Man ist ja so einiges gewohnt. Es passiert nicht mehr allzu oft, doch LUMSK liefern mit "Troll" eines dieser Alben ab, dass auch nach mehrmaligem Hören primär Stirnrunzeln erzeugt. Sehr viele Halbtöne und nordische Romantik schaffen es zwar durchaus zauberhafte Momente zu kreieren, mit gleicher Leichtigkeit wandeln die sieben Musiker auf dem Grat an dessen Seiten die Verwirrung und Nervenbelastung steil abfallen. LUMSK bringen im Gegensatz zu vielen anderen Folkbands eine gewisse Introvertiertheit ins Spiel, die sich nicht permanent in der Lust entlädt ums Lagerfeuer zu tanzen. Teils sehr hoher weiblicher Gesang trifft auf männlichen Bass, die norwegische Sprache wirkt mystisch, die Kombination aus alledem exotisch aber auch wenig Eingängig. Dramatisch schluchzende Geigen werden bei "Asgardsreia" mit düster schleppenden Gitarren gemischt und stehen in Kontrast zu vollkommen zerbrechlichen Tracks wie dem finalen "Byttingen". LUMSK fangen ganz großartig Stimmungen ein und setzen diese musikalisch anspruchsvoll um. Wie das aber bei so etwas fast immer ist: Nur ein kleiner Kreis wird sich an den wenig metallischen und auch wenig konsensfolkischen Klängen erfreuen. Für ruhige Norwegenträume aber durchaus geeignet.
Minnesota ist die Heimat von UNDER EDEN - ob der Band dort viel Erfolg beschieden ist, weiß ich nicht, aber im verwöhnten Land der Dichter und Denker dürfte es mit einer Platte wie "The Savage Circle” schwer fallen, Fuss zu fassen. Irgendwo im Gebiet zwischen melodischem Death Metal, altem Thrash und etwas Klischeemetal Marke IRON MAIDEN treiben sich UNDER EDEN und versuchen aus den Zutaten eine vernünftige Platte zu zimmern. Das scheitert ziemlich schnell, allein der dünne und eintönige Gesang ist Grund genug, die Platte nicht zu kaufen. Selbst wenn man sich an klarem Gesang und mehrstimmigen Vocals versucht, klappt das nicht und klingt dilettantisch-peinlich. "Behind Blind Eyes" heißt das Machwerk, in dem sich UNDER EDEN daran versucht haben. Die Gitarren holpern währenddessen vor sich hin und wärmen tausend Mal gehörte Melodien wieder auf, während der Drummer sich im uffta-uffta ergeht. Das ist unterstes Niveau, einfach schlecht und belanglos. Mir ist schleierhaft, wie eine so unausgegorene Band einen Plattenvertrag bekommen konnte.
Pop-Punk. Nicht wirklich mein Ding. Zu glatt, zu schön und eigentlich völlig un-punkig. Doch die vier Italiener von den STINKING POLECATS gehen auf ihrem dritten Album "Broken" so unbekümmert und charmant zu Werke, dass sie fast gegen den eigenen Willen großen Spaß machen. Hier schrebbeln die Gitarren wenigstens noch dreckig und die Töne stimmen auch nicht immer 100%ig und zwischendurch schleicht sich immer mal wieder eine ordentliche Portion Garagen-Rock ein. Dazu reiht sich mit Songs wie "Maybe Tomorrow", "All Angels Are" oder "Lonely Boy" auch noch Ohrwurm an Ohrwurm. Vieles hat zwar irgendwie auch Pop-Appeal, ist aber viel authentischer und rauer und kein Stück durchgestylt wie die meisten der amerikanischen Vorbilder dieses Genres. Von dieser Sorte könnte es ruhig mehr Bands geben!
Dass VELCRA nicht die Musik machen, die man als Konsensmucke bezeichnen kann wissen sie wohl selber. Die Finnen beginnen auf ihrem "Between Force And Fate" aber noch recht brav mit dem lärmenden "War Is Peace". Klare Statements, eine leicht trashig wütende Frauenstimme würde zusammen mit den bratenden Riffs und leichter Hardcore-Attitüde - das ist durchaus der Stoff den viele Bands am Start haben. Nach knappen 210 Sekunden ist dann aber Schluss mit vorhersehbarer Rockigkeit, "Water Is Getting High" wird die Hörerschar sortieren: Hochgradig schräge Backingvocals und dissonante Keyboards bringen elektronische Elemente in die Musik - weit weg jedoch von gängigen New Metal Phrasen und nur ganz selten so poppig dass den Ohren geschmeichelt wird. Das Spiel aus straighten Parts und der Liebe zu Halbtonarrangements, bombastischen Keyboard- und Samplepassagen oder krachigen Rhythmen hat es in sich. Die Schwerpunkte liegen wild verteilt, so zieht "Hotel Alcatraz" einen grossteil seines musikalischen Inhalts aus elektronischen Sounds, "The Bong Song" überrascht mit höchstmelodischem Gesang gefolgt von noisigen Industrialbeats und "Our Will Against Their Will" oder "Corruption" grooven sich verdammt smooth bis in die Zehenspitzen. VELCRA sind manchmal etwas anstrengend und ihnen fehlen die Übersongs, "Between Force And Fate" bringt aber guten harten Crossover aus dem Norden - Fette Riffs, lesenswerte Texte und genug schräge Parts um verwöhnte Ohren durchzupusten!
Herr Fafara hat seine Hausaufgaben gemacht. Und er hat sie gut gemacht! War das selbstbetitelte Debut zwar durchaus teilweise verdammt lecker zu genießen, konnt die Gesamtheit nicht recht überzeugen. Denn "I Could Care Less" als megaeingängiger Rocker des Debuts wird von zig Songs auf "The Fury Of Our Makers´ Hand” getoppt. Das neue Album wirkt eindeutig flüssiger, die Songs kompromissloser und insbesondere so massiv, dass keine Zweifel aufkommen, das Fafara und Konsorten auch nur einen Ton anders haben wollten als er denn letztendlich auf dem druckvoll produzierten Silberling zu hören ist. Der Opener "End Of The Line" setzt bereits alle Segel: Coole Melodie, unglaublich fette Gitarren, wütender Metalcore und doch dermaßen viel Lässigkeit dass einem förmlich die Fluppe aus dem Mundwinkel fällt. DEVILDRIVER haben ein Fundament das niemals wackelt, einen Drummer der jedes Break aus dem Ärmel schüttelt als wäre nichts leichter als das. Einen Bassisten, der seinen Job so souverän macht, dass DEVILDRIVER nach außen wirken, als wären sie eine musikalisch unerschütterliche Festung. Und wären nicht die vielen genialen Gitarrenmelodien, die etwa "Hold Back The Day" zwischen manifest treibenden Riffs zu einer fast süßlichen Eingängigkeit bringen, wäre "The Fury Of Our Makers´ Hand” nur ein Album unter vielen. So aber sind Songs wie der Titeltrack oder das flott holpernde "Bear Witness Unto" Sahnestücke aus Neo Thrash und Metalcore mit genug Abwechslung um den Vorgänger lässig zu toppen und mehr als eindrucksvoll DEVILDRIVER ins Gespräch zu bringen.