenem Bombast und Zutaten, denen Fans von SONATA ARCTICA bis RHAPSODY OF FIRE zugetan sind. Allerdings sind, wie bereits beim Vorgänger, die Ideen nicht immer konsequent ausgearbeitet worden – zu oft scheinen die Songs und Melodien sich um sich selbst zu drehen. Nur der Opener „Haunted Mansion“ und der Titeltrack „Higher“ bleiben da länger im Ohr. Sänger und Bandleader Tommy Johansson und seinen Jungs ist das spielerische Können nicht abzusprechen, auch die durchgehend hohe Geschwindigkeit könnte den einschlägigen Fans freuen, aber sein durchgängig hoher Gesang lässt Emotionen vermissen und die nur zum Teil interessanten Keyboards lassen den Gitarren und selbst dem Schlagzeug kaum Raum zur Geltung zu kommen – so klingen die Songs recht schnell austauschbar. Dazu klingt der Gesamtsound auch noch zu glatt – so als hätte die Band Angst „wen auch immer“ zu verschrecken – „everybodies darling“ funktioniert hier gar nicht. REINXEED bleiben mit „Higher“ also deutlich unter den oben genannten Größen zurück – Genrefreunde sollten hier lieber erst mal testen.
GRACE WILL FALL mussten nach ihrem dem Release ihres ersten Albums krankheitsbedingt eine Auszeit nehmen und wurden in der Zeit auch gleich mal von ihrem Label gekickt, wovon sich die Schweden nicht unterkriegen ließen und sich auf den DIY-Gedanken besannen – so kommt „Second Album“ auf Bandeigenem Label raus. GRACE WILL FALL bieten 15 chaotisch-wirre Songs, mit denen sich natürlich REFUSED-Vergleiche beschwören, für die Hardcore-Fraktion muss dann noch CONVERGE und MODERN LIFE IS WAR dazu und fertig ist die Schublade, in die „Second Album“ gepackt werden. Aber ist das schlimm? Eher nicht, denn die Schweden werden sich da wohl fühlen. Der permanent keifende Gesang, die chaotisch wie sperrigen Songstrukturen und die immer wieder auftauchenden eingängigen Parts („Bittersweet“) lassen auch keine anderen Vergleiche zu – das ist Stressmucke. Immerhin am unteren Ende der Stresserskala angesiedelt, trotzdem weit weg von Massenkompabilität. Darauf zielen GRACE WILL FALL eh nicht ab; hier wird die Hardcore-Fraktion bedient und bekommt ein angenehm eigenwilliges New School-Album, das mit jedem Durchlauf wächst und fesselt.
STRIKE ANYWHERE haben bei Bridge9 Records unterschrieben. ab nächster Woche ist die Band im Studio, um "Iron Front" aufzunehmen, das gegen Ende des Jahres erscheinen soll.