Nicht wenige von Euch dürften Ed Warby kennen, seines Zeichens holländischer Drummer von unter Anderem GOREFEST, HAIL OF BULLETS und AYREON. Nun hat der umtriebige Trommelbube mit THE 11th HOUR eine neue Spielwiese gefunden, auf der er sich diesmal auch als Hauptsongwriter und Multiinstrumentalist austoben kann. THE 11th HOUR sind quasi eine Ein-Mann-Band, bei der Warby lediglich Unterstützung von EDGE OF SANITY- und DEMIURG-Sänger Rogga Johansson erhält, der auch an den Texten mitarbeitet. Das Duo frönt jedoch nicht deathmetallischen Klängen, sondern finsterem, mächtigem Doom. Und „Burden Of Grief“, das Debüt der beiden Herren, macht nicht etwa den Eindruck eines müden Nebenbei-Projektes, sondern legt gleich richtig los, als hätte das Pärchen nie etwas anderes gemacht. Wenn man dem Album überhaupt etwas vorwerfen kann, dann sind das vielleicht noch songwriterische Schwächen im Detail, wie etwa in den ersten beiden Songs „One Last Smoke“ und vor Allem „In The Silent Grave“ zu vernehmen, wenn die arg simplen Refrains gefühlte 300 mal wiederholt werden. Die Songs wirken mitunter etwas langatmig und auch die bombastischen Parts und Keyboard-Intermezzi sind nicht ganz frei von Kitsch, doch dafür entschädigt das sehr gute Zusammenspiel aus ultratiefen Growls und glasklarem, melancholischem Gesang. „Weep For Me“ oder „Atonement“ sind jedenfalls insgesamt sehr gelungen und dürften jedem Doomer mit Hang zu „gotischen“ Klängen gefallen. Wer etwa OPETH, ISOLE oder NOVEMBERS DOOM mag, dem sollte „Burden Of Grief“ problemlos zusagen. Ein starker Einstand, der nur noch wenig Luft nach oben lässt und für das nächste Mal einen „Tipp“ erhoffen lässt!
Normal sind mir ja Bands, die gleich im Opener behaupten, Gott gefunden zu haben, reichlich suspekt. Aber keine Angst: THE ROXX sind keine Bibelwerfer der Marke STRYPER, sondern eine waschechte Heavy Rock-Band, die ihre Wurzeln tief in den 80er Jahren hat (wie meine Kollegin Tennessee bereits im Review zum Vorgänger „Unleash Your Demon“ erkannt hat) und mit Billy Itch einen zweiten Halford auffährt. Hört Euch nur mal das coole „If Time Stood Still“ an – der gute Billy würde bei den mittleren Tonlagen auf „Killing Machine“ oder „Angel Of Retribution“ kaum auffallen! Aber das ist nicht der einzige Trumpf, den diese bereits gut 25 Jahre existente Band zu bieten hat, denn die Kompositionen können sich ebenfalls zu einem großen Teil hören lassen. Neben dem erwähnten Opener „I Found God“ stechen besonders das hymnische Riffmonster „The Epiphany (Revolt)“, die besonders textlich originelle Metal-Hommage „Knock On Metal“ und das flotte „By The Crack Of The Whip“ heraus, wobei aber gesagt werden muss, dass besonders die zweite Hälfte von „Ironic Truth“ leicht abfällt. Das nervige „Jack Plug Safe“, das an die ANACRUSIS-Coverversion des NEW MODEL ARMY-Klassikers „I Love The World“ erinnernde „I Love To Hate“ oder das monotone “No Scruple No Shame” können das anfängliche hohe Niveau nicht mehr mitgehen und versinken im Sumpf der Beliebigkeit. Hätte die Band ihre Stärken hier noch weiter ausgebaut und ihren nicht nur gesanglich PRIEST-beeinflussten Stil in mitreißendere Formen gegossen, dann hätte hier unter Umständen sogar der „Tipp“ stehen können. So reicht es nur zu einer Empfehlung an die Old School-Fraktion, sich das Album ruhig einmal anzuhören. Echte Enttäuschungen sehen anders aus.
"This Is Personal" ist das Debütalbum der Helsinkier Band CLARKKENT, kürzlich live zu bewundern als Support für SUNRISE AVENUE. Samu Haber und Jukka Backlund von SUNRISE AVENUE produzierten denn auch zwei Songs des Albums (umsonst und aus Begeisterung, sollte man an dieser Stelle vielleicht hinzufügen), nachdem die Band- nach Ablehnung von Seiten diverser Major Labels auf Suche nach Alternativen- an sie herangetreten war. Herausgekommen ist ein hübsches Alternative-Album, mal mit einer kleinen Prise Melancholie versehen, wie beim ruhigen "Everything We Had", mal punkiger wie bei "I.W.T.C.Y.", aber immer eingängig. "In My Arms" spielt mit poppiger Melodie und Punk-Appeal und mit "I Will Wait" haben die Jungs doch tatsächlich sogar eine Piano-Ballade am Start. CLARKKENT sind kein klassischer Finnenrock, nennen jedoch immer noch genug gelegentlich aufflackernde unterschwellig melancholische Elemente ihr eigen, um auch den einen oder anderen Finnenrock-Anhänger glücklich machen zu können. Davon abgesehen sollten auch Alternative und Indie-Freunde ruhig mal in Erwähnung ziehen, der Band Gehör zu schenken, es könnte sich lohnen.
Die neue Scheibe der SCORPIONS wird "Sting In The Tail" heißen. Das Album soll im Frühjahr 2010 erscheinen. Die CD wurde in Hannover aufgenommen und von Mikael "Nord" Andersson und Martin Hansen produziert.
Parallel dazu starten die Jungs um Sänger Klaus Meine eine zweijährige Welttournee unter dem Motto “Get your Sting and Blackout” mit sieben Gigs in unseren heimischen Landen ab Mai. Der Vorverkauf dazu hat vor kurzem schon begonnen.
Termine:
07. Mai 2010 Leipzig, Arena
08. Mai 2010 München, Olympiahalle
12. Mai 2010 Frankfurt, Festhalle
14. Mai 2010 Stuttgart, Hans-Martin-Schleyer-Halle
Ganz aktuell sind jetzt die Termine von GAMMA RAY und ihrer im Rahmen der neuen Albumveröffentlichung "To The Metal" (VÖ-Termin: 29.01.2010 via Edel Music) anstehenden Tour ab Anfang Februar 2010 bekannt gegeben worden.
Mit auf der Bühne werden dabei außerdem noch als Special Guest FREEDOM CALL sowie als Support SECRET SPHERE live zu sehen sein.
KISS die selbsternannte „Hottest Band In The World“ kommen im Mai/Juni 2010 via Wizard Promotions für vier Gigs in unsere heimischen Gefilde. Außer den bekannten Kulthits wie „Shout It Out Loud“, „Detroit Rock City“ oder „Rock’n’Roll All Night“ werden die Herren auch einige Nummern des aktuell überraschend starken 19. Studioalbums „Sonic Boom“ präsentieren.
In der aktuellen Besetzung Gene Simmons (Bass/Vocals), Paul Stanley (Guit./Vocals), Eric Singer (Drums) und Tommy Thayer (Guit.) werden KISS ihre typisch explosive Bühnenshow in Sci-Fi-Kostümen und mit unverkennbarem Make-up wie gehabt sehr aufwendig ihren Fans servieren.
Tickets sind ab 27.11.09 ab 45 EUR (zzgl. Gebühren) an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.
STEVE VAI gehört ganz sicher zu den herausragenden und auch prägendsten Gitarristen seit Anfang der 90er Jahr bis in die heutige Zeit hinein. Meine ersten Live-Berührungen mit dem Freak, der diese schier unmöglichen Soli und Klanggebilde vornehmlich auf seinen Lieblingsmodellen von Ibanez hervorzaubert, hatte ich bei seinem damaligen Auftritt bei WHITESNAKE, mit denen er 1989 das „Slip Of The Tongue“-Album einspielte und danach auf Tour ging.
Für STEVE VAI typisch sind kompositorische Achterbahnfahrten die er aus Elementen des Jazz, Rock, Fusion, Blues sowie Klassik und oft auch einer recht vertrackten Rhythmik zusammenbastelt. Mir sind zwar ehrlich gesagt die weniger technisch und etwas, sagen wir mal eher melodienbetonteren, Gitarristen lieber wie u.a. JOE SATRIANI (bei dem er sogar mal Unterricht nahm) aber auch STEVE VAI hat sich in den letzten Jahren etwas mehr dem mainstreamigeren Bereich geöffnet. Daher ist er vielleicht einen tick weniger abgehoben unterwegs als noch zu Beginn seiner Karriere.
