Eine reichlich abgefahrene Platte haben die Chemnitzer VOLT da Anfang des Jahres eingespielt. In einen erdigen Rocksound verpackt paaren sich Stoner Rock und Noise zu einer Platte, die sehr eigenwillig, sehr rockig und sehr cool ist. In jedem Song wechseln sich intensive, unter die Haut gehende Psycho-Passagen mit straight nach vorne rockenden Passagen ab und verschmelzen dabei zu einer Einheit, die man so nicht für möglich gehalten hat. Bestes Beispiel dafür ist das kongeniale "Hospital In Wales", das mit dreineinhalb Minuten nur viel zu kurz ausgefallen ist. Zu kurz ist die Scheibe sowieso, ich hätte mir mehr ausufernde Instrumentalpassagen gewünscht, in denen die Band einfach mal so vor sich hinrockt. Na ja, man kann nicht alles haben. So bleibt "Rörhät" komplakt und dadurch intensiv, wie es nur wenige Scheiben sind. Eine Platte, die weitab vom Mainstream ist (das Label ist kein Zufall), die unter MELVINS-Fans und ähnlichen Noise-Junkies ihre Freunde finden wird.
Vor gut zweieinhalb Jahren erschien mit "Trinity" das letzte Album der aus PSYCHOSIS hervorgegangenen Techno - Metaller aus L.A.. Viel hat sich bei PROTOTYPE indes nicht verändert; noch immer brillieren die Jungs mit hochtechnischem Progressive Metal der HADES / WATCHTOWER - Schiene, und noch immer liegen die Songs schwer im Magen. Eine ganz so große Hitdichte wie ihre göttlichen Kollegen erreichen PROTOTYPE nämlich nach wie vor nicht ganz, doch auch diesmal sind Vince Levalois und Co. meilenweit davon entfernt, ein schwaches Album abzuliefern. "Continuum" weiß durch seine unzähligen, abgefahrenen Saitenhexereien, die verdrehten Songstrukturen und den sehr gefühlvollen Gesang von Chef und Gitarrist Levalois zu gefallen, jedoch sucht man Eingängigkeit besser woanders. Stücke wie "Devotion", "With Vision" , das schnelle "Synthespian", "Seed", das balladeske "Undying" oder das hymnische "Heart Machine" lassen in ihren besten Momenten sogar wieder Erinnerungen an die leider verblichenen DEATH aufkommen, nur eben ohne Death Metal - Faktor. Trotzdem schaffen PROTOTYPE den Brückenschlag zwischen komplexem und mitreißendem Songwriting erneut nur bedingt, so dass "Continuum" bei allen Qualitäten leicht konstruiert und dröge wirkt. Für Techno - Fans aber dennoch ein solider Anspieltipp!
Wow! Nachdem der äußerst coole Doppelschlag "Red Sky" / "Heroes, Saints & Fools" angemessen wieder veröffentlicht wurde, steht nun ein erstklassiges Comeback der englischen Hard Rocker an. Und ich übertreibe nicht, wenn ich schreibe, dass "Vox In Excelso" nahtlos an die göttliche Frühphase (und davon natürlich besonders besagtes "Heroes, Saints & Fools") der Band anknüpft. Das Konzeptalbum, das sich mit der Geschichte der Tempelritter befasst, ist eines der stärksten Hard Rock / Epic Metal - Werke der letzten Zeit geworden, und unter den über 70 Minuten Musik befindet sich kein einziger Füller. Das Line - Up wurde zwar etwas durcheinander gewirbelt, aber besonders die immer noch vorhandene Anwesenheit von Sänger Steve Bettney tröstet über den einen oder anderen Personalwechsel hinweg. Brillante Hymnen wie "Meet Me At Midnight", das göttliche "The Order", "The Power And The Glory", das etwas an MAGNUM erinnernde "Militum Christi", das Epos "Priory Of Zion" oder das alles überragende "Mary" warten mit sehr gefühlvollen Gitarrenharmonien, viel, aber zu keiner Sekunde nervigem Bombast und einer Eingängigkeit auf, die das Album viel kurzweiliger erscheinen lässt, als man vermuten möchte. Mit den eingestreuten Spoken - Word - Parts wirkt "Vox In Excelsio" sogar noch geschlossener und erzeugt umso mehr das Gefühl, hier einer kleinen Rockoper zu lauschen. Natürlich werden sich grundsätzlich härtere Naturen an den oftmals "süßlichen" Melodien stören und auch die Keyboards verdammen, aber darauf kann die Fangemeinde von SARACEN einen dicken Hucken setzen! Würden alle neuen Gehversuche alter Kultbands so aussehen wie "Vox In Excelso", dann würde sicher keine Sau mehr über die vielen Reunions meckern… aber egal. Freunde dieser Musik dürfen sich jedenfalls über ein echtes Genre - Highlight des Jahres freuen!
