Es muss nichts darüber geschrieben werden, dass BRING ME THE HORIZON polarisieren. Die Band mit dem oftmals gefönten wie verhassten Frontman und Tattoofetischisten Oli Sykes hat sich mit ihren drei vorangehenden Deathcore-Alben, ihrem arroganten Teenierockstargehabe mindestens genau so viele Kritiker wie eingeschworene Fans geschaffen. Nun steht die neue Scheibe mit dem griffig kurzen Titel „There Is A Hell, Believe Me I've Seen It, There Is A Heaven, Let's Keep It A Secret“ in den Läden bereit. Nach dem Ausscheiden des Gitarristen Curtis Ward, der laut Bandstellungnahme „die Musik nicht mehr genießen konnte“, greift nun für die Sheffielder Ex-BLEEDING THROUGH Klampfer Jona Weinhofen in die Saiten. Das Album mit dem etwas seltsamen Coverartwork in Form eines Mannes mit venezianischer Maske und schwarz-weißem Umhang zur Symbolisierung der Gegensätze startet mit dem Song „Crucify Me“, aus dem auch der Titel des Albums entnommen wurde. Zunächst beginnt der Song sanft mit einem akkustischen Intro, bevor die E-Gitarren die Melodie fortführen und ab Sekunde 50 der unfassbar druckvolle und treibende Gesang von Sykes einsetzt. Der Song steigert sich gewaltig und wird direkt zu einem Highlight auf der CD, da er einen sowohl von der Melodie als auch vom Gesang absolut mitreisst. Etwas merkwürdig erscheint dann der Refrain als eine Art elektronisch zerhacktes Sample mit dem Text des Albumtitels, bevor der über sechsminütige Song sich in gewohnter Form fortsetzt. Elektronische Spielereien verschiedener Arten (z.B. Abruptes Verlangsamen eines Songs oder Verfremdungen des Sounds) findet man ab und an ebenso auf der CD. Das ist Geschmackssache, passt aber sehr gut. Weiter geht es mit einer schnellen Nummer namens „Anthem“, die durch ihre tighten – mich manchmal an PANTERA erinnernden – Gitarrenriffs überzeugt und einen zum Mitbrüllen des Refrains einlädt. Hier wird richtig Vollgas gegeben, so dass der positive Ersteindruck nicht verfliegt. Dann folgt die erste Single „It Never Ends“, die für mich auch eine der stärksten und typischsten Songs des Albums ist, da sie unheimlich viel Druck aufbaut und sich auch nach vielen Wiederholungen einfach „nicht wund hört“. Wie auch schon der erste Song überzeugt die Nummer durch einen super brutalen und aggressiven Gesang, der – wie schon bei der bekannten Single des Voralbums „Chelsea Smile“ – immer wieder cleane Passagen hat, aber damit absolut angereichert wird. Herausheben will ich noch den Song „Don´t Go“, der stark melancholisch angehaucht und mit der Frauenstimme und Violinen gewürzt wird. Großartig. Der Song „Fuck“ mit den Gastvocals von Josh Franceshi (YOU ME AT SIX) gehört dann ebenso noch zu den Ohrwürmern auf der Scheibe. Es ließen sich jetzt noch einige Songs aufzählen, die Aufmerksamkeit verdient hätten. Schwachstellen gibt es bei den Songs sehr wenige. Letztlich schaffen BRING ME THE HORIZON es auf dem Album mit wenigen Ausnahmen, eine perfekte Synthese von ungezügelter Aggression, Melancholie und muskalischer Verzweifelung zu vermitteln, ohne nie zu vergessen, den Hörer dabei so dermaßen in den Arsch zu treten, dass man sich eigentlich nach dem Album Beruhigungspillen einwerfen müsste, um nicht die eigenen Schrankwände umwerfen und mit der Kettensäge verkleinern zu wollen. Ich bin überrascht, da ich letztlich nicht gedacht hätte, dass der Band mit dem fragwürdigen Hype ein solch weiter Wurf gelungen wäre. Wer der Band aufgrund der vergangenen Zeiten negativ gegenübersteht, sollte ihr hier nochmals eine Chance geben. Ich gebe jedenfalls die volle Punktzahl.
