„Locomotive Breath“ von JETHRO TULL dürfte jedwedem Musikfan im Ohr schlummern – eine Vorstellung was diese Combo in den Siebzigern so Erfolgreich machte haben aber wohl vor allem die Fans der Briten und Altgediente. Da kommt der DVD-CD-Doppelschlag „Live At Madison Square Garden 1978“ gerade richtig. Das Werk verströmt allenthalben den unverbrauchten Charme der Siebziger und zeigt JETHRO TULL auf den Höhepunkt ihrer Kreativität mit einer exzellenten Live-Performance – von der allerdings nur 50 Minuten auch im Bild erhalten sind. Hintergrund: der Auftritt war die erste Übertragungen einer britischen Rockband in der BBC und dauerte für die Fernsehzuschauer eben nur jene besagte 50 Minuten. Dies führte zu einer kuriosen Veranstaltung in deren Verlauf JETHRO TULL die ersten 3 Songs Live spielte, danach von der Bühne ging und mit Lied Nr. 4 neu Einstieg (siehe nachstehende Trackliste DVD). Die BBC brachte es dann glatt fertig mitten im Jamteil des Überlangen „Locomotive Breath“ den Abspann zu fahren und die Übertragung zu beenden. Die Band zockte dann für das begeisterte Publikum weiter, brachte 2 weitere Songs und nochmals „Locomotive Breath“ als Zugabe (alles ohne Unterbrechung in Audio festgehalten). Bildlich gibt es also tatsächlich nur den Mittelteil – der ist aber einfach klasse. Damals wurde experimentiert was das Zeugs hält – und die Mixtur aus Folk, Klassik, Prog und Siebziger-Hard Rock funktionierte vor 20.000 Amis hervorragend. Bandleader Ian Andersons unnachahmlicher Gesangstil sowie sein Flötenspiel (man nehme nur „No Lullaby“) auf einem Bein sind Kult – und hier optisch eingefangen; sein nicht minder verrückt dreinblickender Pianist Jon Evan und eine (interessant) gekleidete Band vervollständigen das Hör- und Seherlebnis in dessen Mittelpunkt natürlich „Locomotive Breath“ steht. Daneben ist mit Sicherheit aber auch der Übersong „Aqualung“, der Folksong „Songs From The Wood“ und das geniale „Thick As A Brick“ zu nennen – 1978 hatten JETHRO TULL fast nur musikalische und textliche Überflieger im Set. Das alles macht „Live At Madison Square Garden 1978” zu einem Muss für alle 70er-Fans oder jene die es mal werden wollen.
Das Bildformat ist traditionell, also 4:3 und entspricht der damaligen TV-Qualität. Der Ton der DVD kommt im PCM 2.0 Stereo, 5.1 DTS und 5.1 Dolby Digital Surround Sound daher. Schön für Fans noch die Bonus-CD mit dem Konzert in Stereo und das Booklet mit ausführlichen und aktuellen Linernotes von Meister Anderson persönlich.
DVD (#nur Audio)
1. Sweet Dream #
2. One Brown Mouse #
3. Heavy Horses #
(Start Video)
4. Opening (kein Song)
5. Thick As A Brick
6. No Lullaby (Incl. Flute Solo Of God Rest Ye Merry Gentlemen)
TANZT! – Das Mittelalter & Folk Festival in der Kulturfabrik in Kufstein (A) wird am Samstag den 14. November 2009 in seiner dritten Auflage stattfinden. Passend dazu gibt es am 09.10.2009 ab 20 Uhr ein Special bei RADIO AENA, dem international größten Online-Sender für die Musik der Mittelalterszene, über dieses Festival.
In der Sendung wird u.a. Veranstalter Michael Sackermann über die Idee und die Geschichte des Festivals sowie über die bevorstehende Ausgabe berichten.
Unterstützt wird die sendung noch von Georg Lindinger von der Band VROUDENSIL, die bereits zum dritten Mal auf dem Tanzt! dabei sind.
Natürlich werden auch viele Songs von Bands, die in der Vergangenheit auf dem Tanzt! gespielt haben und am 14. November dabei sind, gespeilt.
Die dreistündige Sendung hält weitere Überraschungen bereit und zu gewinnen gibt es auch etwas.
Vor zwölf Jahren hatten sich TERRY HOAX aufgelöst, jetzt wollen es die Herren Oliver Perau, Martin, Marcus Wichary, Hachy M. Hachmeister und Armin Treptau doch nochmal wissen. Im Mai war man zusammen im Studio, um die Aufnahmen für die neue CD "Band Of The Day" in den Kasten zu bekommen. 14 Tracks werden auf der Scheibe der Hannoveraner zu finden sein.
Die Audiofassung erscheint am 02.10.09 via Peppermint Park (Cargo Records), der Download ist bereits jetzt verfügbar. Auch auf die Bühnenbretter zieht es die Band erneut zurück, ab November sind zehn Konzerte für 2009 angesetzt.
