Nach drei sehr geilen Scheiben fand ein kleiner Bruch beim schwedischen Quartett WOLF statt: erstens ist man zum Branchenriesen Century Media gewechselt (vermutlich ein Zeichen dafür, dass die Verkäufe bis dato gestimmt haben?!), und zweitens hat man für das vierte Werk nicht mehr auf Producer Peter Tägtgren zurückgegriffen, der die letzten Alben der Band soundtechnisch exquisit in Szene setzte. Fredrik Nordström heißt der neue Mann hinter den Reglern, der "The Black Flame" zu einem echten Bollerwerk gemacht hat. Man kann sich streiten, welcher der Herren die bessere Arbeit geleistet hat, aber es kracht hier an allen Ecken und Enden, wie es sein muss! Aber auch die beste Produktion nützt nix, wenn die Songs grottig sind, und so haben sich WOLF dazu entschlossen, den schon famosen Vorgängern noch einen draufzusetzen. Wer gedacht hat, dass der Wolf mittlerweile im Fahrwasser der "True Metal" - Welle ausgeheult hat, sieht sich derbe getäuscht, denn die Schweden besitzen die größte aller Gaben im Musikzirkus, nämlich das Schreiben genialer Songs. Gleich mit dem superben Opener "I Will Kill Again" (Killerrefrain) räubert man derart gekonnt los, dass man sich als Traditionsmetaller echt fragen muss, was all die anderen Maiden - beeinflussten Vertreter tagsüber so treiben. Auf "The Black Flame" reiht sich Hammer an Hammer, wobei WOLF eigentlich nix großartig Neues auffahren, sondern einfach nur mit Leib und Seele Hymnen wie "At The Graveyard" (Ohrwurm ahoi), "The Bite" (Klasse!), "Make Friends With Your Nightmares", "The Dead" oder die beiden überragenden "Steelwinged Savage Reaper" (hier können sich Teutonenrocker wie PARAGON oder STORMWARRIOR noch was abschauen) und "Children Of The Black Flame" intonieren, die nur die größten Highlights eines durchweg erstklassigen Albums darstellen, das sich zwar nicht mehr ganz so stark stilistisch, aber rein qualitativ auf Augenhöhe mit den Vorbildern bewegt. Super!
Mit Südafrika verbindet man eher Tribal-Sounds und Ethnoklänge. Das es in der südlichen Hemisphäre auch qualitativ gute Rockacts gibt, hat sich mittlerweile auch schon herausgestellt. Das aber im südlichen Afrika dunkle Gestalten auch dem Goth-Rock frönen - und dies mit einem beachtlichem Niveau, hat zumindest mich verwundert. Mit "Razor Burn" legen THE AWAKENING dabei bereits ihr neuntes Werk vor und brauchen sich damit vor angesagten europäischen Acts ähnlicher Spielart nicht verstecken. THE AWAKENING mischen dabei recht gekonnt harte Riffs der Marke Marilyn Manson und eingängige Melodien finnischer Chartbreaker. Recht abwechslungsreich wird dabei auch mit akustischen Pianoklängen und Synthiesound agiert, ohne dies plakativ in den Vordergrund zu stellen - Drums und Gitarren bleibt genügend Raum zur Entfaltung. Zusammen mit der nach Ober-Sister Andrew Eldritch klingenden Stimme von Sänger, Songwriter, Produzent und Bandleader Ashton Nyte entsteht so eine tanzbare, düster angehauchte Gothic-Klangwelt, welche durchweg Songs mit einem gewissen Ohrwurmcharakter hervorbringt und nicht gleich im Einheitsbrei der europäischen Veröffentlichungen verschwinden sollte. Neben dem schnell ins Ohr gehenden Titeltrack "Razor Burn" darf man noch das zunächst etwas ungewöhnliche "The Neon Sky", das durchaus harte und sehr atmosphärische "Oblivion" und das folgende, mit überaus melancholischem Gesang ausgestattet (und auch eher heftige) "Halo" als Appetithappen nennen. Auch ohne Exotenbonus lohnt es sich für die Gothrock-Gemeinde bei "Razor Burn" mal reinzuhören.
