Die Niederländer CRYPTOSIS sind aus der Asche der Old School-Thrasher Distillator entstanden und legen nun mit "Celestial Death" ihr mit einiger Spannung erwartetes Zweitwerk vor. Ob das Trio das hohe Niveau des Debuts "Bionic Swarm" von 2021 halten kann? Dass die Jungs Songs schreiben können, haben sie schon unter der alten Flagge bewiesen, das stilistische Ruder aber doch recht stark herum zu reißen und nicht zu scheitern, erfordert Mut und Können. Zwar sind die Wurzeln des Thrash Metals oft noch zu hören, wie im starken Opener "Faceless Matter", durch den massiven Einsatz futuristischer Keyboard-Klänge wird die relativ straighte Grundlage aber auf ein anderes Level gehoben. Das ist ganz stark und erinnert im Ansatz etwas an VEKTOR, wobei CRYPTOSIS mit schlankeren Songs daher kommen und gerne auch auf Elemente des (Progressive) Black Metals zurückgreifen wie im garstigen "The Silent Call". Gerade die schwarz-metallischen Einflüsse stehen dem Trio hervorragend und lassen echte Endzeit-Atmosphäre aufkommen. Von der Gitarrenarbeit erinnert die Mixtur aus Black und Thrash Metal auch etwas an DISSECTION. Trotz des progressiven Ansatzes machen CRYPTOSIS nicht den Fehler, sich in langatmigem Songwriting zu verlieren. Alle Songs bleiben deutlich unter sechs Minuten und daran tun Laurens Houvast (v, g), Frank te Riet (b) und Marco Prij (d) gut, denn die Stücke bleiben auf dieswe Weise nachvollziehbar und die Soundwand erdrückt den Hörer nicht auf langer Strecke. Im schleppenden "Absent Presence" verweisen die drei Schelme mit den gewählten Arrangements deutlich auf ein Black Metal-Projekt, dessen Name aus gutem Grund nicht genannt werden sollte, dessen rein musikalische Huldigung aber sehr gelungen ist.
Hervorzuheben ist der klare MIx des Albums. Trotz ständiger Präsenz der Keyboards, teilweise in Kombination mit Blastbeats oder heftigen Double-Bass-Orgien, behalten die Songs ihre Heaviness bei maximaler Transparenz. Abgerundet wird das Album von einem stimmungsvollen Artwork, das die dystopische Tendenzen der Lyrics und der Musik hervorragend einfängt.
Mit "Celestial Death" ist CRYPTOSIS ein sehr starkes Album gelungen, das jeden Fan extremerer und/oder progressiver Klänge begeistern sollte. Es wird spannend, den Weg dieser sehr talentierte Gruppe weiter zu verfolgen.
„Terrified of God“ heißt das zweite Album der Formation aus Connecticut (USA). Vor 2 Jahren hauten VOMIT FORTH mit „Seething Malevolence“ ihren ersten Hassbatzen raus. Sänger Kane Gelaznik und Gitarrist Ricky Brayall begrüßten zum neuen Album neue Musiker in der Band: Luke Zeitler an den Drums, Bailey Olinger als Gitarrist und Jett Stotts spielt Terror-Bass. Sie zocken Death Metal der deftigen Gangart und würzen dies mit einer Prise Hardcore. Das bedeutet die Hörerschaft kriegt abwechselnd Schläge auf den Hinterkopf und in die Magengrube.
