Amerika in Hamburg? Scheint so, denn BALBOA INN klingt amerikanischer als ALICE IN CHAINS und PEARL JAM zusammen. Und in der Tat orientieren sich die Nordlichter an der guten, alten Grunge-Bewegung, musizieren dabei aber wesentlich glatter, sauberer und machen demnach dann also Alternative, also Rock im weitesten Sinne. Allerdings bedeutet das "glatt" in diesem Fall eben auch "nicht hart" - BALBOA INN begibt sich manchmal sogar auf poppige Pfade. Dennoch ist dieses außerordentlich professionell aufgenommene - äh - "Demo" dermaßen super produziert, dass man meinen könnte, es handele sich bei den Hansestädtern um einen Big-Player aus Amiland, erinnern nicht umsonst an die kanadischen Nickelback. Die Zutaten für eine große Karriere könnten vorhanden sein - ein charismatischer Sänger, eingängige Gesanglinien und Melodiebögen, gefühlvolle Balladen, Akustikparts, ungewöhnlichere Instrumente wie Mundharmonika und Cello. Und mit "Desert Road" haben die Hamburger Jungs einen echten Hit geschrieben. Einigen dürfte BALBOA INN aber dann dennoch zu soft, zu angepasst klingen - eine Band eben, die auf den Mainstream schielt. Aber: Diese Alternative ist auf jeden Fall eine sehr, sehr professionell. Aber eben nicht aus Amerika.
Nach einigen Demo-Produktionen und der EP "Boy/Man" von 2005 ist jetzt das Debüt der fünf Bonner erschienen. Käuflich erwerben kann bzw. muss man es aber nicht, denn es wird ausschließlich auf der Band-Webseite zum Download angeboten, und zwar gratis. Das ist doch mal ein wirklich sympathischer Zug. Dazu bekommt man auch noch ein schönes Stück Musik geboten, denn MADELEINE überzeugen durch die Bank mit treibendem Indie-Pop/-Rock, der sich irgendwo zwischen melancholischen COLDPLAY-Harmonien und Retro-Rock à la FRANZ FERDINAND bewegt. Trotz der deutlich hörbaren Einflüsse gelingt es ihnen aber, immer eigenständig und vielseitig zu bleiben. Klingen in Songs wie "Miles From Truth" oder "California" verträumte Akkorde an, rocken Nummern wie "December Kisses" oder der Ohrwurm "Killer" gnadenlos und dreckig nach vorne. Dazu beherrschen die Musiker auch noch vorzüglich ihre Instrumente, und Sänger/Gitarrist Martin setzt seine markante Stimme mit äußerster Coolness ein. Also nix wie auf www.madeleine-music und das Teil runterladen!
Man sollte ja vorsichtig sein mit angekündigten Hitalben und Bands den Großes vorausgesagt wird - aber hier kann ich nicht anders. Von Lynyrd Skynyrd über Led Zeppelin bis Alice in Chains und den Guns’ trifft man bei BLACK STONE CHERRY viele gute alte Bekannte. Das Debüt des Quartetts ist Groovy und Cool zu einer süchtig machenden Mixtur vermengt, enthält Southern Rock mit kräftigen Siebziger-Vibes, Blues- und Stoneranleihen und ist modern und fett abgemischt (Kevin Shirley - u.a. Aerosmith) - so soll es sein. Die Band vom Lande (Edmonton, südliches Kentucky - da gibt es wohl nichts außer Rednecks und Natur) existiert seit 2001, hatte ausreichend Unterstützung von Freunden und Bekannten, familiäre Gene welche die Richtung wiesen und vor allem Zeit zum reifen. Das hört man. Das selbstbetitelte Debüt strotzt vor Hits und routinierten Kompositionen. Dazu kann Sänger und Gitarrist Chris Robertson eine gewisse Affinität seines