Mit "Born A Bastard" veröffentlicht dieses Quintett aus dem Kölner Raum nun schon sein zweites Demo, auf dem erneut vier Songs gelandet sind. Eins vorweg: mit OVERKILL haben die Jungs, ganz entgegen der Vermutungen, die sich beim Bandnamen auftun, nicht viel am Hut, sondern es geht eher powermetallisch zur Sache. Die vier Stücke sind durchweg gelungen, dabei besonders der dynamische, sehr Banger - freundliche Opener "Another World" und das mit Kriegs - Samples versehene, schnelle "Code Black". Aber auch die anderen beiden Songs fallen nicht groß ab und leben hauptsächlich vom hymnenhaften Gesang von Timo Nolden, der jedoch hier und dort noch einen Zacken kräftiger und ausdrucksstärker tönen könnte. Einige Hinweise auf die Wurzeln der Band kann man auch heraushören, denn wenn man ein Stück "Hit Man" (METAL CHURCH) nennt und darin die Zeile "Killing is my business and I know how to do it right…" (MEGADETH) auftaucht, dann ist das nicht nur ein offensichtlicher Wink mit dem Zaumpfahl, sondern auch ein Bekenntnis, in welchem Fahrwasser man sich wohl fühlt. Der Sound könnte etwas fetter sein, geht aber für ein Demo absolut in Ordnung. Auf diesem hohen Niveau und mit einer richtigen Produktion könnten BASTARD NATION einen echten Treffer landen; bis dahin bleibt mit "Born A Bastard" ein sehr gutes Demo, das für 6,50 Euro über die Homepage oder für 5 Euro bei den Gigs der Jungs bezogen werden kann.
Wenn eine Thrash-Band aus Brasilien kommt, muss sie sich zwangsläufig mit SEPULTURA vergleichen lassen, CHAOSFEAR sind da keine Ausnahme. Das Trio kann dem Vergleich aber locker standhalten, besonders angesichts der letzten schwachen Alben der einstigen Vorreiter eines ganzen Genres. Mehr noch als die Seps haben SLAYER Einfluss auf CHAOSFEAR gehabt, sowohl bei der Gitarrenarbeit als auch beim Songaufbau. "Hard Time For The Wrong Man" ist ein Song, auf den SLAYER heutzutage echt stolz wären. Manches Mal gehen CHAOSFEAR den Schritt von Inspiration zum Diebstahl ("One Step Behind Anger"), aber wen kümmerts, wenn das Ergebnis so gut klingt? "One Step Behind Anger" ist eine arschcoole Thrash-Scheibe, die so richtig schön old schoolig klingt und dank der dump-rohen Produktion genau das richtige Räudigkeitslevel hat. Die acht Songs gehen wunderbar in die Birne und lassen die Zeit wie im Flug vergehen. Astreine Platte, die man mit einer paar alten Freunden, einer Kiste Bier und offenem Fenster (für die Nachbarn) perfekt genießen kann.
Bis ihren bisherigen Silberlingen und Vinyls konnten TREMORS mich immer überzeugen, da sollte die neue EP "Klyst" eine klare Sache sein. Wie gehabt steht für das Sextett schleppender Death Metal im Vordergrund, der an vielen Stellen effektvoll von einem Keyboard unterstützt wird. Es gibt einige fast schon doomige Passagen ("Buried Alive"), denen ganz selten flotte Abschnitte entgegenstehen ("The Nameless"). Wie nicht anders zu erwarten standen auch bei der gut produtzierten EP die alten Helden wie PARADISE LOSt, MY DYING BRIDE oder LAKE OF TEARS Pate. Nur leider kann "Klyst" nicht im gleichen Maße Atmosphäre aufbauen, wie es noch bei "Recurrent Creation" der Fall war. Einmal gleichen sich die Songs zu sehr, abgesehen vom tollen "The Nameless" plätschern alle im gleichen Tempo dahin, außerdem ist der Gesang viel zu eintönig und kraftlos. Immer das gleiche Gegrowle ist auf Dauer nervig, zumal wenn es so im Vordergrund steht wie auf dieser Platte und den Gitarren viel zu wenig Raum läßt. So schleppt sich die EP durch die ersten fünf Sogns, die zäh wie Kaugummi sind, um dann im wie gesagt tollen "The Nameless" zu münden. Der Song allein reißt die vorherigen zwanzig langweiligen Minuten auch nicht mehr raus.
