YOUR HIGHNESS machen auf „Cults’n’Cunts“ keine Sperenzchen, hier gibt es eine gute halbe Stunde lang die gerade angesagte BARONESS/ KYLESA-Chose, also schön rotzig-erdiger Metal, der mächtig Druck macht und arschcool daherkommt. Immerhin haben YOUR HIGHNESS durch ihren im Vergleich mit der Konkurrenz noch stärkeren BLACK SABBATH-Einschlag so was wie eine eigene Note, allerdings leiden sie auch unter einem Shouter mit sehr limitierten Fähigkeiten. Der brüllt manchen Song und manche gute Ideen in Grund und Boden, passt in guten Momenten aber wie Arsch auf Eimer zu der lässig rockenden Musik. „Cults’n’Cunts“ macht trotzdem Spaß, gerae als Wochenendeinstimmung mit ein paar Bier. Große Innovationen sollte niemand erwarten und die besseren Songs schreiben andere Bands, aber Charme hat auch dieses speckige, stinkende Album irgendwie.
Hinter WARBEAST stecken Musiker, die schon einige Bands am Start hatten und entsprechend Erfahrungen sammeln konnten. „Krush The Enemy“ profitiert davon, da die Herren hörbar wussten, wie knackige Thrash-Songs zu klingen haben. Das von Phil Anselmo (DOWN, PANTERA) produzierte Album ist dann auch eine qualitativ durchweg hochwertige Angelegenheit, Füllermaterial haben WARBEAST nicht draufgepackt. Die Songs halten die Balance zwischen Brutalität und Eingängigkeit (gerade in der sehr melodischen Gitarrenarbeit) und gewinnen durch den eigenständigen Gesang an Profil. Irgendwo zwischen EXHORDER, SLAYER und (natürlich) PANTERA angesiedelt, ist „Krush The Enemy“ eine gute Thrash-Platte, die sich Fans des Genres ruhig anhören sollten.
SKARHEAD haben mit „Dreams Don’t Die” ein reines Coveralbum eingespielt, auf dem sie sich fast ausschließlich der New Yorker Szene widmen, was eine sehr starken Nabelschau-Charakter hat. Immerhin hat das Allstar-Ensemble um CROWN OF THORNZ-Danny allerhand Gäste eingeladen, u.a. ist Scott Vogel (TERROR) dabei. In den Songs geben sich SKARHEAD als Band, die Coversongs immer nahe am Original einspielt, eine wirklich eigene Note haben sie so keinem der Songs aufgedrückt. Andererseits wäre das auch angesichts der stilistischen Nähe schwierig. Wie dem auch sei, die meisten Songs funktionieren und werden im Regelfall durch die Gastsänger aufgewertet. Im direkten Vergleich mit den Originalen ziehen SKARHEAD bei der AGNOSTIC FRONT- und der S.O.D.-Variante den Kürzeren (an die Originalsänger kommen sie nicht heran), dafür sind MURPHY’S LAW, BAD BRAINS und SICK OF IT ALL sehr schön gecovert worden. Als letzten Song gibt es mit dem Cindy Lauper-Song noch was zum Schmunzeln. Der Song macht gut Laune und beendet ein gelungenes, wenn auch wenig eigenständiges Coveralbum. SKARHEAD war sicher mehr daran gelegen, die eigenen Einflüsse aufzuzeigen, mit ein paar Freunden im Studio abzuhängen und der guten alten Zeit zu huldigen, als sich künstlerisch mit der Verwurstung von Songs zu beschäftigen. Jedem das seine, Spaß macht “Dreams Don’t Die” auf alle Fälle.
“Moloch” war 2008 ein guter Einstand für DECEMBER FLOWER, die danach nicht nur am Debütalbum werkelten, sondern auch bei Cyclone Empire unterschrieben. Das Album ist fertig und kommt, soviel Liebe muss sein, auch in verschiedenen Vinylversionen daher. Musikalisch ist die Truppe keinen Deut von ihrer Schwedentodschiene abgewichen, „When All Life Ends…“ strotzt nur so vor Genre-Trademarks. Die wurden in acht guten Death Metal-Songs gekonnt verarbeitet, „Your Darkest Path“ und „Life Ends“ haben sich sogar zu richtig kleinen Hits entwickelt. Dazu gibt es – so viel Retro muss sein – noch Intro, Zwischenspiel und Outro, ganz so wie in den seligen Zeiten der Mitt-90er. Die Riffs, die Leads, überhaupt die ganze Gitarrenarbeit ist erstklassig und huldigt gleichermaßen den Vorbildern wie sie eine eigene Note einbringen kann. Shouter Manuel ist eine Bank, wie er sich zwischen Tompa Lindberg (AT THE GATES, DISFEAR) und Johann Hegg (AMON AMARTH) durch die Songs growlt, dabei immer um Akzentuierung bemüht ist. In der Rhythmussektion läuft ebenfalls alles rund, so dass „When All Life Ends…“ in allen Belangen überzeugen kann. Dazu noch eine authentische, weil im eigenen Proberaum aufgenommen, Produktion, die roh und doch dock druckvoll ist, und eine liebevolle Aufmachung. Wer hier als Death Metal-affiner Mensch nicht zuschlägt, verpasst eines der besten Alben einer deutschen Band. Kudos an die Band für eine rundum gelungene Scheibe, mit der sie schön auf jeden Trend scheißen und hörbar die Musik machen, auf die sie Bock haben. Kudos an Cyclone Empire für das Veröffentlichen des Albums auch jenseits einer schnöden CD. Danke!
OPHTHALAMIA hatten mit It (ABRUPTUM) einen ganz speziellen Typen als Mastermind, der ja irgendwann einfach aus der skandinavischen Szene verschwand (in den prä-Social Media-Zeiten ging das problemlos). Musikalisch hatte It einiges auf der Pfanne und mit OPHTHALAMIA eine Band am Start, die ihrer Zeit sehr weit voraus war. Der Re-Release des 1998er Werks „Dominion“ zeigt die Schlussphase des kreativen Schaffens, als It und Konsorten eine starke Metal-Kante hatten und deutlich nachvollziehbarer zu Werke gingen. „Final Hour Of Joy“ und „Great Are The Deeds Of Death“ sind extrem gelungene Melodic Death Metal-Songs, die ihre Nähe zu DISSECTION (bei denen It auch zeitweise aktiv war) nicht verbergen können und dank wunderschöner, zweistimmiger Gitarrenarbeit, eines wie Arsch auf Eimer passenden Shouters und des Blicks über den Tellerrand im Songwriting vollends überzeugen können. OPHTHALAMIA waren mehr als die nächste Death/ Black-Band, dafür hatten sie zu viele Einflüsse aus Doom, Stoner und guten alten BLACK SABBATH in ihren Songs. Beim Re-Release finden sich vier Proberaumsongs, inklusive des BATHORY-Covers „Sacrifice“ und ein umfangreiches Booklet. Der Sound hat ein neues Mastering bekommen, so dass die „Dominion“ auf 2011-Standard aus den Boxen kommt. Insgesamt eine lohnende Anschaffung für Komplettisten und allen, die zu jung für die Originalpressung sind.
ROYAL HUNT sind seit über 22 Jahren das Baby von Mastermind & Tastenvirtuose Andrè Anderson. Die Formation steht dabei über diese lange Zeitspanne für symphonisch geprägten Metal mit sehr viel Keyboardeinsatz auf der einen sowie neoklassische Gitarreneinschübe auf der anderen Seite. Mitunter waren die stilistischen Ausschläge dann etwas mehr progressiver in Richtung Powermetal („Paper Blood“/2005) oder auch „nur“ aufgemotzten Hardrock („The Mission“/2001) zu verzeichnen. Qualitätsmäßig gab es auch sehr viele Schwankungen. Die Scheibe „Collision Course“ aus 2008 war aus meiner Sicht damals ein echter Tiefpunkt der bisherigen Veröffentlichungen, sehr belang-, seelen- und ideenlos kam diese Platte vor lauter aufgesetztem Bombast nie in die Pötte. Die vielen Gastsänger konnten da auch nicht mehr viel retten.
