"Im Kleidungsstück der Lust” heißt die Scheibe der Perversen. Tja, was soll uns das sagen? Auch egal, die Jungs aus der slowakischen Tatra trümmern frei von der Seele los und bewegen sich da auf teils auf verschlungenen Ami-Pfaden, knüppeln aber bisweilen auch mal etwas gradliniger drauflos. In erster Linie aber geht’s kreuz und quer, mit scheinbarer Wonne und voller Enthusiasmus. Bei "Carnivorous Visions" gibt’s dann auch mal ein Horror-Intro, geht aber schnell wieder über ins übliche Geknister. Der Sound ist allerdings gerade mal knapp über Demo-Stadium, vor allem die Drums klingen doch außerordentlich hohl. Und das Bass-Gezupfe ist arg gewöhnungsbedürftig, allzu oft drängt der Viersaiter unpassend in den Vordergrund ("Insane Angelic Suffering"). Also: Roh und frisch, aber auch noch nicht ganz abgehangen klingt das Ganze. Mir persönlich machen die Perversen am meisten Spaß, wenn’s schnell geht. Für Death-Metal-Maniacs, die Vader und die osteuropäische Posse mögen, ist PERVERSITY bestimmt ein leckerer Appetithappen. Und für Sammler sicherlich erst recht, könnte sein, dass sich Slowaken nicht nur im Eishockey an der Spitze tummeln.
Was will denn der Info-Zettel von mir? Power-Metal? Hä? Taub oder wa? Also: Die Vergleiche mit alten Machine Head oder Pantera in ihrer Neuzeit mag ich ja noch nachvollziehen. Letztlich aber ist das hier ein - fast - lupenreines Thrash-Album mit einer ordentlichen Prise "Bay Area". Die Band ist aus den Trümmern der legendären Crossfire entstanden und vielleicht ist es besser, dem Kind einen anderen Namen zu geben, wenn es sich um andere Musik handelt - wie es eben Killer nicht gemacht haben. Erfreulich die anständige Stimme des Herren Frank DV, der den eigentlich ein wenig hausbackenen Songs - die übrigens in den verschiedensten Tempi gehalten sind - eine gewisse eigenständige Note verleiht. Weniger toll hingegen klingt das doch etwas dünne Schlagzeug, das den ansonsten ordentlichen Sound ein wenig runterzieht. Das Album ist ansprechend, für alte Bay-Area-Fans vielleicht sogar ein Muss. Auf jeden Fall haben NATIVE INSTINCT die Stallmeisterschaft gegen Killer sicher gewonnen.
Mausoleum war/ ist das kultige belgische Label, das in den Achtzigern neben Killer oder Ostrogoth auch die erste Warlock rausbrachte und auch so dolle Sachen wie Living Death pushte. Ich kann mich auf jeden Fall noch gut an "Wall Of Sound" und "Shock Waves" erinnern, die ich immer dann hörte, wenn ich die echten Motörhead ein paar Mal durchgenudelt hatte. Tja. Sänger und Gitarrist Shorty war so was wie die Pommes-Ausgabe von Meister Kilmister. Aber die Zeiten ändern sich und Shorty van Camp hat zwischendurch Blues gemacht und seinen wertvollen Mitstreiter "Fat Leo" verloren. Und mit dem wiederum scheint auch das druckvolle Motörhead-Feeling verflogen zu sein. So machen die Belgier jetzt ganz ordentlichen Heavy-Power-Metal, der zwar nicht nervt, aber auch nicht besonders antörnt. Oftmals grausam-billige Keyboards (wie beim Opener "Broken Silence"), ägyptische Klänge ("In The Land Of The Pharaoh"), Hammerfall-Chöre ("A Matter Of Time") oder Gary-Moore-inspirierte Songs wie "The Answer" oder "The Run Of The Chupacabra” sind zwar handwerklich okay, aber dafür auch nicht besonders inspiriert. Und die Texte, na ja, sie als Klischee zu bezeichnen, wäre wohl noch zurückhaltend kritisiert. Kostprobe gefällig? Dann lest dies: "Dancing with the devil - you got a one way ticket to hell” Oh ja. Vielleicht hätte Mausoleum KILLER nicht unbedingt die Rückfahrkarte aus dem Ruhestand bezahlen sollen. Wieder eine Legende weniger, schade. Hauptsache live auf dem Headbangers Open Air enttäuschen sie nicht genauso.
