Sampler sind immer so eine Sache: An sich ist es klasse, Undergroundbands die Möglichkeit zu geben, sich auf einer CD einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Andererseits kommt es häufig zu Ausfallerscheinungen in Form katastrophaler Songs. Dem ist bei Visionären weitestgehend nicht so. Der Sound ist bis auf Ausnahmen wirklich annehmbar. Und die Macher haben sich bemüht, die große metallerne Bandbreite abzudecken. Als da wären (bitte nagelt mich nicht in einer Schublade fest): Gothic-Metal: "Into The Void", "Projekt K 8", "No Pride". Thrash: "Mortal Passion" und "Deception". Death: "Lunar Eclipse", Hardcore: "Shatter", Black Metal: "Thoughts Of A Mortal", Progressiv: "Scenes" und "Dead Men Walking", Rock: "Dawn Patrol", Crossover: "Schwarz Heiliger Teufel", "Seven Stirkes back" und Heavy Metal: "Secret Insanity" sowie "The Snyds". Wie gesagt, der Sound scheint einigermaßen hinzuhauen, allerdings werden die Songs zum Ende der CD hin etwas schwächer. Am besten gefallen mir (persönlich) "Into The Void" aus Goslar, "Lunar Eclpise" aus Delmenhorst und und die Harzer Hexer aus Thale "Thoughts Of A Mortal". Lohnt sich bei 77 Minuten Spielzeit für nur acht Euronen auf jeden Fall, ein Ohr zu riskieren: www.visions-of-metal.com
Für blutige Black-Metal-Shows stand die Band in ihrer Anfangsphase. Jetzt hat sie sich weniger effekthaschende Stilmitteln zu Nutze gemacht: Harter - zum Teil hymnischer - Black Metal, der sich sozusagen gewaschen hat. Sänger M.N.A. beherrscht den Spagat zwischen Cradle-inspiriertem Geschrei und energischen Death-Growls prima. Nach dem üblichen Akustik-Intro beginnt mit "Crucification Of God" ein regelrechter Black-Metal-Opus. Nachvollziehbare Melodien beherrschen diesen mit mächtigen Breaks und amtlichen Riffs versehenen Song, der die große stilistische Breite des Schwarz-Wurzel-Metalls abdeckt. Dabei passen die Nordlichter allerdings auf, dass die Keyboard-Abschnitte niemals zu schleimig daherkommen. Ein Song mit echter Ohrwurmqualität. Danach beweisen die jungen Burschen (Durchschnittsalter 21), dass sie sich auch in Hyperspeedbereichen wohl fühlen und zeigen sich trotz des benutzten Tasteninstruments ein bisschen räudig ("Beauty Of Darkness"). Das Titelstück greift auf eine Thrash-Basis zurück, hier könnten die Growls allerdings ein wenig "ausgegorener" aus den Boxen kommen. Epische, atmospärische, harte und abwechslungsreiche Songs begleiten den Hörer bis zum fiesen Rausschmeißer "Sacrificed". Die auf 200 Stück limitierte CD ist übrigens im Rosenquartz-Srudio zu Lübeck aufgenommen - mit wirklich amtlichem Ergebniss. Mailt mal an den Drummer: david.voigt@gmx.de . Lohnt sich!
Ich habe ja ein Faible für graue CDs. PERFIDIOUS WORDS tun mir den Gefallen und pressen ihr neues Album auf eine CD mit grauem Label. Ich weiß jetzt nicht, wie sehr dieser Umstand mich zu dieser Meinung hinreißt, aber mir gefällt "Spreading Silence" ziemlich gut. Nicht der Überhammer, aber sehr solide und wunderschön zu hören. Ihre Musik wird dominiert von schönen (Keyboard-) Melodien denen mit der sehr ausdrucksstarken Stimme des Sängers die Krone aufgesetzt wird. Die Songs sind allesamt recht modern gehalten, die Rhythmussektion ist recht flexibel und vielschichtig, sodass eine langweilige Stimmung außen vor bleibt. Ödes technoides Geballer ist ihnen fremd und dennoch sind einige Songs erstaunlich tanzbar ausgefallen. Synthiepop in einer recht erfrischenden Art ohne allzu viele schon mal gehörte Elemente, Musik zum Entspannen, Musik die nicht weh tut. Lediglich "Visionary" ist mir zu einfach gestrickt, diesem Track fehlt das gewissen Etwas und man hört ihm kaum an, dass er von PERFIDIOUS WORDS geschrieben wurde. "Spreading Silence" würde ich beim nächstem Besuch des Dealers eures Vertrauens durchaus einmal antesten!
Es geht doch - sie können es tatsächlich noch! Beruhigt können sich jetzt alle Fans (inklusive des Schreibers dieser Zeilen) zurücklehnen, einer der besten und erfolgreichsten deutschen Livebands hat sich erfolgreich zurückgemeldet. Nach den beiden letzten mehr oder weniger doch recht schwachen Alben haben die Hannoveraner FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE mit "The Color Fury" endlich mal wieder ein in sich stimmiges Album abgeliefert auf dem sich (fast) keine Ausfälle befinden. Seit dem "The Hearing in the Sense of Balance" Album von 1995 ist dies sicher wieder ein Fortschritt für die Band, denn die Songs gehen trotz ihrer teilweise recht unterschiedlicher Mach-und Klangart gut ins Ohr. Auch die teilweise recht voluminösen und dichten Arrangements mit Streichern, Sounds und vielen musikalischen Einzelheiten bereiten dem Hörvergnügen keinerlei Abbruch. Die Fury’s haben in ihrer 15-jährigen Karriere mal wieder etwas für diese Band ganz neues versucht und in den Peppermint Park Studios unter der Leitung von Jens Krause neben der Musik auch eine visuelle Umsetzung von "The Color Fury" erarbeitet. Dazu passt auch das wirklich gut gelungene Coverartwork von den Pop-Art-Künstlern Andora & Della. Neben der filmischen Umsetzung eines halben Dutzend der insgesamt 14 Tracks gibt es auch eine Dokumentation, die quasi als Tagebuch gleich das gesamte Projekt begleitet. Für die künstlerische Umsetzung waren u.a. Starphotograph Olaf Heine, Kurzfilmregisseurin Franziska Stünkel, der Graphik-Designer Walter Welke und der amerikanische Dokumentarfilmer Robert J. Bova zuständig. Vor der Kamera glänzen Film- und Theaterschauspieler/innen wie Sissy Perlinger, Anna Loos, Dominik Horwitz, Jan Josef Liefers und Peter Lohmeyer sowie Musikerkollegen wie Bela B. und Kim Frank. Beinahe schon traditionell wurden diesesmal sogar gleich zwei Cover-Versionen auf "The Color Fury" mit drauf gepackt "Midnight Rider" (Original von den Allman Brothers 1970) sowie das rockige und schon vielfach nachgesungene "The Shape Of Things To Come" ("The Headboys" aus dem Jahr 1980). Beide sind aufgrund ihres eigenen Furytouches durchaus gelungen. Gleich mit dem tollen Opener "Things like this" legt das Sextett einen genialen Song vor, eine der charakteristisch melancholischen Balladen im Stile von "Time to Wonder" (wird ja gerade technomäßig wieder neu grausam verwurschtelt!). Auch die erste Single "Angels & Saints" mit den schönen Streichern und himmelstürmenden Gitarren kann voll überzeugen. "Vincent & Victoria" ist dann schon mit der schwächste Song einer ansonsten guten CD, da fehlt einfach eine prägende Melodie. Ansonsten herausragend noch das folkige "Can’t Remember" (erinnert ein bisschen an Paddy goes to Holyhead) das melodramatische "Boomtown Babylon" und ein schön entspannter Ghosttrack namens "Fly Sadness fly", der mit seiner chillout-mäßigen Stimmung ein wirklich tolles Stück Musik geworden ist - nur die Diskussion der Band darüber auf der CD hätte man sich sparen können. Fury In The Slaughterhouse sind auf "The Color Fury" ganz einfach in blendender Spiellaune und bieten gute, griffige Melodien mit diesem typischen Mix aus rockigen und melancholisch angehauchten Songs geprägt von der einmaligen Stimme Thorsten Wingenfelders. Die CD bekommt von mir eine Note 2 und ansonsten muß man diese Band einfach einmal live erlebt haben - Rock pure.
Alles andere als ruhig waren die Zeiten für die Jungs von der finnischen Alm. Mal wieder drehte sich das Besetzungskarussell: Neben Sir Luttinen verließ auch Keyboarderin Heidi (ihr wisst doch, die süße Trickfilmfigur, die immer mit ihrem lustigen Kumpel Peter über die Wiesen streunerte) die Band. Da aber nun CATAMENIAs Welt nicht die Berge sind, kommen sie auch ohne ihre Heidi aus und sind mit Album Nummer vier am Start. Und wie gewohnt gibt’s wieder Black Metal mit Melodie, eingängigen Refrains und Keys... Und von Zeit zu Zeit werden die tüchtig böse getünchten Nordländer auch mal richtig hurtig ("Vortex"). In erster Linie aber erinnern sie mich an einer härtere Version der großartigen "Enslavement Of Beauty", die ebenfalls mit tollen, beinahe süßlichen - Songs aufwarten und Männlein wie Weiblein verzaubern. So wie mit "Flames" oder "Time In My Hands". Wobei der Sound vielleicht ein wenig fetter sein könnte. Ebenfalls nicht neu (dafür aber immer mal wieder interessant) ist der Gesang: Mika Tönnings typisches BM-Gekeife und Ari Nisslids Saubermann-Sing-Sang bringen abwechselnd Schwung in die Sache. Wirklich amtliche Scheibe, die es allerdings nicht ganz leicht haben dürfte: Den True-Blackies isses zu soft, den Gothen zu hart. Aber es soll ja auch Heidis und Peters geben, deren Welt genau dieser melodische Black Metal ist. Mich zum Beispiel...
Schon mal in der Kantine oder der Mensa gegessen? Gut. Habt ihr in etwa den Geschmack gedanklich vor Augen, bzw. auf der Zunge? Dann projiziert jetzt das mal auf Musik bzw. eure Ohren. Gut. Das ist PAIN CONTROL, zumindest zum Teil. Für alle denen dieses kulinarische Erlebnis bisher entgangen ist, fasse ich mal die Merkmale von Kantinenessen zusammen. Das fängt damit an, dass einem beim Lesen des Speiseplans das Wasser im Munde zusammenläuft. PAIN CONTROLs Musiker sehen verrückt genug aus um gute Musik zu machen, Les Smith (ANATHEMA) gibt ein Gastspiel an den Keys und eine hübsche Dame namens Madeleine ist für "Additional Atmospherics" zuständig, zwischen den Zeilen gelesen heißt das soviel wie: sie steht wohl recht dekorativ auf der Bühne. Speiseplan gelesen, ab in die Schlange, ein Punkt der bei PAIN CONTROL bei fast allen Songs entfällt, es wird recht ordentlich nach vorne losgeballert beim grossteil der Tracks. Und dann wird’s in der Kantine meistens lustig, man steht vor dem Essen und fragt sich, wie ein menschliches Gehirn allen ernstes dermaßen abenteuerliche Speisen mischen kann, und das obwohl es doch beim Lesen so gut klang. Rauf aufs Tablett und ab durch die Mitte. PAIN CONTROL hatten wohl einen Kantinenkoch als Berater, sie mischen die Songs stilistisch so was von wild durcheinander, dass es nur mit viel Mühe gelingt, einen roten Faden zu finden. Von Death, über Power bis Heavy, ein bisschen Elektronik und Thrash. Aber so seltsam dass dann manchmal auch schmeckt, essen kann man es doch meistens. Spieltechnisch nicht ganz schlecht, nur eben ohne Konzept, und somit kann selbiges auch nur schwer aufgehen und es wird wohl schwierig werden, für dieses Gericht einen Esser zu finden. Was übrigens so richtig schön fies knallt, ist der Beat des elektronisch angehauchten Titeltracks "Subvert", jenseits von gut und böse drückt er die Membran des Lautsprechers schon ziemlich weit an den Anschlag. Die Songs sind nicht unmelodisch, das gewisse etwas, das es braucht, damit man einen Song nicht mehr vergisst und damit er sich dauerhaft vielleicht sogar als Ohrwurm einnistet, fehlt. Wie Kantinenessen eben so ist: Man wird satt davon, braucht nicht unbedingt einen Nachschlag, weiß eigentlich auch nicht was man da gegessen hat aber am nächsten Tag geht man trotzdem wieder hin.