Konzert:
Sucks'N'Summer 2009 - Freitag
Konzert vom WHERE EAGLES DARE hatten wohl abgesagt, was nicht kommuniziert wurde (ein kurzer Aushang hätte ja vollkommen gereicht) und die Wartezeit bis MORE THAN LIFE recht lang werden ließ. Die jungen Briten, die in Kürze mit DEAD SWANS auf Tour gehen werden, hatten erkennbar Spaß daran, das Publikum den Großteil des Gesangs übernehmen zu lassen, im Grunde hatte der Sänger nur während der Pausen das Mikro in der Hand und gab seine Ansagen zum Besten, die aber dank genuscheltem Englisch kaum zu verstehen waren. Songtechnisch machten die Briten alles richtig und konnten mit ihrem modern-melodischem Hardcore sicher den ein oder anderen neuen Fan gewinnen, während die schon vorhandenen mit der Band eine große Party feierten, Stagedives inklusive.
SCREWED UP haben mit Sänger Alex einen echten Charmebolzen in ihren Reihen, der sich artig für die Chance, beim Sucks’n’Summer spielen zu dürfen, bedankt, um dann im nächsten Moment von der Bühne zu hüpfen und dem Publikum im wahrsten Sinne des Wortes ins Gesicht zu blicken oder einen Circle Pit zu initiieren. Der Mann ist Entertainment pur, wobei seine Kollegen nicht vergessen werden dürfen – die hatten auch den einen oder anderen Hingucker am Start und ordentlich Spaß beim Zocken des schnellen, old schooligen Hardcores, der SCREWED UP so gut Live funktionieren lässt. Bei den Einheimischen war die Band eh bekannt und wurde entsprechend gefeiert und auch die Auswärtigen hatten nach spätestens zwei Songs einen Platz in ihrem Herzen für die sympathische Truppe freigemacht.
Highlight des Tages war ganz sicher der Auftritt von CASEY JONES, die selten über den großen Teich kommen (und das wohl so schnell nicht wieder machen werden, wenn die Aussagen während der Show ernst gemeint waren). Songs wie „Coke Bongs And Sing-A-Longs“ wurden von der Meute mitgesungen und konnten auch die CASEY JONES Unkundigen überzeugen, mehr zu machen, als nur mit dem Kopf zu nicken. Allerdings waren die Ansagen und das Auftreten von Bandkopf Josh nicht in letzter Konsequenz überzeugend, dafür wirkte der gute Mann zu arrogant. Mag sein, dass das nur der persönliche Eindruck ist, aber mit dem Sympathikus der 2007er-Show beispielsweise hatte er nicht mehr viel gemein. Musikalisch gab es an CASEY JONES nichts auszusetzen, die Songs machen Live Laune und gehen direkt ins Blut.
Beim WFF hatten sie noch 15 Jahren Bandbestehen gefeiert, vier Wochen später sind BACKFIRE! auf Farewell-Tour – so schnell kann das gehen. Wer das gute Zusammenspiel der Band, die gute Laune und das Scherzen miteinander gesehen hat, kann kaum glauben, dass die Kerle keine Lust mehr auf BACKFIRE! haben. Erst recht nicht, wenn auch noch das Publikum mitspielt und jeden Song zu einem Triumphzug macht, als wollte sich niemand die Chance entgehen lassen, noch einmal Songs der „Still Dedicated“ mitzusingen. Das war eine einzige große Party, mit der sich eine der großen europäischen Bands würdig verabschiedet hat. Zurück bleiben gute Alben und eine Träne im Knopfloch…
EVERGREEN TERRACE haben sich vom Unfall ihres Drummers erholt und waren mit dem CASEY JONES-Trommler nach Europa gekommen. Der hatte nur eine kurze Pause, die aber offensichtlich ausgereicht hatte, spielte er sich doch problemlos durch den EVERGREEN TERRACE-Set. Der bestand aus den Highlights der „Wolfbiker“-Scheibe, ergänt um einen Coversong („Mad World“) und ein, zwei ältere Songs. Damit konnten die Amis nichts falsch machen, zumal sie mit Shouter Andrew einen hervorragenden Fronter haben, der das Publikum zu Höchstleistungen anspornte und sich selbst am Absperrgitter nicht schonte.
