Stefan Schenkel’s Wohnzimmer Productions sind mal wieder fleißig gewesen und nach siebenmonatiger Arbeit in den bewährten heimischen Wänden liefert das deutsche Nachwuchsprojekt TIMMAGE mit "Witchcraft" bereits Album Nummero drei ab. Wie immer in bereits bewährter hoher Qualität insbesondere was einen Underdog betrifft sowie unter dem bescheidenen Motto "Musik von Fans für Fans" bietet diese Platte innerhalb einer soliden Rahmenhandlung, die sich zwar mit der für härtere Musikgefilde nicht gerade brandneuen Thematik der Hexenverfolgung auseinandersetzt, wieder die gewohnt breite stilistische tiefe. Musikalische Genregrenzen oder gar heraushörbare bestimmte Bandvorbilder sind bei TIMMAGE quasi nicht auszumachen. Egal ob düsterer Dark Power oder symphonisch opulenter Prog Metal (Bombast) mit gelegentlichen Gothic Roots - die ausgewogene Mischung macht’s einfach. Im vergleich zu den Vorgängeralben beeindruckt mich neben en gewohnt abwechslungsreichen Tastenarrangements diesmal besonders die fette Gitarrenarbeit mit den klasse Soloparts des neuen Leadgitarristen Philipp (beiendruckend "On The Gallows") sowie ein ungemein wuchtiges Riffing mit sehr viel Power. Insgesamt vier neu Musiker hat Mastermind Stefan für "Witchcraft" um sich geschart auch die beiden Mädels mit ihren engelsgleichen Stimmen kann man als Volltreffer bezeichnen. Sabrina hat dabei ein etwas tiefer, leicht voller klingendes Organ und wirkt etwas routinierter am Mikro, Eva hingegen bietet ein etwas zerbrechlicheres recht hohes Timbre, dass mit etwas mehr Selbstvertrauen vorgetragen aber noch Steigerungspotential besitzt. Die männlichen Vocals sind meist leicht growlartig oder in den Chorgesängen auch mal clean gehalten wobei die Fraunestimmen klar dominieren. Die Produktion ist für Homerecordingmaßstäbe sowieso mehr als absolut in Ordnung bloß der manchmal etwas zu flach programmierte etwas schepprige Schlagzeugsound stört manchmal leicht den Hörgenuß - nächstes mal bitte einen richtigen Drummer ins Boot holen. In Punkto Artwork gibt’s (im Gegensatz zu den Vorgängern) von mir diesmal nichts mehr zu kritteln Lutz Schmierbach hat eine klasse Job abgeliefert und nicht nur deshalb weil die "böse" Hexe etwas stark barbusig ausgefallen ist, dass Auge isst aber halt auch mit. Das Songmaterial bietet reihenweise absolut klasse gemachte Tracks mit geilen Melodien, in üppigen Arrangements aber auch viele straight abgehende Nummern mit vielen schnellen und aggressiven Gitarrenvibes. Aus dem insgesamt hochwertigen Material der 12 Titel fällt es mir nicht gerade leicht einige Sachen herauszuheben aber die beiden ausdrucksstarken Balladen "Godess Of The Moon" (vergesst NIGHTWISH oder WITHIN TEMPTATION .. im Ernst!) sowie "Kettle Of Steel" ein wunderbar folkig geprägtes Stück, das weltklasse instrumental "The Summoning" (erinnert mich am Anfang an einen alten Ozzy Osbourne Solosong) mit diesen rassigen Gitarren bzw. Keyboardduellen in Serie, "Lucid Dream" eine typischer Tempohymne sowie das symphonisch aber trotzdem treibende "Jodicium Die" mit dieser sich eingrabenden Killerhook stechen dann doch noch besonders heraus. "Witchcraft" ist absolut empfehlenswert, ich stell' mir gerade vor, was Stefan & Co. unter professionellen Bedingung noch alles aus TIMMAGE herausholen könnten .. ja ich weiß is nicht eure Philosophie aber trotzdem wäre dies doch mal einen Versuch wert. Genug geträumt, diese CD mit Musik ohne (metallische) Grenzen und stilistische Scheuklappen gibt es jetzt für amtliche 5 Euro (+Porto) auf der Band-HP und da sollte man sich schleunigst hinbegeben und käuflich tätig werden!
