Review:

Crimson (Re-Release)

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Wenn ein Death Metal-Album aus dem Jahr 1996 heute noch genauso kraftvoll, faszinierend und relevant klingt wie damals, dann spricht das für absolute Klasse. Und genau das ist bei "Crimson" von EDGE OF SANITY der Fall. Was hier geboten wird, ist kein gewöhnliches Album. "Crimson" ist ein einziger, 40-minütiger Song. Eine epische Reise, ein düsteres Klanguniversum, das nicht in einzelne Tracks zerlegt werden kann, ohne seinen Zauber zu verlieren.

Die Legende besagt, dass Dan Swanö und seine Mitstreiter "Crimson" in nur 24 Stunden eingespielt haben – und ob das nun stimmt oder nicht: Das Ergebnis ist atemberaubend. In einem fließenden Strom vereint EDGE OF SANITY auf "Crimson" tiefe Growls, blastbeatgetriebene Raserei, schwere Midtempo-Passagen, melancholischen Gothic-Doom und immer wieder auch cleane, teils fast zerbrechliche Gesangsparts. Besonders auffällig: Trotz dieser stilistischen Vielfalt wirkt alles wie aus einem Guss. Das zentrale musikalische Thema kehrt immer wieder zurück, manchmal nur angedeutet, manchmal prominent im Vordergrund – ein Kunstgriff, der das Werk zusammenhält und fast schon sinfonisch anmutet.

Dan Swanö hat mit "Crimson" ein eigenes Universum erschaffen und mit dem Gänsehaut-Gastauftritt von Mikael Åkerfeldt (OPETH) wurde das Ganze endgültig zum Meilenstein. Die Verbindung von technischer Brillanz, emotionaler Tiefe und erzählerischer Dichte ist einzigartig. Das 2025 erschienene Reissue bietet gleich doppelten Grund zur Freude: Es enthält zwei CDs mit einem 40-minütigen Remaster der Originalversion von 1996 und einer remixten Version. Das bedeutet satte 80 Minuten Musik, die dasselbe monumentale Werk in zwei klanglich unterschiedlichen Facetten präsentiert. Die neu gemischte Fassung bringt zahlreiche Details an die Oberfläche, die in der ursprünglichen Abmischung noch verborgen lagen. Besonders mit Kopfhörern entfaltet diese Version eine Tiefe und Klarheit, die das Erlebnis nochmals intensiviert.

"Crimson" ist kein Album, das man nebenbei hören sollte. Es will (und sollte) am Stück erlebt werden. Und obwohl es nur ein Song ist, wird es nie langweilig. Jeder Abschnitt trägt zur großen Geschichte bei, alles fließt organisch ineinander. EDGE OF SANITY haben damit Maßstäbe gesetzt, die bis heute gelten – ein Zeugnis kreativer Freiheit und kompositorischer Kühnheit im Death Metal.

Fazit: "Crimson" ist ein Monument. Wer es noch nicht kennt, sollte es dringend nachholen und wer es kennt, wird das Reissue lieben. Die Kombination aus Original und Remaster macht dieses Doppelset zu einem absoluten Pflichtkauf. Denn was EDGE OF SANITY hier geschaffen haben, ist kein einfaches Album. "Crimson" ist ein Statement. Ein Klassiker. Ein Gesamtkunstwerk.

 

 

Crimson (Re-Release)


Cover - Crimson (Re-Release) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 1
Länge: 80:2 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Songs Of Last Resort

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Was für ein derber Paukenschlag! Nach satten acht Jahren Schaffenspause melden sich THE HAUNTED mit "Songs Of Last Resort" zurück - und das mit einem derart wuchtigen Statement, dass einem fast die Luft wegbleibt. Die zwölf Songs auf dem Album sind ein druckvoller Mix aus knallhartem Death-Thrash, klassischen Riffgewittern und modernen, aber nie anbiedernden Elementen.