Organs zu Chris Cornell nicht verleugnen (so füllt man gekonnt die Lücke die durch das "vorläufige" Ableben von Audioslave entstanden ist) und gibt den Songs dementsprechend noch einen Schuss Melancholie mit. Die Instrumentalfraktion (Schlagzeuger Jon Fred Young, Bassist John Lawhon und Gitarrist Ben Wells) macht auch alles richtig - die Mischung aus rhythmischer Härte und gefühlvollen Soli stimmt. Und so gibt es unter den 13 Tracks auch keine Ausfälle zu vermerken. Der gut abgehende, in den USA bereits als Single erfolgreiche Opener "Rain Wizard", das lässig heftige "Lonely Train" und der schnelle Southern-Rocker "Maybe Someday” sprechen da schon für sich. "When The Weight Comes Down" erinnert an flotte Nickelback, "Shooting Star” weckt Assoziationen zu Wüstenrock à la Kyuss, mit dem Midtempotrack "Hell And High Water" haben die Jungs einen potentiellen Hit mit Ohrwurmcharakter am Start und das Yardbirds-Cover "Shapes Of Things” kommt als heavy Blues und schlägt die Achtziger Gary Moore Version um Längen. Der lockere und mit Orgelklängen versehene Titel "Tired Of The Rain" setzt einen gelungenen Kontrapunkt zum harten Vorgänger und mit "Rollin’ On" gibt’s es dann noch einen lupenreinen Gassenhauer als Rausschmeißer. Repeat! BLACK STONE CHERRY machen verdammt gute Rockmusik, weitab vom Nu-Metal und mit anständig Abstand zum auf Mainstream getrimmten Nickelback-3 Doors Down-Rock (ohne was gegen diese Bands gesagt haben zu wollen). Wer es rockig rau und zugleich unheimliche melodiös mag, muss hier einfach auf Dauerrotation gehen. Für mich das Alternative Rock Highlight 2007 und eines der stärksten Debüts seit Audioslave.
Die fünf Jungs aus Bern schauen auf dem Cover Ihres Debüts so düster drein, dass ich sie eigentlich für eine harte Rock-Band gehalten habe. Umso überraschter war ich dann, als sich der Opener als nett daher groovender Powerpop mit dezent rockendem Chorus herausstellte. Und noch überraschter war ich, als ich feststellte, dass mir dieser Sound sogar ziemlich gut gefällt. Muss wohl an den sommerlichen Temperaturen liegen, die mich für etwas dezentere Klänge empfänglich machen... Das gilt auch für den zweiten, vom Piano dominierten Song, in dem das Tempo erst etwas herausgenommen wird, um dann in einen treibenden Chorus überzugehen. Dabei erinnert er stark an COLDPLAY, geht aber aufgrund des wirklich schönen Refrains einfach gut ins Ohr. Etwa in der Art geht´s dann auch weiter, mal rockiger, wie in "Plastic Fantastic", mal ruhiger, getragen und stellenweise auch etwas schnulzig, wie in "The Game", und oft im Mid-Tempo, wie bei "This Calm Before The Storm", in dessen bombastischen Refrain man sich herrlich reinlegen kann. Dabei ziehen sich eine melancholische Atmosphäre und schöne Melodien wie ein roter Faden durch die Musik des Fünfers. Richtig rocken tun STILLTONE selten, aber ausnahmsweise macht mir das nichts. Denn die Musiker können spielen, Sänger Sascha trägt alles wunderbar mit seiner charismatischen Stimme und der Sound ist nie zu glatt, sondern bleibt trotz allen Wohlklangs angenehm rau. Darüber hinaus schreiben die Jungs einfach gute Songs. Es muss ja nicht immer Rock ´n Roll sein. Und wenn schon poppig, dann bitte so wie STILLTONE.