Bei diesem selbstbetitelten Werk der US-Formation AEON SPOKE handelt es sich nicht, wie fälschlicherweise in vielen Kritiken erwähnt, um das Albumdebüt dieser ungewöhnlichen Kapelle. Die Jungs haben nämlich bereits Ende 2004 ihren Erstling "Above The Buried Cry" auf die Menschheit losgelassen. Dieses Klassealbum sorgte damals völlig zu recht für einen wahren Aufschrei in der Szene. Niemand hatte so ein atmosphärisch dichtes mit tiefer Melancholie versehenes sowie diese ausgeklügelten Melodiemonstern - manchmal haarscharf am Kitsch vorbei sowie hart an der morbiden Zerbrechlichkeitsgrenze angelegt - von solchen Musikern erwartet. Denn die beiden Hauptprotagonisten der Band, Sean Reinert (Drums) sowie Paul Masvidal (Vocals, Guitar), waren in ihrer musikalischen Vergangenheit doch gänzlich anderweitig unterwegs - viel eher mit so einer Art progressiv geprägten Jazz und Death Metal mit Bands wie DEATH (CD "Human") und CYNIC ("Focus" - ein Klassiker anspruchsvoller Mucke) nun ist aber AEON SPOKE ist eine gänzlich andere Baustelle. Aktuell mit einem größeren Label im Rücken haben AEON SPOKE vom ihrem Debüt praktischerweise gleich mal sieben Tracks übernommen sowie drei ganz neue Songs mit dazu gepackt. Ob die alten Tracks hierfür nochmal extra neu aufgenommen wurden ist mir leider nicht bekannt, könnte aber schon sein, da die Songlängen leicht abweichen. Soll uns aber nicht weiter stören, die unterschiedlichsten Ton-"Studios" sind für die Aufnahmen verwendet worden u.a. die eigenen Wohnräume sowie sanitäre Einrichtungen von Freunden. Für den Mix des Materials wurde jedenfalls neu der dreimaligen Grammy Award-Gewinner Produzent Warren Riker (u.a. DOWN, KORN) engagiert.
Der klasse Opener "Cavalry Of Woe" mit seinen relativ aufwühlenden Gitarren ist einer dieser zusätzlichen Lieder und fügt sich nahtlos in die bestehende Songdichte des anderen Materials ein. Mit einem gewissen Indietouch versehen zelebrieren Aeon Spoke ihre oftmals zarten zerbrechlichen Klanggebilde, die sich nur auf den ersten Blick einfach anhören, aber bei näherem Betrachten viele lohnenswerte Details entfalten. Die Musik kommt stellenweise recht getragen daher, ohne dabei zu anheimelnd oder gar penetrant selbstweinerlich zu sein wie dies so Viele der typischen Bands dieser Machart aus Schweden oder von der britischen Insel tun. Mir fallen als, wenn auch nur unzulängliche, Vergleiche ganz frühe PORCUPINE TREE Werke (doch selbst dort geht es immernoch deutlich progiger zu), eine etwas "härtere" Version von TRAVIS oder auch von der manchmal fast popigen Attitüde her betrachtet COLDPLAY ein. Einfache Rhythmen, groovig wummernde Bässe, flächige Keys ohne zu stark alles zuzukleistern, schön klingende Gitarren und eine zwar unspektakulär aber eindringliche Stimme prägen dieses wunderbar gefühlvolle Album. Neben dem flotten sowie mit catchy Hooks versehenen "No Answers", ist auch das dramatische mit schönen Gitarrenwänden versehene "Sand And Foam" eine schöne Nummer geworden. Auf der anderen, etwas relaxteren Seite gehen die langsameren Sachen wie die gelungene Artrock Hymne "Pablo In The Park" oder auch das spitzenmäßige "Nothing" dem Hörer unaufdringlich in die Gehörgänge. AEON SPOKE legen einfach viel Wert auf Gefühl und Atmosphäre. Die Songs bestechen dabei durch eine gewisse Weite, die den Hörer in viele sphärische Momente entführen. Sicher manchmal übertreiben es die Jungs dann doch ein klein wenig mit diesem pathetisch-schwülstigen