"Blackout” ist schon seit einiger Zeit erhältlich, hat aber erst vor Kurzem den Weg zu mir gefunden. Die Berliner HC-Veteranen SHORTAGE gehen darauf sehr viel metallischer zu Werke, als es noch beim Vorgänger "Control 1.0" der Fall war. Zwar gibt es noch immer viele Moshparts, aber der Grundtenor ist deutlich Richtung Metal verschoben worden und bringt die Band nahe an HATEBREED oder CATARACT, stellenweise klingt man sogar wie die mächtigen BOLT THROWER ("Right Behind"). Die Scheibe ist dadurch natürlich saubrutal und kommt dank der druckvollen Produktion auch mehr als angemessen aus den Boxen. SHORTAGE haben das Tempo insgesamt erhöht, gleich beim Opener "Gunned Down" wird ordentlich Gas gegeben und die Marschrichtung für die folgende Zeit festgelegt, auch wenn sich immer wieder Moshparts einschleichen. Gleichzeitig legen die Jungs Wert auf Melodie und arten nie in langweiliges Geknüppel aus. "Blackout" ist somit eine ordentlich knallende Metalcore-Scheibe geworden, die Genre-Fans ebenso munden wird wie aufgeschlossenen Totmetallern.
Gerade erst 2005 gegründet, haben diese Finnen bereits einen Deal im Sack und hauen ihr Debüt "Manifesto" auf den Markt. Wenn man sich allerdings genauer umschaut, dann gibt es etliche Demos auf dem Markt, die weit mehr zu bieten haben als dieser Erstling. Man bekommt hier melodischen Death Metal schwedischer Prägung zu hören, der gerade vom Gesang her stark an ARCH ENEMY erinnert. Und obwohl die Nordlichter beileibe keine schlechten Songwriter sind, habe ich hier das Gefühl, dass man mal wieder den letzten Euro aus den Fans heraus pressen will. Denn so lieblos, wie dieses Debüt produziert ist, scheint es sich um einen Schnellschuss zu handeln, der lange nicht die Aufmerksamkeit bekommen hat, die er verdient gehabt hätte. Alles klingt unglaublich dünn; die Keyboards piepen munter vor sich hin, die Gitarren drücken wie ein Trabant 601 im Drehzahlkeller, und der Gesang krächzt merkwürdig heiser im Hintergrund. Wäre "Manifesto" ein Demo einer ambitionierten Underground - Band, würde ich eine eindeutige Empfehlung aussprechen, aber für ein "professionelles" Werk ist die soundtechnische Leistung mangelhaft! Schade, denn prinzipiell können Stücke wie das treibende "Whore", der mit einer einprägsamen Melodie versehene, kleine Hit "Burn In Depth" oder das flotte "Carved In Flesh" durchaus überzeugen. Aber warum das vorhandene Songwriting - Potential nicht angemessen umgesetzt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. So macht man aus einem hörenswerten Album eine wirklich mäßige Angelegenheit und wirft Perlen vor die Säue!
