Oh weia! Die Legionen der skandinavischen Melodic Deather marschieren wieder! Als "im Stil von SOILWORK" wird "The Masquerade", das Debüt der aus Mitgliedern von GREEN CARNATION, TRAIL OF TEARS, CARPATHIAN FOREST und DISMAL EUPHONY bestehenden Band, im Info angekündigt und lässt schon schlimmstes Trittbrettfahren vermuten. Doch denkste! Die Jungs ziehen sich beachtlich aus der Affäre und wissen vor Allem durch Abwechselung zu begeistern. Natürlich gibt es Riffs der IN FLAMES / SOILWORK - Schule, natürlich kreischt einer (Svenn Aksel Henriksen) und natürlich hält einer clean dagegen, wenn auch hier und da leicht verzerrt (Kjetil Nordhus). Aber auch bewährte Hausmannskost kann gut schmecken, wenn sie gut gekocht ist. Zwischen die eingängigen Kracher der Marke "Harvester" (cool!), "And Then There Was None", "Project Saviour" oder "Tapping The Vein" hat man ein paar ausgefallenere Stücke wie "Crucifixion" (halbballadesker, atmosphärischer Stampfer) oder das fast schon powermetallische "Winter Princess" (das Intro ist bei MONSTER MAGNET´s "Negasonic Teenage Warhead" geklaut!) gemischt, die für weitere positive Überraschungen neben den durchgehend hochwertigen "normalen" Songs sorgen. Ein rundum gelungenes Debüt, das vor Allem durch sehr gutes, wenn auch nicht überragendes Songwriting überzeugt. Aber sollten sich die Kettensammler mit ihrem nächsten Output noch ein wenig steigern, dann könnte ohne Probleme der "Tipp" winken. Sahne!
Trotz dreier Vorgängeralben sind die Briten AKERCOCKE bisher nur einer kleinen Randgruppe bekannt, die die Band für ihre experimentelle und sehr interessante Mischung aus purem Death Metal - Gebolze und progressiven, teilweise sogar alternativen Rock - Sounds seit Jahren verehrt. Mit ihrem neuesten Streich "Words That Go Unspoken, Deeds That Go Undone" (heißer Anwärter auf den Albumtitel des Jahres!) dürften die Jungs jedoch bald in aller Munde sein! AKERCOCKE haben das Zeug dazu, selbst die Szenereferenz OPETH zu entthronen, denn bei den Briten geht alles noch eine Spur weltoffener zu. Primitivstes Gehacke inklusive Kotz - Gegrowle wechselt sich mit melodischem, teilweise schon softem Rock und zerbrechlichem, melancholischem Gesang ab. Das klingt entfernt nach den Armeen der mittlerweile ausgelutschten Melodic Deather aus der IN FLAMES / SOILWORK - Schule, hat damit jedoch rein gar nix am Hut. AKERCOCKE sind unberechenbar, agieren dabei aber stets nachvollziehbar und songdienlich. Und obwohl die Musik als Ganzes nicht schwer zu konsumieren ist (hochtechnisch geht es hier nicht zu, sondern eher eingängig), braucht man sehr lange, bis sich einem die totale Qualität dieses Albums offenbart. So viele Details, Wendungen und eine derart tief unter die Haut gehende Atmosphäre sind gleich drei Wünsche auf einmal. Und sie werden erfüllt! Heraus stechende Höhepunkte findet man nicht, da sich das gesamte Werk auf einem durchgehenden Pegelhöchststand befindet und man es konsequenterweise am Stück hören sollte. Wer sich trotzdem eine pauschale Stichprobe gönnen möchte, dem seien einfach mal der Opener "Verdelet", das superbe "Shelter From The Sand" oder der überragende, zweiteilige Titelsong nahe gelegt. So eine genial - verrückte und dabei saugeile Platte habe ich selten gehört und es sollte mich wundern, wenn diese Wahnsinnsband damit nicht Einiges reißen wird! Ein Highlight des Jahres und ganz, ganz, ganz groß!!!
