DOWN bringen ihre neue Scheibe als Sammlung von vier EPs raus, der Nachfolger von “III – Over The Under” streckt sich veröffentlichungstechnisch also ein wenig. „IV – Part I“ bietet in einer guten halben Stunde sechs neue Songs, die keine großen Überraschungen bieten. Phil Anselmo, der die EP mit einem markigen „let’s go!“ einläutet (um DOWN dann mit einem Sludge-Part starten zu lassen…), überzeugt mit einer guten Leistung, mit der er sich auf „Over The Under“-Niveau bewegt. Gleiches lässt sich für seine Mitstreiter sagen, wobei wohl niemand ernsthaft damit gerechnet hätte, dass die New Orleans-Veteranen handwerklich schlechte Leistung bei einer Studioproduktion abliefern würden. Beim Songwriting zeigen sich aber zwei Seiten: während „Witchtripper“ als Hit der EP zusammen mit den nicht weniger Hit-verdächtigen „The Work Is Timeless“ und „Misfortune Teller“ (mit dem besten Riff der EP) sind großes DOWN-Tennis. Die anderen drei Songs stehen dann aber auf der anderen Seite und kommen über gehobenen Durchschnitt nicht heraus. Erdig, zäh und mit Stoner-Schlagseite können sie zwar alle aufwarten, das ist ja klar, aber es fehlt der letzte Kick. So bleibt „IV – Part I“ ein halbwegs gelungener Auftakt zum neuen Album, kann die Erwartungen aber nicht ganz erfüllen. Wenn DOWN in den folgenden drei EPs aber auf gleichem Level weitermachen, stünden am Ende 24 Songs und zwei Stunden Musik, von denen die Hälfte Hits wären. Damit könnte der geneigte DOWN-Fan leben, denke ich.
SWITCHBLADE hatten vor den Aufnahmen zu „[2012]“ mit dem Weggang von Bassist und Sänger Anders Stehen zu kämpfen, sich dann aber dazu entschieden, ihn nicht zu ersetzen und stattdessen als Duo weiterzumachen. Die Lücke wird von prominenten Namen geschlossen, die sich als Gäste im Studio einfanden: Per Wiberg (ex-OPETH) bediente die Hammondorgel, während The Cuckoo (TERRA TENEBROSA), David Johansson (KONGH) und Jonas Renske (KATATONIA, BLOODBATH) den beiden verbliebenen SWITCHBLADE-Jungs ihre Stimmen zu Verfügung stellten. Fest steht, dass die Schrumpfung auf zwei Songschreiber dem Album nicht geschadet hat, am Ende des Tages ist „[2012]“ ein weiteres extrem verstörendes und finsteres Doom-Album, das die Reihe hochklassiger Veröffentlichungen fortsetzt. Die Einbindung der Gäste hat bestens geklappt, jeder bringt sich im genau richtigen Moment ein, gerade Jonas Renske scheint richtig Bock auf die Musik gehabt zu haben und läuft zur Höchstform auf, seine Kollegen stehen ihm aber in wenig nach und liefern ebenfalls eine sehr gute Leistung ab. „[2012]“ entwickelt so seinen ganz eigenen Charme, ohne die hypnotische Facette zu verlieren. SWITCHBLADE schaffen es auch in der neuen Inkarnation, ihr Level zu halten und sich dezent zu verändern, ohne die Essenz ihres Doom Metals anzugreifen. Well done!
Sehnsüchtig haben die Fans auf das neue PRIDE OF LIONS Album gewartet. Das unterstelle ich mal, weil es mir so erging. Doch nach der ersten Euphorie ob der Freude neues Material zu hören, stellt sich Ernüchterung ein.
War das Debüt ein Glanzstück des AOR, trumpften dort Hammermelodien auf, welche sich in ungeahnte Intensität steigerten und so für Überraschung und Begeisterung sorgten; konnte das gar mit dem Zweitwerk in punkto Kompaktheit und Qualität noch überboten werden. So wird der Löwe Zusehens berechenbarer und zahnloser. Schon bei "Roaring Of Dreams" suchte man die zwingenden Momente mit der "Gehörlupe", die doch sonst das Duo aus ex-SURVIVOR Mastermind Jim Peterik und Toby Hitchcock stark machten.
Und leider sind auch auf "Immortal" die großen Titel Mangelware. "Vital Signs" ist einer von ihnen. Der Song schafft es den magischen Moment - die Essenz des AOR in Melodie zu gießen. Auch "If It Doesn´t Kill Me" kommt teilweise noch an die frühere Klasse der zwei Amerikaner heran. Nur leider wird es dann schon dünn. Songs wie "Everything That Money Can´t Buy" oder "Are You The Same Girl" sind Schlager in englisch. Absehbare, schnulzige Melodie-Bögen ohne Spannung und Drive. Und einen zweiten negativen Aspekt muss ich, in dieser Review loswerden. Mich störte schon immer der Umstand das Jim Peterik ebenso wie Toby Hitchcock die Vocals fast gleichberechtigt beisteuert, und sich nicht wie bei SURVIVOR auf das Songwriting, Keyboard oder Gitarrenspielen beschränkt. Denn qualitativ ist Herr Peterik ein viel schlechterer Sänger, von der Stimme/Stimmfärbung als auch an Ausdruck und Volumen. Mit starken Songs, großen Melodien und tollen Arrangements kann man das verknusen. Nur wenn das fehlt, kommt das schwache, unpräzise Stimmchen doch dem "roten Bereich" gefährlich nahe.
Versteht mich nicht falsch, das soll kein Verriss sein. Der Sound der Scheibe ist toll. Und die oben erwähnten Glanzpunkte, sorgen für Gänsehaut. Nur kann ich meine Enttäuschung nicht ganz verstecken. Warum sollte ich auch? "Immortal" ist immer noch ein ordentliches AOR/Melodic Rock Album. Nur eben im Vergleich, zu den Erwartungen und Anspruch, den man zu Recht an die Band richtet, ist es kein überragendes oder besonders gelungenes PRIDE OF LIONS Album.
TRAIL OF DEAD hat jetzt "Catatonic" vom neuen Album "Lost Songs" (Vö-Termin: 19.10.) bei Spotify online gestellt - einfach hier auf den Link gehen, den Play-Button in den News betätigen und einloggen.
"Lost Songs“ wird als Doppel-CD-Buch (inkl. 180 Seiten Text & Illustrationen von Conrad Keely und vier Extra-Songs), Standard-CD und 180gr Gatefold-Doppel-LP (in schwarz oder durchsichtig) erscheinen.
Die Briten THE PIRATE SHIP QUINTET machen auf „Rope For No-Hopers“ bereits in den ersten Minuten deutlich, dass sie sich zwar im Postrock heimisch fühlen, aber sich ihre eigene Nische gesucht haben. Der bei vielen Kollegen prägnante Wechsel in den Stimmungen findet sich in den fünf überlangen Songs der Briten ebenso wenig wie eine Fokussierung auf die Gitarrenarbeit. Stattdessen wird die Gitarre gleichberechtigt in den Gesamtsound eingebaut, was beispielsweise dem Cello den nötigen Raum gibt, um die traurige, trübe Atmosphäre des Albums aufzubauen; gleiches gilt für den dezent eingesetzten Gesang, der durch seinen Schwerpunkt auf heisere Schreie diese Atmosphäre nur verstärkt. Mit dem Opener „You’re Next“ wird klar, dass THE PIRATE SHIP QUINTET viel Zeit in das Austüfteln ihrer Songstrukturen investiert haben, so langsam wie sich der Song aufbaut, um dann bei ungefähr der Hälfte der Spielzeit zu einer Eruption zu kommen, die dann in den Folgeminuten nachschwingt. Die anderen vier Nummern des Albums können das hohe Niveau bei Songwriting, Atmosphäre und virtuosem Spiel halten. Hier war eine Band am Werk, de gemeinsam ein zwischen Melancholie und Depression schwingendes Album erschaffen hat, ohne den Fehler zu begehen, die im Postrock so häufigen positiven Vibes oder kleinen Sonnenstrahlen in die Songs zu schicken. „Rope For No-Hoper“ bleibt so durchgängig der perfekte Herbstsoundtrack. Schlicht und schön.
„3 Skulls And The Truth“ – das sind die Gitarristen DAVID HIDALGO (LOS LOBOS), MATO NANJI (INDIGENOUS) und LUTHER DICKINSON (BLACK CROWES), welche uns 12 erdige Blues Rock Songs liefern, die eins ans andere Mal an ZZ TOP erinnern – auch des Gesangs wegen. Ansonsten haben die Herren musikalisch mehr den Blues- und 70er-Rock-Ansatz gewählt und haben damit weniger Southern und 80er Hard Rock Schlagseite als die texanischen Megaseller. So gibt zwar der Opener „Have My Way With You“ rhythmisch stampfend die Richtung gen Tres Hombres vor und macht dabei – bei den Könnern kein Wunder – eine gute Figur; und auch ein Song wie „Known Round Here“ ist durch und durch „texanisch“. Im weiteren Verlauf klingt aber manches improvisierter, wechselnder Gesang setzt dabei einen weiteren Farbtupfer. Als Highlights schält sich das bedächtig, trockene „Cold As Hell“ und die abschließende HENDRIX-Hommage „Natural Comb“ heraus. DAVID HIDALGO, MATO NANJI und LUTHER DICKINSON haben mit 3 SKULLS AND THE TRUTH eher etwas spezielles am Start, dass vor allem in den Staaten Erfolg haben könnte. Hierzulande sollte neben den LOS LOBOS Freunden die ZZ TOP Fraktion ruhig mal ein Ohr riskieren.
