Die Finnen von RETROGRESSION haben die Gesellschaft satt… so macht es uns das Anschreiben weiß. Und reichlich angepisst startet die Kapelle auch in ihr aktuelles Album „The Corrupted World”. Musikalisch gehts hier um etwas angeproggten Mosh Core, der zwar ordentlich Fresse tritt, dennoch aber nach den ersten drei Nummern in eintöniges rumgecore auspendelt. Die sieben Songs von „The Corrupted World” reichen alle an die fünf Minuten Marke ran und unterstreichen den progressiven Charakter, den die Band sich geben will. Ist alles nicht schlecht gemacht, auch der Sound erfüllt alle Wünsche, dennoch fehlt hier irgendwie Charakter und das teilweise doch sehr monotone Geshoute des Sängers tragen nicht gerade zu einem spannenden Hörerlebnis bei. Manchmal natürlich muss Musik auch nicht spannend sein, sondern einfach nur gefallen. Wer auf Bands wie THE END, TWELVE TRIBES oder auch GHOST BRIGADE sollte mal bei RETROGRESSION vorbeischauen. Anspieltipp: Der doch sehr eingängige und epische Rausschmeißer „Cynical“
“Batavi” nennt sich die nunmehr 4. Pressung der niederländischen Pagan-Musiker und hat einen thematischen Anspruch: In einem Konzeptalbum wird die rund 2,000 Jahre zurück liegende Vergangenheit um den Kampf der Bataver, einem westgermanischem Volksstamm, beleuchtet. Es geht um Intrigen, um ein Krieg, um Verbündete. Anders ausgedrückt: HEIDEVOLK will uns musikalisch auf antike, europäische Schlachtfelder zerren. Gelingt das?
Also ich sag’s mal so: Über zu wenig kriegerische Metal-Hymnen kann man bei „Batavi“ auf keinen Fall klagen. Mitunter haben wir es mit ziemlich deftigem Pagan-Metal der härteren Gangart, freilich inkl. Doublebass-Drums und Sechszentel-Läufen auf der Gitarre („Het Verbond Met Rome“), teilweise wird dies melodisch mit Solos und klarem in-Vordergrund-stellen des Gesangs untermalt und manchmal ist wohl Kampfpause und es wird akustisch vor sich hin geklimpter („Veleda“) – was natürlich eine gelungene Abwechslung zum so musikalischen Schlachtenlärm darstellt. Das klassische HEIDEVOLK, will heißen epische Klänge, klarer Gesang und irgendwie viel Pagan-Klischee wird damit natürlich voll und ganz bedient. Und ja: Das impliziert ein besonders guten Eindruck auf erhöhter Lautstärke und mit einem Methorn in Reichweite. Allerdings ist die Metal-Prägung auf dieser Platte aber dann doch dominanter als vielleicht gewohnt.
Generell macht die Scheibe somit einen durchdachten und abwechslungsreichen Eindruck der dem Thema des Konzeptes gut nachkommt; ich weigere mich nun den Begriff „atmosphärisch“ zu benutzen, immerhin haben wir es hier mit vollwertigem Metal zu tun – und nicht mit Ambient-Musik. Aber ich mag also feststellen: HEIDEVOLKs Reise in die europäische Vergangenheit gelingt mit viel Metal im »am Schwert klebenden Blute« auf der CD und erhält daher von mir das Prädikat: „Wertvoller, Met-getränkter Geschichtsunterricht in Metal-Manier“!
Schon nach ein paar Tönen von ANGEL OF DAMNATION-Sänger Doomcult Messiah ist klar, wer bei den seit 2004 aktiven Occult-Doomern das Mikro schwingt – niemand anders als SACRED STEEL- und DAWN OF WINTER-Fronter Gerrit P. Mutz, der auch hier diejenigen, die bei seinem hohen, eigentümlichen, an alte US-Obskur-Metal-Sänger angelehnten Gesang sofort Reißaus nehmen, nicht wird umstimmen können. Aber genau das erwarten wir von einer solchen Band, deren zwei andere Mitglieder, Hellbastard und Avenger, unter Anderem bei FRONT BEAST, NOCTURNAL und NECROSLAUGHTER lärmen! Ich will gar nicht leugnen, dass ANGEL OF DAMNATION durchaus von der aufkeimendem Welle an ähnlich gestrickten Bands wie GHOST, DEVIL oder YEAR OF THE GOAT profitieren könnten, aber ein besseres Fahrwasser wird sich für durchweg sehr gute Songs wie „Doomed Forevermore“, „Bow Before The Goat“, das fantastische „Into The Coven Of The Damned“ oder „Cleansed By The Fires Of Satan“ (mit zugegebenermaßen recht „inspiriertem“ Gitarrenspiel von GHOSTs Megahymne „Ritual“) kaum finden lassen. Zwar bin ich mir sicher, dass ANGEL OF DAMNATION noch längst nicht auf ihrem Höhepunkt angekommen sind, aber ich vergebe hier den „Tipp“, weil die Zielgruppe, die etwa auch die oben genannten Bands verehrt, „Carnal Philosophy“ einfach kennen muss. Ein mehr als überzeugender Einstand!
