Konzert:
Backyard Babies, Tracy Gang Pussy - Hamburg, Markthalle
Konzert vom Paris definiert sich über den Chanson - obwohl der Welt berühmteste
Jazzclubs hier stehen. Hamburg definiert sich über den Rock - nicht über
den Metal trotz Helloween & Consorten, nicht über Trance, trotz des
Tunnels. Und die fast ausverkaufte Markthalle ist ein Narrenkäfig des
Sehens und gesehen werdens, die Lokalprominenz patscht sich auf die
Schultern und das Alter ist - gemischt. Vorn stehen Fans kurz über 18,
und hüpfen sich zu den Pariser Rockern TRACY GANG PUSSY warm, weiter
hinten halten die Alten ein Schwätzchen, bestellen Getränke und
verschränken die Arme vorm Wohlstandsbäuchlein. Denn was diese
"Heartbroken Heartbreaker" (so der eingängigste Song) hier abliefern ist
ambitioniert, aber so originell wie der dicke Kajal-Strich um die Augen.
Auch die Stageaction des Schlagzeugers ist vor allem original geklaut
und sieht jeden einzelnen Stockeinsatz aus wie bei Jussi 69 von The 69
Eyes. Die Präzision dieser Kopie ist auf jeden Fall beeindruckend und
machten ihn zum herausragenden Musiker seiner Band.
Die BACKYARD BABIES lieben Hamburg - besonders wegen des ganz besonderen
Stadtteils, auf dem die Stockholmer ihre Rock'n'Roll-Unschuld verloren
haben. Aber das Konzert heute ist in der Markthalle, nicht auf dem Kiez.
Liebt Hamburg heute auch die Babies? Denn besagte ältere Herrschaften im
Publikum tauen doch nur langsam auf und bleiben in der besagten Pose der
berüchtigten "Hamburger Musik-Mafia" stehen (ernster Blick, Arme vor dem
Bauch verschränkt). Die BACKYARD BABIES ihrerseits starten mit
"Backstabber", dem Song von einer 1997er 10" - und das wird eher zum
aneinander Antasten als ein Kickstart. Die BACKYARD BABIES feiern mit
Album und Tour ihr 20-jähriges Bestehen. 20 Jahre - Moment, andere Bands
gehören nach dieser Zeitspanne in die Reha, in den Ruhestand oder ins
Museum. Die BACKYARD BABIES drehen gerade erst noch einmal auf. Nach den
eher zögerlichen Reaktionen auf die ersten Takte gibt besonders Dregen
Gas für zwei und feuert die Halle an. Die BACKYARD BABIES sind dabei
clever - Mitsing-Parts werden so verteilt, dass das Publikum siee kennen
und mitsingen können MUSS, egal ob Vollblutfan auf 3 Promille (der schon
in der Schlange unten an der Tür eine Schau für alle Umstehenden
ablieferte) oder Teilzeit-Fan in Begleitung seiner auf Nicke schielenden
Freundin. Spätestens ab "Dysfunctional Professional" verwandelt sich die
Halle in einer fast tausendköpfige Party. Kommt schnell wieder, Hamburg
kann feiern und will euch in dieser Form baldmöglichst wiedersehen!
Setlist BACKYARD BABIES
Backstabber
Made Me Madman
Devil-May-Care
Dysfunctional Professional
I Got Spades
Drool
Wireless Mind
Babylon (Faster Pussycat Cover)
Highlights
Brand New Hate
Too Tough To Make Some Friends
Abandon
Degenerated
Fill Up This Bad Machine
Ghetto You
Electric Suzy
Bombed
One Sound
Nomadic
...
Minus Celsius
Look At You
People Like People Like People Like Us
Robber Of Life
Wenn man sich in den vergangenen Monaten bei jedem Aufblitzen des Namens
von NEMHAIN ganz fest die Augen zugehalten hat, dann kann man ganz
vorurteilsfrei dran gehen und hat in "From The Ashes" ganz einfach ein
sehr straightes High-Energy Rock'n'Roll Album mit fett bratzenden
Gitarren vor sich, bei dem das Gaspedal des alten Ami-Schlittens durch
den rostigen Unterboden durchgetreten wird. Ami-Schlitten? THE MISFITS
können Pate gestanden haben, MC5, RAMONES und andere Klassiker
liegen als Referenzen auf der Hand. Aber Ami-Schlitten? Nun, vielleicht
ist ein britisches Sportscar doch standesgemäßer, denn das Hauptquartier
dieser Band liegt in London und Sängerin Amber Erlandsson hat den
Punkrock mit der Muttermilch aufgesogen. Mist, jetzt haben wir
gezwinkert, das Auge isst bekanntlich mit und bekommt hier Leckereien
geboten. Denn besagte Amber Erlandsson hat ihre bisherige
Showbiz-Karriere als Fetish-Model gemacht und unter anderem bei CRADLE OF FILTH als Covermodel und Bühnentänzerin erste Erfahrungen gesammelt.
Dort hat sie auch ihren Ehemann kennengelernt und den braucht man keinem
Metal-Inside-Leser ernsthaft vorstellen: Ausnahme-Schlagzeuger Adrian
Erlandsson hat nach der Auflösung von AT THE GATES über einen Umweg bei
THE HAUNTED zu CRADLE OF FILTH gewechselt und ist nach dem Aus dort
inzwischen bei PARADISE LOST gelandet; die Nebenprojekte zählen wir
jetzt nicht auf. Böse Zungen haben bei der Gründung von NEMHAIN den
brillanten Kulturkritiker Thorsten Rott zitiert: "Das wertvollste
Geschenk, das Stars wie Paul McCartney ihrer Liebsten machen können, ist
der Auftritt auf der Bühne als gleichberechtigter Mitmusiker." Dass
trotz dieses Vorurteils fesselnde Musik dabei rauskommen kann, beweisen
NEMHAIN auf "From The Ashes". Die Themen sind Sex, Drugs und Rock'n'Roll
- aber sie sind nicht platt. Lyrisch geben NEMHAIN ihren Songs einen
dunklen Dreh, und neben Obsessionen wird auch thematisiert, wie "Ana"
oder "Heroin Child" an den Drogen krepieren. Die Hits sind die
Video-Auskopplung "Second Skin", der Titelsongs "From The Ashes" und die
Party-Hymne "Dirty Weekend". Ach ja - und natürlich hilft es, wenn ein
außergewöhnlichen Schlagzeuger das Rhythmus-Fundament legt...
From The Ashes
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
45:54 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten