1993 mit Dan Swanö im legendären Unisound aufgenommen, sollte "Unbound" eigentlich ein Meilenstein im schwedischen Metal sein, hat aber nie die Anerkennung bekommen, die ihm zusteht. MERCILESS ging es ähnlich und so wundert die lange Funkstille bis zum 2002er Album nicht, ebensowenig die dann folgende. Oder die Typen sind einfach faul. Wer weiß? Black Lodge haben sich dessen ungeachtet "Unbound" vorgenommen und bringen es als neu gemasterte Version im schicken Digipack (mit Prägedruck, sehr edel) neu raus. Leider fehlen Liner Notes, was ich bei Re-Releases immer schade finde. Über die acht Songs plus SLAYER-Cover "Crionics" läßt sich indes nur Gutes sagen, da fehlt nix. Pfeilschneller Death/ Thrash, wie er Anfang der Neunziger noch so neu und unverbraucht war. Rogga am Mikro liefert eine exzellente Leistung ab und wird von den melodischen Gitarren mehr als würdig unterstützt. Die Songs sind so brutal wie melodisch, schon der Opener und Titeltrack setzt sich sofrt im Ohr des Hörers fest. Wer die Scheibe noch nicht sein eigen nennt und mit schwedischem Metal auch nur ein bißchen anfangen kann, muss sich "Unbound" zulegen und der Band - wenn auch spät, aber besser spät als nie - die Ehre erweisen!
Die "Duck & Cover"-EP der Nürnberger FROGSTAR BATTLE MACHINE ist das Abgefahrenste, was mir seit Langen untergekommen ist. New Metal, Hardcore, Rock, Jazz und eigentlich alles, was man an Genres finden kann, wird von dem Haufen durch den Mixer gejagt und als Song aufgearbeitet. Dabei verfallen die Jungs nie in hirnloses Gefrickel, sondern schaffen es trotz des irren Stilimixes, nachvollziehbare und sogar groovige Songs zu schreiben. Das Grinsen beim Einspielen der Songs kann man förmlich sehen, genauso wie den irren Blick der Gitarristen, wenn sie sich wieder jazzigen Parts hingeben oder den diabolischen Blick des Sängers, wenn er wie ein Irrer schreit, um dann im nächsten Moment SYSTEM OF A DOWN-mäßig clean zu klingen ("Pink Pills Are Best"). Eigenständigkeit ist eine Tugend, die vielen Bands abgeht. FROGSTAR BATTLE MACHINE ganz sicher nicht. Wer wirklich scheuklappenfrei ist und auf eigenwillige Bands steht, sollte die Samples auf der Homepage der Band anchecken. Entweder bluten die Ohren oder man will die CD. Seit gewarnt…
Barrikaden haben sich während der Fertigstellung des "Party Bullet"-Nachfolger wohl zuhauf vor den fünf Belgiern aufgetürmt, wenn man dem Infoschreiben Glauben schenken darf. Murphys Law in Reinkultur. Das Quintett liess sich aber nicht unterkriegen und spielte tapfer zehn Songs ein, die keine Grenzen oder Barrikaden kennen und sich munter von Emo, Hardcore, Metal, Screamo und Rock bedienen. DEATH BEFORE DISCO haben hörbar Spass daran, den Hörer im Ungewissen darüber zu lassen, was sie als Nächstes machen, wann sie ein Break setzen, ob sie Percussions nutzen. Allein die emotionale Achterbahnfahrt "Barricades Of Rumble" hat von sphärischen Kiffer-Klägen über Emo-Parts zu Screamo-Attacken einiges zu bieten - und bleibt trotzdem im Ohr hängen, was die eigentlich grandiose Leistung der Jungs ist. Komplexe Musik zu schreiben, die gleichzeitig auch eingängig sein kann und den Hörer nicht als chaotischer Noise emfpängt, ist die wahre Kunst. DEATH BEFORE DISCO beherrschen diese und haben sich seit "Party Bullet" noch verbessert. Der Stress bei den Aufnahmen war es wert, wären die zehn Streiche sonst auf ewig vor unseren Ohren verborgen geblieben. Wer mit dem Vorgänger warm wurde, kann hier bedenkenlos zugreifen. Ale anderen sollten vorher reinhören.
Spätestens seit dem Einstieg von Ex - METALLICA - Basser Jason Newsted dürften die kanadischen Wundermetaller VOIVOD ihre Popularität ein wenig ausgebaut haben. Doch das neue Werk "Katorz" steht im Zeichen eines ganz anderen Musikers: Gitarrist Denis "Piggy" D´ Amour starb im vergangenen Herbst an einem langen Krebsleiden, was nicht nur der Band, sondern auch Fans in aller Welt zugesetzt hat, denn immerhin gehörte Piggy zu den prägendsten Saitenhexern der gesamten Szene! "Glücklicherweise" (wenn man es denn so nennen möchte) hatte er noch vor seinem Tod sämtliche Gitarrentracks von "Katorz" und weiteren Stücken auf seinen Laptop gesampelt, was die Veröffentlichung dieses Albums zum jetzigen Zeitpunkt ermöglicht hat. Da die Scheibe eben schon fertig komponiert war, ist sie nicht extra düster oder melancholisch ausgefallen, sondern präsentiert VOIVOD in bekanntem Gewand. Auffällig ist der erhöhte Groove - Anteil, der vermutlich Jason Newsted und dessen Stoner Rock - Verliebtheit zuzuschreiben ist. Auch sind die Songs sind einen Tick weniger komplex und dafür straighter ausgefallen als in der Vergangenheit, wobei die stilistischen Unterschiede zum letzten Album nicht allzu gravieren sind. Etwas zugänglicher ist man geworden, aber die tief knarzenden Gitarren und der einmalige VOIVOD - Grundsound sind unverkennbar, auch wenn man nicht ganz so magisch agiert wird wie beispielsweise auf "Dimension Hätröss", "Nothingface" oder "Phobos". Trotzdem befinden sich mit dem nach vorne peitschenden Opener "The Getaway", der Hymne "Dognation", dem schleppenden Stampfer "Odds & Frauds", dem fixen "Red My Mind", dem fast schon rock´n´rolligen "The X - Stream" und dem treibenden Rausschmeißer "Polaroids" zahlreiche Hämmer auf "Katorz", die jedem VOIVOD - Fan ausgezeichnet schmecken dürften. Dass das Album am Ende kein weiterer Meilenstein geworden ist, darf man wohl den erdrückenden Umständen zuschreiben, von denen sich die Band erst einmal, so gut es geht, erholen muss…
WALLS OF JERICHO braucht man nicht mehr groß vorstellen, die Amis um Frontfrau Candice haben sich mit "All Hail The Dead" und zweijährigem Dauer-Touren zu Recht einen festen Platz in der Hardcore-Gemeinde gesichert. "With Devils Amongst Us All" zeigt die Band den Spagat zwischen Neuerungen und Festhalten an Trademarks schaffen - der Opener "A Trigger Full Of Promises" oder das brachiale "Another Day, Another Idiot" sind WALLS OF JERICHO-Brecher in bester Tradition. Sängerin Candice zeigt ihren männlichen Kollegen was eine Harke ist und brüllt sich derart brutal die Seele aus dem tätowierten Leib, dass so mancher Testosteron-Bulle klammheimlich üben dürfte. Das sie auch mit cleanem Gesang überzeugen kann, war schon bei "There’s No I In Fuck You" zu hören und wird durch die Ballade (!) "No Saving Me" eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Es spricht für die Band, dass der Song keineswegs kitschig ausgefallen ist und auf das Album passt. Genauso wie die progressiveren Songs Marke "I Know Hollywood And You Ain’t It" (mit tollem Refrain) oder "Try.Fail.Repeat" (mit "Death Or Glory"-Riff), alle Songs wirken aus einem Guss. Alten Fans wird es vertraut vorkommen, während Neueinsteiger durch die eingängigen Songs einen leichten Einstieg haben. WALLS OF JERICHO haben sich weiterentwickelt, ohne ihre Trademarks zu verändern, dafür gebührt ihnen Respekt. Ebenso für eine der besten Platten 2006!
Nach den ersten Gehversuchen mit einem Demo und einem selbst produzierten Album (beide 2004) versuchen sich die Rotenburger SNIPER nun an ihrem ersten "richtigen" Album, das zwar auch in Eigenregie entstanden ist, jedoch wesentlich professioneller anmutet als die beiden Vorgänger. Die Jungs um die beiden Gitarristen Rupert Nieger (auch Gesang) und Sergej Tschernow haben mal eben ihr Erspartes zusammengekratzt und sich zu Andy Classen (!!!) ins Studio begeben, der "Seducer Of Human Souls" soundtechnisch den letzten Schliff verpasst hat, echt klasse! Aber auch beim Songwriting haben sich SNIPER enorm weiterentwickelt; bereits beim Opener "The Haunted" wird nicht mit erstklassigen Breaks gegeizt, die dem etwas an eine deathmetallischere Variante von KREATOR erinnernden Sound ein enormes Facettenreichtum aufs Auge drücken. Verschossen wird das Pulver dort aber noch lange nicht, denn mit "Black Fire", dem sogar ins Schwarzmetallische abdriftenden "Liar", den fiesen Stampfern "Perished On The Cross" und "Hypochrist" oder dem völlig aus dem Rahmen fallenden Bonustrack "Last Goodbye" (atmosphärische, sehr emotionale Hymne mit clean - verzerrten Vocals - super!) hat man weiteres, erstklassiges Material am Start, das sich nicht hinter den Ergüssen "großer" Bands verstecken muss! SNIPER könnten in dieser Form echt Einiges reißen, und immerhin wird "Seducer Of Human Souls" nun nicht mehr eigenhändig vertrieben, sondern die Jungs wurden zumindest erstmal für den Vertrieb dieses Albums von Twilight aufgegriffen - was noch einmal untersteichen sollte, dass hier wirklich auf großer Flamme gekocht wird!!!
Eins gleich vorne weg - für mich ist das aktuelle TOTO Album "Falling In Between" ganz klar das beste Werk, das die Mannen um Ausnahmegitarrist Steve Lukather und ihren stimmgewaltigen Sänger Bobby Kimball seit dem überragenden "The Seventh One" (1988) herausgebracht haben. Was ihre neue Plattenfirma jetzt aber geritten hat, diese insgesamt doch ziemlich unspektakuläre 4 Track EP zur aktuellen sehr erfolgreichen Tour zu veröffentlichen ist mir allerdings ziemlich schleierhaft und riecht doch etwas schal nach zusätzlicher Abschöpfstrategie. Da dass erwähnte Album in zahlreichen europäischen Ländern (völlig zu Recht) locker in die TOP 20 eingestiegen ist, soll hier wohl wahrschienlich noch weiter der Rubel mit den Megasellern aus den 80´ern rollen. Eröffnet wird diese EP mit "Bottom Of Your Soul" in einem Radio Edit d.h. der Song ist drei Minuten kürzer als auf dem Album (wer braucht dass denn?), die volle Version gibt es dann aber auch noch und zwar zum Schluß. Der Song an sich ist nicht schlecht, eine typisch solide TOTO Ballade halt, die aber stilistisch absolut nicht stellvertretend für dass ganze Album steht. Ansonsten gibt es gleich zwei Live-Aufnahmen wobei mir das über siebenminütige "Gypsy Train" vom Gampel Festival 2004 in der Schweiz mit seinem etwas raueren Sound aber extrem klasse-fulminenten Gitarrenspiel wirklich hervorragend gefällt. Weiter gibt es ein todsicheres Oldhits-Medley nach dem Motto "man verbinde neues mit altbekanntem", und so werden hier Klassiker wie "Africa"/"Rosanna" zusammen mit Bottom Of Your Soul", leider aber viel zu kurz, gekonnt miteinander verwurstelt. Diese Version hat man übringens auch schon bei "Wetten Dass" im Fernsehen gesehen. Diese sicher nicht ganz billige Mini-CD wird aufgrund ihres nicht unbedingt absolut lohnenswerten musikalischen Inhalts wohl nur etwas für die ganz harten Fans sein ansonsten rate ich als uneingeschränkten Tipp sich für die hart verdienten Euros lieber die komplette neue CD zuzulegen- rentiert sich wirklich absolut.