Über KVARFORTHs charakterlichen Eigenheiten zu schwadronieren, hieße Blutkonserven zum Roten Kreuz zu schleppen. Aber eins sei angemerkt: Diese Compilation mit 15 Songs gibt wieder reichlich Zeugnis über die beinahe genialen Fähigkeiten dieser Axt aus dem schwedischen Walde. Mag er auch bekloppt, gewalttätig, fett und unsympathisch sein – seine Musik ist über jeden Zweifel erhaben. Selbst von (und/oder mit) anderen Künstlern gespielt, verfügen die Songs (entweder unveröffentlicht oder exklusiv eingezimpelt) über ihren ganz eigenen Reiz. Vielleicht mal abgesehen vom vermaledeiten Elektro-Nerver „A Darkblue Afternoon“.Dafür entschädigt direkt die Kooperation mit LIVSEKAD. Was allerdings zeigt, dass die Songs, in denen NIKLAS mitwirkte, sich kaum in irgendwelchen stilistischen Grenzen bewegen – wenngleich sie ihre absoluten Stärken sicherlich im Band-eigenen Spektrum haben („Förtvivlan, Min Arvedel“ – Uuuh!). Eine interessante, vielschichtige Doppel-CD mit einem unglaublichen Booklet. Der kleine Niklas begann ja scnon mit zwölf Jahren, seine selbstzerstörerischen Weisen zu trällern – und beehertb uns auch mit Bildern aus jener Zeit. Ich wusste gar nicht, dass Doppelripp auch SDBM ist…… Darauf ein Doppel-UUh! Und die Songliste:
Als XANDRIA 2007 in die Auszeit gingen, hatten sie zuletzt ihren an WITHIN TEMPTATION angelehnten Gothic-Sound mit keltischen und orientalischen Nuancen gewürzt. Fast fünf Jahre später und nach dem Ausstieg von Sängerin Lisa Middelhauve in 2008 gibt es nun Album Nummer 5 der deutschen Gothic Metal Band. Dabei wurde die Ausrichtung der Band bewusst verändert. „Neverworld’s End“ bietet auf hohem Niveau eine Ausrichtung gen Finnland - weniger Gothic, mehr Symphonic Metal. NIGHTWISH ohne Tarja hat bei vielen Fans des Genres eine Lücke gerissen; XANDRIA bietet sich durchaus an diese zu schließen. Die neue Stimme am Mikro, Manuela Kraller (früher bei HAGGARD), erzielt mit ihrem Sopran auch tatsächlich eine ähnliche Wirkung wie die ehemalige NIGHTWISH Frontfrau. Musikalisch geht man deutlich bombastischer und symphonischer zu Werk, ohne die XANDRIA-eigene Grundmelancholie zu verlieren. Hier seien mit dem düster epischen Eröffnungssong „A Prophecy Of Worlds To Fall“ und dem ausladenden „The Nomad's Crown“ zwei Highlights genannt. Aber auch das flotte „Valentine“ (fast schon Power Metal), das eingängig harte „Blood On My Hands", das folkloristisch angehauchte „Call OF The Wind“ sowie die Balladen „The Dream Is Still Alive“ und das semiakustische „A Thousand Letters“ überzeugen umgehend. Schwächen sind kaum auszumachen, „Neverworld’s End“ hält über fast 70 Minuten was der Opener verspricht. XANDRIA sind definitiv härter als früher, fette Chöre und Orchestrierung inklusive. Dazu kommt mit Manuela Kraller eine Sängerin, deren klarer, kräftiger und emotionaler Gesang XANDRIA der musikalischen Kurzkorrektur das i-Tüpfelchen aufsetzt. Bandleader, Songwriter und Gitarrist Marco Heubaum muss um die Zukunft nicht Bange sein. Für Genrefans ist „Neverworld’s End“ sicherlich ein erster Leckerbissen in 2012.
Nach den beiden 2007er-Demos wurd’s still. Und bleibt’s, schnöde nach dem CD-Titel geurteilt. Doch die EP schlägt alles andere als leise Töne an, ist harsch, kalt, skandinavisch, roh – Black Metal eben. Dabei verzichtet Multi-Musiker Evae allerdings nicht auf ruhige Momente, akustische Intermezzi, die einen immer wieder herunterholen von eisigen Höhen in sphärische Tiefen – Ambient Black Metal also auch. Und so bedient der Rheinland-pfälzische Solo-Täter zwar durchaus gängige BM-Klischees (hallige Produktion, kehlige-verschrieene Vocals, ruhige Burzum-Parts, Solo-Projekt etc.), schafft es aber dennoch mittels der würzigen Kombination aus Härte und Melodie, Tempo und Bremsen sowie Abwechslung und Monotonie ein interessantes Scheibchen zu schneiden. Wer es mal wieder roh und mit Gefühl besorgt haben will, ohne dabei an Selbstmord zu denken, oder zumindest nachdenklich-traurig zu schauen, der ist hier verdammt richtig. Hört einfach „Traum von einer Jugend“ und ihr erkennt: Es muss ja nicht immer Norwegen sein.
Wer bei Female Fronted Metal gleich an elegische, engelsgleiche Stimmen denkt, der wird bei SHEAR sein blaues Wunder erleben, denn was das finnische Sextett da bietet entspricht so gar nicht diesen Erwartungen: zum einen geht es generell ordentlich zur Sache, zum anderen hebt sich die leicht raue Stimme von Sängerin Alexa Leroux deutlich von der Mehrzahl ihrer Kolleginnen ab. Stilistisch bewegt sich die Band irgendwo in der Grauzone zwischen Melodic bis Power Metal, Hard Rock und symphonischen Elementen; die Songs kommen mit viel Druck aus den Boxen, die Gitarren dröhnen was das Zeug hält und werden von Synthesizerklängen abgerundet, allesamt geerdet durch Alexa Lerouxs Gesang. Dass SHEAR problemlos zum Headbangen taugen, macht schon der Opener „The Awakening“ deutlich, dass sie aber auch anders kann demonstriert die Band beim tendenziell deutlich ruhigeren „Stillness“ oder dem recht synthesizerlastigen „Wounded“. Fazit: lohnende rockige Kost aus dem hohen Norden.