Jetzt ist aber alles anders, denn die Dänen können mit “Show Me How to Live” tatsächlich an die glorreichen und beste Phase Ende der 90er Jahre anknüpfen. Und ja sie haben es wieder getan: Anderson hat sich nocheinmal mit dem Hammersänger D.C. COOPER (war ja 1998 ausgestiegen) zusammengetan und hier ein blitzsauberes, vor klasse Melodien, frische und vielseitigen Arrangements nur so strotzendes Album aufgenommen. Hätte ich so im Leben nicht mehr erwartet von den Jungs. Cooper singt dabei alles locker an die Wand, was da in den letzten Jahren als seine Nachfolger im Einsatz war (nicht gegen John West aber auch er zieht hier doch klar den Kürzeren) und vor allem die klasse Kompositionen sind einfach wieder bombastisch und packend zu gleich, auch mit Tiefe ohne dass die Schose zu aufgetragen und nach kitschig-zahnlosem Barrockmetal klingt. Über sieben Tracks hinweg auf knapp 45 Minuten Albumlänge ziehen ROYAL HUNT wird zur Jagd geblasen udn ein sehr kurzweiliges Programm durchgezogen, dass allen ähnlich gelagerten Formationen sicherlich eine hohe Anspruchshürde vorgibt.
Killer Refrains zum Reinlegen, packende Songaufbauten, schöne Breaks, fette Backingchöre mitunter sogar richtig klassisch in bester Opernmetal-Tradition aufgemotzt oder auch mal der ein oder andere Duett mit weiblicher Gegenstimme - gleich der schnelle Opener „One more Day“ (ein Art Minioper) ist ein solches Paradebeispiel und geht da voll gut ab. Die Gitarren kommen ebenfalls sehr fett bzw. virtuos rüber, dürfen sich auch solistisch profilieren und haben diesmal etwas gleichberechtigter ihre Parts in der natürlich sehr tasten und streichergeprägten Anderson-Welt erkämpft. Einer der Kracher der Platte für mich ist ganz klar „Another Man Down“ ein Melodichammer aller erster Güte, sic langsam hochsteigernd und dann mit einer göttliche Hookline, die man nicht aus dem Hirn bekommt, der Song könnte tatsächlich auf dem bisher besten Album von ROYAL HUNT dem 1997er Werk „Paradox“ locker bestehen. Überhaupt erreicht man diesmal insgesamt dass hohe Niveau von damals zu großen Teilen recht locker. Der Mix aus üppig-symphonischer Soundbreite, epischer Songausprägungen mit melodramatisch bis auch mal etwas pathetisch geprägten Klangbildern war lange nicht mehr so kraftvoll („An Empty Shell“), mitreißend und schlicht 100 % überzeugend wie auf diesem Silberling. Was früher oftmals durch die (zu) viele und belanglose Tasteneinsätze und etwas platten Songs in die Abteilung „Plüsch-Kitsch“ geriet ist funzt jetzt einfach perfekt. Füller gibt es tatsächlich keine. Ebenfalls herausragend ist das mächtig treibende mit viel Drumpower versehene „Half Past Loneliness“ und diesem hymnisch Gesangsarrangement mit weltklasse Backingchören, Mensch der Herr Cooper hat schon ein endgeiles Organ ganz egal in welcher Tonlage er gerade loslegt. Bleibt nur zu hoffen, dass dieses Lin-up auch zukünftig noch länger so Bestand hat.
Den Dänen gelingt hier der absolute Befreiungsschlag, alle alten Qualitäten werden scheinbar mühelos wieder neu aktiviert. Klar, man muß diesen omnipräsenten Keyboardeinsatz schon mögen, hier sind sie keinesfalls nur Beiwerk - aber wer auf knackigen Bombast mit fetzigen Gitarren sowie eine Band die vor Spielfreunde nur so sprudelt abfährt, muß hier einfach mal reinhören und wird sich dieser tollen Musik nicht entziehen können.