Bombast, so schrammt "Grace" gerade noch am Kitschschnulzenprädikat vorbei. Wie es dann (viel) besser klingen kann, zeigt wiederum das chill-out mäßige "Yelloman". Die Band beherrscht ihr Handwerkszeug perfekt, schafft mit ihrem stets präsenten Gitarrensound, vielen symphonischen und wenigen progressiven Elementen ein in sich stimmiges Gesamtbild. Mit dem beinahe mystisch-aufwühlenden "Emmanuel" haben AEON SPOKE als einer der Höhepunkte der CD ein musikalisch perfektes Klangerlebnis aus packendem Rhythmus, viel Gefühl sowie ergreifender Melodie abgeliefert. Diese Amis besitzen einfach dieses gewisse Feeling für stimmungsvollen (Alternative) Art Rock mit unaufdringlichen aber großartigen Hooks. Wer also darüber hinaus einen gewissen Hang fürs Pathetische hat und großes Gefühlkino nicht scheut, wird hier sicher glücklich werden.
Wenn sich eine Band TOELZ nennt, denkt die breite Masse erst mal an den "Bullen von ..." und Bayern. Weit gefehlt. Das Quartett kommt aus Ludwigsburg und hat sich, eigentlich ganz unbayrisch, modernen Alternativrock á la Staind, 3 Doors Down u.ä. verschrieben. Nicht ganz unbayrisch, und auch passend zu dem Vergleich mit Staind, ist die textliche Seite von "Fragments". Sänger Martin Schabel (früher bei Snubnose) intoniert emotionales über Glaube, die Liebe, Hoffnung und die Suche nach dem Sinn. TOELZ macht kein Geheimnis um ihre christliche Grundeinstellung - warum auch. Neben den Alternative Standards, wie schrammelnde Gitarren, Kompositionen welche mit laut/leise Dynamik arbeiten und mehr oder minder starken Sprechgesangpassagen, setzt TOELZ auch auf dezente elektronische Spielereien, Loops und Samples. Melancholische Atmosphäre verbreitende Balladen ("Memories"), getragenen Midtemposongs ("Everywhere", "Time", "Sometimes") und auch mal Songs mit etwas mehr Pfeffer ("Not The Facts") halten sich die Waage. An sich schön radiotauglich das Ganze, gut produziert ist es auch und das sollte dann auch Live funktionieren. Aber zukünftig sollte man schon etwas daran arbeiten, ob man das nicht etwas erdiger, rauer und weniger glatt hinkriegt. Ansonsten geht "Fragments" für ein Debüt voll in Ordnung. Wer mal reinhören möchte - auf genannter Homepage gibt es dazu die Gelegenheit.
Soundlandschaften und Klangebilde auf "Phosphene" vermutet man eher im amerikanischen Westen statt in Schweizer Landen. Auch die etwas lauteren Töne wecken nordamerikanische Assoziationen. ELKEE nennt sich das dann und präsentiert Alternative Rock, welcher gewisse Ähnlichkeiten mit den ruhigeren Parts der ehemaligen Szenelieblinge Incubus aufweist - besonders dann, wenn es um das Experimentieren mit elektronischen Soundelementen geht. So ist "Phosphene" in den besten Momenten (wie beim starken Anfangsquartett "Orkhon Valley", "Soulplasma", "Ego" und dem fast schon zu schönen "102 Zenith") entspannend und atmosphärisch, in anderen Momenten aber durchaus mal einen Tick zu unspektakulär ("Sparks & Grace", "Lost Dog Tracks"). Trotzdem sollten ELKEE mit "Phosphene" auf dem sich langsam lichter werdenden Alternative Sektor zumindest in ihrer Heimat und Umgebung auf sich Aufmerksam machen. Die 2002 gegründete Band, bestehend aus Gitarrist Emmanuel Tharin und Bruder Matthieu Tharin (Vocals), Christophe Farine (Bass), Gregory Moy (Gitarre) und Schlagzeuger Manuel Linder zeigt nämlich auch songwriterisch, das da was gehen könnte. Gut produziert ist das Ganze dann auch noch; so geht das Teil in Ordnung.