„Where The Wild Things Are“ ist die gekürzte Version der gleichnamigen Doppel-DVD die über satte drei Stunden Laufzeit bietet. Diese wurde dabei auf gute 80 Minuten heruntergekürzt und bietet 15 Tracks von einem Gig seiner fast zwei Jahre dauernden Tournee in Minneapolis aus dem Jahr 2007. Trotzdem beinhaltet auch dieser Mix immer noch viel anspruchsvolles Material, um die hohen Künste des Meisters ausreichend darzustellen. Der Mann ist natürlich ein hammermäßige Virtuose wie er im Buche steht, da wird mit einem Wahnsinnstempo die Saiten rauf und runter runtergeflitzt, die Finger kreisen und rotieren, die Gitarre darf ausgiebig jaulen und typisch exzessiv durch die Gegend kreischen – ja, da bekommen manche Saitenhexer feuchte Blicke bzw. heiße Ohren. Für Otto-Normalhörer dürfte dies aber nicht immer ganz so erträglich sein, auch wenn er betont darauf achtet mit weniger vertrackten Parts und schönen Melodien aufzuwarten. Die Bühnenqualitäten von STEVE VAI, die auf der DVD sehr gut rüber kommen, gehen hier natürlich schon deutlich verloren. Ein paar Ansagen sind dabei noch enthalten und die Bandvorstellung ist auch noch zu hören. Einige Songs sind entweder mal mehr oder weniger mit Vocals versehen, dabei ist „All About Eve“ gar nicht mal so schlecht geworden und auch das funkige „Fire Wall“ kommt recht cool rüber - hört sich dann stimmlich etwas nach älterem BILLY JOEL an. Die Begleitcombo ist ebenfalls so übel nicht, insbesondere Ann Marie Calhoun mit schönem Keyboardspiel und Violinenparts ist ein absoluter Pluspunkt. Manche Sachen sind aber auf Dauer nur schwer erträglich, mit gefallen daher die etwas riffigeren Sachen wie „Now We Run“, oder das etwas exotische „Taurus Bulba“ sowie „Die To Live“ mit schönen VAN HALEN Anleihen noch am besten. Das recht bluesige „Tender Surrender“ hat auch was, kommt wirklich klasse rüber und müsste Fans von GARY MOORES heutiger (leider) nur noch Bluesausrichtung besonders gefallen. Alles in allem dürfte die CD dieses Exzentrikers hauptsächlich für die Gitarrenfans und Selbstspieler sein - alle anderen sind mit der DVD sicher deutlich besser bedient. Allein durch die optische Präsenz die vielen Details, Zusätze und soundlichen Experimente bei richtiger Beleuchtung ist sie doch noch mal wesentlich unterhaltsamer und auch fesselnder (egal ob jetzt Fan oder nicht).
Eine weitere Spielwiese der beiden PSYCROPTIC-Recken David (Drums) und Joe Haley (Gitarre, aber nur live) nennt sich RUINS, das der Monsterdrummer jedoch primär mit Alex Pope von den australischen EVIL DEAD betreibt. Bislang nur ein echter Geheimtipp, könnten RUINS mit ihrem neuesten Streich „Front The Final Foes“ einen enormen Schritt nach vorne machen, denn eine gelungenere Mischung aus (etwas mehr) Death- und (etwas weniger) Black Metal, die zudem technisch erstklassig umgesetzt wird, findet man nur allzu selten. Stellen- und wahlweise erinnert das Album an eine schmutzige, rock´n´rollige Variante von DISSECTION´s Hammerdebüt „The Somberlain“, an eine räudige, technisch überlegene Version des unterbewerteten RAISE HELL-Werks „Not Dead Yet“, an eine Mischung aus jüngeren SATYRICON und CANNIBAL CORPSE oder auch mal ganz einfach an die polnischen Haudraufgötter BEHEMOTH. Besonders die Produktion gehört zu den passendsten und stärksten seit Langem, denn es wummert, knallt und bollert an jeder Ecke! Zwar ein wenig dumpf und monoton, aber mit ordentlich basslastiger Dampfhammerpower räubern Killer wie „Breath Of Void“, „Cult Rapture“ (saugeil!) oder der Titelsong durch die Boxen und hinterlassen nix als Chaos, Verwüstung und Trümmer. Und obwohl die Scheibe durchaus leicht verfrickelt anmutet, überkommen den Hörer hier keine Fragezeichen wie bei Vollhupen der Marke BENEATH THE MASSACRE, THE FACELESS oder BLOWJOB FOR A COWBOY, sondern das Songwriting ist nachvollziehbar, gelungen und basiert eben nicht auf der sinnlosen Aneinanderreihung von möglichst wirren Knüppelparts. Besser kann man „schwarzes“ Todesblei kaum spielen, so dass „Front The Final Foes“ als eines der Highlights des Jahres durchgeht. Geilomat!