FERAL hatten mit ihrem erstem Album dem old schooligem Schwedentod gehuldigt. In Zeiten, in denen DISMEMBER nicht mehr aktiv sind, ENTOMBED auch nur noch so semi-interessant und GRAVE sich sporadisch melden, ist frischer Wind willkommen. "Dragged To The Altar" war zwar noch keine Bombe, zeigte die Jungs aber auf einem gutem Weg. "Where Dead Dreams Dwell" zeigt die Band gereift und mit ausgefeilterem Songwriting. Beim Debüt gab es noch relativ viele sich ähnelnde Parts, was FERAL auf dem neuem Langeisen vermieden haben. "Creatures Among The Coffins" pustet dem Hörer alles an Dreck aus dem Ohren, "Swallowed By Darkness" ist eine extrem gelungene Hommage an den Sunlight-Sound und "Suffering Torment" lässt Shouter David im bestem Licht darstehen. Zwar ist nicht jeder Song auf "Where Dead Dreams Dwell" ein Volltreffer, auf hohen Niveau sind sie aber alle untwegs. Für Freunde gepflegten schwedischen Death Metals ist die Scheibe auf jeden Fall ein bis drei Durchläufe vor dem Kauf wert. Im Vergleich mit dem Vorgänger eine deutliche Steigerung, die für die Zukunft Großes erhoffen lässt.
GALLOWS hatten "Desolation Sounds" bereits 2014 fertig, die Platte also kurz nach dem Abgang des zweiten Carter-Bruders Steph geschrieben. Es zog sich dann länger als geplant, bis die Platte in die Läden kam. Ob es Zweifel an der Qualität der Songs gab, vielleicht beim Label? Wäre unverständlich, denn auch ohne Kreativkopf Steph Carter kann der britisch-kanadische Haufen gute Songs schreiben. "Desolation Sounds" ist dabei nicht mehr so wütend wie die ersten beiden Alben, sondern zeigt - was sich schon auf dem Vorgänger andeutete - eine punkrockigere Note, ohne zu zahm zu werden, wie das bösartige "Leviathan Rot" zeigt. "Bonfire" gibt Wade MacNeil die Chance, die Akzente setzen, was dem ex-ALEXISONFIRE-Fronter mit seiner Reibeisenstimme gut gelingt. Hier wird auch wieder der Punkrockeinfluss deutlich. "Leather Crown" geht dann wieder ballernd nach vorne und gibt den Gitarren das Spotlight, womit auch "Grey Britain"-Fans warm werden können. "Death Valley Blues" überrascht mit QUEENS OF THE STONE AGE-artiger Gitarrenarbeit und dickem Groove, ehe das Interlude-artige "Cease To Exist" und das melancholische "Swan Song" das Album angemessen beenden. Welcher der beiden Songs thematisch für die Zukunft von GALLOWS steht, wird die Zukunft zeigen. Mit "Desolation Sounds" haben die Briten ein überraschend facettenreiches Album eingespielt, das nicht allen Fans der ersten Stunde gefallen, dafür aber neue Hörer auf die Band aufmerksam machen wird. Ein mutiger, aber vielleicht auch notwendiger Schritt für GALLOWS nach dem endgültigen Ende der Carter-Ära.
Mit Burning Heart Records hat sich Ende letzten Jahres ein alter Bekannter im Musikzirkus zurückgemeldet, bei denen mit WALKING WITH STRANGERS nach gut vier Jahren ein neues Album veröffentlichen. Gut Ding will Weile haben. "Terra" zeigt die Schweden weiter auf dem eingeschlagenem Metalcoreweg gehend, begleitet von dicker Produktion und Aggression. Drummer Mikael Noren (ADEPT) macht alleine schon so viel Druck wie viele Bands aus dem Genre nicht zusammen hinbekommen ("Powerless"). Das Gitarrendoppel kann in vielen Songs weitere Akzente setzen und scheint sich in den vergangenen Jahren viel gemeinsam im Proberaum eingeschlossen verbracht zu haben, so gut aufeinander eingespielt sind sie. Richtig deutlich wird das im Titelsong, bei dem die beiden es immer wieder schaffen, Jazz-Attitüde in den Song zu bringen. Aber auch klassischer Metalcore wie in "Shattered" geht den Jungs leicht von der Hand. Shouter Robin hängt in Sachen technischer Finesse manchmal etwas hinerher, liefert aber alles in allem einen guten Job ab. Beim Songwriting setzen WALKING WITH STRANGERS oft auf bekannte Schemata, da diese aber immer wieder mit interessanten Spielereien versehen sind, macht "Terra" durchweg Laune. Insgesamt eine gute Metalcoreplatte, die für ein legendäres Label wie Burning Heart angemessen ist.
Zu den Urgesteinen ihres Fachs zählen PARADISE LOST eindeutig. In den späten Achtzigern haben sich die Engländer mit dem Vorhaben doomigen Death Metal zumachen gegründet. „The Plaque Within“ ist nun der düsteren Herren vierzehntes Werk und nach drei langen Jahren des Wartens die langersehnte Fortsetzung zu „Tragic Idol“ (2012). Überbrückt wurde diese Zeit mit nicht weniger als drei Compilationen („Lost In Time“ (2012), „Tragic Illusion 25“ (2013) und „Maximum Plaque“ (2015)), zwei Boxsets („Original Album Classics“(2012) und „Original Album Collection“ (2014)) und einem Live-Album („Live At The Roundhouse“ (2013)).