Sorry EAT NO FISH aber ich wage schon jetzt die Prophezeihung, dass auch mit diesem dritten Album der Bandkarriere, der ganz große kommerzielle sowie auch künstlerische Durchbruch wieder nicht klappen wird. Die Gründe hierfür liegen sicher nicht unbedingt daran, dass hier etwa untalentierte Musiker am Werk wären, doch anscheinend mußte diese Band, um ihre äußerst wandelfähige Frontfrau Maria, bereits bei den Vorgängerwerken mit (zu) starken Assoziationsvorwürfen vornehmlich von erfolgreicheren Formationen wie den GUANO APES kämpfen und dies wird auch mit der aktuellen CD "Make It Home" leider nicht anderst sein. Entgegen zur vollmundigen selbst verfassten Presseverlautbarung "Der Sound steht (für) eine Band, die gelernt hat, wer sie ist" mag dies die Band vielleicht selbst sogar glauben (zu wollen), bloß im Endergebnis klingt dies größtenteils eher nicht so. Ein eigenes Profil kommt in den seltensten Momenten durch, der Sound klingt in härteren Momenten nach Alternative/Crossover Marke der Apes ("Until You’re Mine") und ansonsten bei den popigeren Sachen eindeutig nach den "härteren" Geschichten von DIE HAPPY ("Go Again"). Wieder wird es also die bekannten Vergleiche geben und die Gewinner des 98’er FFN Local Heroes Nachwuchspreises stehen fünf Jahre nach den gefloppten Zweitwerk "Insane" (2001)und "Greedy For Life" (1999) sowie dem mittlerweile verlorenen Major Deal bei Virgin/EMI mit der aktuellen Scheibe eigentlich wieder am Anfang. ENF müssen sich ernsthaft die Frage gefallen lassen, ob zukünftig nicht viel mehr eigene Stilelemente doch besser wären. Da helfen auch eine neues bandeigenes Management sowie der neue Gitarrist Jan nicht viel weiter.
EAT NO FISH leisten sich bei nur 40 Minuten gleich zwei komplette Ausfälle nämlich den Opener sowie die Schlussnummer und zeigen sich ansonsten mit ihrem recht langweilig-biederen Alternative (Pop) Rock zu selten in überzeugender Verfassung, hat man alles schon oft und auch besser gehört. Richtig gut rocken tut dieses Album in den seltensten Augenblicken. Das es dann doch geht zeigt die für mich eindeutig beste, da jenseits der ausgetretenen Songschemata befindliche, Nummer des Albums "One more Second" hier stimmen Atmosphäre und die eher ungewöhnlichen Arrangements dieses sechsminütigen Epicmonsters. Mit leichten Abstrichen gilt dies auch noch für die Abgehnummer "Some Say" und den durchaus energetischen Titelsong "Make It Home". Aufgenommen wurde zwar in den renommierten Horus Sound Studio Hannover aber unter der Regie von Erfolgsproduzent Frank Bornemann (u.a. Guano Apes, REVOLVERHELD), was aber im nachhinein vielleicht nicht so glücklich war. Insgesamt finde ich es schade für eine Band mit so einer wirklich super Sängerin, der Rest geht nämlich mehr oder weniger unter - vielleicht hat man auch nur dass Pech des späteren Debüts gegenüber DIE HAPPY und den APES aber die waren einfach schon vorher da, haben/hatten ihre Fans für sich gewonnen und einen weiteren Klohn braucht es halt einfach nicht. Wie gesagt gute Ansätze sind da, was aber insgesamt für diese Ansprüche leider viel zu wenig ist.