GODSIZED sind seit 2009 aktiv und die mir vorliegende Scheibe "Heavy Lies The Crown" ist ihre zweite. Die Engländer bieten eine Melange aus ALICE IN CHAINS, DOWN und ALTER BRIDGE angedickt mit einer Prise Classik Rock. Glen Korners Stimme hat nicht die Klasse von Myles Kennedy, aber in manchen Momenten dessen Klangfarbe.
Der rohe, trockene Stoner Rock-Sound der Scheibe brutzelt den energiegeladenen Rocksongs eine extra krosse Kruste. GODSIZED haben was verschwitzt Ehrliches an sich, die Gitarren beißen zu und generell gefällt mir die Aufmachung der Band.
Was auf Dauer ein wenig fehlt, ist das musikalische Profil, der Wiedererkennungswert. Aber wenn sie das auf den kommenden Alben ausarbeiten, kann ich mir durchaus vorstellen, noch eine Menge Spaß mit den bärtigen Gesellen zu haben.
THERAPY? müssen sich wohl ewig mit ihren beiden Überalben aus den 90ern – „Troublegum“ und „Infernal Love“ (beide UK Top-10) - messen lassen. Das bleibt nicht aus. Mit den zahlreichen Nachfolgealben hielten sie ihre Fanschar meist bei Stange, der große Erfolg blieb allerdings aus, so daß sie heute irgendwie zwischen Underground und Kult einzuordnen sind. Und auch die letzten, etwas sperrigen und experimentelleren Alben fanden wenig Anklang. Mit „Disquiet“ kommt jetzt eine kaum noch für möglich gehaltene Kehrtwende, welche viele Fans der Nordiren freuen und versöhnen dürfte. Und die Brücke zu früher wird nicht nur musikalisch, sondern auch thematisch geschlagen. Ohne eine Kopie von „Troublegum“ zu sein, ist „Disquiet“ laut Bandcheffe Andy Caims (Vocals, Guitar) eine Art Sequel, welches auslotet, was aus der damalige Hauptperson geworden sein könnte. „Disquit“ ist dabei natürlich ein anderes, eigenständiges und von einem anderen Line-Up eingespieltes Album. Trotzdem läßt einen der rifforinetierte, metallisch-flotte Opener „Still Hurts“ direkt an selige „Knives“-Zeiten denken – klasse Einstieg. Im weiteren Verlauf lebt das Album von seinem Abwechslungsreichtum – und dem gelungenen Songwriting. Die melodischen Ohrwürmer „Tides“ und „Good News Is No News“ mit einer THERAPY?-typischen laut-leis-Dynamik hätten es Anno 1995 in Radio geschafft und „Vulgar Display Of Powder“ ist eine waschechte PANTERA-Hommage mir ultrafetten Riffs. So haben THERAPY? in 2015 endlich mal wieder vieles richtig gemacht und den Weg für die Zukunft geebnet – einzig die Produktion trübt etwas dumpf das Hörvergnügen. „Disquiet“ ist also eine tolle Scheibe; Daumen hoch.
So richtig karnevalesk kommt die Musik von BAD FOR LAZARUS glücklicherweise nicht daher. Aber trotzdem treibt es die fünfköpfige Band aus Brighton auf „Life´s A Carnival – Bang! Bang! Bang!“ ziemlich bunt und wild. So zeichnet sich ihre aufgedrehte Mischung aus Garage-, Glam- und Punk-Rock durch ein gewisses Maß an Unberechenbarkeit und Durchgeknalltheit aus. Dabei geht fast schon verloren, dass sich zwischen den sägenden Gitarren, den Retro-Keyboard-Sounds und dem fast immer irgendwie überzogenen Gesang auch immer mal wieder tolle Melodien verbergen. Ansonsten ist es schon ziemlich witzig, was die Band so alles aus dem Hut zieht, und ihr hohes Energielevel wirkt ansteckend. Um ihrer Musik aber dauerhaft zuhören zu können, ist sie einfach zu nervös und ist es immer von allem etwas zu viel, daher wird es irgendwann anstrengend. Live kann ich mir diesen Sound besser vorstellen, da dürften die Engländer ziemlich sicher großen Spaß machen.
Gar nicht so einfach, diese Veröffentlichung angemessen zu rezensieren. Weil die zur Zeit sehr umtriebigen QUIREBOYS wieder gleich mehrere CDs, an der Zahl vier, eingetütet haben. Schon bei dem vorangegangenen "Black Eyed Sons" wurden ja bekanntermaßen neben dem regulären Album eine Live CD und eine DVD zusätzlich mit eingeschweißt. Also eines ist schon mal klar, das Label macht auch hier bei dem insgesamt 40 Songs umfassenden Release keine halben Sachen.
