Braucht die Welt noch eine weitere Rock`n´Roll Band aus Australien, die einen auf AC/DC macht? Wenn, dann aber bitte so wie von THE DEEP END. Die Eier der fünf Jungs haben genau die richtige Größe für die Aussi-Rock`n´Roll Nummer. Im Verbund werden die Chöre gebrüllt, dass man allein vom Zuhören schon eine heisere Stimme bekommt. Die Produktion ist fett, und das Songwriting wird trotz des beschränkten Genre-Rahmens niemals langweilig. Und als Sahnehäubchen obendrauf fungiert der Sänger Dale Schober, der mit seiner schreienden, rohen Stimme eine fette Portion Punk auf die Nummern rotzt und so dem Teil eine eigene Note verleiht. THE DEEP END ist mit "Cop This" eines der heißesten Boogie Rock-Alben 2014 gelungen - und das behaupte ich im Februar.
Mit ihrem dritten Album „Broken Hearts And Fallaparts“ melden sich die Dänen von SUPERCHARGER zurück. Und direkt der Opener macht mächtig Druck: „Like A Pit Bull“ prescht in feinster Heavy Rock-Manier nach vorne, treibend und dreckig, ausgestattet noch dazu mit einem tollen Mitgröl-Chorus. Von mir aus könnte es so weitergehen. Tut es aber leider nicht. Das folgende „Supercharged“ bietet stampfenden, aber recht einfallslosen Hard Rock der alten Schule, und das anschließende „Blood Red Lip“ beginnt zwar mit schön entspannter Slide-Gitarre, entpuppt sich dann aber als radiotauglicher Kommerz-Rock, der in seinen besten Momenten an Billy Idol erinnert. Erst beim wieder schnelleren, böse groovenden „Hold On Buddy“ geht es wieder angenehm in die Vollen. Aber die Ausflüge in gemächlichere Bahnen gewinnen immer wieder die Oberhand, ohne dass die Band hier wirklich etwas reißen kann. „Five Hours Of Nothing“ bietet Boogie-Rock zum Mitschunkeln, und Songs wie „The Crash“ oder „Get What You Deserve“ gehen an sich in Ordnung, machen aber aufgrund ihrer poppigen, auf Sing-along gebürsteten Refrains einfach keinen Spaß. Schade, das Album fängt so gut an, und immer wieder zeigen SUPERCHARGER, dass sie auch ein durch und durch dreckiges High Energy-Rock 'n' Roll-Album hätten abliefern können. Warum sie nicht bei ihren Leisten blieben, ist mir schleierhaft. Offenbar möchten sie mal einen richtigen Hit landen, anders kann ich mir diese Anbiederung ans Kommerz-Radio nicht erklären.
Auch wenn DEMONICAL inzwischen einen hohen Status innerhalb der Death Metal-Gemeinde haben, ließ es sich deren Gründer und Bassist Martin Schulman nicht nehmen, dennoch seine alte Combo (und direkte Vorgängerband von DEMONICAL) CENTINEX zu reformieren. Seit Januar diesen Jahres ist die Band mit neuem Line-Up wieder am Start, doch mit „Subconscious Lobotomy“ erscheint erst einmal ein Re-Release des 1992er Debütalbums der Band, das als Bonuszugabe die drei Songs der 2000er EP „Apocalyptic Armageddon“ enthält. CENTINEX hätten mit diesem hochklassigen Werk locker an die Spitze der Szene schießen können und würden heute neben ENTOMBED, GRAVE, DISMEMBER und UNLEASHED zu den Urvätern des schwedischen Todesmetalls gezählt werden. Doch es kam leider anders, und CENTINEX haben es in den 16 Jahren ihrer Existenz (seit 1990) bei allen Qualitäten und zahlreichen Veröffentlichungen nie ganz auf den Gipfel geschafft. Ich wage nicht zu mutmaßen, woran das gelegen haben könnte, an der Musik sicher nicht, denn dreckige, speckige und nie ganz melodiescheue Midtempo-Rüpelkeulen wie „Blood On My Skin“, „Orgy In Flesh“ (geiler Doomer mit weiblichem Gastgesang), „Inhuman Dissection Of Souls“ oder das kurze, knackige Instrumental „Until Death Tear Us Apart“ machen auch nach über 20 Jahren noch Laune und sind ein Geheimtipp für jeden qualitätsbewussten Traditions-Death Metaller. Richtig klasse wäre es, wenn CENTINEX mit ihrem kommenden Album hieran anknüpfen könnten…
Was Stian Tomt Thorensen aka Shagrath, 2004 als Sideproject zu DIMMU BORGIR ins Leben rief, hat sich trotz diverser Besetzungswechsel längst zu einer eigenständigen Fulltime-Band entwickelt. Dies beweisen CHROME DIVISION auf ihrem im Januar erschienenen vierten Longplayer, welcher auf den klangvollen Namen „Infernal Rock Eternal“ hört. Aber nicht nur der Titel hat es in sich, nein auch der Großteil der Tracks hat seinen Reiz. Musikalisch hurt sich die Band alt bewehrt rotzig durch Rock, Metal und Stoner, wenn auch leider etwas zu sehr auf Hochglanz poliert, denn der dreckige Sound von z.B „Doomsday“ fehlt hier. Trotzdem lässt das, was dabei rauskommt, wohl die Herzen vieler Metalmaniacs frohlocken! Beginnen tut die Reise mit dem wenig spektakulären Intro „Good Morning Riot“ - was aber der Titel verspricht, wird bei den folgenden 12 Tracks größtenteils auch eingelöst, denn bei