Das relativ geschönt gezeichnete Coverartwork mit dieser etwas seltsamen Lady dürfte sicher nicht jedermanns Sache sein. Aber ansonsten ist es schön, dass endlich wieder was Neues von STONE THE CROW per Silberling gibt. "Fitting The Pieces" ist seit dem Debüt 1999 jetzt schon das vierte Album der Jungs aus Schwäbisch Hall und ich denke mal vor allem aufgrund der vielen Veränderungen (neuer Gitarrist und neues/eigenes Label) gerade zum letzten Album - für meinen Geschmack das bisher schwächste Werk der Band - wird der Erfolg bzw. die Annahme durch die zahlreichen Fans dieser Platte schon maßgeblich den weiteren Weg der Band bestimmen. Die STONE THE CROW des Jahres 2007 haben sich nahezu völlig von allen elektronischen Beigaben losgelöst und sich wieder auf ein normales Songwriting u.a mit Jammen im Proberaum besonnen. Die letzte CD "Reduce To The Max" (2003) war noch komplett am PC entstanden und enthielt dann anscheinend doch etwas viel samplerischen Schnickschnack. Diese Verschlankung hat der Band hörbar gut getan, man klingt jetzt wieder wesentlich erdiger, so ähnlich wie in den Anfangstagen. Die geilen Hooks sprudeln nur so aus den Boxen, mit teilweise viel amerikanisch geprägten Pathos mit Vorbildern wie CREED, 3 DOORS DOWN oder auch THE STAIND - aber die Jungs machen dies absolut überzeugend. Man vernachlässigt dabei nicht eine stets druckvolle Gitarrenarbeit, hat viele schnellere Songs an Bord und bedingt durch eine moderne sowie energiestrotzende Produktion entstehen viele gelungene Momente auf knapp 60 Minuten Spielzeit. Für alle Mainstreamhasser wird "Fitting The Pieces" jetzt natürlich sicher gleich von vorneherein verteufelt werden, aber STC, einstmals als eine der größten deutschen Nachwuchshoffnungen gestartet, scheinen sich nun im Erwachsenenstadium zu befinden und haben ihren Stil gefunden in dem sich die Band deutlich hörbar wohlfühlt. Dieser Alternative Rock mit deutlicher US-Prägung, erweitert mit leichten Grunge-Versatzstücken (wie z.B.bei "Skin" - erinnert mich ein wenig an die erste SUB7EVEN CD) kann trotz aller bereits vielfach gehörten und eher wenig innovativen Zutaten überzeugen und kommt dank der soliden Songqualität einfach gut. Rockkracher wie "Edge" oder "Healing", ausgestattet mit diesem Quäntchen schmissigen Popflairs -und solche Tracks sind hier gleich mehrfach vorhanden - müssten eigentlich zu einem Fall für die Charts werden. Zielsicheres Songwriting kombiniert mit satten Rythmen, die für diese Art Mucke relativ urwüchsig gemacht sind könnten, falls es im deutschen Einheitsbreiradio der Zufall es will, durchaus Hits werden, denn im Vergleich zu derzeit angesagten Combos wie SNOW PATROL ("Chasing Cars") brauchen sich Sänger Marc Stone & Co. keinesfalls verstecken. Die charismatischen Vocals sind ein weiterer positiver Bestandteil der Scheibe, dieser Junge hats einfach drauf kann sowohl abrocken als auch gefühlvoll agieren und er drückt auch nicht so permanent auf die pathetische Tränendrüse wie so mancher Depriheuler aus den Staaten. Über den meisten Tracks liegt diese typische Melancholie mit leichtem 80er Flair, die so charakteristisch für dieses Genre ist und STONE THE CROW verstehen es mit viel Energie, die ehrlich und nicht aufgesetzt klingt, neuen bzw. frischen Wind in die Szene zu bringen. In etwas härteren Momenten kommen mit richtig fetten Gitarrenriffs ("Strong") sogar leichte Assoziazonen zu SEVENDUST auf, ja die Mischung paßt hier gut zusammen. Es bleibt stets abwechslungsreich mit viel Dynamik, insbesondere der druckvolle Bass sorgt für ein angenehmes Soundgefühl. Die gesamte Produktion kommt voll und knallig daher, so muss diese Art von Musik einfach klingen. Wenn man auch von Größen wie TOOL oder A PERFECT CIRCLE, was Intensität und Überraschungsmomente betrifft, noch etwas entfernt ist ("Drive" hat so was in deren Art), es wäre doch nicht schlecht, wenn wir in Deutschland auch so eine Band in diesem Bereich hätten. STONE THE CROW haben durchaus das Zeug dazu, die Ansätze sind vorhanden.
