Interview
Euer neues Album “Testing The Limits Of Infinite” ist schon vor einiger Zeit veröffentlicht worden - wie ist das Feedback bislang? Die Leute scheinen es gut anzunehmen, ich habe viele positive Reviews gelesen und die neuen Songs kommen Live noch besser an als die alten, weswegen wir insgesamt mit dem Feedback sehr zufrieden sind.
Der Titel scheint mit sehr philosophisch zu sein… Das muss jeder selbst entscheiden. Aber denke nur für eine Sekunde über die riesige unendliche Natur der Existenz und Realität nach und stelle das gegen die Probleme, die du jeden Tag erlebst und die Dinge, die dein Herz mit der größten Leidenschaft erfüllen. Unendlichkeit ist ein großes Konzept.
Wer hatte die Idee, die Engelsstatue für das Cover zu verwenden? Robby Redcheeks hat alle Bilder des Albums gemacht und Jake [Bannon – Anm. d. Verf.] hat das hier als Cover bestimmt. Ich liebe das Layout, es ist eines der coolsten Layouts, das ich seit Jahren gesehen habe. Es ist nicht sehr Hardcore.
Bist du selbst mit dem Album zufrieden?
Zum Großteil bin ich zufrieden, ja. Ich kann es nicht erwarten, neuen Stoff aufzunehmen, das ist sicher.
Habt ihr beim Songwriting genauso gearbeitet wie bei der EP?
So wie wir es immer gemacht habe: ich schreibe das Material, bringe es zum Proben mit und wir arbeiten als Band gemeinsam an den Details.
Wo habt ihr das Album aufgenommen? Macht dir Studioarbeit Spaß?
Wir haben im Machine Shop außerhalb New Yorks aufgenommen, mit unserem Freund und Produzenten Will Putney. Es hat insgesamt drei oder vier Monate gedauert bis alles fertig war, wobei wir immer sporadisch an dem Material gearbeitet haben und keine drei Monate am Stück im Studio waren. Ich mag die Arbeit im Studio, es ist Spaß und es ist eine besondere Art von Herausforderung. Und wir können mit teurem Spielzeug spielen und viele komische Töne machen, was immer Spaß ist *lacht*.
Wieviel Zeit steckst du in die Texte? Viel, sehr viel, da ich sie konstant verbessere und überarbeite. Sie drehen sich um persönliche Themen, Emotionen, Erfahrungen. Ich habe viel durchgemacht, was sich in den Texten spiegelt.
Ihr habt eure erste Europa-Tour Mitte des Jahres über die Bühne gebracht – was werden deine bleibenden Erinnerungen daran sein?
So viele tolle Shows und coole Hardcore Kids. Ich kann es definitiv nicht abwarten zurück zu kommen. Europa macht es richtig.
Gibt es große Unterschiede zum Touren in den USA? Es ist unglaublich gut. Es ist in vielen Sachen besser als das Touren in den USA. Es ist anders, da es nicht zu Hause bei mir ist und dadurch merkwürdig, aber auch cool. Die Shows waren toll und natürlich ist die Kultur und Geschichte das Unbehagen wert.
Ich habe euch bei der Show in Hamburg gesehen, wo du einige merkwürdige Kommentare gemacht hast, die in Richtung „Fuck Straight Edge, Fuck Sexims, Fuck Everything“ gingen – was wolltest du damit sagen?
Nichts. Fuck all that stuff. Lebe dein Leben, sei du selbst, tue was immer du machen willst. Sei einfach du selbst und verschwende keine Zeit damit, der Agenda eines anderen zu folgen. Nutze deine Zeit weise, das Leben ist viel zu kurz, um es fruchtlosen Dingen hinterher zu jagen.
Ihr seid allesamt tätowiert – was bedeutet das für dich persönlich? Hat jedes deiner Tattoos eine tiefere Bedeutung oder hast du einige genommen, weil sie cool aussehen (was nicht schlecht ist)? Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber meine sind persönlicher Natur und erzählen Geschichten über meine Zeit auf der Erde. Einige sind schlicht wunderschön, weswegen ich sie gewählt habe, aber sie haben alle eine Ikonographie, mit der ich etwas verbinde.
Hast du Pläne für die nächsten Tattoos? Sicherlich mehr Sachen auf meine Händen und mein Bein Sleeve. Kevin Leblanc ist mein Tattoo Artist, mein Rücken kommt komplett von ihm.
Über die Jobaussichten machst dir dann sicher keine Illusionen? Ich denke nicht, dass ich einen Job will, bei dem Tattoos nicht erlaubt sind.
Was sind die Pläne für REIGN SUPREME für den Rest des Jahres?
Touren. Aufnehmen. Sehen, was passiert, denke ich.
Grüße, Shoutouts?
European hardcore, we love you. See you sooner rather than later hopefully!
Konzert:
Life Of Agony, The New Black - Schlachthof, Wiesbaden
Konzert vom Was bietet sich am Abend des heißesten Tages im Jahre 2009 an? Richtig, ein Konzertbesuch im Wiesbadener Schlachthof. LIFE OF AGONY feiern im Jahre 2009 ihr 20jähriges Bandjubiläum und kamen im Rahmen ihrer Europatournee auch nach Wiesbaden.