In dem schnieken Digipak "St. Cecilia and the Gypsy Soul" sind das reguläre Album, die mittlerweile sehr rare "Halfpenny Dancer" Akustik-Scheibe und das Doppelalbum "Halfpenny Live" enthalten. Gemein haben die vier Teile das meist rein akustische Klangbild. Das neue Album punktet mit starkem Sound und variantenreicher Instrumentalisierung. Cello, Kontrabass, Mandolinen und Geigen pimpen das Set auf und sorgen für Farbtupfer. Das Songmaterial ist sowohl berührend finster ("The Promise") als auch bluesig cool ("Out of my Mind") oder melancholisch und leicht dramatisch ("The Best are not Forgotten"). Aber es bleibt ein Akustik-Album, dem, am Stück gehört, doch manchmal die Kraft und die Kontraste ein wenig flöten gehen.
Die Dreingaben sind gelungen und wertig. Die Coverversion von UFO´s "Love to Love" ("Halfpenny Dancer") sollte man gehört haben. Und auch die Live-Scheibe ist aller Ehren wert und hat einiges an Schmackes mehr - allen voran Spike legt doch live mehr Emotionen in die Stimmbänder als im Studio.
Wer Fan der QUIREBOYS ist und "Halfpenny Dancer" nicht hat, für den ist das Ding eh ein "Must Have". Aber auch diejenigen, die einfach auf ehrlichen, handgemachten Rock ohne Stecker stehen und ROD STEWART oder THE FACES mögen, dürfen hier bedenkenlos zugreifen.
Mit ihrem letztem Album „Rock`n´Roll Hero“ (Ende 2012) hatten die schwäbischen Boogie-Rocker von RAZZMATTAZZ bei mir ein Stein im Brett – weil das Teil auch einfach Laune machte. Mit „Sons Of Guns” wuchtete man jetzt den Nachfolger in die Läden welcher fast eins zu eins im gleichen Fahrwasser schwimmt – will meinen: auch diesmal klingen RAZZMATTAZZ nach alten AC/DC der Bon Scott Jahre und ROSE TATTOO. Allerdings wurden die latent vorhandenen erdigen Blueswurzeln um eine groovige Südstaatennote ergänzt („Fuck You“, „Don't Loose My Number“), so dass Meinereiner auch des Öfteren mal Texas-Finest (ZZ TOP) in den Sinn kommt. Das bei der Schreibweise des Bandnamens man auch die guten alten NAZARETH denkt, dürfte kaum verwundern – eine Affinität ist aber eher nur unterschwellig vorhanden. Die Produktion der Scheibe ist aber leider nicht ganz so fett, wie es der riffbetonte Ansatz gerne hätte – zwar erdig, rau mit leichten Understatement, aber der Druck ( den es Live dafür auch braucht) der fehlt etwas – da wäre wohl doch mehr drinnen gewesen. So liefern RAZZMATTAZZ mit „Sons Of Guns” ein zu Erwartendes, an sich gutes, aber im Vergleich zum Vorgänger weniger überraschendes und eingängiges Werk ab. Hoffen wir, dass der Trend bei Album Nummer drei wieder nach oben zeigt.
NIGHTRAGE haben sich für ihr neues Album "The Puritan" schlanke vier Jahre Zeit gelassen - und sind zum Trio geschrumpft, das im Kern aus den dem Gründungsmitglied Marios Iliopoulos und Langzeitbassist Anders Hammer besteht. Also kein Bonus mehr durch prominente Bandmitglieder Marke Gus G. (FIREWIND) oder Tompa Lindgren (AT THE GATES). Am Mikro ist seit 2013 Ronnie Nyman aktiv, der dem neuem NIGHTRAGE-Album einen modernen Touch verpasst, ist sein Gesang doch sehr Hardcore- und NWOAHM-beeinflusst. Das kommt "The Puritan" zugute, denn diese Modernität steht dem Album gut zu Gesicht und ist ein gut gesetzter Kontrast zum im traditionellen Metal verwurzeltem Songaufbau und Gitarrenarbeit. Am Schlagzeug tobt sich FIREWIND-Felldrescher Johan Nunez aus, der zwar keine großen Akzente setzt, die Songs aber konsequent vorantreibt und für den nötigen Punch sorgt. "Endless Night" und "Son Of Sorrow" sind schöne Beispiele für das gradlinigere Songwriting der neuen NIGHTRAGE und machen Lust auf das ganze Album. Mit dem gewinnt das im-Grunde-Trio keinen Originalitätspreis, überzeugt aber durch solide Melodic Death Metal-Nummern, die modern und frisch klingen und gut nach vorne gehen. Wer auf skandinavischen Melodic Death Metal steht, kann hier beruhigt zugreifen. "The Puritan" bewegt sich auf durchweg hohem Niveau und kann mit einer guten Produktion für ordentlich Action vor der heimischen Anlage sorgen.