Das Tempo wechselt stetig, die Jungs kreieren ein wildes geordnetes Chaos. In einigen Songs zeigt Sänger Kane eine gewisse Erweiterung seines Gesangsstils, und es ertönt neben den ehrenwerten gutturalen Künsten, auch Shouts und Streams. Opener “Victim Impact Statement” offenbart sofort diese Erweiterung und setzt auf wüstes hin und her und ein dumpfes Riff-Massaker. Fließend geht es über in „Sacred Apple“ und die Amis gehen flott zur Sache. Gegen Ende des Tracks wird das Tempo gedrosselt und der Groove ist mörderisch. „Blood Soaked Death Dream“ kommt mit Blastbeats daher, nach einem Break stehen New York-Slam-Riffs auf der blutigen Speisekarte. Kurzer Bass-Sound zu Beginn und ab geht „Negative Penance“ und bietet Abwechslung voller grindigen Nuancen. Die Tracks dauern standesgemäß um die zwei Minuten und enden abrupt und ohne Firlefanz. „Fixation On The Narrative“ ist so ein rattenscharf brutaler Track und „Non Responsive” präsentiert Tempowechsel der Hölle. Die Kollegen zünden dumpf-drückende Basskanonen und laden zum Bangen ein. „Fear Of Retaliation“ ist mit 3:12 ausschweifend lang und verfügt über eine Komposition aus Faustkampf und zermalmender Dampfwalze. Mit „Salt“ gibt es ein überraschend orchestrales Outro. Randy LeBoeuf (THY ART IS MURDER, LORNA SHORE) saß an den Reglern und hat den Sound insgesamt reduziert und abgerundeter gestaltet. Das Album ist solide, kraftvoll und herausfordernd.
Die legendäre Aggrotruppe um Mr. Ice-T kehrt mit voller Wucht zurück und setzt mit “Merciless“ genau dort an, wo sie zuletzt aufgehört hat. Der Chefgangster lässt seiner unbändigen Wut über die Welt und allem darin freien Lauf, und alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, wird gnadenlos eliminiert. Diesmal geht es extrem blutig zur Sache, was uns das Cover bereits signalisiert, auf dem der Meister selbst als Folterknecht die Messer wetzt. Musikalisch ist die Richtung eindeutig: eine explosive Mischung aus Metal und Rap, die im Titeltrack bereits gewaltig zur Sache geht. “The Purge“ orientiert sich im Anschluss an der Horrorfilmreihe und kommt etwas schleppender daher. In “Fuck What You Heard” rechnen Body Count mit dem Zwei-Parteien-System in den USA ab. Hierbei bekommen die Parteien “Democrips” und “Bloodpublicans” beide ihr Fett ab. Der Rest des Albums geht im Großen und Ganzen gnadenlos voll auf die Fresse.
Eine echte Überraschung ist den Jungs aus L.A. allerdings mit Track Nummer 8 gelungen: “Comfortably Numb“. Ja, richtig, das ist die Nummer von PINK FLOYD. Der Kultsong ist nicht nur recht nett umgesetzt und hat einen neuen Text vom Metalrapper erhalten, er wurde zudem von Herrn Roger Waters persönlich als gut befunden und erhielt seinen Segen. Die eigentliche Kirsche auf der Torte ist jedoch, dass die Gitarre, die da über sechs Minuten zu hören ist, von keinem Geringeren eingespielt wurde, als von Mr. David Gilmour himself.
Neben den festen Mitgliedern der Combo, von denen Ice-T und Ernie C (Gitarre) die einzigen Überlebenden der Gründerformation sind, geben sich abermals einige illustre Gäste die Ehre, wie z.B. George “Corpsegrinder“ Fisher (Cannibal Corpse) in “Purge“, Joe Bad (Fit For An Autopsy) in “Psychopath“ und Max Cavalera (Soulfly), der “Drug Lords“ veredelt.
Die Scheibe ist ansonsten ein richtig fettes Brett, und die Produktion, gespickt mit ein paar schicken Gimmicks, lässt das Ding anständig scheppern.
Mit “Merciless“ präsentiert BODY COUNT genau das, was Fans erwarten – unverfälschten, kraftvollen Sound, der die Essenz der Band verkörpert.
Es steht BODY COUNT drauf und es ist auch BODY COUNT drin!
MARDUK sagen „Sei dir deiner Sterblichkeit bewusst" („Memento Mori“) und der schwedische Black Metal-Panzer rollt und knattert wieder!
33 Jahre Bandgeschichte und die Kapelle ist kein bisschen müde; ganz klar: Hier wird mit Hass gekocht! Wenn ihr eine Portion harschen Black Metal braucht, seid ihr bei „Memento Mori“ goldrichtig: Dissonante ohrenzerfetzende verwaschene Meuchelmord-Akkorde, flirrende MARDUK-Riffs und Sänger Daniel „Mortuus“ Rostèn klingt wunderbar angepisst und höllisch garstig. Neu-Schlagzeuger Simon „Bloodhammer“ Schilling (Ex-BELPHEGOR) liefert präzise Raserei erster Sahne, hier wird aus vollen Rohren gefeuert. Ein paar Ähnlichkeiten zu "Panzer Division Marduk" (1999) und "La Grande Danse Macabre" (2001) sind zu vernehmen.
Der Titeltrack „Memento Mori“ legt gut vor: nach kurzer Crescendo-Einleitung heißt die Devise: Knüppel aus dem Sack. Es folgt das rohe „Heart Of The Funeral” und Track Nummer drei stellt ein absolutes Highlight dar: „Blood Of The Funeral“ ist saustark, komplex und unerbittlich. „Shovel Beats Sceptre“ bringt Glockenschlag und Storytelling und vor allem Abwechslung in die Sache. Hier agieren MARDUK mit gedrosseltem Tempo. „Charlatan“ gibt sich Bass-betont, „Coffin Carol“s Riffing ist einfach und effektiv und zu „Marching Bones“ wird’s nochmal richtig gut: der Song ist punkig, eingängig und der Gesang intensiv. Nach den brutalen Nummern „Year Of The Maggot” und “Red Tree Of Blood” folgt der letzte Song „As We Are“. Der einprägsame Midtempo-Track ist mit Samples gespickt und bildet einen Abschied mit Pauken und Trompeten.
Das letzte Album „Vitoria“ (2018) setzte zu sehr auf unangenehme Provokation. Ob MARDUK dabei Geschichtsunterricht geben wollten, Glorifizierung des Dritten Reichs bezweckten oder Provokation nutzen, um die Verkaufszahlen anzukurbeln, lässt sich kaum klären. Umso schöner, dass wir bei der Veröffentlichung von „Memento Mori“ davon verschont bleiben. Immerhin reagierte die Band kürzlich auf einen Zwischenfall: Es ist noch gar nicht lange her, da wurde Bassist Joel Lindholm wegen Zeigens des Hitlergrußes zum Ex-Bassisten. Vielleicht ist es diskussionswürdig, ob man die Truppe um das letzte Original-Bandmitglied Morgan Hakansson unterstützen möchte, aber das Studioalbum Nummer 15 der Norrköpinger ist Black Metal bester Qualität. In Sachen Songwriting und musikalischer Kompromisslosigkeit steckt MARDUKs neues Werk, den Vorgänger locker in die Tasche. All Killer - No Filler!
Das neueste Album "Anno 1696" von INSOMNIUM ist eine absolute Meisterleistung in der Welt des Melodic-Death-Metal. Die finnische Band hat es geschafft, eine perfekte Mischung aus wütenden Gitarrenriffs und epischen Melodien zu schaffen, die den Hörer in eine Welt voller Dunkelheit und Mystik entführt.
Die Songtexte des Albums beschäftigen sich mit Themen wie Verlust, Trauer und Einsamkeit und spiegeln somit die düstere Atmosphäre des Albums wider. Der Gesang von Niilo Sevänen, der zwischen Growls und Clean Vocals wechselt, unterstreicht die emotionale Tiefe der Texte und verleiht dem Album eine gewisse Intensität.
Die Instrumentierung des Albums ist ebenso beeindruckend. Die Gitarrenarbeit von Ville Friman und Markus Vanhala ist virtuos und zeigt, dass sie zu den besten Gitarristen der Metalszene gehören. Das Schlagzeugspiel von Markus Hirvonen ist ebenfalls beeindruckend und unterstützt die wütenden Gitarrenriffs perfekt.
Ein weiteres Highlight des Albums ist die Verwendung von Orchesterarrangements, die die Musik von INSOMNIUM auf ein neues Level heben. Die orchestralen Parts verleihen dem Album eine epische Atmosphäre und vermitteln das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Natürlich spielen auch große Gitarrenmelodien eine übergeordnete Rolle, welche in Songs wie „Lilian“ oder „1696“ komplett beeindrucken. Oft werden Sie Songs mit akustischen Parts aufgelockert, welche dem Album einen eigenen Charakter verleihen.
Insgesamt ist "Anno 1696" ein Album, das den Hörer von Anfang bis Ende in seinen Bann zieht. Es ist ein Meisterwerk des Melodic-Death-Metal, das die Fähigkeiten von INSOMNIUM als Komponisten und Musiker voll zur Geltung bringt. Die Band hat es geschafft, eine perfekte Balance zwischen aggressiven Gitarrenriffs und emotionalen Melodien zu schaffen und somit ein Album zu kreieren, das die Fans begeistert. Es ist ein Must-Have für alle Liebhaber des Genres und wird sicherlich für viel Freude sorgen.
WITCHERY sind wieder da und liefern mit „Nightside“ einen wilden boshaften Angriff auf unsere Gehörknöchelchen ab. Die Schweden grooven und thrashen was das Zeug hält, Blackened Speed'n'Thrash Metal at its best!
Den Auftakt macht der Nackenbrecher „Witching Hour“ und es erscheint so, als würde sich etwas zu lange Aufgestautes wütend und voller Wucht entladen. Chris Barkensjo leistet von der ersten Sekunde an schwere Arbeit an den Drums: das hohe Tempo wird unterstützt durch räudig knallhartes Riffing. „Don´t Burn the Witch” rotzt uns eine dicke Ladung Punkattitüde vor den Latz. Fronter Angus Norder spuckt Gift und Galle. Seitdem WITCHERY 1997 von Mitgliedern von SATANIC SLAUGHTER gegründet wurde, hatte die Truppe bereits legendäre Sänger in ihren Reihen, wie z.B. Legion (ex-MARDUK) und Emperor Magus Calligula (ex-DARK FUNERAL). Angus Norder steht seit 2016 am Mikro und vermag es, der Musik einen eigenen rauen aufgekratzten Touch zu geben. Der dritte Track ist eine Spur langsamer, „Storm of the Unborn“ wurde ziemlich verstrickt komponiert. „Er steht in Flammen“ besteht aus Mönchsgesang und Sprachsamples zum Thema Inquisition, und ist meines Erachtens eher Füllwerk. Zum thrashig-rifflastigen Brecher „Popecrusher" produzierte die Band ein Animes-Video. „Left Hand March“ lädt zum rhythmischen Kopfnicken ein und „Under the Altar“ ist ein cooler kurzer Instrumental-Track, der mich an METALLICA zur „Kill Em All“-Zeit erinnert. Danach rattert „Churchburner“ flott los und verbreitet wüstes Chaos geprägt von antireligiös-dämonischer Besessenheit. „Crucifix and Candle“ besitzt gute Bass-Leads, Gangshouts und kommt überdurchschnittlich eingängig und mit einer Portion klassischem Heavy Metal-Feeling samt Solo daher. „A Forest of Burning Coffins“ ist mein persönliches Highlight auf „Nightside“! Jeff Walker von CARCASS steuert Vocals bei und WITCHERY liefern flottes Geballer mit guter Arschtritt-Attitüde. Hier stimmt wirklich alles: rasende Gitarre, cooler Bass vom neuen Bandmitglied Victor Brandt (DIMMU BORGIR, ENTOMBED) und durchprügelnder Doublebass: da bleibt kein Schlüpper trocken! Das Album endet mit dem Titeltrack „Nightside“ und langsam doomend kommt getragene Stimmung auf. Neben Jeff Walker sind weitere Gastmusiker auf der Platte zu hören: Hank Shermann von MERCYFUL FATE spielt bei "Left Hand March" und Simon Johannsson von WOLF ist Gastgitarrist bei "Crucifix and Candle", während Maciek Ofstad von KVEVERTAK bei "Don't Burn the Witch" dabei ist.
WITCHERY überzeugen mich am meisten, wenn sie rasanten angeschwärzten Headbanger-Thrash zocken, und davon wird auf „Nightside“ mehr geboten, als beim Vorgängeralbum „I Am Legion“. Ein weiterer Grund, weshalb die Scheibe das Prädikat „Tipp“ verdient, ist die sau gute und überaus passende Produktion von Daniel Bergstrand (u.a. BEHEMOTH, DARK FUNERAL): dreckig, kratzig und räudig, aber trotzdem druckvoll.
Verträumt sonniger Shoegaze in lieblich pastellfarbenem Moll
Die US-amerikanischen Postrocker aus Boston haben ein Händchen für hoffnungsvoll beschwingte Melodien. „Radiant Bloom“ ist ASTRONOIDs drittes Album und das Labeldebüt bei Century Media. ASTRONOIDs erste Langrille „Air“ (2016) hatte noch mehr Metal intus. Inzwischen wäre das Prädikat Dream-Rock entsprechend. Als Referenzen könnte ich EMPIRE OF THE SUN, ALCEST, ANIMALS AS LEADERS, PERIPHERIE, CYNIC und Inspirationsquellen wie DEAFHEAVEN und DEVIN TOWNSEND nennen. Mit ihren typisch träumerischen Clean-Gitarren, erzeugt die Band eine klangliche Euphorie und ruhige Zuversicht. Brett Bolands Gesang ist wirklich speziell, passt vorzüglich zur Musik, kann aber auch etwas penetrant anmuten: seine Stimme ist sanft und beinahe infantil hoch.
Die Amis legen mit dem Opener „Admin“ los, eine warm schillernde Klangwand baut sich auf. Das folgende „Eyes“ rauscht mit ultraleichten Gitarren und überschwänglichen Gitarrensoli vorüber. Nicht schlecht, aber auch etwas belanglos. „Sleep Whisper“ groovt da mehr: der tranceartige Midtempo-Track besitzt zudem eine Gothic-Schlagseite. „Sedative“ dürfte der beste Track der Platte sein, die Gitarre ist hier härter und die Riffs reiten, die Doublebass-Drums zeigen sich voller Elan und Energie. Bei „I've Forgotten Your Face” haben ASTRONOID Spaß daran, die Gitarrenlinie oft zu wiederholen und mit „Orchid“ haben sie eine Synthwave-Nummer mit präsenter Gitarre im Gepäck. Immer wieder bin ich überrascht, dass die Musik eine angenehme Gelassenheit ausstrahlt, so auch das hymnische „Drown“. Bei „Human“ wir es melancholisch und keyboardlastig und „Decades“ entwickelt sich nach einem rockig bassbetontem Einstand zur einem atmosphärisch-träumerischem Song.
Die Synthesizer-Sounds sind gut eingesetzt und unterstützen die katharisch auflockernden Tremolo-Melodien. An Blastbeats wird, anders als bei den bisherigen Veröffentlichungen, gespart. Gemischt wurde eigens von Bandmitgliedern, gemastert von Magnus Lindberg von CULT OF LUNA: Die Produktion ist modern und glatt, mitunter etwas drucklos. Ihr merkt es schon, da war noch mehr drin: das Ganze ist im Ergebnis eine Spur zu hübsch, zu unaufdringlich und müsste mal in Matsche und Blut getränkt werden. Insbesondere die Stimme ist arg geglättet.
ASTRONOID tapsen gewohnt gekonnt und charmant durch eine Traumlandschaft aus Watte, aber das innewohnende Potenzial ist noch nicht ganz ausgeschöpft! Also Kollegas: aufsatteln und ran an die nächste Scheibe, aber bitte mit einer Spur mehr Härte.
Zehn Jahre nach ihrem legendären Debüt-Album servieren uns die schwedischen Stolper-Rhythmiker von VILDHJARTA einen neuen Langspieler. Ein Jahrzehnt Abstand zwischen zwei Alben sind natürlich völlig absurd und die Band konnte in dieser Zeit praktisch dem Aufstieg des mitbegründeten Genres zusehen, genauso wie dem Hype und seinem kometengleichen Verglühen. Und so kehren VILDHJARTA im Jahr 2021 in eine Metal-Welt zurück, in der der Begriff "Djent" in weiten Kreisen doch einigermaßen despektierlich verwendet wird: man unterstellt gerne Frickeleien ohne Sinn und Ziel und eine gewisse Selbstverliebtheit in die eigenen technischen Fähigkeiten. Spieltechnsich llegen VILDHJARTA auf "Masstaden under vatten" selbstverständlich auch auf unfassbar hohem Niveau. Gefühlt wechselt alle zehn Sekunden die Taktart, aber - und jetzt kommt ein großes ABER - die Schweden schaffen es auf wundersame Weise in diesem tonalen Durcheinander Atmosphäre zu kreieren und zwar nachhaltig. "Masstaden under vatten" bringt es auf eine stolze Spielzeit von über 80 Minuten, was im ersten Reflex als Nachteil gewertet werden könnte, jedoch liegt auch gerade darin die Stärke des Albums. Wenn man es schafft, mit den ersten Songs in die düstere Atmosphäre einzutauchen, belohnen einen VILDHJARTA mit einem spannungsgeladenen, dichten, in sich geschlossenen Werk. Kopfhörer auf, Augen zu und der Trip beginnt.
Das unterscheidet VILDHJARTA enorm von den trotz aller spielerischer Brillanz irgendwie immer Pantera-prollig daherkommenden MESHUGGAH und dürfte auch den ein oder anderen Prog-Metaller abholen, der mit der Djent-Szene ansonsten keine Berührungspunkte hat. Anspieltipps sind bei einem solchen Werk schwierig zu benennen, denn dieses Album sollte als Album gehört werden. Wer sich jedoch vorsichtig an die Band heranpirschen möchte, dem seien "den helige anden (under vatten)" und "brännmärkt" empfohlen.
Punk is not Dead! MAYHEM präsentieren sich auf „Atavistic Black Disorder / Kommando“ von einer anderen Seite!
MAYHEM berichten im Promo-Schreiben des Labels Century Media, dass sie noch einiges an ungenutztem Material von den „Daemon“-Sessions (Veröffentlichung aus 2019) hatten und dieses auf ihrer neuen EP raushauen. Hinzu kommen krawallige Klassiker von den DEAD KENNEDYS, von DISCHARGE und den RAMONES sowie von RUDIMENTARY PENI. Der Gitarrist Ghul berichtet, wie die Band im Proberaum gerne Punk-Coversongs spielt. Drummer Hellhammer schwärmt für den RAMONES-Schlagzeuger Marky Ramone, und betont die wichtige Rolle von Punkrock für die verschiedenen Genres im Extreme Metal. Man konnte mit Maniac und Messiah zwei alte MAYHEM-Sänger zum Mitwirken gewinnen.
Im ersten Teil der EP kriegen wir eine ordentliche Portion Norwegian Black Metal serviert. Old-schoolig lassen uns die Norweger im Riff-Gewitter stehen, Teloch brilliert auf ein Neues mit seinem flächigen Gitarrenspiel! Die ersten drei Tracks sind als Ergänzung zum letzten Album zu betrachten und weisen denselben Stil auf. „Voces Ab Alta“ startet düster und majestätisch, im Song ergeben sich einige Wendungen. Man hört hier die alten Zeiten MAYHEMs raus und "De Mysteriis Dom Sathanas" lässt grüßen. “Black Glass Communion” und “Everlasting Dying Flame” wird der ein oder andere bereits kennen, sie fungierten als Bonustracks für „Daemon“. Insbesondere „Everlasting Dying Flame“ ist eine gute abwechslungsreiche Nummer mit disharmonischem Riffing und Attilas beschwörendem Keifen.
„Kommando“, der zweite Teil der Scheibe, ist dem Hardcorepunk gewidmet und macht Laune. Hier ist vor allem „Hellnation“ mit Maniac am Mikro und die RAMONES-Nummer „Commando“ hervorzuheben. Letztgenannter Track offenbart eine coole rotzige Derbheit mit Messiah am Gesang. Mich freut es, dass mit MAYHEM ein absoluter Black Metal-Veteran Punk-Klassiker covert und die enge Verbindung von Punk und Black Metal noch einmal verdeutlicht. Black Metal entwuchs Anfang der Achtziger aus der punkigen Fuck-Off-Attitüde und hob den Punkrock quasi auf eine nächste Stufe. Bei ihren Coverversionen bleiben die Jungs relativ nah am Original; man hätte vielleicht noch mehr MAYHEM-Black Metal-Trademarks in die Songs packen können. Aber auf der anderen Seite wagt sich die Band hierdurch noch mehr auf andere Pfade und zollt beiden ihrer Wurzeln gleichermaßen Respekt.
Es ist unglaublich schwer, einem so persönlichen Album mit unbedeutenden, eigenen Worten gerecht zu werden. Denn SWALLOW-Mastermind Juha, dieser sympathische Mann mit dem offenen Blick und der immer so netten Art, verlor seine Partnerin Aleah Stanbridge – und verarbeitet ihren Tod in diesem abermals sehr, sehr, sehr schwermütigen Album. Dass der langjährige Gitarrist Markus die Band verließ, verkommt zur Randnotiz, zumal die Finnen ihre Therapie mit neuen Leuten konsequent fortsetzen. Schon der Opener, das gleichzeitige Titelstück, lässt Tränen in die Augen schießen, es ist so unglaublich emotional, dass es fast weh tut. Ach nein, es tut weh. Es schmerzt gar unermesslich. Wie muss es erst beim Schreiber selbst sein? Das Album trägt seine bittere Trauernote über die gesamte Spielzeit. Klar, es lässt auch hoffnungsvollere, fast schöne Momente aufblitzen, die sich vor allem via Gitarre und Soli ausdrücken oder durch den charismatischen Gesang Mikkos, der zudem Unterstützung vom neuen singenden Keyboarder Jaani erhält. Die acht Songs verfügen über tolle Chöre, eine Mörderproduktion, die Songs sind klasse, die Gefühle unglaublich groß. Es gibt eigentlich nur einen Kritikpunkt, sofern sich bei solch einem Album überhaupt so etwas ziemt: Mister Kotamäki lässt zu selten die Sau raus, schreit nur selten das heraus, was ihn wurmt. Aber wie gesagt: Echte Objektivität ist bei dieser Veröffentlichung eh nicht angebracht. Und so ist “When A Shadow Is Forced Into The Light” ein herausragendes Werk, das die Schönheit des Todes und die Dunkelheit des Lebens gleichermaßen abdeckt. Wenn Ambivalenz eine musikalische Beschreibung braucht, dann haben sie SWALLOW THE SUN überzeugend geschaffen. Was für eine wunderbare Scheibe! Danke SWALLOW, alles Gute Juha!