Das kann doch nicht wahr sein. Sechs Jahre nach dem fulminanten „Invisible Walls“ Album steht Deutschlands beste Melodic Power Metal-Band wieder ohne Deal da. Sind denn alle A&Rs da draussen taub? Sei es drum. Zum Glück lassen sich DESTINATION'S CALLING davon nicht entmutigen, sondern legen mit „End Of Time“ ein höchst eigenständiges und sehr erwachsenes Melodic Metal-Meisterwerk vor. Stellt euch eine Mischung aus skandinavischem Edelpowermetal der Marke TAD MOROSE mit QUEENSRYCHE in ihrer Empire-Phase vor, dann habt ihr eine ungefähre Vorstellung davon, was hier abgeht. Vollkommen klischeefrei reiht sich ein epischer Breitwandrefrain an den Nächsten. Egal ob ruhig oder mächtig stampfend: DESTINATION'S CALLING verstehen ihr Handwerk wie kaum eine zweite deutsche Combo. Die äußerst angenehmen Vocals von Christian Gräter verleihen der Band noch mehr Wiedererkennungswert, als sie ohnehin schon haben. Die sehr filigranen Gitarrenleads treiben einem immer wieder Freudentränen in die Augen. Dass es solche Musik noch gibt. DESTINATION'S CALLING sind eingängig ohne stumpf zu sein und gleichzeitig komplex ohne anstrengend zu sein. Großes Kino. Dass das Ganze dann auch noch extrem fett und transparent aus den Boxen schallt und in ein ansprechendes Äußeres gehüllt ist, ist dann nur noch das Tüpfelchen auf dem I. Wie schon der Vorgänger ein Pflichtwerk für anspruchsvolle Metaller.
BLACK SYMPHONIC kommen aus der Metaldiaspora Südtirol. Außer SKANNERS und GRAVEWORM fällt mir im Moment keine weitere Band aus Südtirol ein (FREIWILD zähle ich absichtlich nicht dazu). BLACK SYMPHONIC gibt es erst seit 2010 und sie haben sich einer sehr modernen Variante des Melodic Metals verschrieben. Das heißt meist im Midtempo agiernde Songs mit deutlicher IN FLAMES Schlagseite. Die Keyboardsounds hingegen dürften von ihren Landsleuten GRAVEWORM inspiriert sein. In Sachen Rhythmik und Melodien haben sich BLACK SYMPHONIC genau angehört, was im Moment bei der U-20 Generation angesagt ist. Interessant ist, dass BLACK SYMPHONIC ausschließlich mit Klargesang agieren. Selbiger ist leider recht bemüht und noch nicht wirklich sicher. Für ein erstes Lebenszeichen einer noch sehr jungen Band ist „Breaking The Surface“ zwar O.K., für höhere Weihen müssen BLACK SYMPHONIC aber noch eine Weile an ihrem Sound feilen.
CRASHING CREW sorgen für die unterschiedlichsten Gefühlsregungen bei mir. Erst kann ich mir auf Grund der sehr förmlichen Anrede im Info ein Grinsen nicht verkneifen, dann beim Blick auf das Bandfoto und auf 5 in AS I LAY DYING und METALLICA Shirts gewandete Teenager überkommt mich der kalte Schauer und ein spontanes „Warum ich-Stoßgebet“ entfleucht meinen zittrigen Lippen. Doch so schlimm wird es gar nicht, ganz im Gegenteil. CRASHING CREW klingen angenehm oldschool und versprühen auf den ersten drei Tracks ihrer Eigenpressung rauhes Teutonenmetal-Feeling. Das könnte auch von alten Demos diverser GAMA Bands sein. Ich kann mir nicht helfen, aber gerade auf Grund des rotzigen Organs von Fronter Maggi fühle ich mich immer wieder an S.A.D.O. erinnert. Den Balladenversuch „Hangover“ klammern wir mal lieber aus und erfreuen uns am Schlußtrack „Showdown“, der dann auch wieder amtlich losrumpelt. Nach dem ersten Eindruck sehr unerwartet, aber auch sehr cool. Achja, die sehr literarischen Texte passen natürlich auch wie der Arsch auf den Eimer: „Posers fuck you, we're the Crashing Crew, don't ask me who, cause we're crashing through“. Großes Kino.
Mastermind Leif hat das line-Up von DEW-SCENTED (zwangsweise) ändern müssen, nach und nach sind bis auf ihn alle am Vorgänger „Invocation“ beteiligten Musiker ersetzt worden. Immerhin hat sich am Produktionsort nichts geändert, Leif & Co. haben sich erneut bei Jörg Uken (GOD DETHRONED, OBSCENITY, DESPONDENCY) eingeschlossen, der dann auch „Icarus“ mit der gewohnt durchschlagskräftigen Produktion versehen hat. Neben der Produktion ist Leifs Stimme die andere Konstante geblieben, mit der wie erwartet in den neuen Songs Akzente setzen kann und DEW-SCENTED wie gewohnt seinen Stempel aufdrückt. Beim Songwriting schwankt das Ergebnis allerdings in der Qualität, zumal die neuen Mitglieder kaum neue Ideen in den DEW-SCENTED-Sound gebracht haben. Gut, das ist die ewige Diskussion über Weiterentwicklung, Veränderung und dem Festhalten an Bewährtem, aber bei einem so massiven Austausch an Personal wäre es wenig überraschend, wenn das Ergebnis anders klingen würde als der Vorgänger. Das ist aber bei „Icarus“ nicht der Fall, es ist die logische Fortsetzung von „Invocation“ und bietet die für DEW-SCENTED typische Melange aus Death und Thrash, messerscharfen Riffs und einem unbändigen Zug nach vorne. aus “A Final Procession“ und “Perpetuated“ zum Ende des Albums sind dafür die besten Beispiele, mit denen DEW-SCENTED ihr Album fulminant beenden. Vorher gibt es eher klassische Stücke zu hören, die qualitativ in Ordnung sind, aber über guten Bandstandard nicht hinauskommen (“Sworn To Obey“ und “Thrown To The Lions“). Besser sind da schon das unglaubliche wütende „The Fall Of Man“ oder das von Dan Swanö (EDGE OF SANITY, BLOODBATH) als Gastsänger veredelte „Reawakening“. Am Ende bleibt ein guter Eindruck vom ersten Album der neuformierten DEW-SCENTED, denn auch wenn nicht alle Songs überzeugen können, ist „Icarus“ doch ein gut knallender Death/ Thrash-Album geworden, mit dem die Band Live sicher überzeugen kann.
Hinter GODHUNTER verbergen sich keine trve-as-fuck Black Metaller, sondern eine Sludge-Truppe aus Arizona, die sich stark am New Orleans-Sound orientiert. Zusätzlich wurde ein starker Crust/ Punk-Anteil beigegeben, so dass die Chose in guten Momenten an einen Bastard aus DOWN/ CROWBAR und FROM ASHES RISE erinnert („Red State – Black Crusade“). Dank der guten Produktion kommt „Wolves“ mit viel Druck aus den Boxen, gerade in den doomigen Parts („Powerbelly“) wird das deutlich und verleiht der Musik den nötigen Punch. GODHUNTER erfinden zwar das Rad nicht neu, können sich aber durch besagten Crust/ Punk-Einschlag von den tausend CROWBAR/ EYEHATEGOD-Klonen absetzen, wobei ihnen auch ihr Gespür für einen sich durch alle Songs ziehenden Groove zugute kommt. Die gute halbe Stunde böser, heftiger Musik geht so ohne Längen vonstatten. „Wolves“ ist so eine durch und durch solide EP geworden, mit der GODHUNTER in der Fanschar der großen Sludge-Bands erfolgreich wildern könnten, ebenso wie bei aufgeschlossenen Crusties.
HERODIAS überraschen mit dem Release von „Dance Of The Seven Veils“ nur gut einem Jahr nach Bandgründung – und dann noch mehr mit der Tatsache, dass die Scheibe kein Schnellschuss ist. Der Fünf-Tracker entpuppt sich als gut gemachte Funeral Doom-Scheibe, auf der HERODIAS es verstehen, eine dichte Atmosphäre aufzubauen und diese mit dem Gesang von Kristina Rocco zu verbinden. Auch wenn die Dame durchweg hoch singt und Erinnerungen an NIGHTWISH aufkommen lässt, ist das Ergebnis eine gelungne Symbiose der an und für sich gegensätzlichen Komponenten – auf der einen Seite der kraftvolle Klargesang, auf der anderen Seite die extrem tief gestimmten Gitarren und der generell basslastige Sound (SUNNO))) lassen grüßen). Das Ergebnis ist wie gesagt eine runde Sache – „Dance Of The Seven Veils“ bewegt sich durchgehend auf hohem Niveau, Doomster können sich die Scheibe bedenkenlos zu Gemüte führen.