CREOZOTH heißt die neue Band der beiden CANDLEMASS - Mitglieder Lars Johansson (Gitarre) und Jan Lindh (Drums), die von Sänger Michael Storck ( X - PLODE, Yngwie Malmsteen) und Bassist Torbjörn Moen (OZ, REDFUN) komplettiert wird und sogar schon seit zwei Jahren in diesem Line - Up existiert. Das Quartett konzentriert sich auf doomig angehauchten Powerrock, der allerdings nicht viel mit der Hauptband der beiden oben genannten Herren zu tun hat. CREOZOTH (der Name ist fiktiv, bezeichnet aber unter Anderem eine Figur der britischen Komiker "Monty Python") setzen weniger auf epische Düsternis, denn auf erdige Stoner - Grooves, die zum Großteil recht zügig ("schnell" wäre hier etwas übertrieben) dargeboten werden. Anfänglich klingt das Album trotz des gut vertretenen Dampfes in den Kesseln etwas langatmig und dröge, wächst aber mit jedem Hördurchlauf und offenbart einige echte kleine Hits wie den großartigen Stampfer "Forsaken", das treibende "Minute U Die", das fast schon powermetallische "State Of Shock" oder das schleichend - fiese "You Don´t Know". Die dick aufgetragenen Riffs wurden auch soundtechnisch gut in Szene gesetzt und darum sollten sich Doom, - und Stoner - Fans dieses wahrlich gelungene Teil ruhig einmal zu Gemüte führen. Eine echte Alternative zu CANDLEMASS sind CREOZOTH (auch qualitativ) aber nicht. Trotzdem ein Einstand mit Prädikat "Daumen hoch"!
Die 1996 gegründete Siegburger Thrash Metal Combo PERZONAL WAR legen nach dem letztjährigen Überhammer "Faces" mit "When Times Turn Red" ein weiteres klasse Album vor und festigen so zweifelsfrei ihren Ruf in Sachen melodischem Thrash - neuerdings allerdings mit verstärkter Power Metal Schlagseite versehen. Die mit "Faces" begonnene Entwicklung eines eigenen musikalischen Charakters wird recht konsequent fortgesetzt. Die Vergleiche mit Hammett, Hetfield, Newsted und Ulrich mit denen sich PERZONAL WAR anfangs ihrer Karriere rumschlagen mussten hinken nun zusehends. "When Times Turn Red" weist einen gehörigen Grad an Eigenständigkeit auf und glänzt durch fette Riffs und einem Mathias "Metti" Zimmer in Hochform am Mikro. Jederzeit eingängig, meist hart und oft auch noch schnell bohren sich die 12 Tracks in die Gehirnwindungen. Laut und aggressiv (die knallrote Farbe des Covers gibt hier auch farblich die Richtung vor) kommt bereits der Titeltrack "When Times Turn Red" aus den Boxen und auch "My Conspiracy" haut recht heftig, und leicht progressiv auf die zwölf. "In Flames" lässt seinen Refrain im Kopf kreisen und das Midtempo-Stück "Frozen Images" tendiert dann schon recht deutlich in powermetallischen Gefilden - und mit "5 More Days hat man einen echten Stampfer vor dem Herrn abgeliefert. Obwohl nicht ganz das "Faces"-Niveau ereichend, ist PERZONAL WAR mit "When Times Turn Red” immer noch ein mehr als überdurchschnittliches Album gelungen.
Angeblich haben DEEP INSIGHT schon mehr als 300 Shows auf dem Buckel, auch wenn ihre eigene Website dem widerspricht. Fakt ist, dass die Finnen ihre ungemein erfolgreichen Landsmänner THE RASMUS auf ihrer letzten Tour begleitet haben und da sicher ziemlich gut ankamen. Denn genau wie die Band um den Sänger mit der obskuren Frisur haben auch DEEP INSIGHT ein Händchen für eingängige und emotionale Rocksongs, die echten Rockern Marke Lutz Vegas zweifellos zu soft sind, die THE RASMUS-Zielgruppe aber voll treffen. DEEP INSIGHT verstehen es, immer zum richtigen Zeitpunt auf die Tränendrüse zu drücken und selbst eine Halb-Ballade wie "Background Symphony" nicht völlig schmalzig werden zu lassen (dankt den Gitarristen dafür). "Reg Lights, White Lines" zeugt von einigem Können der Finnen, die mit genug Werbung auch außerhalb des kalten Nordens ihren Weg machen dürften.