Die Amerikaner von MUSHROOMHEAD konnten mit ihren letzten beiden Majoralben in Europa, ganz anders als in den USA, aus dem Schatten noch nicht heraustreten. Eigentlich ein recht erstaunlicher Umstand, denn MUSHROOMHEAD haben wenig musikalische Konkurrenz was ihre Vielfalt angeht. Mit Waylon (ex-3 Quarters Dead) gibt es auf "Savior Sorrow" einen Ersatz für den ausgestiegenen Sänger J-Mann - ansonsten bleibt im Groben alles beim Alten. Die Band ist - mit Unterschieden im Detail - bemaskt wie SLIPKNOT und tastet sich auch manchmal vorsichtig in deren Härtegefilde vor. Hört man den cool rockenden Opener "1200" mit seinem wummernden Bass und der wuchtigen Produktion wünscht man sich, dass KORN heute noch diese Power hätten. Von den sieben Musikern sind weiterhin zwei mit rein elektronischen Spielzeugen beschäftigt: Die Keyboards aus"Simple Survivor" könnten wie der gesamte Songaufbau aus Mike Pattons Combo stammen. Sieht man von den echten Stampfern ("Burn", "Tattoo") mit wütenden Riffs ab, legen die Sieben ein großes Gewicht auf schmeichelnde Melodien. Wie auf den Vorgängern blitzen hier und da Technobeats durch, meistens angelehnt an die TR909 Bassdrum ("Stoned"). Waylons Gesang ist vielseitig, bei den cleanen Parts fehlt mir etwas der Tiefgang. Der ruhige Alternativeohrwurm "Save Us" wird hiermit zwar fast radiotauglich, wirkliche Emotionen bleiben aber verborgen. Die Klangfarbe passt allerdings und macht MUSHROOMHEAD zu einer Art FAITH NO MORE-Fackel des erlöschenden New Metal. Einzig die aberwitzige Mischung aus Brachialität und modernem Rock scheint einer möglichen Zielgruppe abträglich. Oder generiert genau so eine. Zu hoffen und auch zu wünschen wäre es MUSHROOMHEAD!
Mit ihrer "Burn The Flag"-Scheibe haben BY NIGHT mich enttäscuht, während ihre vorherige Split mit CIPHER SYSTEM richtig geil war. "A New Shape Of Desperation" soll nun wieder Boden gut machen und präsentiert die Band in einem neuen Gewand: statt stumpfen Metalcore wie noch auf "Burn The Flag" gibt es kalten, klinischen Metal zu hören, der an FEAR FACTORY und MESHUGGAH (besonders beim Gesang) erinnert. Die Hardcore-Einflüsse sind noch nicht vollkommen Geschichte, aber deutlich zurückgeschraubt worden. Mit der Rückbesinnung auf alte Death/ Thrash-Wurzeln (wie noch auf der Split) sind die elf Songs der Scheibe eine sehr eingängige und gleichzeitig brutale Sache geworden. BY NIGHT variieren geschickt das Tempo, selbst ein langsamer Track wie "Forsaken Love" ist eine heftige Angelegenheit. Die schnelleren Nummern Marke "The Truth Is Sold" oder "Wall Of Insecure" mischen noch ein wenig THE HAUNTED in den Sound und fertig sind echte Nackenbrecher. Mit dieser Scheibe haben sich BY NIGHT im Metal-Lager zurückgemeldet! Hier stimmt einfach alles, selbst Sänger Adrian hat sich verbessert (was ja einer der großen Mankos auf "Burn The Flag" war), die Produktion knallt und die Songs gehen ins Blut. BY NIGHT haben mit dieser Scheibe das Potential, nach THREAT SIGNAL zur nächsten großen Nummer zu werden und Fans von FEAR FACTORY bis THE HAUNTED, von SOILWORK bis PURIFIED IN BLOOD anzusprechen. Beachtliche Steigerung, die in einer sauguten Scheibe resultierte. Glückwunsch!
Die "Gangbang" Maxi der Berliner Jungs von OSTKREUTZ hatte mit ihrem exotischen Touch zumindest das Potential zu erstaunen. Die massive Partyattitüde, die auch ihre Maxi dominierte, prügelt auch beim Debutalbum "Motor" erwartungsgemäß jeden Hauch von Anspruch ins jenseits. Wenn in ihrer osteuropäisch klingenden Phantasiesprache Wortfetzen auftauchen, bewegen sie sich im weiten Feld von Bier und Frauen (Der literarische Höhepunkt wird bei "Tanzen Wurst Und Bier" erreicht.). Stöhnsamples im Titeltrack "Motor" gibt’s von der Stange und fetzen nicht - die Gitarren sind ebenfalls einfach gehalten und ergehen sich in penetrant wiederholten Riffs. Gitarrensoli gibt es per Banddogma sowieso nicht. Zusammen mit den electropunkigen Sounds ergibt das eine bisweilen ins trashige abdriftende Partymucke - harscher Crossoverrock mit Megaphonflair, der mehr wohl mehr Alkohol braucht als ich an einem Abend trinken möchte. Die anfangs noch witzige Idee der neuen Sprache nutzt sich innerhalb weniger Songs ab, an einen zweiten Durchlauf mit Genuss ist nicht mehr zu denken. Die blanke (gemalte) Brust auf dem Cover, mit "Vibrator" oder "Gangbang" betitelte Songs - das ist nicht Rock’n Roll sondern unglaublich öde. Natürlich ist das alles nicht so gemeint, sondern eben ganz anders. Mehr Infos zu den Songs gibt es auf der DVD in der entsprechenden Verkaufsversion. Tumber Blödsinn bleibt es. OSTKREUTZ sind mir nach nur einem Album schon zu langweilig und viel zu vorhersehbar.
