Im Forellenhof zu Salzgitter trafen sich im September letzten Jahres ein Haufen Krachfanatiker, um sich beim kultigen "Giants Of Grind"-Festival die Hörgänge freipusten zu lassen. Dafür sorgten u.a. JIGSORE TERROR bei ihrem ersten Deutschland-Gid, FUBAR und die anläßlich ihres 15-jährigen Jubiläums erstmalig live spielenden DEPRESSION. Auf der jetzt beim rührigen Power It Up-Label für einen schlappen 10er erhältlichen DVD kann man sich den Tag des Grinds nochmal geben. Von jeder Band wurden mindestens zwei Songs professionell eingefangen (Sound und Bild sind hervorragend und immer nah dran am Geschehen), als das wären: ANTIGAMA, TOTAL MASS CONFUSION, THIRD DEGREE, MASTIC SCUM, DYSMORIFC, DEPRESSION, MESRINE, SUPPPOSITORY, FUBAR und JIGSORE TERROR. Leider bekommt man vom Publikum nur wenig mit, dafür sind alle Bands erstklassig eingefangen worden. Einige hat man dann auch gleich zu Interviewzwecken dabehalten, JIGSORE TERROR erzählen da nordisch-unterkühlt, dass sie sich ihren Proberaum mit DISMEMBER und THE HAUNTED teilen, während DEPRESSION aufgekratzt ihre Arbeitsweise Revue passieren lassen. Daneben wurden DYSMORFIC, MASTIC SCUM und MESRINE ebenfalls ausgefragt. Eine große Fotogalerie rundet die gelungene DVD ab, die jedem Grinder glücklich machen wird. Vorbildlich!
286 aus Los Angeles haben eine Mission. Sie lautet: Rock ´n Roll is not dead! Und überzeugendere Missionsarbeit als auf ihrer Debüt-EP könnten sie kaum leisten. Denn das, was die zwei Brüder Martin und Nikee Verry aus Argentinien zusammen mit ihrem Sänger aus Pittsburgh und ihrem Drummer aus New Jersey vom Stapel lassen, ist nichts anderes als purer, dreckiger, authentischer Rock ´n Roll. Von Anfang bis Ende geht es durchgehend nach vorne, schweißtreibend und mit voller Wucht, als würden die Songs von AC/DC mit dem punkigen Sound von MC5 und der Energie von DANKO JONES gespielt. Dabei still sitzen zu bleiben, ist komplett unmöglich, und so mosht und zappelt man sogar in den heimischen vier Wänden aufgedreht auf dem Sofa rum. Yes! Mehr davon! Wo bleibt das Album?!?
In schöner Regelmäßigkeit liefert Gitarrist AXEL RUDI PELL wertige Melodic Hard Rock Scheiben ab und festigt dabei seine doch recht immense Anhängerschaft. Das dabei in den letzten Jahren die Qualität der Kompositionen sich nicht gesteigert hat kann man durchaus genauso als gegeben hinnehmen wie das Neuerungen des Axel’s Sache nicht sind. Dafür liefert der Meister neben grundsolider Gitarrearbeit aber genau das, was die Zielgruppe von ihm hören will - fett produzierte eingängige Epen, gefühlvolle emotionsgetragene Balladen und schnelle Hard Rock Banger - und das ist ja auch was. Daneben halten weitere Konstanten den Level von "Mystica" angemessen hoch, als da wären Rage-Schlagzeugmonster Mike Terrana und vor allem Ausnahmesänger Johnny Gioeli, welcher mit seinem Organ noch jedem Songs seinen Stempel aufdrückt und selbst Normalkost ihn gehobene Sphären drückt. Zum reinlauschen seien mal das hymnische und gesanglich exzellente "Rock The Nation", die typische Pell-Ballade "No Chance To Live" und das abschließende 10-minütige balladeske Epos "The Curse Of The Damned" empfohlen. Für die Fans angenehmes Futter - und durchaus vergleichbar mit den beiden letzten regulären Outputs "Kings And Queens" und "Shadow Zone". An Großtaten á la "Black Moon Pyramide", "Magic" und "Oceans Of Time" kommt Album Nummer 11 allerdings nicht ran. Aber trotzdem, die Angesprochenen werden schon wissen, was zu tun ist.
Hier haben wir wieder so einen typischen Fall von Selbstherrlichkeit, denn was gibt es Schöneres für einen Gitarristen, als gleich mal ein reines Instrumentalalbum, mit dem eigenen Können im Mittelpunkt, als Debüt zu veröffentlichen?! Daniel Palmqvist aus Schweden spielt auf einer Wellenlänge mit Größen wie Yngwie Malmsteen, und daher bekommt man auf "A Landscape Made From Dreams" im wahrsten Sinne des Wortes eine Landschaft aus klassischem Gitarrenrock geboten, die außerdem noch von sechs anderen (Gast -) Musikern geformt wird. Die Herren Daniel Flores, Johann Niemann, Andreas Olsson, Johannes Stöle, Kaspar Dahlqvist und Andreas Lindahl sind wahlweise an den Drums, am Bass oder am Keyboard zu hören, wobei einige davon nur bei einzelnen Stücken oder sogar nur einzelnen Soli zu hören sind. Wer sehr gut gespielten, traditionellen Instrumental - Rock (der eher softeren Sorte) schätzt, dürfte mit Daniel Palmqvist echt gut bedient werden, aber über die gesamte Spielzeit ist mir diese Art der Selbstdarstellung wirklich zu langweilig. Da wäre das Können meiner Meinung nach in "echten" Songs besser aufgehoben!
Da ist sie also, die neue MAIDEN - Single! Viele von Euch haben den Song "The Reincarnation Of Benjamin Breeg" sicher bereits online angetestet, aber nun ist dieser für die Band sehr ungewöhnliche Song auch auf CD erhältlich. Ungewöhnlich deswegen, weil Steve Harris und Co. anscheinend bewusst darauf verzichtet haben, ein kurzes, knackiges, schnell zu konsumierendes Stück zu präsentieren, sondern sich auf das besinnen, was sie seit vielen Jahren mit am Besten können: lange, komplexe Songs mit starkem Hang zum Progressiven. Über sieben Minuten dauert dieses als Ballade beginnende Epos, bei dem vor Allem die relativ harten Gitarren und die treibende Struktur auffallen. Obwohl mit einem recht eingängigen Refrain gesegnet, entpuppt sich der gute Benjamin jedoch nicht als typischer "Hit" im Sinne eines "Hallowed Be Thy Name" oder "Fear Of The Dark", sondern erfordert viele Hördurchläufe, bis man sich den Song "erarbeitet" hat. Ein dicker Brocken, bei dem man sich fragen muss, ob er als erste Single geeignet ist, denn er bleibt am Ende sehr gewöhnungsbedürftig (auch Bruce klingt irgendwie leicht gebremst) und funktioniert vielleicht besser im Kontext zum restlichen Album. Richtig gelungen ist aber der Sound von Kevin Shirley, den man wohl mit einer Waffe dazu zwingen musste, endlich mal weniger dröge, dafür aber härter und "sägender" zu produzieren. "The Reincarnation" Of Benjamin Breeg" ist ein interessantes, wenn auch schwer zu schluckendes Stück, das aber Appetit auf das neue Album macht, bei dem wir, diesem Song nach, mit einigen Überraschungen rechnen können.
Eigentlich müsste man Tastenguru Geoff DOWNES schon etwas dankbar sein, denn seine zuletzt stark forcierte ASIA-Reunion mit der Ur-Besetzung aus 1982 hat letztlich zur eigentlichen Gründung einer neuen fformation GPS mit der hier vorliegenden CD "Window To The Soul" geführt. Und diese Scheibe mit dem prägnanten "Jesus"-Cover ist wirklich ohne wenn und aber gut geworden.
Bereits dass letztjährige Sideprojekt WETTON/DOWNES "Icon" dürfte dem anderen ex-ASIA Mastermind Bassist/Sänger John PAYNE schon schwer aufgestoßen sein aber als sich dann ständig die Aufnahmen zum "Silent Nation" Nachfolger aufgrund der Reunion verzögerten war der Bart wohl ganz ab und so gründete er kurzerhand zusammen mit den beiden verbliebenen und zuletzt ebenfalls ASIA-Mitgliedern Guthrie Govan (Guit.), Jay Schellen (Drums) sowie SPOCK’s BEARD-Keyboarder Ryo Okumoto die neue (Super) Gruppe GPS. Bereits nach wenigen Höreindrücken wird ganz deutlich - in in GPS stecken musikalisch nicht gerade wenig ASIA, was aber nicht nur an den prägenden typischen Vocals von Payne liegt (wobei er hier doch deutlich rauer und betonter klingt) sondern die oftmals etwas popigen Anfänge oder Hooks z.B. ""Since You’eve Been Gone" oder "Heaven Can’t Wait" sind klare Anleihen, erinnern an viel Bekanntes ebenso wie die manchmal recht simplen Melodieaufbauten sowie die einheimelnden Harmonien. Andererseits aber bietet "Window To The Soul" doch einige neue Klangaspekte, es geht deutlich rockiger sowie auch instrumentenbetonter als auf vorherigen ASIA-Werken zu, es scheint mir fast so als spiele die Band geradezu befreit auf, jeder durfte sich ausreichend selbst einbringen. Trotz neuer Ausrichtung klingt das Quartett eingespielt, als Einheit und manche Arrangements besitzen meistens hinten raus geradezu Jamcharakter. Ich vermute mal, dass viele Lines/Passagen schon vor der GPS-Gründung fertig waren, dann aber nochmal kräftig verändert bzw. erweitert wurden. Insbesondere die Hinzunahme des "Bärte" Kultkeyboarders Okumoto mit seinen überaus erdigen Stil erwies sich hierbei als absoluter Glücksgriff. Denn was er aus seinen Hammonds, Synthies oder Moogs herausholt ist dass Beste was ich seit langem von einem Tastenmann gehört habe, man nehme nur mal den imposanten Schlussteil des Titeltracks mit diesen spacigen Vibes - fantastisch gemacht. Dass zweite große Plus ist der geradezu aufblühende Gitarrist Guthrie GOVAN, der mit vielen unerwarteten stark proggigen Riffs, abwechslungsreichen Solis sowie stimmigen Breaks für viele interessantere Facetten sorgt als noch bei der ex-Band. Solche Stimmungswechsel oder gar episch mit (leicht) progressiven Ansätze innerhalb eines Songs waren bei Asia nicht erwünscht. GPS sind daher viel abwechslungsreicher, stehen für durchaus anspruchsvollen Melodic Rock mit gelungenen Progeinschüben ("The Objector" mit leicht orientalischen Flair sowie furiosen Gitarrenläufen), Puristen wird es wohl noch zu wenig vertrackt oder einfach zugehen aber für alle ASIA-Fans sind diese 10 Songs eine klare Pflichtveranstaltung. "Window To The Soul" sollte aber mit seinen vielen verspielten sowie manchmal auch komplex "light" geprägten Bombast Stadionrock auch genügend "Normalo" Musikliebhaber ansprechen.
Als weitere Songhöhepunkte wären die folkige Ballade "Written On The Wind", die nach einem fast akustischen Start mit einem leicht schepprigen Bluesfinale schließt und natürlich dass opulente achtminütige "New Jerusalem" zu nennen, da zeigt sich wieder, welch exzellenter Keyboarder hier am Werk ist mit diesen super psychedelischen Sounds. Auch live wollen GPS zukünftig mit Okumoto auftreten, dies soll seiner hauptberuflichen Tätigkeit bei Spock’s Beard nicht im Wege stehen - wir sind daher gespannt auf diese Band, ein hoffnungsvoller Start ist jedenfalls gemacht.
Da "Silent Nation" damals einen schon etwas fanbrillengefärbten Tipp von mir bekommen hat, darf dieses ungleich bessere Werk nicht schlechter bewertet werden!
Die Schweizer VIVIAN sind in den acht Jahren ihres Bestehens schon ganz schön rumgekommen. Wurden sie bereits im Gründungsjahr zum "Newcomer des Jahres" ihrer Heimatstadt Luzern gewählt, spielten sie später auf diversen hochkarätigen Festivals, wie z. B. dem Montreux Jazz Festival und supporteten sie einige große Acts wie Lenny Kravitz oder STATUS QUO. Ihrem dritten Album hört man die lange, musikalische Erfahrung deutlich an. Routiniert und gekonnt spielen sie ihren melodisch-poppigen, angepunkten Rock runter und schütteln dabei auch noch einen Ohrwurm nach dem anderen aus dem Ärmel. Arrangements und Produktion lassen ebenfalls nichts zu wünschen übrig, so dass "Don´t Look Down" ein durchaus gelungenes, rundes Album geworden ist. Man könnte auch sagen: ein perfektes Album. Und das eben ist das Problem mit der Musik des Vierers, denn alles klingt etwas zu perfekt. Sprich: Es gibt weder Ecken noch Kanten und sogar die dreckigen Gitarren klingen glatt. Das ist vielleicht auch der Grund, warum VIVIAN so gerne als Support Act gebucht werden, denn ihre Musik tut wirklich niemandem weh. Dafür klingt sie aber auch ziemlich beliebig und austauschbar. Irgendetwas Eigenes fehlt komplett, dafür wird versucht, auf der Ami-Mainstream-Poppunk-Welle mitzufahren. Schade! Denn spielen und Songs schreiben können die Jungs.