JJ Peters und seine Kollegen legen mit "Word Is Bond" den Nachfolger des hoch gehandelten "'Bout It" vor. DEEZ NUTS werden sich als Band niemals stilistisch großartig verändern, das ist allen Beteiligten klar. Da ist es nur sinnig, dass sich die Australier auf die Verfeinerung ihres Sounds konzentriert und in den 14 Nummern eine durchgehend hohe Qualität zustande gebracht haben, wobei kein "Band Of Brothers" - der Smash Hit des letzten Albums - zu finden ist. Überraschungen will bei einer Band wie DEEZ NUTS im Grunde niemand haben und so wie "Word Is Bond" klingt, gilt das zuallererst für die Musiker. Die 14 Songs klingen vom ersten Durchlauf an sehr vertraut und verbreiten das DEEZ NUTS-typische Party-Flair. Live macht die Chose auf jeden Fall Spaß und genau dafür ist "Word Is Bond", ach ist die ganze Band gemacht. JJ Peters lässt bei diesem Album seinen Gesang etwas stärker vom Hip Hop beeinflusst sein, aber das ist auch schon der markanteste Unterschied zu "Bout It". "Streets Are Watching" geht gut nach vorne los, während "The Message" einen schönen Gruß an die Hip Hop darstellt. DEEZ NUTS wissen, wie sie ihre Songs zu schreiben haben, so dass "Word Is Bond" zwar auf eine vertraute Art und Weise bekannt vorkommt, aber gleichzeitig auch 14 gute Hardcore-Songs enthält. Und liefert den Australiern 14 gute Gründe, um die kommenden zwei Jahre rund um die Welt zu touren....
Was ist denn bei SIX FEET UNDER los? Chef und Oberzausel Chris Barnes hat "Crypt Of The Devil" nicht mit dem erwarteten Line-Up Steve Swanson/ Jeff Hughell/ Marco Pitruzella aufnehmen lassen, sondern sich die Hall-Brüder an Bord geholt, die Bass, Rhythmusgitarre und Schlagzeug einspielten. Hall-Brüder? Jo, Phil Hall dürfte als MUNICIPAL WASTE- und CANNABIS CORPSE-Mitglied bekannt sein und hat sich 2014 in das verkiffte Herz von Mr. Barnes gespielt. Die Leadgitarre hat mit Brandon Ellis dann jemand aus dem Hall-Dunstkreis eingespielt. Und wofür jetzt das Ganze? Ist "Crypt Of The Devil" so viel anders als die bisherigen SIX FEET UNDER-Werke? Kurze Antwort: nein. Lange Antwort: nein, viel getan hat sich nicht. Die Produktion ist trotz oder wegen Alan Douches (ALL THAT REMAINS, 3 INCHES OF BLOOD, DEATH) nicht anders als sonst ausgefallen, klingt als dreckig und etwas dumpf, hat aber gleichzeitig ordentlich Durchschlagskraft. Beim Songwriting gibt es auch keine großen Änderungen. Es gibt schön knackig auf die Zwölf, die Riffs sitzen und dominiert wird die Chose wie immer von Chris Barnes' Gesang. "Slit Wrist" lädt zum Moshen ein, "Lost Remains" hat den typischen SIX FEET UNDER-Groove und "Open Coffin Orgy" ist herrlich zäh und böse. Auffällig sind die vielen Leads, die Monotie in der Gitarrenarbeit immer wieder aufbrechen und verhindern, dass sich SIX FEET UNDER einzig und allein auf das Organ ihres Chefs verlassen müssen. Insgesamt macht "Crypt Of The Devil" Spaß und bietet solide Death Metal-Nummern, die gut ins Blut gehen und dank ihres Grooves auch Live gewohnt gut ankommen werden. Warum jetzt der ganze Aufriss mit der neuen Studiobesetzung sein musste, weiß nur Chris Barnes allein. Große Auswirkungen hat das nicht gehabt.