There Is A Hell, Believe Me I've Seen It, There Is A Heaven, Let's Keep It A Secret
Rauher Sound begrüßt mich, als ich die CD des schwedischen Trios STENCH in den Player lege. Die Debütscheibe nennt sich „In Putrescence“ und bietet acht Songs, die laut der Pressemitteilung Fans von ENTOMBED und GRAVE gefallen könnten. Ja, könnten. Die Musik der Band ist nicht besonders innovativer schwedischer Death Metal im Up-Tempobereich, den man schon oft gehört hat. Gesanglich driftet man gelegentlich leicht in Black-Metal typische Schreierei mit etwas Hall ab. Beachtenswert und nicht negativ zu sehen ist die ungewohnte und auffallende Dominanz des Basses, dessen Präsenz bei jedem Song allgegenwärtig ist. Bei einer Band, die als Trio agiert, ist so etwas aber auch nicht selten vorzufinden. Der Sound der 8 Songs ist rotzig, denn die Produktion lässt viele Wünsche offen. Manch einer wird sagen, dass das ja so gewollt ist, so dass ich die Feststellung insofern nicht gegen die Band verwenden will. Trotzdem muss ich leider statuieren, dass es kein Song so richtig schafft, meine Begeisterung zu wecken. Mir fällt es hier auch schwer, einen Song herauszugreifen, denn letztlich wummert alles in einem Einheitsbrei an einem vorbei. Alles schon mal irgendwie gehört. Ich kann die Scheibe daher leider nicht empfehlen.
Am 22. März 2010 legten AIRBOURNE einen grandiosen Gig im Kölner E-Werk hin. Für alle Fans der Australier, die damals nicht dabei sein konnten, haben Roadrunner Records und Amazon jetzt ein besonderes Dankeschön zur Verfügung gestellt:
Vom 22.10.2010 bis zum 22.11.2010 gibt es die AIRBOURNE Live Video-EP als Gratis-Download exklusiv auf target="_blank" class="link3">amazon.de.
Neben dem Singletrack "No Way But The Hard Way" aus dem aktuellem Album "No Guts. No Glory." gibt es die nachfolgenden fünf Rockpalast Live-Videos aus dieser Show im Kölner E-Werk.
METALLICA bringen nach "Six Feet Down Under" jetzt am 26.11.2010 eine weitere EP "Live At Grimey's" in die Läden.
Diese Liveaufnahmen (erscheinen auf CD und Vinyl) im Rahmen einer Fanclubshow, sind am 12.06.2008 in einem kleinen Laden Namens Grimey's in Nashville (Tennessee) gemacht worden, als Ulrich & Co. kurz vor der Veröffentlichung von "Death Magnetic" standen.
Obwohl der Haufen aus Pennsylvania von so etwas wie mehrstelligen Plattenverkaufszahlen (gewollt!) weit entfernt ist, hat er seit 1996 bereits sieben Alben auf dem Buckel, denen sich mit „The Animal Spirits“ nun nahtlos Werk Nummer acht anschließt. Und wieder wird es nur zwei Meinungen geben: die eine und die andere. Die eine bedeutet abzuwinken ob der skurrilen Töne und Songstrukturen, die für den gemeinen Hörer mit Nummer-Sicher-Geschmack viel zu unnachvollziehbar sind, während die andere von genau den Leuten vertreten wird, bei denen die Platten von SLOUGH FEG im Regal direkt neben den Werken von MANILLA ROAD, OMEN, BROCAS HELM, PRIMORDIAL oder auch THE DEVIL´s BLOOD stehen. Und eigentlich machen SLOUGH FEG nichts anderes als ca. 7392856 Rock-, und Metal-Combos in 50 Jahren: sie verbinden Leidenschaft für Musik mit ebenso großer Leidenschaft für Ungewöhnliches, nur dass wir nicht mehr in den 60ern oder 70ern leben, wo so etwas noch normal war und warme Plattenproduktionen noch zur Serienausstattung eines jeden Musikerzeugnisses gehörten. Und selbst, wenn man sich „The Animal Spirits“ nur allzu skeptisch nähert: hat man sich erstmal an die eigenartige, röhrende Stimme von Gitarrist Michael Scalzi gewöhnt, gehen Stück wie „The 95 Thesis“, das superbe Instrumental „Materia Prima“, das vertrackte „Lycanthropic Fantasies“, das von einer coolen Kirmes-Melodie durchzogene „Heavyworlder“ oder das mit einem SAVATAGE-artigen, hymnischen Mittelpart versehene „Kon-Tiki“ als absolute Sternstunden des kauzigen Metal durch, die Fans von abgedrehten, aber jederzeit traditionellen Klängen lieben werden. Saugeile Scheibe!
