TO RESIST FATALITY bringen mit „Ianus“ ihr zweites Album in die Läden, wobei ihr Erstling noch ohne Label im Rücken veröffentlicht wurde. Sieben Tracks geben die Göttinger dabei zum Besten, in denen Melodic Death Metal mit etwas Black und Thrash gemischt wird. Ist nicht sonderlich neu und in diesem Fall auch nicht sonderlich beeindruckend. Im Großen und Ganzen wird ganz ordentliches Niveau geboten, auch wenn manche Parts noch arg simpel gestrickt sind, aber über Mittelmaß kommt kaum ein Song hinaus. Beim letzten Track, „Spectacles“, werden der Einfluss alter CRADLE OF FILTH mehr als deutlich, während „The Silcent Society“ majästatisch mit klarem Gesang klingen soll. Klappt alles leidlich, kann den von zigtausend ähnlichen Bands überfütterten Hörer aber nicht mehr vom Hocker reißen. Ganz nette Scheibe halt, mehr aber nicht
OBLIGATORISK TORTYR haben sich sechs Jahre Zeit gelasssen, um den Nachfolger ihres selbstbetitelten Debütalbums in die Läden zu bringen. Der hört auf den Namen „Återförödelse“, hat 26 Songs und haut in die gleiche Kerbe wie der Vorgänger. Heftigster Grindcore, mit Dreck unter den Fingernägel und Wut im Bauch. Das äußert sich in vielen sehr brutalen Songs, wobei der Schweden-Dreier nie in stumpfes Geknüppel verfällt. „Life Is Fucked“ beweist das bestens: ein saubrutaler Knüppler, der gleichzeitig sofort ins Blut geht – so muss guter Grincore klingen! Sie können natürlich auch ne Nummer härter und weniger eingängig, aber das zeigen OBLIGATORISK TORTYR gerade oft genug, um in der Szene nicht als Weiner zu gelten. So bleibt die Platte beinahe durchgehend hörbar. Die lange Wartezeit hat sich gelohnt, das ist eine verdammt gute Scheibe geworden. Nicht sonderlich überraschend, dass die Band bereits an neuem Material arbeitet, sie dürften mit dieser Scheibe sehr zufrieden sein, was ja die beste Motivation ist. The grind is on!
Schön old-schoolig geht es bei NECROTIC FLESH zur Sache, vom ersten Lebenszeichen anno 2005 zum neuen Album hat sich nichs geändert. Death Metal im Stile der frühen 90er, diesmal mit etwas stärkerer US-Schlagseite, dazu gewohnt blutige Songtitel und Lyrics (vom Artwork ganz zu schweigen). Mit viel Groove („Recently Deceased“) kann sich der Zehn-Tracker in Herz und Hirn der Totmetaller spielen und wird Live sicher bestens ankommen. Neue Ideen werden natürlich vergebens gesucht, aber wer will das schon bei einr Platte wie „Gore Gourment“? Eben. Niemand. Die Produktion ist Morrisound-verdächtig, der Gesang feine Growls und die Gitarren wummern tief. So muss das sein, da lassen sich auch kleine Patzer wie der missglückte Tempowechsel bei "Searching For Brain Liquor" verschmerzen. „Gore Gourmet“ ist für einen gepflegten Death Metal-Abend genau das Richtige.
Etwas dick aufgetragen hat die Promo-Abteilung bei MEMPHIS MAY FIRE schon, aber die sind wohl stolz auf die neue EP der Texaner. Jung sind sie, faseln irgendwas von ZZ TOP-Einflüssen und überhaupt neuem Metalcore. Da ist das Ergebnis fast schon ernüchternd, denn wahnsinnig viel Neues findet sich in den fünf Songs nicht. Beim Gesang schon mal gar nicht, Standard-Metalcore-Aggro im Wechsel mit cleanem Parts war wann neu? Sicher nicht 2008. Die Gitarrenarbeit ist schon etwas inspirierter und verpackt Hardrock und heftiges Geschrubbe gleichberechtigt. Der Drummer spielt teilweise abgefahrene Sachen, ist durch die Produktion aber zu sehr im Vordergrund und nimmt besonders den Gitarren zuviel Platz weg. Beim Songaufbau gehen MEMPHIS MAY FIRE abseits der ausgelatschten Wege, aber komplett neu ist das auch nicht. Bleibt am Ende die Frage, ob die EP überhaupt gut ist. Ist sie, Metalcorler können ruhigen Gewissens reinhören, aber die ganz große Nummer ist das Teil eben auch nicht. Nur auf dicke Hose machen reicht schon lange nicht mehr aus, Jungs.