Produzent Achim Köhler hat den erste neuen Track für das kommende CHINCHILLA Album fertig abgemischt. Außerdem haben sich die Herren um Mastemind Udo Gerstenmeyer sich für die "ReUnation - A Tribute To Running Wild" (kommt im Herbst 2009 via Remedy Records) des Priaten Klassikers "Conquestadores" angenommen.
Die Arbeiten am neuen Werk „The Prophecy“ sind jetzt ebenfalls abgeschlossen, es wird nur noch ertwas am Sound gefeilt. Die ersten Promo Songs sind ebenfalls fertig u.a. finden sich „Bloody Sacrifice“, der KISS-Klassiker "Love Gun" sowie die RUNNING WILD Coverversion auf der MySpace Präsenz der Schwaben.
Zumindest im Rahmen der eigenen Historie wollten sie wohl das Rad neu erfinden: EISHEILIG bleiben nicht stehen, "Imperium" bringt einen neuen Bandsound der sicher nicht nur Freunde finden wird. Kokettierend mit einer an LAIBACH erinnernden Sturheit der Rythmen und zumindet gewollter Systemkritik wagen sich EISHEILIG an eine düstere Musik aus Elektronik und Metal - keine einfachen Texte und nicht durchweg auf Hit getrimmte Songs. Beim Opener lässt man Trommeln bedrohlich tönen und dazu Menschn jubeln - was mächtig klingen soll funktioniert nicht. Schlagwörter der Songs lassen einen zusammenzucken (hierbei ganz schlimm: "Zeitgeist"), so plakativ und unpassend kombiniert scheinen sie: Der Chorus von "Tanzt Das Kapital" etwa mag in eine DAFsche Einfach-Welt passen, aber nicht mit den immer leicht aufgesetzten EISHEILIG Vocals und aus der Simplizität herausfallende Vokabeln. Betont monoton gehen sie zu Werke, Gesang wie Gitarren bringen selten Melodien an den Start, "Das Letzte Gericht" erreicht diese durch weibliches Geseier im Hintergrund - bei mir springt der Funke nicht über. Wie das mit dem Funken geht, auch mit deutschen Texten wenn auch ohne Gitarren, hat etwa THOMAS D aka REFLEKTOR FALKE gezeigt. Der Spagat aus Gothic Metal, LAIBACH-Bombast und Soundtrack-Depression geht nicht auf.
Schon mit ihrem erfolgreichen Album „Bloodangel’s Cry“ wussten KRYPTERIA in 2007 zu polarisieren. Die deutsche Band mit der koreanisch-stämmiger Sängerin Ji-In Cho wurden 2003 als Musical-Projekt gegründet, welches mit „Liberatio" als Benefiz-Song zur Tsunami-Katastrophe dann für großes Aufsehen sorgte. 2005 neu ausgerichtet eroberte die in Köln ansässige Formation mit „Bloodangel’s Cry“ dann die einschlägige Symphonic Gothic Metal Gemeinde und katapultierte KRYPTERIA endgültig ins Rampenlicht. Mit neuem Label (On Fire Records/Roadrunner) im Rücken und leicht verändertem Sound setzt man nun mit dem Nachfolger „My Fatal Kiss“ zum Sprung in die Charts an – die astreine, glatte Produktion, Ji-In Cho’s massenkompatibler und variabel guter Gesang (leichter Sopran von sanft bis hart) und die große Anzahl hitverdächtiger Melodien, Refrains und Chöre lässt über diese geplante Zielrichtung kaum Zweifel. Dazu kommt noch das der symphonische Bombastanteil zugunsten einer wohl dosierten, gitarrenorientierten Härte klar zurück genommen wurden – das wird nicht jedem Fan gefallen. Dafür bleibt es bei den guten Gitarresoli – sauber. KRYPTERIA setzen nach eigenen Aussage in ihrem Kompositionen dabei auf ein stetiges Wechselspiel zwischen Gut und Böse in verschiedensten Lebensbereichen und durch die inhaltliche Verarbeitung von eigenen Emotionen und Gefühlen auch auf eine sehr persönliche Note. Der Opener „Ignition" kommt mit schnörkellosem Gitarrendruck, der erst nachlässt als sich Ji-In mit einem Hauch von Sehnsucht in ihrer Stimme einschaltet. Der nachfolgende Titeltrack „My Fatal Kiss" gibt ebenfalls Gas und besitzt wie „For You I'll Bring The Devil Down" und das nach romantischem Pianoeinstieg Fahrt aufnehmende „Why (Did You Stop The World From Turning)" genannte Chartaffinität. Danach stellt sich erst mal ein leichter Gewöhnungseffekt ein, welcher mit dem brachial eingängigem Hit „Shoot Me“, dem teilweise eher im erzählenden Stile punktenden „Now (Start Spreading The Word) sowie dem abschließendem „Too Late, Game Over & Goodbye" mit seinem Klargesang-Duett zwischen Ji-In und Schlagzeuger S.C. Kuschnerus gekontert wird. Für alle denen nach TARJAS Abgang bei NIGHTWISH die Orientierung fehlt dürften KRYPTERIA trotz stilistischer Unterschiede ein willkommener Ersatz darstellen – in 2009 gab es bisher kaum bessere Platten für Fans symphonisch poppigen Metals und Female Fronted Bands. Freunde erdigerer und Metalpuristen sind hier eh’ nicht angesprochen. Ach ja, den Vorgänger können KRYPERIA mit „My Fatal Kiss“ aber trotzdem nicht toppen.