Als Vorband hatte man nur für den Abend im Schlachthof die Bochumer Band THE NEW BLACK engagiert, die äußerst pünktlich, wie es sich für eine deutsche Band gehört, schon um 20:00 Uhr loslegte. THE NEW BLACK waren mir vorher unbekannt. Die Band spielte eine Mischung aus härterem Rock und Heavy Metal, der live druckvoll und überzeugend umgesetzt wurde. Meine Musik ist das nicht ganz, aber Fans des Genres werden sicherlich in THE NEW BLACK einen interessanten Newcomer sehen. Die Band gab sich alle Mühe, den nur ca. 20 Zuschauern vor der Bühne mit 2,50m Absperrung (Wer kam denn auf diese unsinnige Idee?) richtig einzuheizen. Die meisten Konzertbesucher waren zu dem Zeitpunkt jedoch im Biergarten neben dem Schlachthof, so dass sich für die Band die lange Anreise nach Wiesbaden nicht wirklich gelohnt hatte. Trotzdem ließen sich THE NEW BLACK weder die Hitze noch die mangelnden Zuschauer anmerken und zogen ihr Set artig durch. Keiner der Akteure wirkte statisch, ständig war Bewegung auf der Bühne und man merkte der Band an, dass sie die abartige Hitze in der Halle einfach ignorierte. Sänger Markus Hammer bot gesanglich eine gute Leistung und imponierte nicht zuletzt durch einen 30 Sekundenschrei zu Songende.
Unter Applaus der wenigen hitzeresistenten Zuschauer verließen THE NEW BLACK schließlich den Schlachthof und nach einer längeren Umbauphase enterten LIFE OF AGONY mit "River Runs Red" die mittlerweile fast voll gefüllte Halle. Offensichtlich hatten die Männer am Mischpult die lange Umbauphase und den Soundcheck nicht nur zum Einstellen und Abmischen der Instrumente genutzt, denn die ersten Songs waren dermaßen übersteuert und wenig ausbalanciert, dass einem der Spaß vergehen konnte. Erst nach dem vierten Song verbesserte sich das Klangbild und man konnte das Konzert richtig genießen. Ich weiß nicht mehr, wann ich zuletzt LIFE OF AGONY gesehen habe, es müssen jedoch schon viele Jahre her sein. Trotz dieser langen Zeit hat die Band von ihrer Faszination wenig verloren. Keith Caputo trägt nun schulterlange Haare und erscheint im Grunge-Look. So hab ich ihn noch nicht gesehen. Basser Alan Robert hatte sich wieder einmal eine lustige Melone aufgesetzt, so dass lediglich Joe Z., der Gitarrist, optisch nicht besonders auffällig war. Der Schwerpunkt der Setlist lag eindeutig auf dem Megaseller "River Runs Red" aus dem Jahre 1993, der kaum Lückenfüller enthält und einige Livegranaten bietet. Trotz der Hitze fegten Basser Alan Robert und Sänger Keith Caputo ständig über die Bühne. Gitarrist Joey Z. war hier zwar etwas statischer, da er aber als einziger Gitarrist maßgeblich für den Soundteppich verantwortlich ist, sei ihm das verziehen. Die Setliste sah an dem Abend wie folgt aus:
River Runs Red
This Time
Method
Love To Let You Go
Other Side Of The River
Weeds
Lost at 22
I Regret
My Eyes
The Day He Died
Bad Seed
Justified
Respect
Trough And Trough
Underground
In der zweiten Hälfte des Sets stürmten drei Mitglieder der Roadcrew die Bühne und sprühten die Band mit Konfettischlangen ein. Später wurde "a cool guy we picked up in arizona" vom Backstagebereich auf die Bühne geholt, der wohl auch zur Roadcrew gehörte, um an der Gitarre mit der Band eine kleine Deathmetaleinlage zu spielen. Dann wurde ein von Fans auf die Bühne geworfenes Banner präsentiert. Gitarrist Joey Z. bekam schließlich auch noch von Keith Caputo in einer Songpause ein Hefeweizenglas Orangensaft zur Erfrischung spendiert. Obwohl die Band in den meisten nicht gerade lebensbejahenden Songs Verzweiflung und Depression perfekt musikalisch auszudrücken vermag, merkt man ihr an, dass sie sich live auf der Bühne wohlfühlt und für jeden Spaß zu haben ist. Was Keith Caputo, der zum Glück zur Band als Sänger zurückgefunden hat, ausmacht, ist nicht nur sein auch live unfassbar charakteristischer und unverwechselbarer Gesangsstil, sondern auch seine Art, in die Songs eintauchen zu können. Man hat den Eindruck, dass er jeden Song durchlebt und auch wirklich das fühlt, was er singt. Die beiden letzten Songs "Through and Through" und "Underground" sind nochmals richtige Livekiller, die an dem Abend das sowieso schon total durchschwitzte Publikum, das viele Songs mitsingen konnte und dazu von der Band genügend Gelegenheiten bekam, nochmals zum Pogen in der Circle-Pit einluden. LIFE OF AGONY haben in Wiesbaden einen eindrucksvollen Auftritt abgeliefert und können weiter in Deutschland auf eine beachtliche Fanbase zurückgreifen, die auch an heissesten Tagen der Band die Treue hält. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Band wieder ins Studio begibt und nicht zum letzten Mal durch Europa tourte.
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