Kein Wunder, dass eine so alte Band wie PARADISE LOST einiges an Stil-Wechseln erlebt hat - denkt man an den doomigen Death Metal der Anfangszeit und gotisch Düster-Rock der letzten Dekade. "The Plaque Within" soll nun alles in allem vereinen - und das haben die Engländer auch ganz hervorragend hingekriegt, trieft das Werk nur so vor Death, Gothic, Doom und jenem tiefen Groove, der so typisch für die Band ist.
Hätte der Opener "No Hope In Sight" noch gut auf "Tragic Idol" (2012) Platz gefunden, macht bereits das rockigere "Terminal" klar, das PARADISE LOST auch anders können. Mit Death Metal-Einschlag manifestieren Songs wie "Punishment Through Time", "Victim Of The Past" und vor allem "Flesh From Bone" diese Ahnung. "Beneath Broken Earth" ist die staubige Doom-Walze des Albums, während "Cry Out" fast schon thrashig und mit gewaltigem 80er Flair daher kommt. "An Eternity Of Lies" und "Sacrifice The Flame" orientiern sich eher an den neueren Machenschaften der Herren - während das abschließende "Return To The Sun" majestätisch die fünfzig Minuten-Scheibe beendet.
So kann man "The Plaque Within" wirklich jedem PARADISE LOST-Fan nur empfehlen. Denn auch wenn nicht jeder Song hier ein Hit ist, so bietet das Album mehr Abwechslung als irgendein PARADISE LOST-Album zuvor und liefert einen hervorragenden Schnitt durch die Diskografie der Engländer. Eine glasklare Produktion liefert bassdurchtränkten Genuss.
Als Anspieltipps sind vor allem "An Eternity Of Lies", "Flesh From Bone"(, "Cry Out") und "Return To The Sun" zu empfehelen.
Das Artwork ist, um es mal milde auszudrücken, gewöhnungsbedürftig, aber das ist auch schon fast alles, was ich an diesem Release auszusetzen habe. In dieser Box zum 40. Jubiläum von TOMMY BOLINs Teaser-Album ist feinste Ware enthalten, welche vom Ursprung schon lecker war. Hier aber wurde nun das Fette-Vibes-Ventil bis zum Anschlag geöffnet und über das Ur-Ergebnis gegossen. Eingetütet sind, in dieser drei LPs umfassenden Box, neue, vermeintlich verlorenene und bisher unveröffentlichte Aufnahmen sowie alternative Mixe der "Teaser"-Aufnahmesessions.
Aus dem im Original sich langsam aufbauenden, entspannten "Lotus" hat man nun ein groovendes, psychodelisches Gitarren-Rockmonster geschaffen mit Eiern so groß wie Tennisbälle, das wohl keinen Rock-Fan oder rauchverwöhnten Stoner-Knecht unberührt lässt. "People People" bleibt ein hochkommerzielles, mit Reggae-Rythmen unterlegtes Stück, welches auch nach heutigen Hörgewohnheiten zeitgemäßes Rockradio-Futter wäre. "Dreamer" ist immer noch das musikalische Rührstück vor dem Herrn, welches sich nicht vor den großen 70er Powerballaden verstecken muss. Und das neue auf diesem "Teaser" zu findende instrumental "Oriental Sky" ist purer enthusiastischer Gitarren-Rock, gespielt von einem Künstler der Spitzenklasse.
Diese Box ist weit bunter als die düstere Verpackung: Rock, Blues, Jazz und nicht zuletzt Funk und Reggae reihen sich aneinader - und das mitunter alles auf einer Plattenseite. Der Sound der LPs ist großartig, transparent und druckvoll. Aufgepimpt wird diese starke Vinyl-Veröffentlichung noch von der Doppel-CD "Best of Live".
Jeder Rock-Fan sollte TOMMY BOLINs "Teaser" zumindest mal gehört haben; dieser leider viel zu früh verstorbene Künstler und seine Musik haben das mehr als verdient. Ich habe das Album mit dieser Box aufs Neue entdeckt und mehr denn je liebgewonnen.
Aus Venezuela kommen die beiden Mitglieder der in Miami beheimateten Zwei-Mann-Band CAVE OF SWIMMERS. "Reflection" ist der Herren zweites Album, enthält einen Song mehr als das Debüt "Cave Of Swimmers" (2013) und vermag es mit gerade einmal fünf Songs eine Spielzeit von vierzig Minuten zu erzielen.
So dümpeln CAVE OF SWIMMERS auch auf ihrer zweiten Scheibe irgendwo zwischem Progressive und Stoner, Doom und Blues seicht dahinn. Der Weg ist hier das Ziel. BLACK SABBATH und RUSH, aber auch CANDLEMASS grüßen hier - Die Siebziger sind all gegenwärtig. Sehr prägnant stechen die Vocals hervor, die mehr als alles andere Geschmackssache sind. Da hört man am Besten rein. Musikalisch ist das Ganze passend unterlegt. Songstrukturen scheinen dem Duo allerdings völlig fremd. Und war es so schlau ein Monstrum wie den sperrigen Zehn-Minüter "The Prince Of The Power Of The Air" an den Anfang zu setzen? Der instrumentale Titeltrack weiß um einiges mehr zu punkten, es lohnt den Opener zu überspringen und sich dem Material der Band von hinten zu nähern.
So erweisen sich CAVE OF SWIMMERS ein weiteres Mal als harte Nummer für Genre-Fans.