dem, was danach folgt, sind sicherlich einige Partykracher dabei. Den Anfang macht der eigentliche Opener „Endless Nights“, erinnerte mich zuerst zwar etwas an Bon Jovi, das aber zum Glück nur die ersten paar Sekunden, dann zeigt sich nämlich, dass sich dahinter eine groovige, arschtretende Mitgröhl-Hymne verbirgt! Insgesamt kann man schon mal sagen, dass sich das Tempo und der Heavy Metal Anteil auf diesem Album um ein gutes Stück erhöht hat. Dies beweist auch Track zwei „(She's) Hot Tonight“. Etwas Wehmut kommt hingegen bei „The Absinthe Voyage“ auf, der mir einfach zu austauschbar ist, aber großartige Innovationen sollte man bei CHROME DIVISION ja eigentlich eh nicht erwarten, diese Band ist halt eher was für Leute, die vorher schon wissen, was sie erwartet - was ja nicht immer schlecht ist wenn man z.B. an Bands wie MOTÖRHEAD denkt! „Lady Of Perpetual Sorrow“ ist eine coole Halbballade mit deutlichen Stoner/Country-Anleihen, welche zumindest mich zu überzeugen weiß. Da wir ja eben schon mal bei Motörhead waren: „No Bet For Free“ schlägt genau in diese Kerbe. Nach dem Abstecher „On The Run Again“, der auch hätte von Kid Rock sein können, geht es mit „Mistress In Madness“ endlich wieder in die Vollen - räudiger Rotz'N'Roll vom Feinsten. Auch „Reaper On The Hunt“ zeigt dicke Eier, wenn auch nicht ganz so dreckig wie der vorherige Song. Zum Abschluss gibt es dann aber noch mal ordentlich punkig was ins Gesicht denn „Ol“ ist genau so wie ich mir das komplette Album gewünscht hätte: DRECKIG!! Im Großen und Ganzen geht „Infernal Rock Eternal“ für mich in Ordnung, mit einem etwas kantigeren Sound wäre es aber sicherlich um Längen besser geworden.
Das Duo aus der Nürnberger Ecke hat bereits auf seinem 2010er Debütalbum „Nebel Der Erinnerungen“ gezeigt, dass man die traditionellen Schwarzmetallwurzeln von DARKTHRONE, MAYHEM, BURZUM und Co. auch heute noch anspruchsvoll und originell verpacken kann, denn R. Seyferth (Gesang, Drums) und G. Eisenlauer (Klargesang, Gitarre, Bass) hatten sich nicht gescheut, dezente gotische Einflüsse zu verstreuen, die dem Album viel Atmosphäre verliehen, aber auch für ein wenig Langatmigkeit sorgten. Der Nachfolger „Regenjahre“ kommt nicht weniger atmosphärisch, aber deutlich eingängiger daher; die Jungs haben dabei den gotischen Faktor noch ein wenig erhöht und bewegen sich textlich zielgenau an der Grenze zwischen anspruchsvoller Nachdenklichkeit und Düsterkitsch, was jedoch hervorragend funktioniert. Eine waschechte Black Metal-Platte ist „Regenjahre“ nicht geworden, sollte es auch gar nicht, sondern ein Hybrid aus den Einflüssen der (live um zwei weitere Musiker verstärkten) Band, die auf der einen Seite bei den oben Genannten liegen und auf der anderen Seite bei (frühen) KATATONIA, OPETH oder ANATHEMA. Umgesetzt wird diese sehr gelungene Mixtur in durchweg starke, ohrwurmkompatible Songs wie den getragenen Opener und Titelsong, das flotte „Der Traumsturm“, den Stampfer „Letztes Wort“, das epische „Sterbenswert“ oder das abschließende, zwölfminütige „Wenn Alles Zerbricht“. FREITOD haben sich nach ihrem Debütalbum enorm gesteigert und spielen beinahe in einer Liga mit NOCTE OBDUCTA, LUNAR AURORA oder VERDUNKELN. Darum vergebe ich an dieser Stelle gerne den „Tipp“!
Obwohl „Wizard´s Spell” eine neue Veröffentlichung der Norweger ist (scheinbar auch mit einigen unveröffentlichten Aufnahmen), stellt es eher einen Schwanengesang als ein Debütalbum dar, denn BLACK MAGIC, die sich 2006 gegründet hatten, existieren schon seit 2012 nicht mehr. Das Duo Jon und Sadomancer (der auch bei den coolen Thrashern DEATHHAMMER aktiv ist) orientierte sich hörbar am Thrash Metal der 80er Jahre, vor Allem - wer hätte das bei dem Bandnamen gedacht?! - an den frühen SLAYER-Werken, die vor „Reign In Blood“ erschienen. Hinzu fügen sie einen gehörigen Schuss schwarzes, obskures Traditionsmetall, das von den Urvätern MERCYFUL FATE, aber genauso gut von deren Nachfahren, etwa ATTIC, DEVIL oder GHOST, stammen könnte. Das große Problem dabei ist nur, dass „Wizard´s Spell“ zwar nicht wehtut, aber auch keine großen Wellen schlagen wird, da die Kompositionen samt und sonders nicht gerade sensationell sind. Auch nach einem halben Dutzend Durchläufen hinterlassen Stücke wie „Rite Of The Wizard“, „Thunder“, „Death Militia“ oder die vom 2010er Demo „Reap Of Evil“ stammenden „The Ritual“, „Night Of Mayhem“, „Possessed“ und „Embraced By The Occult“ zu wenige Spuren in den Gehörgängen. BLACK MAGIC werden daher sehr wahrscheinlich eine Randnotiz des Genres bleiben, auch wenn Fenriz sie seinerzeit über den schwarzen Klee lobte.