PARADISE LOST (benannt nach einem gleichnamigen Gedicht des englischens Dichters John Milton) aus dem britischen Halifax geltenm als eine der prägenden Bands der 90er Jahre. Ihr 1991er- Werk „Gothic“ ist das Referenzwerk des Gothic-Metal und begründete eine Ganze Stilrichtung. Das vorliegende 3-CD-Box-Set „Original Album Classics” setzt direkt beim Nachfolger „Shades Of God“ (1992) auf und liefert mit den Überfliegeralben „Icon“ (1993) und „Draconian Times“ (1995) Highlights der PARADISE LOST Discografie in einfachster Ausführung, aber zum Schnäppchen-Preis.
„Shades Of God“ darf man dabei getrost als ein unterbewertetes Album ansehen. PARADISE LOST hatten ein neues Label, ein neues Logo und waren dabei dem Death-Metal weiter zu entwachsen – was man auch am melodischeren Gesang von Bandleader Nick Holmes festmachen kann. Auch der Druck einen Nachfolger des hochgelobten „Gothic“ einzuspielen war sicherlich immens. Gemeistert haben sie es, denn „Shades Of God“ bietet eine Mischung aus Doom mit diversen Death-Touch und (natürlich!) melancholischen Gothic Metal und Dark Wave Atmosphäre – und trotz komplexer Songstrukturen mit viel Melodie. Diese doomig sperrige Grundkonstruktion führt sicherlich dazu, dass „Shades Of God“ etwas braucht um seinen düsteren Charme zu entfalten. „Mortals Watch The Day“, „Pity The Sadness“, „Your Hand In Mine“ und das überragende „As I Die“ seien mal den Unbedarften Ersthörern als Hits (durchaus mit Ohrwurmpotential) ans Herz gelegt. Für Feinschmecker der dunklen Melancholie ein wahrer Festschmaus.
„Icon“ markierte dann den endgültigen Durchbruch für PARADISE LOST. Die Briten waren damit 1993 eine der Bands des Jahres und sicherlich „kommerziell“ auf dem Gipfel – Gothic-Metal was really born. Das Album glänzte mit einer unglaublichen Hitdichte und brachte es fertig die Schwermütigkeit des Death/Doom-Kontextes in vorwiegend ruhige, melodische und harmonische Kompositionen zu packen. Zweifel und Verzweifelung, Auswegslosigkeit und Frustration, ausgebreitet auf einem Teppich aus tief-düsteren Gitarren bestimmen „Icon“. Hoffnungsfrohe Farbtuper bilden die Ausnahme. Anspieltipp: Alles – wobei „Embers Fire“ und „True Belief“ den größten Hitcharakter aufweisen; „Remembrance“ und „Widow“ die heimlichen Liebling der schwarzen Fans. Ein Album das sofort überzeugt und dessen Tiefgang und Ohrwurmpotential dennoch mit jedem Durchlauf noch weiter wächst – Meilenstein.
Das 1995er Album „Draconian Times“ konnte die hohen Erwartungen welche der Vorgänger „Icon“ geschürt hatte weitestgehend erfüllen – für viele ist „Draconian Times“ sogar das ultimative PARADISE LOST Album und der folgerichtige nächste Schritt (vor dem zum Teil unbeliebten übernächsten). Wiederum vertonte man die schattigen Seiten des Daseins auf ungeheuerlich fette Art und Weise; setzte aber neben den kongenial sich ergänzenden Gitarristen Gregor Mackintosh und Aaron Aedy vermehrt auf Keyboards, ohne das dadurch auch nur ansatzweise den Sound undifferenziert klang. Sänger Holmes ist cleaner denn je bevor – und erzeugt wohlig-schaurige Momente in Moll. Doom, Death sind nur noch fundamentale Vergangenheit – PARADISE LOST zelebrieren auf „Draconian Times“ überragenden Dark Rock, einschließlich atmosphärisch dämmriger Momente. Die gute Single „The Last Time“ zielt etwas aufs Radio (sorry) – ist aber in seiner gewissen Einfachheit ein Song auf Nummer sicher. In einem Album das wiederum ohne Ausfall daherkommt sind unter anderem das finstere „Forever Failure“ und das Hammer „Yearn For Change“ mal zum Intensivgenuss empfohlen. „Draconian Times“ ist eine der Scheibe, an der sich eine Band, auch wenn sie PARADISE LOST heißt, ewig messen lassen muss.
Shades Of God
1. Mortals Watch The Day
2. Crying For Eternity
3. Embraced
4. Daylight Torn
5. Pity The Sadness
6. No Forgiveness
7. Your Hand In Mine
8. The World Made Flesh
9. As I Die
Icon
1. Embers Fire
2. Remembrance
3. Forging Sympathy
4. Joys Of The Emptiness
5. Dying Freedom
6. Widow
7. Colossal Rains
8. Weeping Words
9. Poison
10. True Belief
11. Shallow Seasons
12. Christendom
13. Deus Misereatur
Draconian Times
1. Enchantment
2. Hallowed Land
3. The Last Time
4. Forever Failure
5. Once Solemn
6. Shadowkings
7. Elusive Cure
8. Yearn For Change
9. Shades Of God
10. Hands Of Reason
11. I See Your Face
12. Jaded
Original Album Classics (3-CD-Box-Set) (Re-Release)