MISERY INDEX sind ein Paradebeispiel für politischen Metal, ähnlich NAPALM DEATH – und genau wie die Briten sind auch die Amis seit Jahren kompromisslos ehrlich in ihren Aussagen und gnadenlos brutal in der Musik. „Heirs To Thievery“ stellt das erneut unter Beweis, ohne Umschweife geht es mit „Embracing Extinction“ heftigst los, vom Start weg also alles auf die Vollen. „Fed To The Wolves“ macht da weiter, ist aber unterscheidbar vom Opener und zeigt somit exemplarisch, wie gut MISERY INDEX es verstehen, nicht nur stumpf Vollgas zu geben, sondern ihr Thema immer wieder zu variieren. „The Carrion Call“ ist dafür ein weiteres gelungenes Beispiel, schön heavy und eher im Mid-Tempo zu finden. Inhaltlich behandeln die Jungs um Jason Netherton (ex-DYING FETUS) den Umgang der Weißen mit den Ureinwohnern Nordamerikas, schonungslos offen und ohne Entschuldigungen für die Handlungen der Eroberer zu suchen. Ein Thema, das bestens zu gnadenlos brutaler Musik passt und interessanter als die x-te Gore-Splatter-Thematik ist. Musikalisch geben sich MISERY INDEX keine Blöße, „Heirs To Thievery“ ist von Anfang bis Ende auf hohem Niveau, wobei es in sich stimmiger wirkt als „Traitors“, hier scheinen die Songs noch etwas mehr ineinander zu greifen. MISERY INDEX enttäuschen mit diesem Album niemanden und liefern einmal mehr hervorragende Qualität ab, die jedem Metalhead gefallen wird. Mehr davon!
Aus der Türkei kommen SINCE YESTERDAY, was ihnen auch 2010 noch einen (leichten) Exotenbonus verschafft. In den neun Tracks der „The Artificial Truth“-Scheibe, mit der sich die Band auf Labelsuche befindet, kommen orientalische Einflüsse aber nicht zum Tragen, dafür europäischer und US-Metalcore, von MAROON bis KILLSWITCH ENGAGE und MISERY SIGNALS. Das Album fängt stark an, die ersten beiden Songs sind gelungene, wenn auch nicht überragende, Metalcoresongs, die sich klar an den Vorbildern orientieren und handwerklich gut gemacht sind. Richtig durchstarten kann der Longplayer erst mit dem dritten Song, „Episode Two (Worst Case Scenario)“: hier packen die Gitarristen einige wirklich gute Riffs aus, die vom Sänger sehr gut aufgegriffen werden. Selbst der Drummer steuert mit einem Blast-Part was Feines dazu bei, dass dieser Track richtig gut wird. Dieses hohe Level halten die beiden folgenden Tracks ebenfalls, bevor „Dead Today“ und „Sinatra Doctrine“ das Tempo etwas rausnehmen, dafür aber mit einem sehr variablen Gesang aufwarten, gerade die clean gesungenen Abschnitte sind hier hervorzuheben. Zum Ende der Scheibe hin geht es dann wieder schneller und härter zur Sache, was SINCE YESTERDAY gut zu Gesicht steht und einen sehr guten Eindruck beim Hörer zurücklässt. „The Artificial Truth“ ist ein sowohl gut geschriebenes als auch gut produziertes Metalcore-Album, für das sich Genre-Freunde sicher erwärmen können. Exotenbonus haben SINCE YESTERDAY gar nicht nötig.
Aus dem am 08.06. erscheinenden neuen KINGDOM OF SORROW-Album "Behind The Blackest Tears" ist mit "Enlightened To Extinction" ein neuer Song bei MySpace zu hören.
EVERGREY haben sich von Henrik Danhage (g.) und Jonas Ekdahl (dr.) getrennt, laut Statement in gegenseitigem Einvernehmen. Neu in die Band gekommen sind Marcus Jidell (ex-ROYAL HUNT), Johan Niemann (ex-THERION, MIND'S EYE) und Hannes Van Dahl.
AS I LAY DYING haben sich für „The Powerless Rise” drei Jahre Zeit gelassen, was aber nicht zu einer radikalen Abkehr vom Bandsound geführt hat. Stattdessen wird der auf „An Ocean Between Us“ eingeschlagene Weg weitergegangen, was bedeutet, dass die von Basser Josh gesungenen cleanen Vocals weiterhin einen wichtigen Teil im AS I LAY DYING-Sound darstellen. Tim Lambesis hat sich aber nicht zu weit in den Hintergrund drängen lassen, wodurch er eine weitere wichtige Komponente bleibt und zudem eine gute Figur abliefert, was auch für die gewohnt zwischen filigranen Melodien und Brachialität wechselnde Gitarrenarbeit gilt, selbst Soli sind mittlerweile zu finden. Kontinuität also an allen Orten, da bleibt auch das Songwriting nicht außen vor, bei dem die Amis auf Experimente verzichtet haben. Brachiale Nummern wie dem Opener „Beyond Our Suffering“ oder „Condmned“ stehen fast schon epische Songs wie „Anger And Apathy“ und die vom cleanen Gesang proftierenden Sachen wie „Anodyne Sea“ gegenüber, was am Ende eine Ausgewogenheit zwischen Härte und Melodie eribgt. Das steht AS I LAY DYING gut zu Gesicht, zumal die Produktion von Adam D. gewohnt gut, wenn auch fast schon zu glatt. Es macht für die Band durchaus Sinn, ihren Sound zu konsolidieren und den Fans das zu geben, was die verlangen. Ob das für die Musiker auf lange Sicht befriedigend ist, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass „The Powerless Rise“ das erwartet starke AS I LAY DYING-Album ist, von dem kein Fan enttäuscht sein wird.
WINTERMOND haben 2008 den Bandwettbewerb “Battle of the Bands” für sich entschieden, nun hat die Kombo mit dem Silberling “Desiderium” ihr erstes Studiowerk vorgelegt. Dieses liefert einen Background von fetten Gitarren gepaart mit einem Wechselspiel aus männlichem und weiblichem Gesang. Sängerin Gabrielle wechselt zwischen tieferen, etwas mystisch anmutenden Passagen und hohen Lagen, ihr männlicher Gegenpart Didic dagegen klingt stellenweise etwas angestrengt bis anstrengend, wie im gesanglich nicht gerade brillanten Refrain von „Deine Welt“. Da klingt das volksweisenhaft angehauchte, akustisch gehaltene „Vollmond“ schon wesentlich besser , und es wartet vor allem auch mit einer Melodie auf, die einem Erinnerung bleibt. Denn was man auf „Desiderium“ vermisst, ist das Mitreißende- große Gefühle sind in den Texten durchaus vorhanden, aber irgendwie will der Funke nicht so recht überspringen. Weder Leid noch Verzweiflung, Liebe oder Verachtung sind im Gesang spürbar, wenn man nicht explizit im Text nach ihnen sucht. Die Texte bleiben mehrheitlich genau das- bloße Worte, deren Darbietung es dadurch an Überzeugungskraft fehlt. Das tut einem dann zwar nicht unbedingt weh, gibt einem aber auch nichts. Schade.