Ville Viljanen heißt der Sänger, kommt natürlich aus Finnland und allein der Name lässt Böses ahnen. Nun bewegen sich die Jungs, obwohl´s der Name "Der Tod ist das Prinzip" vermuten ließe, nicht in der Rotwein-Ecke, sondern im Fahrwasser der Kinder vom See. Allerdings haben sie den - meiner Ansicht nach ziemlich gehypten - Bodoms sogar etwas voraus. MPE benutzen zwar auch das Keyboard, nur schaffen es die Herren, das Tasteninstrument in ihre Songs so integrieren, dass sturen Keyboard-Hassern nicht gleich die Bierpulle ausser Hand fällt. Und die Finnen bleiben immer und jederzeit - bei aller Schönheit der Melodien - hart wie Todesstahl. Schon der Opener "Another Creation" fängt die Hörer innerhalb von Sekunden mit seinen phantastischen Melodiebögen. Und "The Lust Called Knowledge" hat es geschafft, dass ich einen Song mit wirklich prägnanten Keys schätze. Dieser Songtitel ist Programm. Denn MORS PRINCIPIUM EST wissen, wie sie gute Songs schreibt. Und den Hörern so Lust verschafft. Geil.
Noch mehr Japaner. Sechs Jahre waren sie krank, jetzt spielen sie wieder, Satan sei Dank. Dies hier ist soviel Dismember wie es mehr Dismember nicht mehr geht. Killer. Die Jungs machen Dampf, die Jungs haben geile Melodien, tolle Soli und eine amtlich-gurgelige Stimme - vor allem aber hamse trotz leichter Abkupfer-Verdachtsmomente auch witzige Ideen. So gniegelt das flinke Todesgeschwader bei "The Avenger Full of Vengeance On God" (das übrigens zusammen mit dem folgenden Song "A Knight Appears From The Lake Of Blood" den Bandwurm der Metal-Titel-Bewertungs-Jury verliehen bekommt) sogar geigen-artige Töne mitten ins Death-Metal-Inferno. Die Songs rocken sich flott in die Gehörgänge eines jeden altschuligen Tod-Metall-Hörers. Und vor allem rollen sie nicht davon. Wie es heute bei Dismember zu befürchten ist und bei Entombed geschehen. Ich sag’s ja immer: Prima Death Metal muss nich unbedingt aus dem Land der "drei Kronen" kommen. Darf auch mal Japan sein.
Völlig an mir vorbeigegangen sind diese kleinen Grunzgesichter aus dem Land der aufgehenden Sonne. "Divination" ist schon die vierte volle Scheibe der Japsen. 14 Mal gibbet auffe Omme, alte Scheiße. Also, um genau zu sein, sind zwölf Songs drauf, ein Bass-Solo "Floating Sediment" und ein "stimmliches Experiment" namens "Eciov Erazzib". Tja, und was passt besser zu einem CD-Rundling als das Wort abgedreht. Zu hören ist also kompliziertester Death Metal, der phasenweise mal am Grindcore vorbeischrammt. Auffällig sind die wirklich schweinischen Gitarren-Soli und die mega-vertrackten Bass-Linien. Mir persönlich raubt das Geknirze der Saiteninstrumente nach einiger Zeit den Nerv. Manchmal bewegen sich die Asiaten mal schnellen Fußes vorwärts, dann gefällt es mir am besten. Meistens aber proggen sie durch die Tod-Metal-Zone wie Fates Warning durch das Rock-Gepoppe. Also: Von bretthartem Blast-Beat bis hin zum amerikanischen Technik-Death-Metal wird hier so einiges geboten. Nur geht’s mit am Stück auf den Zeiger. Nile-listen und Verehrer ähnlicher Bands kommen aber sicherlich auf ihre Kosten.