Die britischen Neoproger von IQ brachten noch nicht so lange her anläßlich ihres 20 jährigen Jubiläums 2004 eine sehr gute "Twentieth Anniversary Show" Doppel DVD heraus, jetzt kommt relativ zeitnah eine weitere Doppel-DVD "Stage" dazu. Zugegeben mit ihrem letzten Album "Dark Matter" hatten die bescheidenen Engländer, die trotz teilweise überragenden Werken leider nie so große kommerziellen Erfolge wie MARILLION oder GENESIS feiern konten, zwar ein außergewöhnlich starkes und für ihre Verhältnisse sogar ziemlich düster-hartes Album vorgelegt aber rechtfertigt dies allein diese Doppel DVD? Insbesondere, da hier gleich zwei fast annährend gleiche Konzerte in Punkto Setlist (mit drei von fünf epischen geprägten Tracks der letzten CD) geboten werden, darf man sich schon diese Frage stellen. Fans werden dies (was die Qualität der Musik angeht auch zu recht) locker beiseite schieben trotzdem kann man hier geteilter Meinung sein. Was die absolut üppige Aufmachung, den spitzenmäßigen Sound sowie die detailreichen Linernotes von Sänger Peter Nicholls betrifft gibt es auch nichts zu deuteln. Technisch auf dem höchstmöglichen Standart gehalten bietet diese DVD alles was das anspruchsvolle (Proger) Herz eines visuell anspruchsvollen Käufers begehrt - ein optisch klasse gestaltetes klappbares Digipack im Schuber, 260 Minuten Spielzeit wahlweise in 2.0 oder 5.1 Sound und natürlich die eigentliche Musik, wenn auch teilweise doppelt. Mir persönlich wären entweder zwei etwas unterschiedlichere Sets oder ganz besondere Titel viel lieber gewesen als gleich zwei fast gleiche Konzerte der Dark Matter-Tour. Die Aufnahmen fanden kurz hintereinander in 2005 zunächst beim Nearfest Festival in Bethlehem (USA) am 9. Juli (DVD 1) sowie die Show beim deutschen Hippie Festival Burg Herzberg am 16. Juli (DVD 2) statt. Als spezielle Features ist eine Soundtrack-Session vor dem Nearfest-Gig (eher langweilig) enthalten, ein "Stage And Screen" Bericht rund um das Alltagsleben sowie Backstage und den Tagesablauf der Band. Der neue Drummer Andy Edwards ist noch nicht zu lange daher gibt es eine Part "Andy’s First Gig" aufgenommen beim Showcase am 7. Juli 2005 in Montreal in mäßiger Qualität und auch ansonsten eher verzichtbar. Die obligatorische Photo Gallery (braucht dass eigentlich jemand wirklich?) runden eine musikalisch solide DVD ab, den Zusatzkrams hätte es nicht unbedingt gebraucht.
Beide Konzerte zeigen die Band in bestechender Form, wobei in den USA eine etwas eher unterkühlte Zurückhaltung des sitzenden Publikum vorherrscht dafür bietet das fast kirchliche Ambiente eine gewisse Erhabenheit. Der Deutschlandgig war ein Open Air und zeigt etwas mehr Action vor der Bühne aber die Band selbst agiert ähnlich souverän mit typischen Understatement ganz zurückgezogen in ihre Musik. Dazu muß man wissen, dass IQ keine Band sind die ihre Fans irgendwie animiert großartig auszurasten oder in wilde Ekstase zu verfallen, nein hier läßt man sich in die Weiten des dichten Sounds der Keyboards, der klaren Gitarrenlicks sowie der tollen Stimme von Peter Nicholls hineinfallen. Beide Mitschnitte haben wie schon erwähnt ihre jeweiligen Besonderheiten in good old Amerika kommt die opulente Lightshow inklusive Videoleinwände etwas fetter rüber beim Open Air wirkt die Band nicht ganz so angespannt und zockt etwas relaxter auf der kleinen Bühne.