H2O waren die Gute-Laune-Bären des Abends, wobei sch die Frage stellte, ob die New Yorker einen neuen Gitarristen dabei hatten. Wenn dem so sein sollte, fügte der sich bestens in das Line-Up ein, hielt sich dabei aber im Hintergrund und überließ dem Brüderpaar Morse plus Basser Adam das Feld. Die zogen mächtig vom Leder, waren immer in Bewegung und hatten mit „Nothing To Prove“, „Thicker than Water“ und „What Happened“ genügend Hymnen, um das Publikum in Wallung zu bringen. Das war leicht zu motivieren und sang fröhlich mit, egal ob Edger, Punk oder Bollo, bei H2O kamen alle voll auf ihre Kosten.
HEAVEN SHALL BURN hatten danach leichte Probleme, das Publikum bei Laune zu halten, jedenfalls war das der Eindruck von Shouter Marcus. Der forderte immer wieder zum Tanzen auf und war mit dem Ergebnis selten voll zufrieden, bedankte sich aber auch artig für die Gelegenheit, endlich mal beim Sucks’n’Summer spielen zu dürfen, wozu er und seine Kollegen anscheinend große Lust hatten, denn die Band war mit Feuereifer dabei, sich durch einen St voller lange nicht gehörter Songs zu spielen (wobei Klassiker wie „Voice Of The Voiceless“ nicht fehlten). Eine kleine Metal-Lehrstunde gab es in Form des abschließenden EDGE OF SANITY-Covers „Black Tears“, bei dem jeder noch mal letzte Reserven mobilisierte und HEAVEN SHALL BURN einen versöhnlichen Abschluss boten.
Danach ließen AGNOSTIC FRONT lange auf sich warten, hatten den obligatorischen langen Soundcheck und kamen unter dem Jubel der Fans auf die Bühne, immerhin war das die einzige Show der New Yorker in Ostdeutschland 2009. Roger Miret, Vinnie Stigma & Co. ließen dann auch nichts anbrennen, konnten sich aber in Sachen Enthusiasmus nicht mit HEAVEN SHALL BURN oder H2O messen. Dafür haben die New Yorker einen Haufen Klassiker im Angebot, mit denen sie bei der Pogo-Fraktion gut ankamen, beim abschließenden „Gotta Go“ lagen sich dann alle wie erwartet in den Armen und ließen den Samstag ausklingen. Schön.
Konzert:
Sucks'N'Summer 2009 - Samstag
Konzert vom Vor ANCHOR waren am Samstag ANCHORS AWEIGH aus Zwickau auf das Billing gerutscht, was den Zeitplan im Zelt aus dem Takt brachte. ANCHOR selbst ließen sich davon augenscheinlich nicht stören und brachten ihre Straight Edge-Botschaft, verpackt in melodischen Hardcore (der an ENDSTAND erinnert), an den Mann und die Frau. Vor der Bühne tummelten sich natürlich haufenweise Edger, aber auch der ein oder andere neu gewonnene Fan – nicht alle gleichermaßen textsicher, aber mit viel Spaß bei der Sache, genau wie die Band auch. Die hat zudem einen sehr sympathischen Frontmann, der in den Songpausen immer wieder sinnige Ansagen machte, genauso wie das bei einer Band wie ANCHOR sein soll.
CARPATHIAN kamen nach den belanglosen MYRA und setzten das erste Highlight des Tages – was bei den Australiern los war, wurde von keiner anderen Band, die am Samstag im Zelt spielte, getoppt. Vom ersten Song an war en großer Pit am toben, aus dem immer wieder Crowdsurfer enmporstiegen und jeder versuchte, beim Pile On das Mikro in die Hand zu bekommen, manches Mal ging dabei auch Sänger zu Boden. Der nahm das aber entspannt hin (auch wenn er einen Schuh einbüßte) und machte beim nächsten Mal wieder mit. Die Songs der „Isolation“ hatten sich schon bei der HAVE HEART-Tour als Kracher entpuppt und hatten auch im Leisninger Treibhaus nichts von ihrer Durchschlagskraft verloren, zumal CARPATHIAN dank der Tour mit RITUAL und ANCHOR ein eingespieltes Team waren, die die Songs fehlerfrei aus den Boxen hämmerten.
LIONHEART waren die schwerste Band des Tages und machte mit ihrem Tough Guy-Hardcore die Bollo-Fraktion glücklich, konnte die doch immerhin vor der Bühne ordentlich Rabatz machen und endlich mal wieder Möchtergern-Kickboxen und Nachwuchs-Kung Fu zum Besten geben.