THE ORDINARY ME aus dem Raum Frankfurt haben sich im Jahr 2002 lediglich als Nebenprojekt gegründet. Mittlerweile hat ihre Musik jedoch ein Eigenleben entwickelt und mit "Breathing Is A Reflex" ist soeben ihr Debüt-Album erschienen. Dass die fünf Musiker über mehrere Jahre an ihrem Sound gebastelt haben, hört man der Scheibe durchaus an, denn sie klingt für ein Erstlingswerk erstaunlich reif. Die Songs werden von komplexen, teils fast schon progressiven Strukturen beherrscht, die sich aus groovenden Rock-Riffs, Noise-Attacken, melodischen Teilen und ruhigen, oft leicht psychedelischen Parts zusammensetzen. Trotzdem wirkt nichts zusammengestückelt oder konstruiert, sondern jeder Teil scheint sich wie selbstverständlich aus dem vorhergehenden zu ergeben und jedes Stück lebt von einem ganz eigenen Fluss. Stellenweise fühlt man sich an HOT WATER MUSIC erinnert, THE ORDINARY ME lassen es insgesamt aber dann doch etwas ruhiger und vor allem im Gesang cleaner angehen. Sänger Nicolas macht allerdings durchgehend eine gute Figur und beherrscht souverän alle Stimmlagen, von ruhigen Melodie-Linien bis hin zu wütenden Shouts. Auch der Rest der Band lässt sich nicht lumpen und leistet mehr als solide Arbeit. Am Sound gibt´s ebenfalls nichts zu meckern: An den lauten Stellen wummst es ordentlich, an den ruhigen wird es schön sphärisch und trotzdem hört man immer alle Instrumente heraus. Besonders fällt auf, wie gut der Gesamtsound von Drums und Bass getragen wird, sowohl sound- als auch spieltechnisch. "Breathing In A Reflex" lediglich als interessant oder gut gemacht zu bezeichnen, wird dem Album absolut nicht gerecht, denn es kickt, macht von vorne bis hinten Spaß und hält auch noch jede Menge Ohrwürmer parat. Von solchen Debüts müsste es mehr geben.
V8 Wankers-Sänger Lutz Vegas hat sich mal wieder Zeit genommen und einen feinen Sampler zusammengestellt, knapp ein Jahr nach der zweiten Ausgabe vom "Punk’n’Roll A Licious"-Sampler geht es jetzt in die dritte Runde. Treffsicher hat Mr. Vegas (der im Inlay als stolzer Papa zu sehen ist) Newcomer und Veteranen der internatiolen Punkrock-Szene ausgesucht und bei fast allen Bands einen echten Hit auf den Silberling gebracht. THE TURBO AC’s eröffnen den Reigen als Vertreter der alten Garde und werden von DANKO JONES abgelöst, Kanadas Rock-Export Nummer 1. Die Tracklist sollte für Genre-Freunde keine Wünsche offenlassen und kann auf jeder Rock’n’Roll-Party bestehen. Meine persönlichen Favoriten sind neben den ersten beiden Tracks THE CHUCK NORRIS EXPERIENCE und die wütenden Schwedinnen DISCO VOLANTE, sowie (natürlich) NASHVILLE PUSSY mit einem Track von ihrem aktuellen Album. Abgerundet wird der Sampler durch unterhaltesame Liner Notes aus der Feder Mr. Vegas, der zu jeder Band Wissenswertes und Witziges zu ezählen hat. Ein sehr schöner Sampler, der sein Geld locker wert ist.
THE TURBO A.C’s - Fistful Of Fury
DANKO JONES - First Date
HANOI ROCKS - Talk To The Hand
DEMENTED ARE GO - Skating In The Rain
DISCO VOLANTE - Black Heart
THE EGYPTIAN GAY LOVERS - The Rock
BRUTO AND THE CANIBALS- Mad Dog
THE BONES - Yesterdays Hero
THE CHUCK NORRIS EXPERIMENT - The Roof Is About To Cave In