Songhöhepunkte sind ganz klar "Sacred Sound" & "Harvest of Souls" vom aktuellen Longplayer sowie die etwas älteren Tracks "No Love lost" und das bärenstarke "Leap of Faith". Wie gesagt bewegungstechnisch passiert nicht so viel, die Band läßt lieber ihre Musik sprechen als sich selbst zu produzieren. Die Bildqualität ist bestens, die gelungenen Schnitte sowie der öfters eingesetzte Split Screen sorgen für genügend Fluß während des Anschauens. Wie gesagt eine "Stage" DVD wäre genug gewesen, wer noch garkeine DVD von IQ besitzt ist vielleicht mit "The Twentieth Anniversary Show" etwas besser dran, da diese Doppel-DVD dafür 24 unterschiedliche Tracks enthält aber dies ist wahrscheinlich reine Geschmacksache.
Tracklist:
DVD 1:
01. Sacred Sound
02. It All Stops Here
03. Leap Of Faith
04. Born Brilliant
05. The Seventh House
06. Drum Solo
07. No Love Lost
08. Widow´s Peak
09. The Narrow Margin (Middle Section)
10. Guiding Light
11. Harvest Of Souls
12. Awake And Nervous
13. The Last Human Gateway (Middle Section)
14. The Wake
DVD 2:
01. Sacred Sound
02. It All Stops Here
03. Born Brilliant
04. The Seventh House
05. Drum Solo
06. No Love Lost
07. Leap Of Faith
08. The Wake
09. Harvest Of Souls
10. Awake And Nervous
11. Stage And Screen Featurette (Special Feature)
12. Nearfest Soundcheck (Special Feature)
13. Andy´s First Gig Featurette (Special Feature)
14. Photogallery (Special Feature)
Stage
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
24
Länge:
260:0 ()
Label:
Vertrieb:
Interview Als Singer/ Songwriter passiert es nicht jeden Tag, dass man Death Metal-Songs covert. Wann ist die Idee entstanden, dich einmal an DISMEMBER-Songs zu wagen?
Ich habe einen guten Freund, der bei Regain Records arbeitet. Wir hatten schon öfter über eine mögliche Zusammenarbeit gesprochen und als er mit der Idee ankam, zwei DISMEMBER-Songs bei ihrer Release-Party zu covern, dachte ich nur: "warum nicht?".
Ich denke nicht, dass ich von allein auf diese Idee gekommen wäre. Aber wenn man eine so verrückte, außergewöhnliche Anfrage bekommt.. da kann man nicht einfach nicht ablehnen. Und DISMEMBER ist eine der besten Death Metal-Bands der Welt, mit denen ich aufgewachsen bin - ich habe sie immer bei den Metal-Shows im Fernsehen gesehen.
War es angesichts der vielen Alben und der daraus resultierenden großen Menge an Songs für dich einfach zu entscheiden, welche du covern willst?
Eigentlich schon. Ich habe damit angefangen, die Texte aller Songs zu lesen. Danach habe ich ihre Alben gehört und mich auf die Songs konzentriert, deren Lyrics mehr gefallen hatten. Der einzige Song, nach dem verlangt wurde, war "Dreaming In Red". Ich fragte bei einigen Freunden von mir, die wahre DISMEMBER-Fans sind und sie alle stimmten zu nud wünschen sich ebenfalls "Dreaming In Red".
Wie kamen die drei unterschiedlichen Versionen von "I Saw Them Die" zustande?
Zuerst hatten wir nur eine Version mit meiner Stimme, Gitarren und Mundharmonika. Als Matti [Norlin von BADGE] es auf der Mundharmonika begleitete, klang es wie ein Folksong. Ich spielte es meinem Vater vor, der Akkordeon spielt, und er sagte "oh, was für eine hübsche Melodie" - da kam mir die Idee, ihn eine Akkordeon-Version spielen zu lassen. Und danach hatte ich noch mehr Ideen für verschiedene Versionen, so dass ich zum Schluss mehr Versionen von "I Saw Them Die" hatte, als die drei auf dem Album. Und außerdem war der Song der erste, den wir neu arrangierten, von daher war es ein gutes Gefühl, ihn als Kapitän für das Album zu nehmen, der eine Song, der alles zusammenhält.
Und nachdem meine Freundn Kersti Ståbi eine wunderschöne Übersetzung ins Schwedische machte, blieb mir keine Wahl, als daraus das Intro zu machen.
Habt ihr lange an den Songs gearbeitet? Waren die Leute von DISMEMBER an den Arbeiten beteiligt?