RITUAL machten den Abschluss auf der Zeltbühne, nachdem DYS kurz vor Festivalbeginn abgesagt hatten. Die REcklinghausener haben mit „Beneath Aging Flesh And Bone“ nicht nur ein bärenstarkes neues Album in der Hinterhand (dessen Songs den Großteil der Setlist ausmachten), sondern sich durch einige Touren in diesem Jahr viel Routine angeeignet, ohne dabei ihren Enthusiasmus zu verlieren: es schien sie kaum zu stören, dass nur wenige Leute in Bewegung kamen, während der Rest sich anscheinend schon für die Main Stage bereitmachte. RITUAL zockten ihre Songs, packten die großen Posen aus und erbrachten den Beweis, dass auch eine Gitarre allein mächtig Druck machen kann. Sehr gute Show einer sehr guten Band, die ein würdiger Headliner für die Indoor Show war.
Irgendwann mussten Zelt und Pavillon abgebaut und Auto-Tetris gespielt werden, weswegen TEAMKILLER verpasst wurde. Dank der Akustik im Tal unterhalb der Burg gab es aber wenigstens einen leichten Eindruck, wie die Süddeutschen zu Werke gingen…
Bei BLACK FRIDAY 29 musste auf diese Akustik nicht zurückgegriffen werden, sondern konnte das Spektakel vor Ort betrachtet werden. Die Pottler um den coolsten Lehrer Deutschlands (der grad aus dem Urlaub zurück war und dank des guten Caterings Angst hatte, auf der Bühne kotzen zu müssen) hatten bei den Fans leichtes Spiel. Während sich Sänger Björn auf der Absperrung tummelte und das Mikro immer wieder in die Menge gab, unterlegten seine Sidekicks den Ausflug mit dem nötigen Soundteppich, um sowohl Songs der neuen „Black Friday 2009“-Scheibe als auch ältere Nummer angemesen in Szene zu setzen. Nur der Aufforderung, auch nach unten zu kommen, wollten Chris & Co. nicht nachkommen. Machte aber nix, so hatte Björn mehr Platz, die Fans ihren Spaß und die Security nicht ganz so viel zu tun. Ärgerlich war nur das Abstellen der Boxen mitten im letzten Song, wovon sich die Band aber nicht aufhalten ließ (die Monitorboxen waren ja noch an) und mit den Fans den Song zu Ende brachte. Aus Sicht der Veranstalter zu verstehen, denn um Mitternacht musste Schluss sein – wenn jede Band um fünf Minuten überzieht, haut das am Ende nicht mehr hin.
DEATH BEFORE DISHONOR kamen nach den belanglosen CARNIFEX und zeigten den Möchtegerns, was eine Live-Harke ist. Die Bostoner sind mit neuer Platte im Gepäck nach Europa gekommen und auf das Ding mächtig stolz, so dass die Songs daraus den Hauptteil der Setlist stellten, ergänzt um Live-Krache Marke „Count Me In“. Nach mehr als 1.000 Show seit 2005 sind DEATH BEFORE DISHONOR eine gut geölte Live-Maschine, die auch mit neuem Drummer das Publikum locker im Griff hat, zumal wenn alle Musiker so ehrlich-authentisch rüberkommen wie die Bostoner. Da auch noch der Sound stimmte, waren DEATH BEFORE DISHONOR definitiv einer der Gewinner des Samstags.
MAROON mussten dann die Verzögerungen beim Ablauf und die eigene Verspätung ausbaden und prügelten ihren Set entsprechend schnell runter, nicht ohne dabei auf die gewohnt markigen wie witzigen Ansagen Andres zu verzichten. Die Nordhausener hatten Bock auf die Show und gingen zeigten mal wieder, dass Headbanging, quasi-erotischer Tanz und Hardcore gut zusammenpassen und von den Fans angenommen. Denn die waren noch lange nicht müde, ließen sich von Andre bereitwillig zu einer Wall Of Death dirigieren und feierten die Setlist, die einen guten Querschnitt durch die MAROON-Historie bot, ab. Metal, Hardcore, Metalcore? Ist doch wumpe, MAROON sind Live eine Macht, fertig!
BORN FROM PAIN und MADBALL fielen leider der langen Heimreise zum Opfer, auf er das Sucks’n’Summer noch einmal Revue passiert wurde. Freundliche Helfer, kurzer Weg vom Zeltplatz zum Gelände, Bombenwetter, gelungene Bandauswahl und nicht zuletzt das große Angebot an Distros und Essenständen (die günstig waren und viel Auswahl boten) ließen das Festival zu einer rundum gelungenen Veranstaltung werden.
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