Bereits mit dem vor zwei Jahren erschienenen "Rainbowride” haben KAPTAIN SUN eine deutliche Durftmarke in der verwaisten Death’n’Roll-Landschaft hinterlassen. Als der große Einfluss GOREFEST dieses Jahr in Wacken den internationalen Metalzirkus erneut betrat und kläglich scheitere, war endgültig klar, dass neue Bands her mussten. KAPTAIN SUN bewiesen ein gutes Gespür für Timing und veröffentlichen nur kurz nach dem GOREFEST-Comback-Versuch ihr neues Album "Blood, Rock’n’Roll & Black Angels" - und zeigen den alten Holländern, wie ehrlicher Death’n’Roll 2005 zu klingen hat! Die Schweden rocken sich dermaßen den Arsch ab, dass jeder Song puren Rock’n’Roll-Spirit versprüht und man den Schweiß förmlich riechen kann. KAPTAIN SUN klingen unverbraucht, enthusiastisch und bringen eine Riesenportion Rock mit. Songs wie das treibende "Self Destruction" oder der groovige Stampfer "Evil Demons" (klingt stark nach alten LAKE OF TEARS) sind perfekte Beispiele für Death’n’Rol,wie ENTOMBED ihn noch nie konnten und GOREFEST nicht mehr können. Nach dem Dahinscheiden der coolen CRACK UP und dem Wandel von LAKE OF TEARS sind KAPTAIN SUN für mich die Band, die die Fahne des Death’n’Roll hochhält!
Nach seinem Rausschmiß bei THE HAUNTED hat Marco Aro letztes Jahr seine alte Combo FACE DOWN von den Toten auferstehen lassen und ein sehr cooles Demo eingespielt, mit dem FACE DOWN auch prompt bei Black Lodge landen konnten. Kurz drauf ging die Band ins Studio, um "The Will To Power" einzuprügeln. Wie nicht anders zu erwarten enthält das Endresultat zehn Death/ Thrash-Songs, die ihre Verwandschaft mit THE HAUNTED nicht verhehlen können und in die gleiche Kerbe wie die erfolgreichen Schweden schlagen. HATESPHERE und DEW-SCENTED seien hier als weitere Vergleiche genannt. FACE DOWN leben natürlich sehr von Marcos herausragender Stimme, aber auch die Gitarrenarbeit kann sich hören lassen und hat z.B. bei "Blood Tiles" einige sehr coole Passagen gezaubert. Zusammen mit dem ähnlich eingängigen "Heretic" sicherlich der beste Song der Platte. Das Problem an "The Will To Power" ist die Tatsache, dass sie ein paar Jahre zu spät kommt. Bei ihrer Auflösung waren FACE DOWN Trendbereiter und hatten zwei richtungsweisende Alben veröffentlicht, auf welche die oben genannten Bands aufgebaut haben. Heuer klingen FACE DOWN wie ein Plagiat der erfolgreichen, etablierten Verwandtschaft und werden damit schwer zu kämpfen haben. Dazu kommt, dass sich auf dem Album ein paar schwache Songs befinden, so dass FACE DOWN nicht ganz an die Qualität der letzten Scheiben von THE HAUNTED, DEW-SCENTED oder HATESPHERE rankommen, ergo gehobenes Mittelmaß sind.
Lutz Vegas, seines Zeichens Sänger der V8 Wankers, hat für Punk’n Drunk Records den zweiten Teil des "Punk’n’Roll A Licious"-Samplers zusammengestellt und bewiesen, dass er sich zum einen in der Welt des Punkrocks auskennt und zum anderen ein Händchen für gute Songs hat. Denn was er auf den Silberling gebracht hat, sind fast ausnahmslos erstklassige Rocksongs, sei es von bekannten Bands wie ADAM WEST, MAD SIN, ELECTRIC EEL SHOCk oder (noch) Geheimtips wie BAD MACHINE. Dazu hat der gute Lutz zu jeder Band einen Eintrag in das 16-seitige Booklet geschrieben, die auf symphatische Weise alles Wissenswerte zu jeder Band rüberbringen. Beim Kauf ds Samplers bekommt man eine Menge Punkrock fürs Geld und einen guten Überblick über die momentane Szene, damit ist der Silberling ideal für Einsteiger in die Welt schneller Autos, lauter Gitarren und schöner Frauen.