DISMEMBER waren kein bißchen involviert. Sie wußten was vor sicht geht und gaben mir ihr ok, aber mehr nicht. Ich wußte aber, dass wir spontan arbeiten mußten, ohne groß nachzudenken. So schrieb ich einige Grundideen auf und arbeitete mit meiner Band THE BITTERS daran. Wir entschieden uns gleich zu Beginn, dass die Songs ihr eigenes Leben hätten und wir nehmen würden, was beim jammen herauskommen würde.
Wie war die Reaktion von Matti, Fred und den anderen, als sie das erste Mal deine Versionen ihrer Songs hörten?
*lacht* Oh man, ich war wirklich nervös - aber wer wäre das nicht gewesen? Ich bin mir sicher, dass es für die Band etwas komisch war, ihre Songs in so einer merkwürdigen Version zu höre, aber sie mochten es sehr und gaben mir viel Unterstützung. Natürlich ist und bleibt es sehr anders, aber niemand ist ja gezwungen, meine Versionen zu hören - es gibt ja noch immer die originalen Versionen.
Wie sind deine weiteren Pläne? Kannst du dir vorstellen, auch von anderen schwedsichen Bands wie ENTOMBED Songs zu covern?
Oh nein, ich denke, das war’s. Vielleicht frage ich Matti, ob er einen Text für einen meiner Songs schreibt, da ich seine Art zu texten sehr mag, aber ich muss mich jetzt mehr um meine eigenen Songs kümmern.
Wirst du die Coversongs denn wenigstens live spielen?
Ja, wenn immer sich die Gelegenheit bietet und ich einen Gig habe, werde ich Songs des Albums spielen. Ich liebe sie und will dieses Album viel promoten.
Wo liegen deine musikalischen Wurzeln? Bist du ein Metalhead?
Nun, als ich aufwuchs, mochte ich alles mit Zerstörungskraft. Damals gab es entweder Metal oder Synth und in Synth war nicht wirklich viel Zerstörung…
Heute höre ich viele verschiedene Stile und Musik. Stina Nordenstam, alles mit Mike Patton von FAITH NO MORE, Tom Waits und viele mehr.
Danke für deine Zeit, Tony. Noch einige letzte Worte?
Salute to Dismember!
Review: Live in St. Petersburg
Ich leg’ mich gleich fest, diese erste DVD "Live in St. Petersburg" von Tastenvirtuose ERIC NORLANDER and Friends ist nicht der wirkliche Bringer geworden und aus meiner Sicht daher hauptsächlich für Retrofans und Keyboardfreaks ein lohnenswertes Ereignis. Selbst für Otto Normalhörer mit vorausgesetztem Faible für etwas (zu) selbstverliebte Tastengurus sowie ausreichend Progtoleranz, dürfte es hier letztlich schwer werden einen Kaufgrund zu finden.
Die Aufnahmen stammen bereits aus dem Jahr 2004, sind also nicht mehr ganz so taufrisch, der fast schon zu gute Sound (nachbehandelt oder nicht?!) ist für eine Liveaufnahme äußerst klar und transparent geworden. Das Publikum ist dabei meists recht weit weg, man hat selten dass Gefühl einer wirkliche Liveatmosphäre.
