Vier Stockholmer, die im Booklet aussehen, als seien sie gerade einer Modenschau für Emo-Karnevalisten entwichen, probieren sich an modernem, glatt gebügeltem, pseudo-coolem Nichtsrock der Marke ENGEL oder SONIC SYNDICATE – so weit, so schlecht. MAN.MACHINE.INDUSTRY sind optisch wie akustisch eine dieser Bands, die einfach Erfolg haben wollen, wie ein BWL-Student im zweiten Semester, der sich schon als Vorstandsmitglied eines DAX-Konzerns sieht. Dabei kann das Quartett rein gar nichts und zockt sich gesichts- und wiedererkennungsfrei durch ein Album, dessen zugegebenermaßen ganz witziger Titel immerhin noch Hoffnung gemacht hatte, dass es dieser Paradiesvogelhaufen nicht so ganz ernst meint. Neben pappigem Gitarren- und Drumsound nerven die teilweise eingestreuten Pieps-Samples sowie der auf „psycho“ getunte, verzerrte Gesang von Gitarrist und Bandgründer J. Bergman. Nebenbei erinnert die Melodie des gruseligen „Vivite Et Sinite Mori (Live & Let Die)“ verdächtig an BRONSKI BEATs Hit „Smalltown Boy“, und die Coverversion von KILLING JOKEs „Eighties“ (für die man sich CORRODED-Sänger Jens Westin ins Studio geholt hat) ist ein Schenkelklopfer, der im Vergleich nicht mal ansatzweise an DISBELIEFs geniale Version von „Democracy“ heranreicht. So weit, so unnötig!
WHILE SHE SLEEPS haben für den Opener von „This Is The Six” gleich den stärksten Song des Albums aufgefahren, „Dead Behind The Eyes” knallt ohne Ende und entpuppt sich als rasante Metalcore-Nummer, mit der sich das Album fulminant ankündigt. Fulminant geht es dann aber nicht weiter, können die folgenden Songs zwar ein hohes Level aufweisen, aber nicht an den Opener heranreichen. Nummern wie das episch-progressive „Love At War“ oder das an Postcore erinnernde „Our Courage, Our Cancer“ zeigen, dass sich die Band zwar auch außerhalb der typischen Metalcore-Geschichten gut bewegt, aber in Sachen Hitpotential noch eine Schippe drauflegen sollte. Der Titelsong entpuppt sich dann neben „Dead Behind The Eyes“ als weiteres Highlight des Albums, hier geben WHILE SHE SLEEPS wieder richtig Gas, setzen gute Breaks und haben jede Menge Groove. Die druckvolle Produktion trägt ihr Übriges dazu bei, dass die zwölf Songs zu gefallen wissen, auch wenn sie den Gitarren einen etwas klareren Sound hätte geben können. „This Is The Six“ ist ein anständiges Metalcorealbum, das vor Kraft und Dynamik strotzt, gleichzeitig mit überraschend variablem Songwriting daherkommt. Ein guter Einstand, mit dem sich die Briten nicht nur in der einschlägigen Szene einen Namen machen, sondern auch bei Scheuklappenfreien Hörer ankommen dürften.
CASPIAN haben ein Video zum Titeltrack ihres aktuellen Albums "Waking Season" gedreht, das hier angeschaut werden kann. Das Review zum Album findet sich hier.
LUCA TURILLI’S RHAPSODY müssen auf ihrer anstehenden Tour auf Gitarrist Dominique Leurquin verzichten, da der sich beim Hantieren mit einer Kreissäge (!) an der linken Hand verletzte. Eine Ersatz soll es auf der Tour nicht geben, stattdessen sollen seine Parts vom Band kommen.
FUNERAL FOR A FRIEND haben auf ihrer Website den 28.01.2013 als Erscheinungsdatum ihres neuen Album "Conduit" verkündet. Erste Single und erstes Video sollen in der kommenden Woche veröffentlicht werden.
METAL CHURCH werden sich auf der 70.000 Tons Of Metal-Kreuzfahrt Ende Januar 2013 im Line-Up Ronny Munroe, Kurdt Vanderhoof, Jay Reynolds, Steve Unger und Jeff Plate zusammenfinden, um eine Show das komplette "Metal Church"-Album zu spielen und bei der zweiten Show eine Best-Of.