Vom etwas zu geleckt, betont-modern gestylten Aussehen dieses Dreigestirns von der Insel sollte man sich nicht vorschnell (negativ) beeinflussen lassen, denn dafür ist die Mucke von LOSTALONE einfach zu stark geraten. Bereits die vorausgeschickte, hammermäßige EP ließ erahnen oder besser hoffen, dass hier eine richtig töfte Kapelle hochkommen könnte. Aber das jetzt vorliegende Debütalbum, typisch britisch mit viel Understatement "Say No To The World" betitelt, schlägt die Erwartungen sogar noch. Aus Derby (UK) stammen die Jungs, sie wurden zwar nicht mit der gewohnt hypemäßigen Promotion gepuscht wie dies die (großen) Labels derzeit mit anderen Bands von jenseits des Kanals tun, aber die Vorabsingles sind bereits eingeschlagen wie eine Bombe und auch das Album wird zünden, da bin ich mir ganz sicher. Neulich war man sogar in Kultsendung von MAIDEN’s Fronter Bruce Dickinson auf BBC1 zu Gast. Stilistisch bieten LOSTALONE ganz üppiges Kino für die großen Stadien. Man agiert mit einem gewisser Indieflair, Erinnerungen an BLUR werden da mal wach, als Emo würden neumodisch manche diese Musik wohl auch bezeichnen. Ich kann mit diesem Modebegriff nicht so viel anfangen für mich sind hier in der Mehrzahl ganz einfach fette, schnelle Riffs mit ganz viel straighten Rockvibes, schönen mehrstimmigen Chorussen sowie in erster Linie ganz viel Punkrockattitüde zu hören. In Verbindung mit diesen mega-eingängigen Hooks hauen LOSTALONE bei 13 Tracks einen Kracher nach dem andern raus, ohne dabei die emotionale Seite zu vergessen und dann wird hier mehr geboten als schnöde Griffakrobatik. Falls notwendig schrecken die drei auch vor pompösem Bombast und reichlich Pathos nicht zurück. Die Briten sind vielleicht so ein Art moderatere Ausgabe von BILLY TALENT, da der brachial-aggressivere Anteil mit "Geschrei" nicht so dominant vorkommt. Die KAISER CHIEFS oder die hochgelobten FRANZ FERDINAND sind dagegen eher zurückhaltend unterwegs. Der Hinweis "unmasterd" auf der Promo ist frech, rotzfrech sogar, wenn man diese Scheibe gehört hat: Da passt alles perfekt, die Songs sitzen wie aus dem FF, die Arrangements sind flüssig und von wegen nur Dreiminutenkracher - die Band hat viel mehr zu bieten, auch opulente Sechsminüter mit relativ ausgeklügelten Arrangements und schönen Solos sind im Angebot. Man wird förmlich von der treibenden Energie dieser Formation mitgerissen: "Unleash the Sands of all Times" ist ein Beispiel dafür, aber auch eine etwas leicht verbreakte "Proglight" Hymne mit schrägen Gitarren wie "Elysium" oder einfach nur eine getragene Ballade wie "Ethereal" bzw. das fast schon zu stark zugekleisterte und knapp am Pompkitsch vorbeischrammende "Predators in a Maze" sind solche typischen Songs. Die vielfach mehrstimmig vorgetragenen Backings in Verbindung mit der trotzdem noch vorhandenen ungestümen Art verleihen dem Album einen zusätzlichen Reiz. Auf "Genevie" wird dann wieder mal kompromisslos abgerockt, mein persönlicher Favorit aber ist das aufgemotzte "Blood Is Sharp" mit diesem gnadenlos geilen Poprefrain - kriegt man nicht mehr aus der Birne. Ganz zum Schluss packen LOSTALONE dann tatsächlich noch einen Monumentalschinken der Extraklasse aus: "Standing On The Ruin Of A Beautiful Empire" schimpft sich der Track, den man als solchen nie von dieser Band erwartet hätte. Satte neun Minuten und 42 Sekunden lang wird hier ein Epos, beginnend mit wütenden Stakkatoriffs aufgebaut, inklusive abwechslungsreichem Mittelteil, der sehr geschickt mit vielen Breaks das Tempo variiert um sich dann zu einer großartigen Hymne mit mörderischen Groove zu entwickeln - die beinahe unheimlichen Dynamik sowie der fesselnde Drive schließen "Say no to the World" dann als wahre Krönung ab. Auf die livetechnische Umsetzung die Jungs darf man gespannt sein, auf diversen Festival sind sie bereits gebucht u.a. auf dem diesjährigen Taubertalfestival - darauf freu’ ich mich jetzt schon.