Zweifelsohne gehörte "11 Dreams" - das letzte Studioalbum der Dänen von MERCENARY zu einem der Innovativsten der letzten beiden Jahre. Die Messlatte liegt somit unglaublich hoch und nach der Nachricht vom Ausstieg des langjährigen Bassisten und Co. Sängers Kral, kamen auch erste Zweifel auf, ob Mercenary seinen Weggang einfach so wegstecken können. "The Hours That Remain" heisst nun das neue Werk und nach einem sehr ruhigen Intro böllern auch schon die typischen Gitarren mit eingängiger Melodie daher. Mit Beginn der Strophe wirds dann kurz balladesk und zusammen mit Mikkels cleaner Stimmer spürt man auch gleich erste Anleihen aus der Prog Ecke. Ändert sich jedoch schnell und so wechseln sich bereits im ersten Song "Redefine Me" die cleanen Vocals und leichten Growls ständig ab. Der Refrain klebt sich im Ohr fest und es beruhigt ungemein zu wissen: MERCENARY sind wieder da! Die Abwechslung in die Songs steht im Vordergrund: dominante Death Metal Vocals bei Nummer zwei "Year Of The Plague" oder "Soul Decision" erinnern an manche stellen an den derzeit so beliebten Melodic Death Metal Style wie ihn Bands wie In Flames oder Soilwork fabrizieren. Die andere faszinierende Seite an den Dänen sind die geilen Melodielinien die sich durch das gesamte Album ziehen wobei wir nicht von Kindergarten Schunkelsongs ausgehen sondern von anspruchsvollen Metal Songs mit Wiedererkennungswert. Keiner der Songs wirkt auch nach mehrmaligem Durchlauf in irgendeiner Form langweilig, im Gegenteil. Je öfter ich Songs wie "Lost Reallity" höre, bleiben neue Eindrücke zurück. Der Abschluss des Albums und gleichnamiger Titelsong "The Hours That Remain" haut, gerade durch seine musikalische Finalstimmung in seinen knapp 8 Minuten nochmal rein und bietet das Komplettrepertoire von MERCENERY. Wer bislang nicht auf die Dänen aufmerksam geworden ist und auf Power Metal meets Melodic Death Ansätzen versehen mit einer Prise Prog steht, muss jetzt eigentlich zugreifen. Und als Tipp - kauft euch die "11 Dreams" gleich dazu!
Mit jedem Boom kommen die Heerscharen gesichtsloser Klone und reiten einen Trend zu Tode. Als junge Band muss man sich schon ordentlich anstrengen, um nicht unterzugehen und als billige Kopie zu gelten. DEAD MAN IN RENO sind eine aufstrebende Metalcore-Combo, die dank MySpace (oder euphemistischer: DIY) einen Deal ergattern konnten und jetzt via Plastic Head ihr Debüt an den Mann bringen wollen. Auf dem gibt es nicht viele Überraschungen, wer mit ATREUY, KILLSWITCH ENGAGE und Konsorten was anfangen kann, ist hier richtig aufgehoben. Die Gitarrenarbeit ist exzellent und weit über Genre-Durchschnitt, die Jungs liefern sich stellenweise richtig geile IRON MAIDEN-Duelle und haben auch die üblichen Stakkato-Riffs drauf. Beim Gesang ist dafür noch Platz nach oben, etwas mehr Variabilität und Power schaden da nicht. Die Songs sind gewohnte Kost, können durch die Gitarrenarbeit und einige clean gesungene Parts aber überzeugen, auch wenn sich einige Füller auf dem Album finden. Als Debüt kann sich "Dead Man In Reno" hören lassen. Ob die Band das Abflauen des Metalcore-Booms überlebt, ist eine andere Frage. Potential dafür haben sie allemal.