InterviewFrüher waren SWAN CHRISTY Metaller vor dem Herrn. Was führte dazu, dass heute nichts mehr davon in der Musik zu hören ist?
Iraklis: Es ergab sich einfach mit der Zeit und durch einige Zufälle. Irgendwann war ich es auch einfach müde, Metal zu machen und immer mit Gitarren zu komponieren. Ich habe in der letzten Zeit wenig Interesse an Metal gehabt, und an deiner Reaktion sehe ich schon, dass "Julian" das gut reflektiert. 1996 veröffentlichten wir unser erstes Demo. "A Tribute To Chris Oliva” nannten wir es… Damals waren wir nur zu zweit, Kostas und ich. Zwei weitere Deos folgen, "Farewell To The Flesh" and "Vis A Vis", bis wir endlich bei Black Lotus Records unterschrieben. "Julian" ist nun dort unser viertes Album, "One With The Swan" , "Today Died Yesterday" und "Black Is The White Color" erschienen ebenfalls bei Black Lotus Recods.
Was passierte denn mit euren Gitarristen und Bassisten? Zwei Arbeitslose mehr in Südeuropa?
Haha, na ja, diese beiden haben niemals Geld bekommen für irgendein SWAN CHRISTY Album. Genaugenommen haben sie also einen Job verloren, den sie nie hatten. Denkt dran, dass wir über Griechenland reden und so gut wie keine Band hier Geld mit Musik verdienen kann! Wir tun es nur, weil wir es aus unerklärlichem Grund tun müssen. Wir lieben es einfach Musik zu machen und die Energie zu spüren. Wir machen das in keinster Weise um Geld zu verdienen.
”Music For A Shizophrenic Movie” als Untertiel für euer aktuelles Album erinnert doch stark an ULVERs "Music For An Interior Movie" bei ihrem "Perdition City" Werk?
Diese Bezeichnung kommt von unserem Label und nicht von uns. Es stimmt schon, dass unsere Musik Einflüsse von Filmmusik trägt, aber auf der anderen Seite auch so viele andere Dinge in ihr sind, so viele andere Musikstile, dass eine solche Bezeichnung etwas irreführend ist, denn unsere Musik ist mehr als ein Soundtrack. Haltet ULVER da raus! (lacht) So eine Verbindung gibt es nicht. Wir haben uns sicher von ihnen Beeinflussen lassen und "Perdition City" ist eines der besten Alben die wir je gehört haben. Aber als wir "Julian" gemacht haben, hatten wir nicht ihren Style im Kopf.
Und doch zeigt euer Coverbild die Liebe zu Filmen und dem ganzen cineastischen Zeug...
Yes! Wir lieben Kino. Man kann uns Filmjunkies nennen! Aber es wäre für mich jetzt unmöglich drei oder vier Titel als Lieblingsfilme herauszunehmen weil es einfach zu viele gute Filme gibt. Bei Regisseuren fällt das etwas leichter: Paul Thomas Anderson,Spike Jonze,David Fincher,Terry Gilliam... um ein paar zu nennen!
Die Filmindustrie hat eigentlich auch ähnliche Probleme wie das Musikbusiness, es muss mehr oder weniger die Wünsche des Publikums erfüllen...
Solche kommerziellen Gedanken müssen wir uns eigentlich nicht machen, denn in unserem Land gibt eh kaum einer Geld für ein Album wie unseres aus. Uns hat beinahe schon die Veröffentlichung von "Julian" durch Black Lotus Records überrascht, denn wie gesagt: In Griechenland rechnet keiner damit mit Musik Geld zu verdienen.
Der Aufbau des Albums lässt ein Konzept vermuten...
... das es aber nicht gibt! (Lacht) Es gibt wirklich kein Konzept bei "Julian". Auch die Texte kommen von verschiedensten Gegebenheiten, die wir beide erlebt haben!
Gab es denn nicht etwas wie einen Film in eurem Kopf, zu dem ihr das Album geschrieben habt?
Schwer zu sagen. Wahrscheinlich unbewusst schon, aber wir haben zu der Zeit so viele Filme auch in Echt gesehen, dass es unmöglich zu sagen ist, welcher Film das nun gewesen könnte.
Du hast vorhin schon erwähnt, dass das Songwirting mit Gitarren nicht mehr dein Ding ist. Jetzt basieren fast alle Tracks auf einem Piano...
Iraklis versucht meistens irgendwelche Ideen und Melodien auf seinem Piano zu entwickeln. Diese gibt er dann mir und Dimitris und alle zusammen und mit Hilfe von einem PC versuchen wir das Beste aus den Ideen herauszukitzeln. Eigentlich lief die Arbeit fast bei allen Tracks so ab, wir haben uns auch keinerlei Grenzen gesetzt, wie es denn nun am Ende klingen soll. Nachdem die Songs zu Hause in die fast fertige Form gebracht worden waren, sind wir ins Studio gegangen. Dort haben wir noch etwas daran gefeilt, die Vocals hinzugefügt, das "echte" Piano eingespielt und vereinzelte Gitarren gibt es auch noch. Die Vocals haben wir aber echt erst geschrieben, nachdem die Songs schon standen. Und wir waren beinahe selber überrascht, wie gut die Vocals dann zur Musik gepasst haben am Ende!
"Julian" ist für normale Verhältnisse relativ komplex geraten.
Iraklis: Ich selber sehe das nicht so. Was aber wahrscheinlich daran liegt, dass ich die Songs ja selber geschrieben und ihre Entwicklung von Anfang an mitverfolgt habe. Ich denke, dass di Balance zwischen den Vocals und der Musik gelungen ist und das trotz allem die Musik als Ganzes sehr ausgewogen klingt.
Spiros: Auch ich bin wohl nicht die richtige Person für diese Frage, da die Musik die ich privat höre doch deutlich komplexer ist als die von SWAN CHRISTY. Ich mag Musik, die nicht sofort durchschaubar ist. Ich mag es, wenn sich bei jedem Durchgang neue Dinge entdecken lassen. Und ich mag es, sich voll auf eine Sache einzulassen und sich nur darauf zu konzentrieren.
”Julian”... in 3 Worten?
Reinventing Swan Christy
Wie stellt ihr euch eine Liveumsetzung des Albums vor?
Wir haben nicht den leisesten Schimmer, ob wir überhaupt live performen werden! Wenn, dann würden wir wohl auf jeden Fall alleine Auftreten, ohne Supportbands. Wir würden wohl mit zwei Laptops, einem Keyboard/Synths und einer Gitarre auf der Bühne sein. Und den Vocals natürlich... vielleicht im Hintergrund Projektionen auf die Wand... es wäre auf jeden Fall eine Herausforderung und eine spannende Sache für uns!
Eure Musik ist doch eher fortschrittlich… wie sieht es mit Rest Griechenlads dahingehend aus?
Fortschrittlich oder nicht. Leute können unsere Musik nennen wie sie wollen, es ist ihr gutes Recht. Was der Rest macht interessiert uns nicht, weil einfach fast nichts passiert. Die Leute scheinen Angst zu haben Neues auszuprobieren, vielleicht auch weil die Zielgruppe so klein ist. Aber wir glauben eher, dass sie einfach nicht in der Lage sind, einmal was anderes zu versuchen!
Listen to good music and watch good films everybody.Cheers!
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