Rikard Wermen ist ein zäher Hund. Seit Ewigkeiten lärmt der Schwede mit DERANGED rum, ohne dass der ganz große Durchbruch kam. Allerdings schien dem durch dauernde Line Up-Wechsel gestresstem Drummer so langsam die Luft auszugehen, die beiden letzten Scheiben waren eher mäßig, kein Vergleich zu Bolzenschüssen Marke „III“ oder „Rated X“. „The Redlight Murder Case“ kommt an die auch nicht ran, ist aber stärker als die beiden letzten Alben. Wie gehabt gibt es den markanten Gitarrensound und den am US-Death Metal angelehnten Sound, garniert mit dem mittlerweile ziemlich guten Drumming des Herrn Wermen. Und das Songwriting stimmt endlich wieder. „Death Walks On High Heels“ ist ein brutalst heftiger Schlag in die Fresse, „Redlight Murderess“ strotz vor dem typischen DERANGED-Groove, den sich die Band über die Jahre bewahrt hat. Auch wenn einige der anderen Songs da etwas abfallen, ist der Silberling durchweg gut und für Freunde gepflegten Geprügels einen Versuch wert. Scheint so, als würden DERANGED nach dem Wechsel zu Regain Records nochmal die Kurve kriegen – gegönnt sei es ihnen.
So originell wie ein McDonald’s-Menü sind BLOODJINN aus den Vereinigten Staaten. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich gut stampft der Haufen durch zehn Metalcore-Songs, in denen alles aufgeboten wird, was zu einer Metalcore-Platte gehört. Nur in langweilig. Moshparts, Breakdowns, Backing-Shouts, aggressiver Gesang, Metalriffs, alles was erwartet wird, servieren BLOODJINN. Aber viele Zutaten machen noch keinen guten Song, wenn es beim Songschreiben-Skill hapert. Kein Song kann sich vom Genre-Durchschnitt absetzen, es werden nur Erinnerungen an die Bands geweckt, die wirklich gute Metalcore-Songs schreiben können. Da nützt auch die gute Produktion nichts: „This Machine Runs On Empty“ ist stinklangweilig. Da reißt auch das Bonus-Video nichts mehr raus, visuelle Untermalung eines langweiligen Songs ist kaum ein Mehrwert.
Rik Emmett, seines Zeichens Mastermind hinter den ehemaligen kanadischen Heroen TRIUMPH hatte schon länger angedeutet, dass er es ganz gerne mal wieder rocken lassen würden. Zusammen mit VON GROOVE Schlagzeuger Michael Shotton hob man das Projekt AIRTIME aus der Taufe und nach 2 Jahren Arbeit mit „Liberty Manifesto“ das von Emmett selbst eingesungen Debüt. Der ganz große Knaller ist es aber nicht geworden. Trotz einiger guten Songs - reinhören darf man mal in die eher an vergangenes sich anlehnenden „Liberty“, „Rivers Runs Deep“ und „Rise“, sind auf dem Album auch einige rechte seichte, ja fast schon uninspirierte Tracks enthalten. Auch die beiden Instrumentalstücke können trotz eindeutiger spielerischer klasse nicht überzeugen und der Pseudo-Progressive Anstrich einiger Kompositionen von AIRTIME will auch nicht so recht passen. AIRTIME versuchen sich auf etlichen Spielwiesen – wobei nur die bereits oben genannte richtig zu überzeugen weis. Zwar nicht übel das Ganze– und vielleicht legt man bei den Namen Emmett / Shotton auf Grund der triumphalen Vergangenheit die Messlatte auch wirklich zu hoch. Aber ein solides Hard Rock Album dieser Machart wird in der heutigen Veröffentlichungsflut wohl einfach untergehen. Fans von Rik Emmett wird es wohl egal sein.