Das Info der Plattenfirma beschreibt AVA INFERI aufgrund der Fusion von portugiesischen und norwegischen Musikern und der daraus resultierenden, angeblichen Kombination aus Melancholie (Portugal) und Dunkelheit (Norwegen) als „Yin-Yang-Beziehung“. Coole Umschreibung, die auf gewisse Weise sogar zutrifft, wenn man bedenkt, dass hinter AVA INFERI der ehemalige MAYHEM-Gitarrist Blasphemer (Rune Eriksen) steckt, der sich mit Carmen Simões eine opernhaft agierende Sängerin ins Haus geholt hat. Die insgesamt als Quintett agierende Band intoniert aber alles andere als Black Metal, und auch wer jetzt spontan „MOONSPELL!“ schreit, liegt richtig schön daneben. Auf „Blood Of Bacchus“, dem inzwischen dritten Album der Band, dominiert eine sehr ruhige, getragene und wirklich melancholische Mischung aus Gothic- und Doom Metal, die ein wenig an MY DYING BRIDE erinnert, aber auch des Öfteren mal KATATONIA oder PARADISE LOST zu „Icon“-Zeiten durchschimmern lässt. Wer, wie meinereiner, arge Probleme mit weiblichen Opernträllerinen hat, sollte sich ganz vorsichtig an das Album herantasten, aber poppige NIGHTWISH- und WITHIN TEMPTATION-Plattitüden bleiben glücklicherweise außen vor. Trotzdem ist das Album über seine gesamte Spielzeit recht anstrengend, und der Zugang, den andere Pressekollegen gefunden haben wollen (Höchstnoten in aller Welt!), ist zumindest mir verwehrt geblieben, weil sich bei mir irgendwie der Beigeschmack aufdrückt, es hier mit einen pseudo-bedeutungsschwangeren Düsterwerk zu tun zu haben, das viel Fassade, aber wenig Substanz bietet. „Blood Of Bacchus“ ist mit Stücken wie „Last Sign Of Summer“ oder „Black Wings“ ganz sicher kein schwaches Album und wird auch bei vielen Hörern seine Freunde finden, aber eine allgemeine Empfehlung möchte ich hier nicht aussprechen, zumal auf dem Backcover meiner Promo-CD der Hinweis prangt, dass das finale Album mit einem neuen Mastering von Szene-Gott Dan Swanö daherkommt. Das macht eine endgültige Bewertung zusätzlich schwierig, aber einen Anspieltipp ist das Album definitiv wert.
Schon knapp zehn Jahre haben die Karlsruher Mittelalter-Rocker auf dem Buckel und sich in der Szene eine ganze Palette an Fans erspielt, doch ein absolutes Meisterwerk stand bislang noch nicht am Ende eines Studioaufenthaltes von SALTATIO MORTIS. Mit „Wer Wind Saet“ kommt der Haufen diesem Ziel aber ein ganzes Stück näher, denn das Album schafft es locker, seinen Vorgänger „Aus Der Asche“ (siehe Review) zu toppen. Das Songwriting klingt nochmal eine Spur reifer, auch wenn man wiederholt feststellen muss, dass sich die Strukturen der Stücke immer sehr ähneln. Hier stellt man zum Beispiel fest, dass der Hit „Kaltes Herz“ sehr stark nach der coolen Hymne „Sieben Raben“ vom Vorgängerwerk tönt. Feingeister registrieren diesen Umstand, während sich der Rest über wirklich gelungene Mitgrölkracher wie den leicht vertrackten Opener „Ebenbild“ (eine der stärksten SALTATIO MORTIS-Kompositionen überhaupt!), den Ohrwurm „Salome“ (mit Doro als Gastsängerin), das sehr melancholische „Letzte Worte“, erwähntes „Kaltes Herz“, „Miststück“ (klasse!) oder „Manus Manum Lavat“ freuen darf, die immer direkt auf den Punkt kommen und sehr kurzweilig ausgefallen sind. Ferner konnte die Band mit Michael Popp (QNTAL, ESTAMPIE) einen weiteren Gastmusiker gewinnen, der „Wer Wind Saet“ noch weiter aufwertet. Den einzigen echten Kritikpunkt stellt somit nur die Vorhersehbarkeit dar, eben diese „Songstruktur-Abziehbilder“, die immer wieder auftauchen. Falls sich die Band in dieser Hinsicht weiterentwickeln sollte und sich, ähnlich wie Großmeister der Marke SUBWAY TO SALLY oder IN EXTREMO, mit jedem Album neu zu definieren lernt, ohne ihre Stärken zu verwässern, ist locker auch der „Tipp“ für SALTATIO MORTIS drin. Trotzdem eine Scheibe, die richtig Spaß macht!