Ist irgendwie schon eine komische Sache mit diesem Album "Angel for us" von einem gewissen CLAUDIUS Rieth. Warum - nun es handelt sich hier zwar um die musikalischen Ergüsse von einen Keyboarder aber man hört dies (fast) zu keinem Zeitpunkt, da dieses Instrument nur sehr selten irgendeine Dominanz versprüht. Der Junge stammt zwar ursprünglich aus Peru, aber keine Angst es gibt keine irgendwie gearteten südamerikanischen Indiosounds, obwohl wäre vielleicht nicht so schlecht gewesen, denn es hätte dem stilistisch eher eindimensionalen Alternative Pop Album vielleicht eher gut getan. Gänzlich alles in Personalunion eingespielt und produziert, dafür gebührt ihm zunächst natürlich Respekt aber etwas mehr (kritischer) äußerer Einfluss wäre nicht verkehrt gewesen. Ansonsten können die meist relativ kurzen in recht ruhig-beschaulichem Tempo gehaltenen Tracks nicht gerade vor Spielfreude glänzen, die meisten der Lieder klingen eher verschroben, leicht unterkühlt und dümpeln seltsam verhalten vor sich hin. Unterhaltsam ist anderst, denn das Dargebotene hat weder den nötigen Tiefgang, trotz vieler sanft-melancholische Momente ("At the End" verströmt einen gewissen Charme) noch irgendwelchen mitreißenden Pep oder gar Biss. Absolut harmloser Indie Rock, manchmal etwas schräg z.B. "My Mother" insgesamt nur wenige Höhepunkte, die farblosen Melodien bleiben schlicht und nur ganz wenig haftend. Für den Künstler war die CD eine Art Therapie, um über den Verlust seines Vaters hinweg zu kommen, für den Zuhörer verkommt die CD dann zwar zum Glück nicht gleich zur totalen Depri-Schose aber trotzdem wird man auf ein harte Geduldsprobe gestellt, um sich durch die gut fuffzich Minuten durchzuhören. Dran bleiben fällt einem dabei eher schwer, nicht nur wegen der oftmals vorbeirauchenden kurzen (verbindenden) Episoden, manchmal wird es dann kurz wieder greifbarer im Sinne von hätte man mehr draus mache können "Back Home" oder auch mal richtig rockig wie bei "Don´t look around", dem für mich besten Song für die MI-Klientel, da am ehesten noch mit dem Begriff Rock zu verbinden. Aber übergreifend langweilt dieses Album doch schon stark, dann gibt es so hektisch-flirrende Sachen wie "Come to my Room" hat gute Ansätzen, klingt wie von der Insel aus den 80´er Jahren ist dann aber doch zu unausgegoren. Manchen Titeln möchte man förmlich recht geben wie "I can´t sing", obwohl ich schon schlechtere Sänger als CLAUDIUS gehört habe oder auch das sprichwörtliche "Tranquilidad" ein unförmiges Trip-Hop Gebilde ohne jede Struktur, einfach nur ein seltsames Klanggebräu ähnliches gilt für das spacige Soundgewabber bei "Ira". Selbst die herbeigesehnten "Angel" werden dieser größtenteils ziemlich anstrengenden und songmäßig belanglosen Scheibe wohl nicht helfen können, sorry kann man sich wirklich schenken.
