Eigenartig. Beim ersten Hören hat mich der Titeltrack der Maxi schon ein bisschen vom Hocker gerissen. Beim zweiten mal nicht mehr so sehr. Die abnehmende Faszination, die die Musik der Düsseldorfer auf mich ausübt, kann ich nicht recht erklären. Denn was sie aus ihren Instrumenten locken passt schon wie die Faust aufs Auge. Eine einerseits sehr solide Arbeit an den Instrumenten, di beim zweiten Track noch klarer grade bei den Gitarren ans Licht tritt und eine zeitgemäße Musik auf der anderen Seite. Mit New Metal Vocals kokettierender Crossover, der das Rad nicht neu erfinden, beim ersten Eindruck auch keine Fehler macht und Fettnäpfe gekonnt umschifft, dem aber auch der letzte Kick fehlt um auf Anhieb zu zünden. Und da diese Musikrichtung nicht fürs Kaminfeuer geschaffen ist, ist sie ohne diese Eigenschaft leider nur in Maßen zu gebrauchen. Die beiden Remixe geben ein noch kontroverseres Bild ab. Der "intergalactic space remixx" ist ein Song der nur auf einer Maxi überleben kann, die spacigen aber nicht originellen Sounds sind mehr Lückenbüßer als Rock, der entsprechende "club remixx" ist genau selbiges und forciert die Tanzbarkeit noch etwas durch straightere Beats. Dennoch eine halbgare Sache, das Album abwarten!
Dieses Jahr werden die Anhänger von geradlinigem, direktem Power Metal ja wirklich verwöhnt. Zuerst das geile zweite Album von Rawhead Rexx, dann die Abrißbirne von Cage und nun das dritte Album der Underground-Abräumer Twisted Tower Dire. Um das Fazit gleich vorwegzunehmen: es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche zuerst? Natürlich die schlechte: das Album wurde von niemand Geringerem als Piet Sielk produziert und hat dementsprechend einen starken europäischen Einschlag, was auf keinen Fall heißen soll, daß der Hamburger und Eiserne Retter ein schlechter Produzent ist. Viele Fans erwarten aber eine rein US-metallische Produktion und die ist hier nur sehr bedingt gegeben; der Sound orientiert sich in etwa an den anderen Sielk-Zöglingen Paragon. Rein objektiv gesehen ist die Produktion aber ein echter Knaller und veredelt, womit wir zur guten Nachricht kommen, die zehn Songs, die allesamt grandios geraten sind. Zwar ist "Crest Of The Martyrs" kein Meilenstein des Heavy Metal geworden, aber eine Scheibe, die den stahlbeherzten Fan des wahren Metalls aber rundum glücklich machen sollte. Und nochwas: diese Band klingt nicht, wie oft behauptet, nach Hammerfall und Tony Taylor singt mit Sicherheit nicht wie Joacim Cans. Ich weiß nicht, wer da immer drauf kommt; lediglich Textfragmente lassen Parallelen mit den Schweden zu, sonst gar nix. Wer das nicht glauben will, soll sich gefälligst geile Hymnen wie den Opener "At Night" (bei dem ich vor meinem geistigen Auge immer ´ne Kutte mit Schwert ohne Körper drin hinter ´nem kleinen Kerl mit Haaren an den Quanten herrennen sehe), "Axes & Honor", "Infinitum" oder "Guardian Bloodline" (Kracher!) reinpfeifen und upshutten (geiles Neudeutsch, wa?). Überall auf der Platte gibts mehrstimmige Passagen und Chöre, die sehr gut ins Bild passen, wobei hier aber nichts künstlich auf Bombast getrimmt wurde. Ich empfehle den Interessierten dringend, sich möglichst die Erstauflage dieses Albums zu besorgen, da dort mit "The Witch’s Eyes 2003" noch ein superber Bonustrack enthalten ist. Auch optisch sticht die CD aus der Veröffentlichungsflut heraus, denn das tolle Cover-Artwork stammt von "Eddies Vater" Derek Riggs. Und darauf steht dick geschrieben: "The Disciple’s Fate is darker than the Martyr’s". Genug jetzt. Ihr seid dran!