Gleich der Opener "Warhead" zeigt unmissverständlich die Marschrichtung des Albums: Es geht nach vorne, kompromisslos, direkt in die Magengrube. Kein Aufbau, kein Zögern - einfach drauf! Sänger Marco Aro schreit sich mit einer Mischung aus purer Wut und kontrollierter Aggression durch das gesamte Album. Man spürt förmlich, wie viel Frust, Energie und Leidenschaft sich in seiner Kehle über die Jahre angestaut haben. Aro hat schlechte Laune - und das ist in diesem Fall verdammt gut so.

Die Songs sind schnell und straight, doch immer wieder lockern geschickt eingesetzte Tempowechsel das Thrash-Gewitter auf und halten den Hörer bei voller Aufmerksamkeit. Stücke wie "To Bleed Out" oder "Labyrinth Of Lies" brennen sich tief in die Gehörgänge, während vereinzelte melodische Elemente für genau die richtige Portion Eingängigkeit sorgen, ohne den Härtegrad zu verwässern.

Was THE HAUNTED hier abliefern, ist ein geiler Bastard aus Death-Thrash, durchzogen von markanten Breaks, messerscharfen Riffs und brutalen Grooves. Nichts wirkt altbacken oder wie ein müder Versuch, alte Zeiten aufleben zu lassen - aber genauso wenig klingt etwas gezwungen modern. Es sind diese authentische Wut und der rohe Druck, die "Songs Of Last Resort" zu einem echten Tritt in den Arsch machen.

Nach 30 Jahren Bandgeschichte hätte wohl niemand mehr mit einem solchen Hammeralbum gerechnet. Aber genau deshalb ist dieses Comeback so überzeugend: THE HAUNTED sind zurück - nicht als Schatten ihrer selbst, sondern als legitimer Nachfolger von Größen wie SEPULTURA oder SLAYER!

 

Songs Of Last Resort


Cover - Songs Of Last Resort Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 40:23 ()
Label:
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Review:

Borknagar

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BORKNAGAR sind ideenreich und erschaffen ein wunderbares Album, dass komplex und eingängig zugleich ist!

Die Norweger haben die Abgänge von Sänger Vintersorg, Gitarrist Jens F. Ryland und Drummer Baard Kolstad, welche die Band vor fünf Jahren verließen, gut überstanden. „Fall“ ist Album Nummer zwölf, BORKNAGAR existieren schon seit 30 Jahren. 1996 hielt ich Ihr erstes Album in den Händen, ein mystisches Cover mit einem Holzhaus im Nebel: sie orientierten sich noch sehr am rohen Klang des Black Metal der frühen 90er, aber es funkte auch Viking Metal mit tief nordischer Verwurzlung rein. Bereits „The Olden Domain“ von 1997 beinhaltete mehr Folk Metal- Anteile, die mich persönlich weniger interessierten und ich verfolgte die Band kaum noch. BORKNAGAR entwickelten sich stetig und inzwischen könnte man ihr Stil eher als Progressive Metal mit (Rest-) Elementen von Black Metal bezeichnen. Heute empfinde ich ihre Musik wieder als interessant und sehr hörenswert.   

Der Opener „Summits“ liefert 8 Minuten lang ein herrliches Wechselspiel zwischen dem harschen Kreischen von Nedland und dem cleanem Gesang Vortexs. Die Vocals sind mit Simen "ICS Vortex" Hestnæs und Lars A. Nedland klasse besetzt. Das Gitarrenspiel ist sehnsuchtsvoll und voller Ausdruckskraft und erinnert an finnisches Kollegium a la AMORPHIS und INSOMNIUM mit einer Portion DIMMU BORGIR der mittleren Schaffungsphase. Ja, ich fühle mich mitunter an die Umbruchszeit von DIMMU BORGIR erinnert: zu „Spiritual Black Dimensions“ verließ Bassist Stian André „Nagash“ Arnesen (1999) die Band und gab die Fackel weiter an Simen „ICS Vortex“ Hestnæs, der neue klare Gesangsparts miteinbrachte. Aber zurück zu BORKNAGAR und ihrem neusten Streich: Der Opener kommt raffiniert, irgendwie elegant und dynamisch daher. Die ersten beiden veröffentlichten Singles, nämlich der „Summits“ und „Nordic Anthem“, boten einen Vorgeschmack auf die Vielfalt von „Fall“. „Nordic Anthem“ klingt pathetisch und melodiös, die Instrumentalisierung rückt bei dem Track in den Hintergrund. „Afar“ ist eingängiger, Melodie und Aggressivität finden ihren Platz: eine Art Black Metal-Version von BLIND GUARDIAN. Wilde Raserei wird bei BORKNAGAR insgesamt nur dosiert eingesetzt. Genre-Grenzen sind etwas von gestern. „Moon“ überrascht mit einem rockigen Gitarrenspiel, ein cooler Song. „Stars Ablaze“ hat Streicherarrangements, einen mehrstimmigen Refrain, progressive Elemente und gutes Schlagzeugspiel intus. „The Wild Lingers” ist eine Ballade mit Bombast und mit „Northward“ setzten BORKNAGAR eine schöne lange Nummer voller Epik und Atmosphäre ans Ende. Die starken Kompositionen stammen von Gründer und Gitarrist Øystein G. Brun. Jens Bogren war in den Fascination Street Studios für Mix und Mastering verantwortlich, hier passt alles.

Ich könnte mir gut eine granatenstarke Co-Headliner-Tour mit BORKNAGAR und ENSLAVED vorstellen. Beiden Bands gelingt es, progressive Ideen, nordische Vikinger-Kälte, Melodie und Härte perfekt miteinander zu verbinden und zu einem harmonischen Ganzen zu vereinen.  

Bereits das erste Album nach dem erwähnten Umbruch der Band, war ein voller Erfolg. „Fall“ ist eine konsequente Fortsetzung von „True North“ (2019) und hält dessen hohen Qualitätsstandard.

 

 



 

 

Borknagar


Cover - Borknagar Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 54:32 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

American Gothic

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Mein Kollege Karsten hat die Truppe aus Denver, Colorado vor ziemlich genau drei Jahren in seinem Review zum Vorgänger „A Romance With Violence“ in die Post Black Metal-Ecke gestellt, was ich nicht so recht teilen möchte. Die aus Mitgliedern von unter anderem STORMKEEP und BLOOD INCANTATION bestehenden WAYFARER spielen eine sehr originelle Mischung aus Black Metal und Folk/Country und gehen für meinen Geschmack viel eher als die „amerikanischen PRIMORDIAL“ durch. Aber auch wenn sich über stilistische Befindlichkeiten vortrefflich streiten lässt, steht eines fest: auf „American Gothic“ (der Albumtitel führt wirklich in die Irre - mit Grufti-Dünnbrettbohrer-Jodeltum hat die Band rein gar nix am Hut!) verbinden Band-Gründer Shane McCarthy und seine Mannen große Melodien mit knackiger Härte und zwar ausladendem, dennoch eingängigem Songwriting, das sich in epischen Hymnen wie „The Cattle Thief“, „False Constellation“, dem treibenden „Reaper On The Oilfields“, dem hypnotischen „A High Plains Eulogy“ oder dem gekonnt zwischen ruppigen Eruptionen und getragenen Passagen pendelnden „Black Plumes Over God’s Country“ entlädt. Eine schwache Nummer ist hier weit und breit nicht auszumachen, und zumindest die CD-Version enthält mit „Night Shift“ noch eine coole Cover-Version eines Klassikers von SIOUXSIE AND THE BANSHEES, die unausweichlich tatsächlich einen leicht gotischen Anstrich hat. Richtig fein ist auch das faltbare Booklet des Digipaks ausgefallen, das einer Wildwestzeitung aus dem Jahr 1934 („1934“ lautet auch ein kurzes Instrumental auf dem Album) nachempfunden ist und optisch viel hermacht. „American Gothic“ ist ein sehr starkes Album, das von vorne bis hinten überzeugt!

