Eine lange Zeit war verstrichen, seitdem Bands begonnen hatten, durch elektronische Musik zwischen Experimental und Industrial den Grundstein für folgende Generationen von Musikern zu legen. Wegbereiter des Genres Industrial waren Die Krupps, Einstürzende Neubauten und Kraftwerk. Erst 11 Jahre nach der legendären und schwer verdaulichen "Stahlwerkssinfonie" begannen DIE KRUPPS 1992 mit dem ersten Teil ihrer Trilogie, der den schlichten Namen "1" trägt und mit der sie langsam aber sicher auch außerhalb einer kleinen Fangemeinde bekannt wurden. Dörper, Esch und in erster Linie ihr Kopf Engler brachen mit Tabus. Die Verschmelzung von Heavy Metal Gitarren und Elektronika mag heute, in Zeiten von Rammstein und Konsorten normal erscheinen, Anfang der 90er war es dies jedoch sicher nicht. Auch wenn auf "1" die Gitarren in den meisten Songs lediglich durch simples Spiel im Hintergrund auffallen, so begann Englers Affinität zum Metal vorsichtig hörbar zu werden. Eine untergründige Härte die sich ihren Weg in die Musik der KRUPPS bahnt, ist aber sehr deutlich zu vernehmen und wird sich in den nächsten Jahren weiter in den Vordergrund drängen. Die wahren Träger der Melodie und die Dinge mit höchstem Widererkennungswert sind auf diesem Album aber noch die Keyboards und v.a. Samples und allerlei Soundeffekte. Als zusätzliche Gitarristen wurden die Accuser Mannen René Schütz und Frank Thoms verpflichtet - die jedoch technisch kaum überfordert gewesen sein dürften mit diesem Stoff. "High Tech/Low Life" eröffnet noch völlig gitarrenlos und mit Englers typisch plakativen, cleanen und pathosarmen Vocals. Thematisch wird der technischen Welt gehuldigt, in der sich Computer und unsere Abhängigkeit von ihnen manifestieren. Engler war nie ein Mann der langen Texte sondern der einfachen aber dadurch auch direkten Worte. Wo ein Klassiker ist, ist meist der zweite nicht weit, und mit dem auch als Single ausgekoppelten "Metal Machine Music" folgt einer der bekanntesten KRUPPS Stampfer - man gibt sich kämpferisch: "United we´re faceless - swallowed by the masses - a mechanism flawless - infallible and lawless" (aus "Metal Machine Music"). Das erste angedeutete Gitarrensolo in der Geschichte der Band findet sich ebenfalls hier - auch wenn das nie eine Stärke der Band werden sollte. Dramatische Keyboards dominieren das Bild bei "Ministry Of Fear", bevor ab Minute 3:15 einer meiner liebsten Krupps-Kunstgriffe folgt - simpel aber effektiv vermischt sich elektronische Spielerei mit harten Riffs um danach, als wäre nichts geschehen, wieder zum eigentlichen musikalischen Thema zurückzukehren. Metallica Cover füllen im selben Jahr noch eine eigene 5 Track EP, auf "1" hat es - wie könnte es anders sein - "One" geschafft. Die über weite Teile gitarrenlose Umsetzung mag Geschmackssache sein, trifft die Stimmung aber zweifellos und steht auch in Punkte Härte im Endteil dem Original um nichts nach. Kriegskritik wie sie aktueller nicht sein könnte, wird auch in "Simply Say No" weitergeführt: "If they say it´s necessary - to fight in a holy war - if they say your life is needed - to protect the great ideals - simply say no - just let them feel - you disagree” (aus "Simply Say No”). "Disciples Of Discipline” zeigt Engler von seiner vielseitigsten Seite und er kann der Versuchung nicht widerstehen beinahe soft zu singen. Der Song ist einer der melodischsten auf "1" - und ganz nebenbei einer meiner Faves dieser Band überhaupt. Die weite Singleauskopplung "The Power" ist tanzbar, flott, lyrisch erneut anstachelnd. Nach 10 Songs endet der Spuk mit ihrer Hymne "Rings Of Steel", einer der schnellsten Krupps Songs und durch den Aufbau und die hervortretenden Gitarren sicherlich nicht ohne Bedacht ans Ende gelegt. Für Die Krupps sind dies sicherlich die bis dato ungewohntesten Töne, der Weg zum Metal/Crossover in ihrer Musik ist bereitet, auch wenn auf "1" eindeutig noch die Elektronik dominiert.
AVON sind eine Band aus Österreich (genauer gesagt Innsbruck) welche eine Mischung aus melodischem Neo-Grunge mit leichten Crossover-Einflüssen und natürlich einem zeitgemäßen Touch amerikanischen Nu-Metal spielt (so als Orientierung: "Suprasod" meets "Stone The Crow" meets "Our Lady Peace" ... ). Dabei bleiben AVON immer auf der eher ruhigeren Schiene, kopieren keine der genannte Bands und haben ihre Kompositionen mit recht eingängigen Melodien versehen. So kann man die ersten drei Songs des Quartetts "Fade Away", "This" (das Teil bleibt sofort im Ohr hängen) und "Cure Me" durchaus als gelungen betrachten. Der Gesang an sich ist bei diesen 3 Tracks noch ein wenig ausbaufähig (was man bei einer Demo aber eher mit Vorsicht zu bewerten hat) - passt aber absolut zum Gesamtsound. Das U2 Cover "Pride" kann mich aber trotz "coolem Beginn" nicht so überzeugen - ob es daran liegt, das der Gesang (ob nun beabsichtigt oder nicht) die Erinnerungen an Bono im Hinterkopf wachruft ohne dahin zu kommen und der Refrain das dann auch nicht ganz halten kann - weiß nicht. Hier nächstes mal doch eher mal was anderes Covern (vielleicht habe ich U2 auch schon zu oft gesehen). Mir hat es da ist vor allem das abschließende Titelstück "Inside" angetan, welches auch vor allem wegen des grungemäßigen Grundsounds und der eher "clean" zu nennenden Gitarrensolis zu gefallen weis. Der Track ist eher im Midtempo gehalten und wird trotz der siebenminütige Spieldauer (auch auf Grund der hier sehr gut gelungen Vocals) nicht langweilig - darauf kann man aufbauen. Für eine Demo ist der Sound natürlich nicht an hochprofessionellen Outputs der Industrie zu messen, aber doch recht ordentlich - wichtig ist es hier ja vor allem den Sound der Band zu transportieren. Übrigens, AVON’s Hai-Logo (Shark mit Gitarre) ist echt geil - schaut es euch mal auf deren Homepage an - den Link findet ihr unseren Kontaktdaten - dort könnt ihr auch mal einige der Songs der CD selbst antesten (und noch ein paar andere dazu).
Irgendwie hat mir Kevin bei unserem Interview mit ihm ja beinahe eine Art schlechtes Gewissen gemacht, als er meinte, dass Kunst in Deutschland schwer verdaulich sein muss um zu gefallen. Eine Diskussion zum Thema Kunst führt bei NCOR aber vielleicht am Thema vorbei. Denn meine persönliche Meinung ist, dass Kunst zumindest das Ziel haben muss den Menschen (positiv) zu verändern. Lassen wir den Begriff Kunst und philosophischen Ausschweifungen jedoch aus dieser Rezension heraus und attestieren NCOR schlicht die Fähigkeit Musik zu schreiben, die in der schwarz gewandeten Szene Gehör finden wird. Und das auch, obwohl die Musik zumindest in meinen Ohren wahren Tiefgang nur langsam aufkommen lässt. Und ich bezweifle, dass die Musik auf "Tiefenrausch" genug Ansporn enthält, viele Hörer überhaupt dazu einzuladen sich näher mit ihr einzulassen. Sie mag aber zweifellos auch für diese Menschen Überraschungen bereithalten. Die größtenteils im Midtempobereich angesiedelten Songs sind allesamt deutschsprachig, allesamt tanzbar und allesamt mit schönen, einfachen Melodien versehen - allzu penetrantes Gestampfe gibt es hier nicht. Ihr naheliegender Einsatzbereich ist dennoch die Tanzfläche, was die Jungs ja bereits auf der Tour mit Funker Vogt beweisen konnten. Und so gefallen mir grade die Songs die kompromisslos auf die zwölf zielen am besten, allen voran ist hier natürlich "Teufel Lacht" zu nennen. Auch wenn die Muräne auf dem Cover vielleicht eine Affinität zu ersterem nahe legt: Die meisten Songs sind noch etwas zu wenig Fisch oder Fleisch um sich richtig ins Ohr zu brennen.