MANETHEREN sind das Baby des Gitarristen Azlum, der bereits im Jahr 2004 ein vollständiges Album auf Demo-Niveau aufnahm, es aber aufgrund mangelnder Qualität nie veröffentlichte. Im Laufe der Jahre kehrte er Old School-Black Metal mehr und mehr den Rücken und ließ ausladende, avantgardistische Einflüsse in seine Musik Einzug halten, was „Time“, das inzwischen vierte Album (inklusive des Demos) der inzwischen als Duo agierenden Band, recht eindrucksvoll beweist. Was Herr Azlum als „Post-Black Metal“ deklariert, ist einfach eine sehr epische und atmosphärische Angelegenheit, die aber – somit sei gleich der Hauptkritikpunkt an „Time“ genannt – einige Längen offenbart. Fünf der sechs Songs knacken die Zehn-Minuten-Marke, gleich zwei davon sogar eine Viertelstunde, was angesichts der wenigen Variationen in Sachen Tempo und Songstrukturen einfach zu viel des Guten ist. Denn grundsätzlich ist das Album gelungen, weiß mit einschmeichelnden Melodien zu punkten, die in wenigen Momenten sogar leicht ins Gotische und ins Paganische abdriften und kommt trotz seiner enormen Länge nie aufdringlich oder pseudointellektuell daher. Ein schwieriges, wenn auch hörenswertes Werk, das einerseits gefällig düster, andererseits arg langatmig geworden ist, aber trotz aller Kritik zeigt, dass die US-amerikanische Black Metal-Szene momentan für echt positive Überraschungen gut ist.
Nach dem überraschend ausgeprägt glam- und sleaze-beeinflussten “Back In Blood” sind die Helsinki Vampires mit „X“ nun wieder in angestammten Grabestiefen unterwegs. Angestrebt wurde ein Sound, der nahtlos an „Paris Kills“ anschließt und das ist auch weitestgehend gelungen. Die meisten Songs bewegen sich im Midtempo und verbreiten die erwartete gepflegte Düsternis. „I´m Ready“ , „Love Runs Away“ , „I Love The Darkness In You“ und „Tonight“ drücken etwas mehr auf die Tube und dürften live sicherlich gut ankommen, wobei „Tonight“ vom Hörgefühl her im Refrain ein bisschen an „Lost Boys“ erinnert. Die Halbballade „If You Love Me The Morning After“ könnte ohne weiteres auch auf der bereits erwähnten „Paris Kills“ zu finden sein. Ein wenig schade ist, dass sich Jyrkis Gesang, der sich beim Vorgängeralbum durchaus mal aus den üblichen Tiefen heraus in höhere Gefilde erhob, nun wieder hauptsächlich auf das untere Tonspektrum beschränkt - was er unbestrittenermaßen gut beherrscht, doch die Abweichung von der gewohnten Norm hatte bei „Back In Blood“ für ebenso angenehme wie rockige Abwechslung gesorgt, von der es nun etwas mehr geben könnte. Highlight und mit Abstand die größte Überraschung des Albums stellt das wunderbare „Borderline“ dar, das mit seiner Westerngitarre ein herrliches amerikanisches Roadmovie-Gefühl verbreitet - großes Kino! Eher verwunderlich erscheint dagegen, dass das zuvor angekündigte Duett „Rosary Blue“ mit Tattoo-Prinzessin Kat von D nicht auf der regulären Albumversion zu finden, sondern lediglich als iTunes-Bonustrack verfügbar ist – da hätte man den tatsächlich noch vorhandenen Käufern von Real Life-Silberlingen durchaus etwas mehr entgegenkommen können. Fazit: THE 69 EYES sind auf „X“ zu ihrem angestammten, ureigenen Sound zurückgekehrt und haben ein rundes Album abgeliefert, das Spaß macht, den beim letzten Mal gelandeten Überraschungshit und Kritikerliebling „Back In Blood“ aber nicht toppen kann.