 

 

American Gothic


Cover - American Gothic Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 50:24 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Zwielicht

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Es soll ja in subversiven Kreisen diverse Leute (mich eingeschlossen!) geben, die beim reinen Hören oder Lesen von Begriffen wie „Deathcore“ übelsten Ausschlag, Zuckungen und Brechreiz bekommen. Wenn das Ganze zudem noch mit „symphonischen“ Elementen garniert wird, scheint Waterboarding dagegen wie pure Erholung zu wirken. Nun ergibt es sich aber, dass MENTAL CRUELTY diese hippe Mischung nicht nur auf ein sehr erträgliches Niveau hieven, sondern sogar über weite Strecken durch cleveres Songwriting überzeugen. Was bei gleichgesinnten Bands oft in wirren Mittel-zum-Zweck-Krach ausartet, hat bei dem Quintett aus Karlsruhe unerwartet viel Struktur; der Bombast und die epischen Parts werden sehr zielgerichtet eingesetzt, und auch der Klargesang, der hin und wieder das Geschehen dominiert, wirkt nicht aufgesetzt, sondern wird punktgenau integriert – lediglich die sterile, künstlich tönende Doublebass zerrt an den Nerven. Wer also dieser sehr krawalligen Stilrichtung gegenüber aufgeschlossen ist, bekommt etwa mit „Obsessis A Daemonio“, „Nordlys“, dem getragenen Titelsong oder dem mit mächtigen Midtempo-Passagen versehenen „The Arrogance Of Agony“ einige sehr gelungene  Stücke, die „Zwielicht“ neben einem ansehnlichen Digipak mit 16-seitigem Booklet inklusive aller Texte für die Zielgruppe mehr als interessant machen. Wer es allerdings gerne oldschoolig, rotzig und weniger hektisch-kalkuliert mag, sollte nach wie vor einen großen Bogen machen…

 

Zwielicht


Cover - Zwielicht Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 48:54 ()
Label:
Vertrieb:
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The Wretched; The Ruinous (Vinyl)

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Ja, ist es denn zu glauben? UNEARTH feiern in diesem Jahr nicht nur ihr 25-jähriges Bandbestehen, sondern veröffentlichen mit “The Wretched; The Ruinous” bereits ihren achten Longplayer. Es ist das erste Album ohne Gitarrist und Gründungsmitglied Ken Susi, der sich in eine Auszeit unbestimmter Dauer verabschiedet hat. Die spannende Frage: wirkt sich sein gefühlter Ausstieg auf den Stil der Band aus? Immerhin waren UNEARTH dem Thrash Metal bzw. Melodic Death stets so nahe wie kaum eine andere Metalcore-Truppe. Die Frage beantwortet das übrig gebliebene Quartett mit dem Opener und Titelsong völlig unmissverständlich: es ist alles beim Alten geblieben im Hause UNEARTH. Präzises Powerdrumming trifft auch sehr metallische Riffs und feine Gitarrenmelodien sowie das angepisste Geshoute von Trevor Phipps. Im groovenden Schlussteil des Openers bindet der Gute allerdings auch tiefen Klargesang ein, der ein leicht hypnotisches Flair versprüht. Ein netter Farbtupfer.