Klar, die Spötter, die behaupten, BAD RELIGION würden seit dreißig Jahren immer wieder dasselbe Album aufnehmen, werden auch durch „The Dissent Of Man“ nicht verstummen. Und tatsächlich zeigt schon der Opener, dass im Prinzip wieder einmal alles beim Alten geblieben ist. Greg Graffin holt einmal kurz Luft, und direkt ist alles wieder da: die Ohrwurm-Melodien, die mehrstimmigen Backings und die bissigen, kritischen Texte. Insgesamt lassen sich aber doch kleine Veränderungen heraushören. So sind wirklich wütende Ausbrüche, wie es sie auf den letzten beiden Alben immer mal wieder gab (siehe z. B. „Sinister Rouge“ oder „Murder“), hier nicht zu hören. Auch wird das Tempo öfter gedrosselt und wirkt das neue Material (noch) harmonischer und melodieverliebter als auch schon. Bei Songs wie „Won’t Somebody“, „Turn Your Back On Me“ oder dem fast schon poppigen „I Won’t Say Anything“ sind außerdem Singer-Songwriter- und Folk-Einflüsse herauszuhören, wodurch sie etwas an Graffins Solo-Alben erinnern. BAD RELIGION scheinen versöhnlicher geworden zu sein. Wundern würde es einen nicht, denn die Jüngsten sind sie ja auch nicht mehr. Trotzdem ist dieses Album immer noch weit entfernt von Altersmilde: Die Musik ist immer noch randvoll mit Energie, und der Sound klingt so frisch und unverbracht wie eh und je. So ganz ist also doch nicht alles wie immer, aber natürlich klingt auch „The Dissent Of Man“ immer noch absolut typisch nach BAD RELIGION. „The Dissent Of Man“ ist sicher nicht ihre stärkste Scheibe, aber trotzdem ein hervorragendes Album, das spätestens ab dem zweiten Durchlauf süchtig macht.
Nachdem die reformierten CELTIC FROST nach nur einem Album aufgrund interner Querelen urplötzlich wieder das Handtuch warfen, erschien deren Frontmann Tom Warrior in diesem Frühjahr mit TRIPTYKON und einem überragenden Düsterwerk („Eparistera Daimones“) auf der Bildfläche, das die Erwartungen an die „neuen CELTIC FROST“ mehr als nur erfüllte, sondern in allen Belangen übertraf. Und nach nur etwa einem halben Jahr steht nun schon die zweite Veröffentlichung der Band an, die neben ein paar Überbleibseln der Album-Sessions noch zwei Live-Coverversionen bietet, die im April auf dem „Roadburn“-Festival in Holland mitgeschnitten wurden. „Circle Of The Tyrants“ und das von DARKTHRONEs Nocturno Culto gesungene „Dethroned Emperor“ (geilo!) sind in diesem Fall aber nur sehr gute Bonüsse, die die drei neu veröffentlichten TRIPTYKON-Stücke auf dieser EP nur noch weiter aufwerten. Der Titelsong besticht durch seinen mörderischen, doomigen Groove sowie weiblichen Gastgesang und tritt alles, was unter dem Begriff „Gothic“ so durch die Lande zieht, mit Anlauf in den Staub. Der überlange Lavastrom „I Am The Twilight“ weicht ebenfalls keine Sekunde von der Linie des Albums ab, und man merkt den Stücken die Zugehörigkeit zum Material von „Eparistera Daimones“ deutlich an, während das instrumentale, neu gemixte und gemasterte „Crucifixius“ eher eine Art Outro darstellt, das aber atmosphärisch gut zu TRIPTYKON passt. Musikalisch gibt es also erwartungsgemäß rein gar nichts auszusetzen; „Shatter“ ist ein weiteres Indiz dafür, dass hier eine absolute Macht am Werk ist und hätte von dieser Seite locker den „Tipp“ verdient, wäre da nur nicht der etwas erhöhte Preis von gut zehn Euro, der dem Kapitel „EP“ leider auch hier einen kleinen Beigeschmack verleiht. Absolute Fans müssen natürlich zugreifen, aber als preiswertere Single wäre „Shatter“ ein echter Killer gewesen.