Nach zwei Split-Releases, einer EP, diversen Sampler-Beiträgen sowie über 200 Konzerten stehen die Dresdener THE FLYING WINDMILL jetzt in den Startlöchern zum großen Sprung. Dass der Vierer mit seinem Debüt-Album viel reißen wird, wage ich aber zu bezweifeln. Nach einem langatmigen Intro wird zwar munter drauflos gerockt, aber allzu viel hängen bleibt nicht. Da wird viel auf den Gitarren rumgefiedelt und viel in Chören gesungen und sehr viel gut gelaunte Langweile verbreitet. Und alles klingt ein wenig selbst gemacht und gewollt und nicht so richtig gekonnt. Auch Sänger/Gitarrist Corny Henker kommt mit seiner etwas zu dünnen Stimme und nicht immer ganz lupenreinen Intonation nicht übers Mittelmaß hinaus. Unterm Strich bleibt leider nicht viel mehr als ein lascher Aufguss von Gute-Laune-Poppunk amerikanischer Machart, den viele Bands sehr viel besser machen.
Die Fürther von 13SANE machen es einem auf ihrem aktuellen Demo nicht leicht. Auf durchschaubare Songstrukturen oder einen durchgehenden Stil hofft man vergebens. Vielmehr hat man das Gefühl, die fünf Musiker machen immer genau das, wonach ihnen grade der Sinn steht, ohne Rücksicht auf Verluste. So folgen auf schwer rockende Rock-Riffs sperrige Beats und auf poppige Wohlfühlakkorde Disharmonien. Darüber singt Mark Dörner mal lang gezogene Töne, dann wieder jault er mit Kopfstimme oder täuscht kurz Metal-Gegrunze an, wobei er zudem noch zwischen Deutsch und Englisch wechselt. Einerseits macht es Spaß, dabei zuzuhören, denn die Band bewegt sich auf hohem musikalischen Niveau und ist immer wieder für eine überraschende Wendung gut. Noch dazu ist die Scheibe hervorragend produziert und klingt weitaus besser als so manche Label-Veröffentlichung. Andererseits fehlen einem auf Dauer dann aber doch ein roter Faden und ein paar Ruhepunkte, was die ganze Sache irgendwann anstrengend macht. Ich wäre für ein, zwei einigermaßen nachvollziehbare und grade Rock-Songs sehr dankbar gewesen. Dass sie rocken können, beweisen die Jungs zwischendurch immer wieder, aber leider jedes Mal viel zu kurz.
Mal was ganz anderes aus dem ansonsten eher auf Progressive Musik spezialisierten Hause InsideOut - SLAVIOR nennt sich ein Trio mit sehr bekannten Namen dahinter aber die eigentliche Überraschung kommt jetzt: Diese Kapelle bietet auf den 52 Minuten Spielzeit knackigen (Alternative) Modern Rock vs. New Metal mit betont catchy gehaltenen Melodien. ".. designed fot the Masses" so die bandeigene Einschätzung, klingt mir aber erstens etwas zu stark nach Mainstream in seiner negativen Bedeutung und trifft es dann auch nicht so recht passend, denn dieses Album braucht schon einige Durchläufe, wenn auch nicht aufgrund der (überaus) komplexen Strukturen. Man muß vielleicht relativieren von welchen Musikern diese Aussage kommt bzw. wie die musikalische Ausrichtung in deren Vergangenheit war, dann ist die Definition "Massenwahre" schon etwas besser verständlich, doch dazu später mehr. Die relativ vielfältige Mischung macht’s hier schon aus, so dass der Gesamteindruck trotz zahlreicher Breaks sowie fieseliger Soloattacken ganz klar auf straighten Rock/Metal und nicht auf tiefergreifende Notenmathematik liegt. Diesen Eindruck kann weder die nur vordergründig üppige 9-Minuten Überschlussnummer "Red Road" (der Titel dauert eigentlich ohne Pause und unnötiges Schlußgedönse nur knappe 5 Min.), mit einem leichten QUEENSRYCHE Dejavu zu Beginn inkl. leicht aufwendigem Songarrangement noch der ein oder andere progressive Einschlag beim Restmaterial verwässern - SLAVIOR sind von ihrer Genrezugehörigkeit von "Prog" im engeren Sinne doch um einiges entfernt. Hier toben sich drei Musiker ungemein intensiv an ihren Instrumenten aus, mit einem durch und durch organischen Sound sowie einer sehr ansprechenden Produktion. Die Hauptintension durch sattes meist düster bzw. sehr tief klingendes (Stakkato) Riffing, wohlstrukturierte Drums und ausdrucksstarken Vocals eine satte Dynamik mit kontrollierter Aggressivität aus den Songs strömen zu lassen, scheint gelungen, wenn auch nicht immer ganz durchgängig. Das Ergebnis ist für mich größtenteils trotzdem überzeugend, den ein oder andren Durchschnittssong gibt es zwar, doch dies sollte einem den Spaß an diesem selbstbetitelten Debüt nicht wirklich nehmen. Es klingt, nur um in etwa eine Richtung anzudeuten leicht nach SEVENDUST ohne barsches Geschrei und allzu derbe Ausprägungen, manchmal schimmern auch ALICE IN CHAINS oder SOUNDGARDEN am Horizont durch. Ach so ja die Hauptdarsteller wurden noch nicht erwähnt als da wären Ex-FATES WARNING-Drummer Mark Zonder (der die Songstrukturen aufgrund seiner Schlagzeuguparts vorgab!), Sänger Gregg Analla (Ex-TRIBE OF GYPSIES) sowie Gitarrist, Keyboarder und Bassist Wayne Findlay (u.a. MSG, THIN LIZZY oder Uli John Roth). Als Highlights des Albums sind für mich "Altar", ein gegen den Rest eher etwas untypischer Song mit diesen relativ vielen Wendungen sowie einem doch ganz leichten Progtouch und dann natürlich die klasse Nummer "Dove" bei der Reggae-Rhythmik auf einen Hymnenrefrain allererster Kajüte treffen. Andererseits können es die Jungs auch "nur" mal ordentlich grooven lassen ("Swept Away") und bei dem leicht funkigen "Give it up" werden sogar Erinnerungen an seelige FAITH NO MORE Zeiten wieder wach. Wie gesagt trotz einiger leichter Hänger bieten SLAVOIR noch genügend interessante Momente sowie schöne Ideen mit vornehmlich gut abgehenden Rock bzw. Metalsongs schnörkellos, allerdings auch ohne große Tiefe - mal sehen, was uns dieses Projekt in der Zukunft noch alles bieten kann. Die (Grund)-Substanz ist jedenfalls da.
Bei SCARVE ist mittlerweile ex-DARKANE-Sänger Lawrence (der von der "Rusted Angel") mit an Bord und für die Produktion von "The Undercurrent" wurde kein Geringerer als Daniel Bergstrand verpflichtet. Soweit die einigermaßen interessanten News zum neuen Album der Franzosen, die es immerhin auf den Support-Slot der letzten MESHUGGAH-Tour geschafft haben. Denen scheinen sie mittlerweile nacheifern zu wollen und haben sich vom Death/ Thrash früherer Tage gänzlich verabschiedet - stattdessen ist jetzt ein wilder Mix aus ebenjenen MESHUGGAH, Industrial und Death Metal zu hören. Aber zum einen ist die Produktion überhaupt nicht passend (die Gitarren werden oft verschluckt, die Drums sind bei Blastparts kaum zu hören), zum anderen sind die Songs einfach zu chaotisch. Da wird auf Teufel komm raus zweistimmig gesungen, Frickelriffs geschrubbt und wahnwitzige Breaks gesetzt, aber bis auf ein paar Ausnahmen ("The Plundered" oder "A Few Scraps Of Memories") verlieren sich die Ideen im Chaos. Was bei MESHUGGAH noch faszinierend ist, verkommt bei SCARVE oftmals zur reinen Lärmorgie, die einem gehörig auf den Zeiger geht. Schade drum, aber "The Undercurrent" ist ein Beispiel für nicht genutztes Potential.