In exakt diesem Stil geht es die nächste halbe Stunde weiter und das ist vielleicht der einzige Vorwurf, den man UNEARTH machen kann: es ist eine gewisse Gleichförmigkeit zu erkennen und den Songs fehlen die ganz großen Widerhaken, an dem sich das Ohr des Hörers festhalten kann. Positiv ausgedrückt könnte man aber auch sagen, die zehn Songs (plus das schöne akustische Zwischenspiel “Aniara”) sind wie aus einem Guss. Die Kompromisslosigkeit, mit der die Jungs ihr Ding durchziehen, ist durchaus bewundernswert, da man im Gegensatz zu neueren Metalcore-Bands, fast schon etwas altmodisch klingt. Auch dies kann man als Fluch oder Segen sehen. Mir persönlich macht das Album trotz der offensichtlichen Angriffspunkte einfach Spaß. Die Gitarrenarbeit ist durchgängig brillant (ein Solo besser als das andere!) und der Energiepegel auch mit Hilfe der fetten Produktion permanent unter der Decke. Und so fühlt man sich wohlig in die Nuller Jahre zurückversetzt als Metalcore der heiße Scheiß war und UNEARTH selbst mit Alben wie “The Oncoming Storm” oder “III: In The Eyes Of Fire” an der Speerspitze der Bewegung standen. Lieder wie “Invictus” oder das wüst-thrashige “Dawn Of The Militant” treiben einem daher dann doch ein Grinsen auf die Backen. Damit haben UNEARTH schon mehr erreicht als viele andere Bands.

Ganz besonders gut präsentiert sich das Album in der LP-Variante in transparent-rotem Vinyl. Die Pressqualität ist hervorragend und das Cover kommt in der Größe einfach erst voll zur Geltung. Gerade bei detailreichen Motiven wie hier ist Vinyl ganz klar im Vorteil.

UNEARTH haben mit ihrem neuen Album die Musikwelt nicht revolutioniert, bieten aber ihren Fans, was sie hören wollen und das in sehr guter Qualität. In dieser Form können sie gerne noch 25 Jahre weitermachen.

 

 

The Wretched; The Ruinous (Vinyl)


Cover - The Wretched; The Ruinous (Vinyl) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 36:50 ()
Label:
Vertrieb:
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Hamartia

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TRIBULATION haben in ihrem Genre eine Sonderstellung. Unnachahmlich vereinen sie 70er Jahre Hippie-Rock mit Gothic-Gesten im Death Metal Duktus zu einem neuen Ganzen. Seit ihrem Wechsel zu Century Median Records mit zunehmendem und verdientem Erfolg, mausern sich die Schweden langsam zur neuen Größe im Extreme Metal.

Nach ihrer Glanzleistung "Where the Gloom Becomes Sound" und der bereits kurz davor bekannt gegebenen Trennung von Langzeit-Gitarrist Jonathan Hultén soll die EP "Hamartia" den Istzustand der Band und zugleich den neuen Gitarristen Joseph Tholl präsentieren. Geboten werden in den etwas mehr als 20 Minuten vier Songs, davon ist "Vengeance" eine Coverversion.

Der gelungene Titelsong ist eine zunehmend getrieben wirkende Kraftnummer, inklusive instrumentalem Vorstellungspart des neuen Gitarrenduos. Das darauf folgende solide "Axis Mundi" ist lebhaft, aber etwas eindimensional. Das mystische, konspirative "Hemoclysm" bietet samt leidenschaftlichem Gitarrensolo verstrahlten Retro Rock mit Death Metal-Aroma und gehört zu den Highlights des Albums, ehe der BLUE ÖYSTER CULT-Coversong "Vengeance (The Pact)" mit seinem GHOST-tauglichen Refrain den recht kurzweiligen Hörgenuss beschließt.

"Hamartia" ist eine Impression der neuen TRIBULATION, wobei doch alles größtenteils beim Alten geblieben ist. Aber zusätzlich gibt es vier neue Songs zu entdecken, die sicher auf einem der gebuchten Festivals, die TRIBULATION 2023 beglücken wird, eine Uraufführung erfahren könnten. 