Brandon Rike, seines Zeichens Sänger der Alternative Rocker DEAD POETIC, mag laut Bandbiographie nix mit dem "S-Wort" zu tun haben, nämlich "Screamo". Er sieht seine Band, die sich 2004 nach dem zweiten Album aufgelöst hatte und neu formiert werden musste, eher von Truppen wie STONE TEMPLE PILOTS, PEARL JAM, MÖTLEY CRÜE, SKID ROW oder DEFTONES (deren Chino Moreno auch an den Stücken "Crashing Down" und "Paralytic" mitschrieb) beeinflusst. Und seine Worte sind nicht etwa heiße Luft, sondern man hört diese Bands tatsächlich heraus, wenn auch nicht direkt. Mit persönlich fallen noch etwa THE JULIANA THEORY ein, die ähnlich emotional und knackig rockend vorgehen. Auch dem Grunge war man unter Anderem nicht abgeneigt, glaubt man dem glasklar und angenehm relaxt agierenden Sänger. Aber mit NIRVANA und Co. hat "Vices" zum Glück nicht allzu viel am Hut, auch wenn sich die eine oder andere Schrammelgitarre durchaus untergemogelt hat. Dass DEAD POETIC auch einen Alternative-Muffel wie mich überzeugen können, liegt aber ganz klar am sehr gelungenen Songwriting, das die meisten der Stücke des Albums zu modernen, gefühlvollen Hymnen mit Langzeitwirkung aufwertet. Darunter befinden sich zum Bleistift der sehr eingängige Opener "Cannibal Vs. Cunning", die coolen Groover "Lioness" und "Self-Destruct & Die", das flotte "Long Forgotten", das treibende "The Victim" oder der atmosphärische Soundteppich "Animals". Anspieltipps gibt es auf "Vices" also genug, was das Album für alternative Naturen zum echten Erlebnis macht und garantiert ein kleines Genre-Highlight darstellt, nachdem viele der oben genannten Bands heute kaum noch was, respektive gar nix mehr reißen. Sehr stark!
Psychedelischer Stoner Rock trifft auf experimentell, verzerrte Bass-Sounds, verzweifelter Gesang auf doomige Melancholie, Tribal-Getrommel und Ambient-Anklänge vereinigen sich mit harten Riffs und akustischem Gezupfe. All die nervenaufreibenden Zutaten bilden letztlich einen arg bedrückenden Soundtrack zum Untergang des menschlichen Seins ? hier brennt das Feuer der ultimativen Selbstaufgabe. Die sechs Songs der 2002 gegründeten Ami-Band dauern fast eine Stunde, der Marsch in die Sackgasse des Todes wird zur unendlichen Quälerei. Jedenfalls für Otto-Relativ-Normal-Hörer. Wer mit Mastodon, Neurosis, Isis oder Cult Of Luna nicht wenigstens im Ansatz etwas anfangen kann, für den wird diese Scheibe zur unbestehbaren Nervenprobe. Wer aber offen ist für eine experimentelle Reise zum Mittelpunkt des Nervenzentrums, der wird von MINSK mit einem großartigen, aber auch schmerzenden Lauschangriff belohnt. Großes Ohrenkino ? aber nicht Popcorn, sondern Programm. Hinsetzen, Augen zu und, ganz wichtig: Zeit nehmen und ZUHÖREN. MINSK ist nämlich interessant..