“The Fire Remains” ist das zweite Album von BLIND und das erste, das von der selbstgegründeten Plattenfirma Blind Records herausgebracht wird. Herausgekommen ist dabei eine durchweg ziemlich eingängige Platte mit schönen Melodien und deutlich erhöhtem Radiopotential. Der Opener „Don´t Think So“ wechselt zwischen hochmelodiöser Midtempo-Strophe und angezogenem Tempo im Refrain, auch „Room Without A View“ rockt schön nach vorne. „Down“ kommt im Zwischenteil schon fast etwas heavy daher, aber tendenziell findet sich viel ruhigeres, verhaltenes Material auf „The Fire Remains“. BLIND haben ein echtes Händchen für Melodien und im Gesang von Sänger Steve Joachim liegt viel Gefühl, das die leicht bittersüße Stimmung von Liedern wie „Half A Dream Away“ erst richtig zum tragen bringt. Knallharten Metal- und Hardrockfans wird „The Fire Remains“ sicherlich zu soft geraten sein, wer jedoch nicht immer krachende Gitarren braucht, der sollte BLIND auf jeden Fall sein Ohr schenken.
Warum NEUROSIS gerade jetzt ein Live-Album herausbringen, ist mir nicht so wirklich klar. Schließlich haben die Kalifornier schon seit drei Jahren kein Studioalbum mehr veröffentlich. Und warum haben sie dafür ein Konzert von 2007 ausgewählt und keines neueren Datums? Wahrscheinlich dient der Release vor allem zur Überbrückung, bis die nächsten Studioaufnahmen im Kasten sind, und das Konzert hat sich wohl deshalb angeboten, weil es auf dem Roadburn-Festival in Holland aufgenommen wurde, das zwar erst seit 1999 existiert, mit seinem Programm zwischen Stoner, Sludge, Progressive, Doom und Psychedelic aber schon jetzt einen legendären Ruf genießt. Warum auch immer diese Scheibe entstanden ist – sie hat auf jeden Fall ihre Berechtigung. Hier wird ein NEUROSIS-Konzert authentisch und mit all seinen Facetten wiedergegeben, von den ruhigen, fließenden über die schleppend psychedelischen bis hin zu den harten und lärmigen Passagen. Der Sound ist ziemlich ungeschönt, dadurch stellenweise auch etwas undifferenziert und weniger mächtig als auf den Studioalben, dafür kommt die intensive Live-Atmosphäre aber wirklich gut und eindrücklich rüber. Der Grossteil der Songs stammt von den letzten beiden Alben „Given To The Rising“ und „The Eye Of Every Storm“, aber es gibt auch weiter zurückliegendes Material zu hören, wie „The Doorway“ von „Times Of Grace“ (1999) oder „Crawl Back In“ von „A Sun That Never Sets“ (2001). Fans sollten die Scheibe sowieso ihr Eigen nennen, aber auch Einsteigern sei sie empfohlen, denn sie bietet einen guten Überblick über das Schaffen der Band.
Tracklist:
Given To The Rising
Burn
A Season In The Sky
At The End Of The Road
Crawl Back In
Distill
Water Is Not Enough
Left To Wander
The Doorway