 

 

Hamartia


Cover - Hamartia Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 4
Länge: 21:22 ()
Label:
Vertrieb:
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Digital Noise Alliance

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Was soll man sagen? QUEENSRŸCHE werden wohl immer an ihrem Meisterstück „Operation Mindcrime“ gemessen werden und natürlich kann der aktuelle Output „Digital Noise Alliance“ diese Großtat auch nicht in den Schatten stellen- - hat wohl auch kein Fan erwartet. QUEENSRŸCHE liefern zwar ordentlich ab und ex-CRIMSON GLORY-Frontman Todd La Torre hält die Band gesangstechnisch auf Spur, aber es will einfach keine Gänsehaut entstehen und die ganz großen Momente fehlen.

Dabei beginnt das Album mit „In Extremis“ äußerst vielversprechend und der Song beinhaltet alle geliebten Trademarks der „alten“ QUEENSRŸCHE. Der Song ist äußerst progressiv, aber bleibt trotzdem eingängig. Die Gitarrenläufe klingen unverkennbar nach QUEENSRŸCHE und somit kann der Hörer den ersten Song als gelungen betrachten. Progressiver Metal wird auch in den Songs „Chapters“, „Lost Sorrow“ oder „Sicdeth“ angeboten, aber leider bleibt oft nichts hängen. Es fehlt eindeutig der Erkennungswert und ein packender Refrain. Handwerklich ist alles natürlich in der Oberklasse angesiedelt, aber leider haben QUEENSRŸCHE verlernt echte Songs zu schreiben, die den Hörer umhauen und sich als Ohrwurm manifestieren. „Behind The Walls“ kann da wieder ein wenig versöhnen, da eine klare Linie erkennbar ist und auch der Refrain einen bleibenden Eindruck hinterlassen kann. Bei der Ballade „Forest“ werden sich die Geister scheiden. Natürlich ist „Forest“ kein zweites „Silent Lucidity“, aber das war bestimmt auch nicht der Anspruch der Band. „Forest“ ist eine melancholische Ballade, die unter die Haut geht, aber bei der man auch mitdenken muss. Mir gefällt der Ansatz, eine Ballade nicht zu „catchy“ zu gestalten und dem Hörer abzuverlangen, ein paar Durchläufe zu riskieren, um die wahre Größe des Songs zu erkennen. Jetzt wird es leider ein wenig düster: Coverversion? „Rebell Yell? Was war denn da los? Nicht nur, dass Todd in einer ungewöhnlich tiefen Stimmlage singt, nein, dem Song wurde jegliche Power genommen. Gefällt mir persönlich überhaupt nicht. Da das Album aber eine Spieldauer von über einer Stunde vorweisen kann, ist der Bonussong definitiv zu verschmerzen.

Alles in allem ist „Digital Noise Alliance“ ein ordentliches Album geworden, aber für eine Band mit dem Namen QUEENSRŸCHE leider zu schwach. Es ist wirklich die Frage, ob die Band sich mit einer Umbenennung nicht eher einen Gefallen getan hätte. Jetzt ist es zu spät und die Schatten der Vergangenheit werden über jedem Output der Band größer. „Operation Mindcrime“ war damals eine Sternstunde und diese Sternstunde wird der aktuellen Band zum Verhängnis…

Digital Noise Alliance


Cover - Digital Noise Alliance Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 60:27 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Deceivers

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Fünf Jahre haben ARCH ENEMY an dem neuen Album "Deceivers" gebastelt, und wahrscheinlich wurde die gleiche Zeit auch in eine umfangreiche Marketing-Planung investiert. Man bemerkt bei jedem Song, dass ARCH ENEMY sich anbieten, die Nachfolge von IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST anzutreten, um dann die ganz großen Hallen zu füllen. Dies könnte auch gelingen, da Songs wie "The Watcher" oder "Into The Eye Of The Storm" durchaus das Potenzial besitzen, in ein paar Jahren als Klassiker geführt zu werden. Trotzdem gehen ARCH ENEMY bei den genannten Songs nicht auf Nummer sicher - der Anfang von "The Watcher" könnte durchaus von einem GAMMA RAY-Album geklaut sein, und "Into The Eye Of The Storm" überrascht mit einem fulminanten "ACCEPT-Riff", welches die Nackenmuskeln erbeben lässt. Während "Deceiver, Deceiver" fast schon punkig durch die Boxen dröhnt, kann der Opener "Handshake With Hell" mit Klargesang aufwarten, der für mich irgendwie Fehl am Platz ist - aber wahrscheinlich bin ich in dieser Hinsicht einfach zu konservativ, und man kann nicht sagen, dass Allissa White-Gluz nicht singen kann. Natürlich bleiben ARCH ENEMY ein wenig in ihrem selber gewählten Soundkorsett gefangen, aber besonders die Gitarrenduelle von Amott und Loomis sorgen immer wieder für Abwechslung und lassen so manchen Gitarristen an den eigenen Fähigkeiten zweifeln.

"Deceivers" kann im Endeffekt begeistern und gehört zum Pflichtprogramm eines jeden Melo-Deathers. Achtet man ein wenig auf die Texte, so wird man feststellen, dass diese nicht an die musikalische Qualität anknüpfen können und eher auf das jüngere Publikum zugeschnitten sind - Rebellion und so… - muss nicht sein. Möchte man wirklich in die Fußstapfen der Metal-Ikonen treten, so sollte man weiterhin auf Abräumer der Marke "The Watcher" setzten, die sich langfristig in den Ohren festsetzen und dort auch verbleiben. Mir gefallen die Ausflüge in Richtung des klassischen Heavy Metals sehr gut, und dies sollte unbedingt ausgeweitet werden. Wie gesagt, natürlich war der Klargesang zu Beginn der Scheibe ein Test, aber ich bin mir sicher, dass ein Fortführen dieser ungewohnten Elemente zu einem Bruch mit der Metal-Szene führen könnte, und dann eben Rock am Ring laut rufen wird - kann man machen, aber man kann auch die Arbeit von vielen Jahren zerstören. Ich bin gespannt, wohin der Weg führen wird, aber mit "Deceivers" bin ich in jedem Fall durchaus zufrieden.

P.S. die letzten Töne von "The Watcher" erinnern an DOROs "Für Immer" - hört mal genau hin...

 

Deceivers


Cover - Deceivers Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 45:10 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

We Are The Apocalypse

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Die Jungs von DARK FUNERAL strotzen auf "We Are The Apocalypse" vor Kraft und Selbstbewusstsein. Die erste Single-Auskopplung "Let The Devil In" ließ mich interessiert, aber auch eine Spur beunruhigt, aufhorchen: Midtempo-Groove statt Blastbeat, viel Atmosphäre und stimmlich über jeden Zweifel erhaben. Ist die neue Scheibe insgesamt langsamer, und hat sich der Stil von DARK FUNERAL deutlich verändert? Die Spannung bis zur nächsten Single-Auskopplung und zum Album-Release stieg also!

Aus Schweden kommen viele gute Metalbands, und auch im Black Metal hat das skandinavische Land viel Gutes zu bieten: WATAIN, MARDUK, natürlich DISSECTION und BATHORY und eben DARK FUNERAL. Sie verbinden seit fast 30 Jahren Härte mit einer Petitesse Melodie und einer ordentlichen Portion satanistischer Deftigkeit. 2007 kam es zu einem delikaten Engagement der Stockholmer: sie spielten im satanistischen Billig-Porno "Club Satan: The Witches Sabbath" die Hauptrolle und steuerten mit dem Song "King Antichrist" einen stilechten Soundtrack bei.  

Aber zurück zu "We Are The Apocalypse": Sechs Jahre ließen die Schweden ihre Fans auf ein neues Album warten. Das ist aber nicht weiter untypisch, es ist das siebte Studioalbum in 29 Jahren Bandgeschichte. Das neue Album wurde von Fredrik Thordendal unter Koproduktion von Daniel Bergstrand im Studio 33 aufgenommen. Im Mix sind die bissigen Drums sehr zentral abgemischt. Heljarmadr schreit und brüllt dämonisch-besessen, ist dabei jedoch gut verständlich.

"We Are The Apocalypse" startet mit der zweiten Single-Auskopplung "Nightfall". Der Song klingt wie das diametrale Gegenteil der ersten, bereits erwähnten, Single. Es ist ein hymnischer Black Metal-Track mit giftiger Aggression und schnellen Tremolo-Riffs. Der Refrain ist einprägsam und trifft mitten auf die zwölfte Leckomio, haben DARK FUNERAL schon einmal solche Hooks mit Hit-Potential geschrieben? Sie beweisen hier eine gute Balance und epische Dynamik. Der Song dürfte live eine wahre Granate sein; dem Schlagzeuger Jalomaah könnte man nach diesem Tempo aber eine Kur für seine geschundenen Extremitäten rezeptieren. Bei "Let The Devil In" wird der Fuß ein wenig vom Gaspedal genommen, um es zu "When Our Vengeance Is Done" wieder durchzudrücken. "Nosferatu" kommt variantenreich daher; schöne Gitarrenmelodien erzählen uns eine düster-beklemmende Vampirgeschichte. Mit "When I'm Gone" folgt ein etwas untypischer Song. Er ist von Schwermut geprägt und groovt, hat auch (entschuldigt bitte) balladeske Züge. Es bleibt abwechslungsreich: bei "Beyond The Grave" herrscht Blastbeat-Alarm, und es wird mächtig auf die Kacke gehauen. Die Gitarrenarbeit steuert jedoch wohl dosiert Melodie hinzu. In "A Beast To Praise" rattern die Drums in der Intensität eines Maschinengewehrs: Bassdrum, Snare und Becken scheinen Rekorde aufstellen zu wollen. In "Leviathan" kommen cleane Gitarren zum Einsatz, bevor wieder Tempo regiert. Der Titelsong wurde ans Ende der Scheibe platziert. Ohne großes Vorspiel wird direkt die Tür eingetreten, und Kreissägen-Riffs legen das ganze Haus in Schutt und Asche. Die Vielfalt der Kompositionen ist eine neue Stärke von DARK FUNERAL. Die schnellen Songs ähneln sich ein klein wenig, und gegen Ende der Platte sinkt daher der Wiedererkennungsfaktor der einzelnen Tracks. Nimmt man aber die Platte als Ganzes, ist sie erstaunlich abwechslungsreich.

Es bleibt zu erwähnen, dass "We Are The Apocalypse" die erste Veröffentlichung ist, auf der Schlagzeuger Jalomaah und Bassist Adra-Melek zu hören sind (obwohl sie bereits seit 2017 zur Band gehören). Von der ursprünglichen Besetzung von 1993 ist lediglich noch Gitarrist Lord Ahriman an Bord. "We Are The Apocalypse" zeigt vor allem beeindruckende Qualität. Mit den beiden letzten Alben haben DARK FUNERAL es geschafft, verlorenen geglaubten Boden zurückzugewinnen und allen Kritikern vor die Füße zu spucken. Ein bis zwei kleine Kritikpunkte habe ich trotz aller Qualität: Die gesprochenen Wortpassagen sind nicht schlecht, aber könnten für meinen persönlichen Geschmack gekürzt oder gestrichen werden. Im Mix sind die Gitarren und der Bass relativ weit im Hintergrund. Das Schlagzeug und der Gesang nehmen sehr viel Platz ein. Das Gitarrenspiel von Micke „Lord Ahriman“ Svanberg und Chaq Mol hätte mehr Prominenz in der Produktion der Platte verdient.

Die Schweden sind noch immer eine dieser ursprünglichen Bands, die ihrem rifflastigen Stil treu geblieben ist. Die Band hat ihren Biss keineswegs verloren, DARK FUNERAL sind bis in die letzte Pore keifend böse!

 

We Are The Apocalypse


Cover - We Are The Apocalypse Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 43:47 ()
Label:
Vertrieb:

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