Drei Mafiosi kommen zur Tür hinein und zücken ihre Wummen; zehn Stück an der Zahl. Die Familie bewegt sich auf ihrer ersten CD laut eigenen Angaben im Gebiet des "Melodic Alternative Rock" - und besser ist sowieso, solchen Leuten nicht zu widersprechen. Ergänzend aber würde ich sagen, wenn’s gestattet ist, dass es sich um einem Mischung von Rock´n´Roll, Gothic, Metal ("Type O" bei "Cokelolita") und Kommerz-Punk mit leicht elektronischen Einflüssen handelt. Namentlich täte ich die Sisters und vor allem Billy Idol (hört mal "Teenage Berzerk") nennen. Die NDW-Einsprengsel wie das "Gepiepe" zu Anfang verbuche ich mal als gelegentliche Jokes. Weniger witzig aber meinen es die Verbrecher textlich, denn es geht wohl fast ausschließlich um Sex und Gewalt. Im Ernst! Wer’s nicht glaubt, der klicke auf die Internet-Seite des brutalen Clans. Noch mal zur Musik: Es gibt eine gute halbe Stunde auf’s Ohr und es geht ins Bein, eignet sich absolut für den Klub, der auch mal andere Musik bringt. Macht Bock auf Rock diese Eigenproduktion! Und das sage ich nicht nur, weil ich Angst vor der Blutrache der "Reapers" habe. Falls ihr also in eurer Stadt demnächst drei finstere Gestalten seht, geb fein Acht, sie haben euch was mitgebracht. Für zehn Euro unter angegebener Kontaktadresse zu bestellen.
Das gibt es tatsächlich! Den Sound der geradezu danach schreit den State-Highway No.1 an der Kalifornischen Küste bei Sonnenuntergang entlang zu fahren und die Stereoanlage im offenen Wagen voll aufzudrehen. Und amerikanischer geht es eigentlich auch nicht. Aber jenes Quartett welches diesen Sound anno 1989 fabrizierte kam nicht aus den Staaten, sondern größtenteils aus dem (meist) regnerischen, kalten und nebeligen Schottland. STRANGEWAYS gehören wohl zu den Unterbewertesten AOR-Bands des Planeten. "Walk In The Fire" war das dritte Album der AOR-Götter, denen leider nur eine nur sehr kurze Schaffensperiode vergönnt war (es gab zwar noch zwei Comeback-Scheiben in den Mid-Neunzigern; sie waren aber kein Vergleich mehr zu den drei Scheiben der Jahre 1986 - 1989). Schon der ’87-Vorgänger "Native Sons" war ein Meisterstück in Sachen Melodic-Rock und hatte ausnahmslos Tracks der Oberklasse zu bieten, u.a. die AOR-Perlen "Goodnight L.A.", "Only A Fool" und der totale Überhammer "Where Do We Go From Here". Mit "Walk In The Fire" setzten Terry Brock (vocals) der Ami unter den Schotten, Jim Drummond (drums), David Stewart (bass) und Ian J. Stewart (Guitars) noch einen drauf. Es reiht sich ein melodischer, radiotauglicher Ohrwurm an den nächsten und es ist eigentlich nicht möglich den einen oder anderen der zehn Songs besonders hervorzuheben, da es allesamt exzellent arrangierte und eingängige Kompositionen sind. Tracks wie "Love Lies Dying", "Where Are They Now" und "Living In The Danger Zone" sind für den AOR-Himmel geschrieben. Es darf aber auch nicht verschwiegen werden, das STRANGEWAYS mit "Every Time You Cry" sogar einen beachtlichen Singlehit landen konnten bevor sie von der Bildfläche verschwanden. Darüber hinaus verfügten STRANGEWAYS über einen absoluten Ausnahmesänger namens Terry Brock (der zur Zeit ja auf Solopfaden wandelt), der nicht von ungefähr auch mal als potentieller Nachfolger von Ian Gillian bei Deep Purple gehandelt wurde. Seine gefühlbetonte Stimme setzt dem Ganzen das Sahnehäubchen auf. In Szene gesetzt wurde die Scheibe von Mike Shipley (Def Leppard, Aerosmith, The Corrs) der dem Album einen fetten und klaren Sound verpasste. Die von Bands wie Journey und Starship in den Siebzigern vorgedachte Richtung wurden von STRANGEWAYS auf "Walk In The Fire" perfektioniert und in ein zeitgemäßes Gewand verpackt - ohne das sie je in den USA eine Chance erhielten. Stoff aus dem Träume sind und unverzichtbar für jede Fahrt im offenen Wagen durch den Sonnenuntergang - und das nicht nur in Kalifornien.
Sacred Reich, heilige Küchenschabe! An "phoenix’ best band ever" erinnert mich COCKROACH (also die Küchenschabe) nicht nur dann, wenn sie es wie beim Titelstück langsam treiben oder wie bei "Underworld" mit vielen Tempiwechseln agieren. In erster Linie aber sind die Marbacher das, was sie auch vorgeben zu sein: Eine ordentliche Old-School-Thrash-Band mit typisch-treibendem Riffing, einer aggressiven, aber nicht herausgekrächzten oder gegrunzten Stimme. Dass die Band bereits seit 1992 besteht, hört man ihnen auch wirklich an, jeder einzelne Musiker wirkt kompetent, alle zusammen sehr kompakt. Die Bandhymne "Cockroach" beginnt sogar mit leichten Punk-Anleihen, insgesamt aber überwiegt trotz einiger Up-Tempo-Teile der gehobene mittlere Bereich. Eben, wie Phil Rinds Sacred Reich. Den Thrash-Segen für Nostalgiker verdient COCKROACH allemal, Fans neumodischer Hüpf- und Hopf-Klänge wird’s nicht sonderlich interessieren, auch wenn satte 72 Minuten Spielzeit zusätzlichen Kaufanreiz schafft. Sei’s drum, darauf zum Rausschmiss einen coolen "Tekilla". Prost!
Uups, mein Herz, Death? Klingt ja wie weiland "Symbolic" nur soundmäßig dünner. Aber egal, es ist doch erstaunlich, welche Perlen sich immer wieder im Untergrund finden lassen. Die Gitarrenarbeit funzt ohne Ende, mords-technisch und doch geht’s absolut ins Ohr. Und zum "Krächz"-Gesang von Herrn Stefan Berg, der mich live ein wenig verwirrte (hat ich wohl nen schlechten Tag): Auf der CD rockt’s und erinnert in den besten Momenten an Meister Petrozza von Kreator. Überhaupt geht der angefrickelte Death Metal der Hamburger in die thrashige Richtung und gewinnt damit enorm an Charisma. Interessante Tempi-Wechsel sorgen immer wieder für neue Gesichtspunkte dieser wirklich gelungenen Scheibe. Mit "Rip Off" kommt dann für den, der’s grindiger mag, ein 23-Sekunden-Epos, der ein wenig an Mortician erinnert und anschließend ein weiterer gegrunzter Song ("John Doe"). Alles in allem gibt’s hier alles, was das Death- und Thrash-Metaller-Herz erfreut. Wenn nur der Sound etwas fetter wäre. Gebt den Jungs ´nen Vertrag … Zusammenfassend wirkt "Delusion" nicht wie ein beliebig gemixtes Getränk, das blind macht, sondern eher wie eine gesuchte Medizin gegen Langeweile in der Musik - eben was für’s (Metaller)-Herz.