Die Gründe für meine eher durchwachsene Begeisterung sind vielfältig, klar der Chefe steht mit seinen Tastenburgen natürlich meistens im Mittelpunkt aber auf dem letzten klasse Album "Music Machine" hat die Mischung gerade mit den Gitarrenparts doch deutlich besser funktioniert. Hier fehlt des öfteren der Widerpart für musikalische Reibungspunkt oder auch schlichtweg dass Livefeuer. Es geht alles sehr getragen und gediegen zu - wohlig satter Symphonic Rock der 70er Jahre mit vielen melancholischen Momenten, erweitert durch kleine Progsprenkel und ganz viel Klassik Spirit - ja so kann man die Mucke zusammenfassend beschreiben. Zu Hause vor dem CD Spieler läßt sich dies wesentlich besser anhören (die dazugehörige Audio CD ist bis auf zwei Songs identisch) als sich diese Geschichte "live" per DVD anzusehen, denn da ist nur sehr wenig Spannendes dabei. Das nicht vorhandene Bühnenbild (noch nicht mal ein Logo ist zu sehen), die lahmen Kamerawechsel und das leicht unscharfe Bildmaterial sorgen nicht für große Begeisterung. Die beteiligten Musiker sind allesamt hervorragende Instrumentalisten egal ob der stimmgewaltige Kelly Keeling (Voc./Bass), Peer Verschuren (Guitar) und Schlagzeuger Ernst Van Ee - sie machen einen soliden bis sehr guten Job, es groovt sogar hin und wieder mal richtig aber der Funke will nie so recht überspringen. Zu stark pflastert dann meistens der gute Erik mit seinen omnipräsenten Keyboardteppichen den Rockcharakter wieder glatt. Insbesondere die Songmischung stimmt von Beginn an ist eher unglücklich, die ersten 14 Minuten rein ohne Gesang erschlagen einen fast. Schöne Instrumentals hin oder her, live auf der Bühne sind sie nicht gerade stimmungsfördernd und auch beim dem getragenen "Mariner" kommt zwar endlich mal eine spährliche Gitarre zum Einsatz, aber so richtig funzt es einfach nicht. Optisch wird enbenfalls nicht viel geboten, was die Musik irgendwie unterstützen könnte, da kommt (bei mir) schnell gepflegte Langweile auf. Die ersten 20 Minuten mit ellenlangen Keyboardsolos und sonstige Synthieorgien und dann werden gleich zwei opulente Balladen auf die Petersburger losgelassen, irgendwie ist da schon fast die Luft raus. Klar, die Coverversion von PROCOL HARUM’s "A salty Dog" ist in ihrer dynamischen Eleganz sowie bombastischen Pomp (komplett ohne das verstaubte Ambiente des Originals auskommend) schon wirklich gut gemacht aber trotzdem wirkt der aufgemotzte Symphonic Rock in all seiner epischen Breite mit kistenweise Sounds nicht selten ins spacige gehend, doch etwas zu aufgesetzt steril in seiner Mischung.
Andererseits ist dies aber genau die Einstellung Norlanders zu seiner Musik, wie er in den Interviews der DVD mehrfach beton, er mache keine Party Musik sondern er wolle ernsthaften und gefühlvolle Progrock spielen mit Referenz zu seinen klassischen Wurzeln sowie den Bands mit denen er große geworden sein EMERSON, LAKE & PALMER, PINK FLOYD, YES, GENESIS oder KING CRIMSON. So betrachtet macht er wiederum seine Sache nicht schlecht, bloß optisch gibt diese DVD dafür einfach zu wenig her, Zu bieder die Schnitte, kaum Tempo oder irgendwelche stimmigen Einspielungen, das haben die eben erwähnten 70 Jahre Dinos wesentlich ansprechender gemacht. Erst als Norlander’s bessere Hälfte LANA LANE auf der Bühne erscheint und mit eigenem Songmaterial ihr klasse Organ hell erklingen läßt wird es etwas packender. Die Richtung geht natürlich mehr in greifbareren (Mainstream) Prog Rock (wir verzeihen ihr, dass die Zweite Stimme vom Band läuft) aber die Lady hat’s schon drauf und bringt mehr Schwung ins Publikum. Die restliche Band taut dabei ebenfalls sichtlich auf, spielt etwas befreiter von den komplexen Keyboardarien sowie zahllosen Zwischenspielen des Keyboarders und läßt es etwas mehr laufen. Hätte ich fast vergessen, auf der normalen CD wurden noch zwei Neuaufnahmen gepackt dabei covert Lana Lane gewohnt souverän den Song "From Russia with Love" (Titeltrack des zweiten Filmes der James Bond Reihe).
Etwas herausragende Tracks sind das schön abgehende "Beware the Vampires" und der klasse da lässig relaxte Progrocker "One of the Machines". Die recht interessante und recht ausführliche 51-minütige Documentary "The road to Russia" besteht aus Interviews (leider keinerlei Untertitel), privaten Bildern, Konzertfragmenten inklusive eines guten KING CRIMSON Covers "In the Court of the Crimson King" und allerlei Interessantem rund um die Band. Für mich ist die DVD trotzdem eher unspektakulär und verzichtbar, die Audio CD hätte es auch alleine getan, daher empfehle ich für Interessierte lieber das letzte recht gelungene Doppel-Album von Norlander.
Live in St. Petersburg
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
15
Länge:
143:0 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten