Ein alter dicker Mann macht langweilige doofe Musik, muß ja der selbsternannte Spaßvogel abkönnen, wenn man sowas sagt. Das Schlimmste: es stimmt. Zwei Songs (die beiden ersten) der Marke "Beastie Boys meets billig-Gitarre", eine Kiss-"Reminiszenz" ("Get Ready") fallen am schnellsten ins Ohr, sind aber weder lustig noch mucke-mäßig ansprechend. Bei "De Men 0f Stein" soll man wohl an Rammstein denken, nicht zuletzt aufgrund eingespielter Nationalhymenfetzen, sehr witzig, hoho. "Rage Against The Mac Machine" rechnet ab mit eben der angesprochenen Band, "Ass-Ghanistan" warnt die Feinde seines ach so tollen Heimatlandes und "He´s Dead Jim" richtet Trekkies. Acht Songs insgesamt. Es folgen fünf "Radio Edits" bereits vorhandener Songs. Musikalisch bewegt sich der Rotz im üblichen Brei aus Rap, Metal, Hardcore, Crossover, Rock, Nu-Metal und was-weiß-ich-noch. Allerdings scheint Herr Milano bald auch die dritten Gebissreihen zu bekommen (falls er sie noch nicht hat), hahaha. Denn derart zahnlos habe ich die Bulldogge aus New York noch nie gehört. Vielleicht bin ein ein politisch korrektes Arschloch, vielleicht bin ich ein humorloser Sack, aber ich finde M.O.D. nerven. Um es an eine Textzeile des Titelstücks anzulehnen ("Hard core, hard to the Core") - "Hart an der Grenze, hart an der Grenze des guten Geschmacks." Oder ehrlich gesagt: Weit darunter, bä.
So, hier ist es also nun, das langerwartete Doppel-Livealbum der Blinden Gardinen aus Krefeld. Über die Rechtfertigung dieser Veröffentlichung muß man wohl keine großen Worte verlieren, da das letzte (und erste) Livealbum der beliebtesten deutschen Metalband mittlerweile nun schon zehn Jahre auf dem Buckel hat. Zuerst als einfache Best-Of geplant, hat man sich dazu entschlossen, alle Stationen der "A Night At The Opera"-Tour mitzuschneiden und daraus einen Set zusammenzustellen, der alle Fans der Band zufriedenstellen sollte. Und das ist den Jungs mehr als gelungen, denn enthalten sind zahlreiche Höhepunkte aus allen Schaffensperioden der Band, wobei der "Löwenanteil" der Songs aus den letzten drei Alben "Imaginations FromThe Other Side", "Nightfall In Middle-Earth" und "A Night At The Opera" stammt. Natürlich wird der eine oder andere Fan einen Favoriten vermissen (ich persönlich z. B. "The Last Candle" oder "Somewhere Far Beyond"), aber der Großteil der Supporter dürfte hier echt nix zum Meckern finden. Ein Schwachpunkt der Scheibe ist, und damit bestätigt sich meine Meinung über die Livequalitäten der Band, daß man zwar das (durchweg tolle) Publikum in eiserner Hand hält, aber einfach nicht richtig "abrockt". Oftmals weicht das Spontane einer verwaschenden Technikbetonung, die den durchweg tollen Songs etwas die Power nimmt und sie lieblos klingen läßt, was wirklich schade ist. Sicher liegt das auch daran, daß man (bzw. Produzent Charlie Bauerfeind) hier, entgegen meiner ersten Befürchtungen, nicht allzu viel nachbearbeitet hat. Damit komme ich zu Punkt zwei der Kritik und die richtet sich, was mir echt Leid tut, gegen Hansi Kürschs Gesang. Der Mann singt seit Ewigkeiten, als hätte er einen Tennisball im Mund, der ihn klingen läßt wie Kermit in der Badewanne. Witzig jedoch sind seine Ansagen, bei denen er sich mal bei Mailand oder mal bei Frankfurt bedankt. Ein absolutes Highlight der Scheibe ist aber das superbe Coverartwork von Andreas Marschall, das einige bekannte Gestalten zeigt... Mein Fazit lautet demnach, daß hier das maximal Mögliche aus Blind Guardian’s Liveperformance geholt wurde und die Band so zeigt, wie sie auf der Bühne vor einem steht, nicht mehr und nicht weniger. Daß es vielleicht bessere Livebands im Metalbereich gibt, lasse ich jedem selbst zur Entscheidung offen. Objektiv betrachtet ist das Ding wirklich sehr gut.