Wohl dem, der sich auf solch aktive bzw. treue Fans verlassen kann - denn ohne den mehr oder weniger zufälligen Kontakt mit Ute wären die STEREO.PILOT’s wohl eher nicht so in meinen CD-Player gelandet und da wäre mir schon was entgangen. Aber Dank der energischen sowie großzügigen Lady und als kleine Überraschung für die Stuttgarter Band folgt hier jetzt ein Review von "Crash To Come". Bisher waren für mich ja die Kölner CIRCLE OF GRIN eine Art Flaggschiff für die etwas heftigere Ausprägung unter dem weiten Feld des Genres "Alternativ" in Deutschland aber dieses knackige Werk der Stereo.Pilots mein lieber Schieber, hat schon eine Klasse für sich und bringt die Jungs ganz vorne im "heimischen" Ranking. Die dreizehn hervorragend produzierten Tracks bieten alles was modernen Rock/Metal eigentlich so ausmacht ein ultra fettes (Stakkato) Riffing, meist sehr tief gestimmte Gitarren mit manchmal sogar thrashiger Attitüde ("Crash To Come") und einen hervorragenden Sänger Kai Hoelle (kein Weltschmerzheuler!) vornehmlich mit cleanen Vocals agierend , der aber auch mal aggressiv shouten kann und dann diese geile Melodien. Zur groben Orientierung sei es erwähnt, die Jungs verbinden die Eingängigkeit von SEVENDUST mit der relativ kompromisslosen Härte von KORN aber auch Fans von AUDIOSLAVE oder KINGS X dürften hier absolut überzeugt werden. Hier wird endlich mal entgegen des allgemeinen Trends kein zuckersüßer Pathos oder klebrig-süße, nervige tralala Hooks nach meist amerikanischem Vorbild geboten, sondern hier rockt die Hütte mit einem großen Schuss heavyness. Diese Kapelle kommt mit einer ungeheuren Dynamik daher, getrieben von einer satten Rhythmussektion die für den richtigen drive sorgt und den emotionalen Gesang wunderbar den Rücken freihält oder auch unterstützend nach vorne geht ("My World") aber ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Der Mix zwischen Instrumenten sowie Gesang ist stets ausgeglichen und auch dies macht einer der vielen Vorzüge von "Crahs To Come" aus. Hier gibt kein brachiales Geknitter und Gebolze ohne Ziel und Sinn, nein hier wird gekonnt und mit Hirn absolut geile Mucke zelebriert. Herausragend für mich das wunderbar gefühlvolle "Back Days" mit klasse Streichern ergänzt aber keinesfalls irgendwie kitschig oder auch das ungemein kraftvollen "Room For One More". Ganz klar die Jungs haben was auf dem Kasten, ein lohnenswerter Crahs allemal, wenn man noch ander relativen Gleichförmigkeit beim Songwriting arbeitet, geht da sicher noch viel mehr. Gute Scheibe.
(maio)
Die vier Stuttgarter haben sich groß auf die Fahne geschrieben, sich in keine Schublade stecken zu lassen. Auf ihrem zweiten Album bewegen sie sich dann auch konsequent zwischen New Metal und Alternative Rock und lassen die Grenze dazwischen verschwimmen. Schon die ersten Töne des Openers machen die Marschrichtung klar: Schwebende, offene Parts werden mit stakkatoartigen Metal-Riffs und verwaschenen Gitarren-Akkorden kombiniert. Die ruhigeren Stellen gehen dabei leicht in die Prog-Metal-Ecke und erinnern an Bands wie DREAM THEATER, die härteren klingen dagegen nach einer Mischung aus SEVENDUST und DISTURBED. Mit diesen Vergleichen dürfte auch schon das Problem der Scheibe deutlich werden: Alles klingt ein bisschen wie schon mal gehört und neu zusammengesetzt. Außerdem ist der Sound etwas zu clean geraten. Gitarren und Drums sind zwar oberfett abgemischt, aber der Gesang sticht allzu klar daraus hervor. Und: Keiner der Songs setzt sich von Anfang an im Gehör fest. Vielleicht liegt das daran, dass einem alles ein wenig bekannt vorkommt, denn wirklich hängen bleibt erst mal gar nichts. "Crash To Come" ist sicherlich kein schlechtes Album. Die Songs sind gut arrangiert, die Musiker überzeugen durch die Bank durch ihr spielerisches Können und Sänger Kai Hoelle glänzt mit seiner charismatischen und vielseitigen Stimme. Aber um aus der Masse der mittelmäßigen bis guten Veröffentlichungen herauszustechen, fehlt der Band noch mehr Eigenständigkeit.