TOTAL FUCKING DESTRUCTION werden nicht müde, immer neue Grindcore-Gewitter auf die Menschheit loszulassen. „Hater“ ist ihr neuester Streich betitelt, was den Humor der vorherigen Albumtitel vermissen lässt, aber dafür vier Songs mehr bietet und auf insgesamt 27 kommt. Die knacken zusammen immer noch nicht die 30-Minuten-Marke, was bei der Combo aber auch nicht anders zu erwarten war. Die Songs sind entsprechend kurz und knackig, immer schön in Höchstgeschwindigkeit und mit vielen kleinen Songwriting-Spielereien versehen, die „Hater“ kurzweilig machen, das Grindcore-Gewitter langweilt so nie. Besonders die immer wieder eingestreuten Mid Tempo-Parts, in denen TOTAL FUCKING DESTRUCTION fast schon zahm klingen, lockern die Platte auf, bevor es mit der nächsten Blast-Attacke weitergeht. Ein feines Grindcore-Scheibchen, das sich vom stumpfen Geballer der meisten Kollegen dank variablem Songwriting und viel Routine der Beteiligten wohltuend abhebt. Galt schon für die Vorgängeralben, gilt auch für „Hater“.
HELL formierten sich 1982 im englischen Nottingham aus Mitgliedern von RACE AGAINST TIME und PARALEX und brachten es damals zu einigen Demos und gerade einer EP („Save Us From Those Who Would Save Us“). Als sich Sänger und Gitarrist Dave Halliday 1987 das Leben nahm war dann auch recht schnell Schluss mit der Band. Der bekennende HELL-Fan und heutige Produzentenlegende Andy Sneap (später ja bei den kultigen SABBAT noch recht aktiv) erlernte von Dave Halliday das Gitarrenspiel (u.a. produzierte er das letzte ACCEPT-Album, sowie manche Kracher von ARCH ENEMY, EXODUS, NEVERMORE, KREATOR, KILLSWITCH ENGAGE und was weis ich noch). In 2008 entschied man sich es mit HELL nochmals zu probieren. Und nun steht also Ewigkeiten später unter dem Titel „Human Remains“ das HELL Debüt zur Veröffentlichung an. Schlussendlich produzierte natürlich Andy Sneap das Teil superfett (und trotz aller Bemühungen immer noch einen Tick zu modern) und übernahm die Gitarrenparts für seinen Mentor Dave. Ansonsten gibt es das Original Line-Up mit Schlagzeuger Tim Bowler, Bassist Tony Speakman sowie Gitarrist und Keyboarder Kevin Bower (wobei die Keys eher eine untergeordnete Rolle spielen). Die große Überraschung ist aber Sänger David Bower. Wie es sich für eine sogenannte Kulttruppe des NWOBHM gehört, bringt die Stimme des für den verstorbenen Dave Halliday eingesprungenen Bruder des Gitarristen genügend Extravaganz mit – ein eigenständiger Bastard aus King Diamond (obwohl die Fistelstimme deutlich weniger ausgeprägt ist) und James Rivera – eindringlich, emotional und sicher nicht jedermann Geschmack. Auch musikalisch geht es in diese Richtung - irgendwo zwischen den alten MERCYFUL FATE, dem Metal und Hard Rock der ursprünglichen NWOBHM, den 70er PRIEST und etwas HELSTAR ordnen sich HELL mit ihren Kompositionen ein. Haufenweise traditionelles Riffing und Gitarrenleads inklusive. Wobei HELL ihr eigene Verschrobenheit beibehalten und damit zu keinerlei Klon verkommen. Das druckvolle „On Earth As It Is In Hell” geht voll auf die Fresse, „Save Us From Those Who Would Save” steht dem kaum nach. Hymnisch schnelles wie „Let Battle Commence“, Überlanges wie das mit viel düsterer Atmosphäre (Choräle, Kirchenglocken, usw.) spielende, leicht doomige „Blasphemy And The Master” (was für ultrageile Gitarrenläufe) oder das zehnminütige „No Martyr’s Cage“ sind Retro, haben Langzeitwirkung und ziehen dementsprechend ohne Gnade über die Ohrwindungen gen Gehirn. HELL haben mit „Human Remains“ eine typische „love it or hate it“-Platte auf die Bangergemeinde losgelassen – ein Urteil muss man sich nach intensiven Reinhören schon selber bilden. Mein Fazit aber: auch wenn nicht alles neu ist - HELL 2011 haben neben einem geilen Cover auch noch eine richtig tolle Scheibe am Start.
Das Eisenwahn Festival findet vom 29.-30.07. erneut im unterfränkischen Obersinn statt. Mit den niederländischen Thrash-Metal Abräumern LEGION OF THE DAMNED wurde jetzt der Headliner für den Samstag bestätigt.
EDGUY werden nach den Hallenterminen auch den Support für die SCORPIONS bei den Deutschland Open-Air-Terminen im kommenden Sommer übernehmen.
Auf der Abschiedstour im Rahmen der "Get Your Sting And Blackout World Tour 2011" kommen die Herren Meine & Co. bei folgenden hieisigen Städten vorbei:
17. Juni 2011 Oberursel, Hessentag
22. Juni 2011 Freiburg, Messe Freiburg
25. Juni 2011 Papenburg, Meyer-Werft, Festival
11. Juli 2011 Berlin, Gendarmenmarkt Classic Open-Air
16. Juli 2011 Schweinfurt, Willy-Sachs-Stadion Open-Air
CRADLE OF FILTH-Sänger Dani hat gemeinsam mit dem englischen Autor Gavin Baddeley ein Buch geschrieben, in dem die Einflüsse, die für die Band, ihre Alben und ihre Ästhetik prägend waren, genauer betrachtet werden. Herausgekommen ist mit dem Kompendium ein knapp 600 Seiten starker Wälzer, der sich mit Lykanthropie, Hexen, Serienmörder (Elizabeth Bathory beispielsweise), Vampirismus und weiteren Themen, die für CRADLE OF FILTH prägend sind, auseinandersetzt. Liebevoll aufgemacht und gut geschrieben, behandeln die beiden Autoren jedes Thema erschöpfend und mit Bezug nicht nur zur Band von Dani, sondern schlagen den Bogen zur Metal-Szene im Allgemeinen. Interessant und oftmals witzig sind die vielen Insidergeschichten wie übe die erste England-Tour von EMPEROR oder Anmerkungen von Musikerkollegen wie HIM-Sänger Ville Valo und Nick Holmes (PARADISE LOST). „Das Kompendium der dunklen Künste“ ist zwar ein wenig zu sehr auf England fixiert, bietet aber trotzdem einen sehr guten und detaillierten Überblick über die für die schwarze Szene (was den Bogen von Black Metal über Gothics bis zu okkultem Heavy Metal schlägt) essentiellen Themen. Die vielfältigen Einschübe in Form von Zeitungsartikeln, Fotos und Filmszenen lockern das Layout sehr gut auf, wodurch die auf den knapp 600 Seiten enthaltene Textmenge zu keiner Zeit erschlagend wirkt. Witzig ist die Benennung der Kapitel nach den CRADLE OF FILTH-Alben, was gleichzeitig deutlich macht, wie viel Gehirnschmalz und Herzblut Dani & Co. in das der Band zugrunde liegende Konzept gesteckt haben. Sicherlich mehr als die Mitglieder so mancher trver Band aus den frostbitten Wäldern Norwegens. „Das Kompendium der dunklen Künste“ ist ein lesenswerter Band für alle an okkulten Themen Interessierte ebenso wie für CRADLE OF FILTH-Fans und Salonsatanisten. Und lässt Mr. Filth hernach in ganz anderem Licht erscheinen.
Coversongs sind immer eine schöne Möglichkeit, um Einflüsse und Vorlieben einer Band aufgezeigt zu bekommen. ENTOMBED („Sons Of Satan Praise The Lords“) und NAPALM DEATH („Leaders Not Followers“) haben gezeigt, dass Coverplatten richtig gut sein können, während SIX FEET UNDER mit der uninspirierten „Graveyard Classics“-Reihe nur peinlich waren. CALIBAN gesellen sich leider in die zweite Kategorie, was hauptsächlich daran liegt, dass sie sich bei allen Songs auf stumpfes Nachspielen beschränken und nur den Gesang ändern, hin zu Andis Gebrüll. Das passt aber nur beim AT THE GATES-Klassiker „Blinded By Fear“, wo das aber gleichzeitig witzlos ist, da Tompa auch nicht anders singt. „My Girlfriend´s Girlfriend” klingt im CALIBAN-Gewand nur peinlich, ebenso „Helter Skelter” (bei dem immerhin die Gitarren druckvoller als im Original sind). Über „Sonne“ ließe sich streiten, da kommt Andis Gesang halbwegs passend rüber, was im Endeffekt aber auch nichts mehr am miesen Gesamteindruck der EP ändert. CALIBAN gehen mut- und ideenlos vor, was „Coverfield“ zu einer belanglosen Coverscheibe macht, die jede zweitklassige Band auch hinbekommen hätte. Einer Band mit dem Status von CALIBAN ist das unwürdig und als komplette, eigenständige EP völlig überflüssig.
WE ARE THE OCEAN haben mit „Cutting Our Teeth” streckenweise gute Songs aufgefahren, um ebenso oft belanglosen Kram abzuliefern, so dass die von der Inselpresse hochgelobte Combo ein sehr durchwachsenes Screamo-Album vorweisen konnte. Für „Go Now And Live“ haben sich die Briten die Kritik zu Herzen genommen und stark am Songwriting gefeilt, was sich mächtig ausgezahlt hat und in einem Album ohne Ausfälle kulminiert. Shouter Dan singt viel öfter als beim Vorgänger, seine aggressive Stimme setzt er nur selten, wodurch „Go Now And Live“ schon alleine poppiger klingt. Dazu kommt das besagter Feinschliff im Songwriting, dank dessen WE ARE THE OCEAN zehn sehr eingängig-knackige Songs vorweisen können, die locker ins Ohr gehen und sich da festsetzen. Klar ist das sehr berechnend (aber welche Band aus dem Genre ist das nicht?) und mit viel Pop-Einschlag, aber wenn das Ergebnis so viel Spaß macht wie in diesem Fall ist das total wumpe. WE ARE THE OCEAN haben eine gut produzierte Gute-Laune-Platte geschrieben, die sich ihrer Poppigkeit nicht schämt und den Spagat zwischen Szenezugehörigkeit und Pop schafft. Feine Platte, die sich sowohl Fans THURSDAY, RISE AGAINST und EVERGREEN TERRACE gleichermaßen ins Regal stellen können, ohne dass sie da negativ auffällt.
Deutsch-Punk scheint wieder ein großes Thema zu sein, zumindest landen wieder vermehrt CDs aus diesem Bereich bei mir auf dem Schreibtisch. So geschehen auch mit dem neuen und vierten Album von FAHNENFLUCHT aus Rheinberg bei Duisburg. Auf „Schwarzmaler“ präsentiert der Fünfer eine dreckige Mischung aus Old-School und modernem, fetten Sound, wobei auch ein leichter Hardcore-Einfluss zum Tragen kommt. Die Songs sind geprägt durch die rotzigen Vocals von Sänger Thomas und besitzen dabei auch immer noch das nötige Quäntchen Melodie, um Ohrwürmer entstehen zu lassen. Dazu gibt es kämpferische, aber intelligente Texte zu hören, die Missstände in Politik und Gesellschaft anprangern, ohne peinlich zu sein, bemüht zu wirken oder in Klischees zu verfallen. Somit kann man „Schwarzmaler“ nur als ein rundum gelungenes Album bezeichnen, das jede Menge Wut und Energie rüberbringt, dabei aber auch musikalisch gut und abwechslungsreich gemacht ist. So sollte moderner Deutsch-Punk immer klingen.