Wem alles mit "Emo" zu klischee-beladen und die Deftones zu abgedreht sind, der sollte es mal mit STURCH versuchen. Denn die Band macht emotionale, moderne Musik mit der nötigen Härte - aber ohne alles nervige, was den bis vor kurzem noch hippen Schubladen anhängt. Waren STURCH in ihrer Anfangszeit in Schneverdingen noch Garanten für eine Polarisierung ihres Publikums in Anhänger und verbitterte Gegner, und hatte der New Metal anfangs einige arg holprige Breaks, über die Stolpern konnte, wer wollte - bei "Beauty, Anger & Aggression" wird nach dem Motto "beim dritten Mal wird alles gut" alles schon fast zu richtig gemacht. Tolle Melodien, echte Verzweiflung, gut dosierte Wut und schöne Melancholie werden von pumpenden Gitarren und Bässen in die genau richtig ausgeleuchtete Szene gesetzt und vom Schlagzeug im genau richtigen Timing gezügelt. Gerade die Balladen "My Guide" und "Teamlove" machen diesen Tonträger besonders. Essenziell für einsame Momente, Liebeskummer, Tage ohne warmen Ofen und Hamburg-8-Grad-Regen.
Rein vom Cover her gesehen könnte man auf Country oder Southern schließen aber beim Anhören wird schnell deutlich - hier muß ganz klar Alternative oder auch Gitarren Rock als stilistischer Überbegriff für "Closer", dem aktuellen Album von REDHANDED, gesetzt werden. Positiv klingt bei jedem der 13 Tracks absolut das Ansinnen dieses zwei Mann/zwei Frau (an Bass bzw. Leadgitarre)-Gespannes durch, nicht auf die zuckersüße, etwas glattere Richtung wie sie für Combos in der Art von 3 DOORS DOWN typisch ist zurückzugreifen. Und auch die allzu pathetischen Regungen im Stile von CREED sucht man hier vergebens - nein, es wird schon mehr Wert auf ein eigenständiges Soundbild gelegt und dies ist auch größtenteils geglückt, wenn auch die bandeigene Bezeichnung "modern" Rock etwas daneben gegriffen ist. Weiterhin besonders zu erwähnen ist: Diese Band kommt aus Regensburg, klingt aber auf ihrem Zweitwerk zu keiner Sekunde nach einer deutschen Band, sondern sehr amerikanisch, was dieser Art von Musik natürlich sehr zuträglich ist. In Verbindung mit immer wieder mal eingestreuten Grunge-Elementen bekommt die Musik einen recht rauen Charakter, trotzdem treibend und mit gefälligen Melodien. Die großen Hits sind dabei allerdings nicht abgefallen, die Vocals von Bernd Fröhlich sind ebenfalls "nur" solide, nicht besonders herausragend, viele Songs klingen von der Machart her ziemlich ähnlich und sind auch von den Arrangements her eher unspektakulär. Trotzdem schaffen es die vier größtenteils energetisch rüberzukommen. Mir fehlt es mitunter am gewissen "Etwas", will sagen: an wirklich packenden und emotionalen Momenten. Auch ein paar ruhigere Takte dürfen nicht fehlen, mit triefenden Balladen hält man sich zum Glück zurück. "Someone told me" ist so ein Vertreter, ein schöner gefälliger Song. Dass bei den ersten Minuten bei dem melodramatischen "Nowhere" aber ständig dieses AC/DC Anfangsriff von "Thunderstruck" verwendet wurde gibt einige Klaupunkte Abzug, denn der ansonsten gelungene Titel hätte dies eigentlich nicht nötig. Mein Lieblingsstück, neben den beiden in akustischem Flair gehaltenen Tracks gegen Ende der Scheibe, ist aber eindeutig "Absolution" mit seinem gleichermaßen warm als auch gitarrenbetont gehaltenen Charakter sowie leichten Emo-Touch mit wunderbarer Hook. Da passt die Mischung einfach perfekt. Das funktioniert aber leider nicht über die volle Spielzeit auf "Closer" so gut, da sollte zukünftig noch stärker dran gearbeitet werden, um aus der breiten Masse hervorzustechen. Aber is ja auch noch eine relativ junge Band, da ist noch viel möglich.